imported>Picaflor74 K (→Leben) |
imported>Claude J |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Rudolf Kippenhahn''' (* [[24. Mai]] [[1926]] in [[Bärringen]], [[Tschechoslowakei]]) | '''Rudolf Kippenhahn''' (* [[24. Mai]] [[1926]] in [[Pernink|Bärringen]], [[Tschechoslowakei]]; † [[15. November]] [[2020]] in [[Göttingen]])<ref>Achim Weiss, Volker Springel: ''[https://www.mpa-garching.mpg.de/895469/news20201116 Rudolf Kippenhahn (24.5.1926–15.11.2020).]'' Website des Max-Planck-Instituts für Astrophysik, abgerufen am 18. November 2020.</ref> war ein deutscher [[Astrophysik]]er und Wissenschaftsautor. | ||
== Leben == | == Leben und Werk == | ||
Rudolf Kippenhahn erkrankte im Alter von zwei Jahren an [[Poliomyelitis|Kinderlähmung]] und war seither behindert. Bereits während seiner Schulzeit interessierte er sich für Astronomie und absolvierte Ferienpraktika in der Sternwarte in [[Sonneberg]] unter [[Cuno Hoffmeister]]. Nach dem Abitur 1945 studierte er an der [[Universität Erlangen]] Physik und Mathematik; 1951 promovierte er dort in Mathematik bei [[Wilhelm Specht (Mathematiker)|Wilhelm Specht]] mit dem Thema „Der Wertevorrat einer Matrix“.<ref>{{MathGenealogyProject|id=17153}}</ref> | |||
In Erlangen gab es damals keine Astronomie-Vorlesungen, so dass er sich autodidaktisch auf diesem Gebiet weiterbildete. Von 1951 bis 1957 führte ihn dann seine erste Anstellung als Assistent an die Bamberger [[Dr.-Remeis-Sternwarte|Karl-Remeis-Sternwarte]], der damals kleinsten Sternwarte Deutschlands. 1958 [[Habilitation|habilitierte]] Kippenhahn sich in Erlangen („Untersuchungen über rotierende Sterne“)<ref>Veröffentlicht in Zeitschrift für Astrophysik, Band 26, 1958, S. 26, 65</ref> und ging an das [[Max-Planck-Institut für Physik]] in Göttingen, mit dem er im selben Jahr nach München umzog. Ebenfalls 1958 veröffentlichte er, zusammen mit Stefan Temesváry und [[Ludwig Biermann]] eine wegweisende Arbeit zur Sternentwicklung. 1963 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astrophysik unter dessen Gründungsdirektor Ludwig Biermann. Von 1965 bis 1975 war er Professor für Astronomie und Astrophysik in Göttingen und an der dortigen Universitätssternwarte tätig, von 1975 bis 1991 war er als Nachfolger von Biermann Direktor des [[Max-Planck-Institut für Astrophysik|Max-Planck-Instituts für Astrophysik]] (MPA) in München, das unter seiner Leitung 1979 nach Garching bei München zog.<ref>[http://www.mpa-garching.mpg.de/96901/Profile Profil MPA]</ref> Seit 1991 war er als freier [[Schriftsteller]] in Göttingen tätig. Er hat zahlreiche erfolgreiche populärwissenschaftliche Bücher über Astronomie und andere Themen wie [[Kryptologie]] und [[Atomphysik]] veröffentlicht und ein Buch über Astronomie für Kinder. | |||
Kippenhahn, der sich anfangs mit Plasmaphysik befasste, war Ende der 1950er und in den 1960er Jahren ein Pionier in der Computersimulation von Sternaufbau und Sternentwicklung. | Kippenhahn, der sich anfangs mit Plasmaphysik befasste, war Ende der 1950er-Jahre und in den 1960er-Jahren ein Pionier in der Computersimulation von Sternaufbau und Sternentwicklung. Das nach ihm benannte [[Kippenhahn-Diagramm]] erlaubt eine übersichtliche Darstellung zentraler Ergebnisse von Sternsimulationen. In zum Teil mehr als vier Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Zusammenarbeiten – vor allem mit H.C. Thomas, Emmi Hofmeister und [[Alfred Weigert]] – schuf er die Grundlagen zum Verständnis der Sternentwicklung, die auch noch Jahrzehnte später als Stand der Technik gelten. | ||
Seit 1970 | Seit 1970 war er Mitglied der [[Göttinger Akademie der Wissenschaften]], seit 1972 der [[Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|98|Name=Rudolf Kippenhahn|Kommentar=|Datum=15. Juli 2016}}</ref> Im Jahre 2005 ehrte ihn die [[Royal Astronomical Society]] mit der [[Eddington-Medaille]] für seine wissenschaftlichen Verdienste um die Berechnung des Sternaufbaus und der Sternentwicklung. | ||
Von Kippenhahn stammt der berühmte astrologiekritische Ausspruch | Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer engagierte sich Kippenhahn auch früh und mit großer Freude bei der Wissensvermittlung an die interessierte Öffentlichkeit. Dies wird nicht zuletzt durch die lange Liste der von ihm verfassten populärwissenschaftlichen Bücher und Zeitschriftenartikel bezeugt sowie durch seine zahlreichen Radiointerviews, Fernsehsendungen und Vorträge. Er war als unterhaltsamer und humorvoller Redner bekannt. | ||
Kippenhahn war auch in der astronomischen Community engagiert. So diente er von 1966 bis 1969 der [[Astronomische Gesellschaft|Astronomischen Gesellschaft]] als Vorsitzender, im Anschluss drei Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Von 1980 bis 1986 war er Vorsitzender des [[Rat Deutscher Sternwarten|Rats westdeutscher Sternwarten]]. Zudem war er von 1985 bis 1991 Vizepräsident der [[Internationale Astronomische Union|Internationalen Astronomischen Union]]. | |||
Von Kippenhahn stammt der berühmte astrologiekritische Ausspruch „Die Sterne lügen nicht – sie schweigen!“. | |||
== Kippenhahn-Preis == | == Kippenhahn-Preis == | ||
Seit 2008 verleiht das Max-Planck-Institut für Astrophysik den von Kippenhahn gestifteten Kippenhahn-Preis für die | Seit 2008 verleiht das Max-Planck-Institut für Astrophysik den von Kippenhahn gestifteten Kippenhahn-Preis für die „beste wissenschaftliche Arbeit eines Studenten am MPA“ aus dem Vorjahr.<ref>siehe Berichte über die Auszeichnung unter [http://www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news1210_aaa/news1210_aaa-de.html], [http://www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news1006_kippenhahn/news1006_kippenhahn-de.html] und [http://www.mpa-garching.mpg.de/mpa/institute/news_archives/news1310_bbb/news1310_bbb-de.html]</ref> | ||
== Auszeichnungen == | == Ehrungen und Auszeichnungen == | ||
* 1973: [[Carus-Preis#Carus-Medaille|Carus-Medaille]] der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina | * 1973: [[Carus-Preis#Carus-Medaille|Carus-Medaille]] der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina | ||
* 1974: [[Carus-Preis#Carus-Preis der Stadt Schweinfurt|Carus-Preis der Stadt Schweinfurt]] | * 1974: [[Carus-Preis#Carus-Preis der Stadt Schweinfurt|Carus-Preis der Stadt Schweinfurt]] | ||
* 1992: [[Bruno-H.-Bürgel-Preis]]<ref> | * 1992: [[Bruno-H.-Bürgel-Preis]] der [[Astronomische Gesellschaft|Astronomischen Gesellschaft]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.astronomische-gesellschaft.org/de/aktivitaeten/preise/buergel |titel=Preisträger des Bruno-H.-Bürgel-Förderpreises |hrsg=Astronomische Gesellschaft |abruf=2018-11-16}}</ref> | ||
* 1980: Mitglied der [[Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste|Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste]] | * 1980: Mitglied der [[Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste|Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste]] | ||
* 1984: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]] (Verdienstkreuz 1. Klasse) | |||
* 1986: [[Lorenz-Oken-Medaille]] der [[Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte]] | * 1986: [[Lorenz-Oken-Medaille]] der [[Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte]] | ||
* 1991: Namensgeber für den Asteroiden [[(2947) Kippenhahn]] | * 1991: Namensgeber für den Asteroiden des inneren Hauptgürtels [[(2947) Kippenhahn]]<ref name="SpringerDictionary">{{Literatur |Autor=[[Lutz D. Schmadel]] |Hrsg=Lutz D. Schmadel |Titel=Dictionary of Minor Planet Names |TitelErg=Fifth Revised and Enlarged Edition |Auflage=5 |Verlag=[[Springer Spektrum|Springer Verlag]] |Ort=[[Berlin]], [[Heidelberg]] |Datum=2003 |ISBN=978-3-540-29925-7 |Seiten=186 |Sprache=en |Originaltitel=Dictionary of Minor Planet Names |VerlagEA=Springer Verlag |OrtEA=Berlin, Heidelberg |JahrEA=1992 |Online=[https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-540-29925-7_2948 link.springer.com] |Format=online |KBytes= |Abruf=2019-09-23 |Umfang=992 |Zitat=1955 QP<sub>1</sub>. Discovered 1955 Aug. 22 by I. Groeneveld at Heidelberg.}}</ref> | ||
* 1996: [[Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik]] der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)]] | |||
* 2005: [[Eddington-Medaille]] | * 2005: [[Eddington-Medaille]] der Royal Astronomical Society | ||
* 2007: [[Karl-Schwarzschild-Medaille]] der Astronomischen Gesellschaft.<ref> | * 2007: [[Karl-Schwarzschild-Medaille]] der Astronomischen Gesellschaft.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.astronomische-gesellschaft.org/de/aktivitaeten/preise/schwarzschild |titel=Preisträger der Karl-Schwarzschild-Medaille |hrsg=Astronomische Gesellschaft |abruf=2018-11-16}}</ref> | ||
* 2016: Ehrenmitgliedschaft der Astronomischen Gesellschaft | * 2016: Ehrenmitgliedschaft der Astronomischen Gesellschaft | ||
== | == Schriften (Auswahl) == | ||
=== Wissenschaftliche Werke === | === Wissenschaftliche Werke === | ||
* R. Kippenhahn, [[Alfred Weigert]]: ''Stellar Structure and Evolution''. Springer-Verlag Berlin, 1990 (2. Auflage mit Achim Weiss 2012). ISBN 3-540-58013-1, ISBN 0-387-58013-1, {{bibcode|1990sse..book.....K}} | * R. Kippenhahn, [[Alfred Weigert]]: ''Stellar Structure and Evolution''. Springer-Verlag Berlin, 1990 (2. Auflage mit Achim Weiss 2012). ISBN 3-540-58013-1, ISBN 0-387-58013-1, {{bibcode|1990sse..book.....K}} | ||
Zeile 43: | Zeile 47: | ||
* ''Streng geheim! Wie man Botschaften verschlüsselt und Zahlencodes knackt'', Rowohlt TB 2002 | * ''Streng geheim! Wie man Botschaften verschlüsselt und Zahlencodes knackt'', Rowohlt TB 2002 | ||
* ''Amor und der Abstand zur Sonne. Geschichten aus meinem Kosmos'', Piper 2001 | * ''Amor und der Abstand zur Sonne. Geschichten aus meinem Kosmos'', Piper 2001 | ||
* mit Wolfram Knapp: ''Schwarze Sonne, roter Mond. Die | * mit Wolfram Knapp: ''Schwarze Sonne, roter Mond. Die Jahrhundertfinsternis'', DVA 1999 | ||
*mit Andreas Burkert: ''Die Milchstraße'', Beck 1996 | * mit Andreas Burkert: ''Die Milchstraße'', Beck 1996 | ||
* ''Atom: Forschung zwischen Faszination und Schrecken'', Piper 1994 | * ''Atom: Forschung zwischen Faszination und Schrecken'', Piper 1994 | ||
* ''Abenteuer Weltall'', 1991, Deutscher Bücherbund 1992 | * ''Abenteuer Weltall'', 1991, Deutscher Bücherbund 1992 | ||
Zeile 58: | Zeile 62: | ||
*[http://www.zeit.de/1992/53/ein-planet-traegt-seinen-namen Ulrich Schnabel, Ein Planet trägt seinen Namen, Die Zeit, 25. Dezember 1992] | *[http://www.zeit.de/1992/53/ein-planet-traegt-seinen-namen Ulrich Schnabel, Ein Planet trägt seinen Namen, Die Zeit, 25. Dezember 1992] | ||
*[https://www.astronomie.de/astronomie-fuer-kinder/die-astrokids/berichte/interview-kippenhahn/ Interview bei Astronomie.de, 2004] | *[https://www.astronomie.de/astronomie-fuer-kinder/die-astrokids/berichte/interview-kippenhahn/ Interview bei Astronomie.de, 2004] | ||
*[https://www.astronomische-gesellschaft.de/de/mitgliedschaft/nachrufe/rudolf-kippenhahn-1926-2020 Nachruf der Astronomischen Gesellschaft], verfasst von Joachim Wambsganß, Achim Weiß und Wolfgang J. Duschl | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> | ||
{{Normdaten|TYP=p|GND=115579346|LCCN= | {{Normdaten|TYP=p|GND=115579346|LCCN=n83024278|NDL=00469592|VIAF=108946933}} | ||
{{SORTIERUNG:Kippenhahn, Rudolf}} | {{SORTIERUNG:Kippenhahn, Rudolf}} | ||
[[Kategorie:Astronom (20. Jahrhundert)]] | [[Kategorie:Astronom (20. Jahrhundert)]] | ||
[[Kategorie:Astrophysiker]] | [[Kategorie:Astrophysiker]] | ||
[[Kategorie:Sonnenforscher]] | |||
[[Kategorie:Person (Klassische Kryptologie)]] | |||
[[Kategorie:Hochschullehrer (Georg-August-Universität Göttingen)]] | [[Kategorie:Hochschullehrer (Georg-August-Universität Göttingen)]] | ||
[[Kategorie:Sachbuchautor (Astrophysik)]] | |||
[[Kategorie:Sachbuchautor (Astronomie)]] | |||
[[Kategorie:Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste]] | [[Kategorie:Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste]] | ||
[[Kategorie:Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] | [[Kategorie:Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] | ||
Zeile 74: | Zeile 82: | ||
[[Kategorie:Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] | [[Kategorie:Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] | ||
[[Kategorie:Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft]] | [[Kategorie:Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft]] | ||
[[Kategorie:Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft]] | [[Kategorie:Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft]] | ||
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]] | |||
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]] | |||
[[Kategorie:Tschechoslowake]] | [[Kategorie:Tschechoslowake]] | ||
[[Kategorie:Deutscher]] | [[Kategorie:Deutscher]] | ||
[[Kategorie:Geboren 1926]] | [[Kategorie:Geboren 1926]] | ||
[[Kategorie:Gestorben 2020]] | |||
[[Kategorie:Mann]] | [[Kategorie:Mann]] | ||
Zeile 87: | Zeile 97: | ||
|GEBURTSDATUM=24. Mai 1926 | |GEBURTSDATUM=24. Mai 1926 | ||
|GEBURTSORT=[[Bärringen]], [[Tschechien]] | |GEBURTSORT=[[Bärringen]], [[Tschechien]] | ||
|STERBEDATUM= | |STERBEDATUM=15. November 2020 | ||
|STERBEORT= | |STERBEORT=[[Göttingen]] | ||
}} | }} |
Rudolf Kippenhahn (* 24. Mai 1926 in Bärringen, Tschechoslowakei; † 15. November 2020 in Göttingen)[1] war ein deutscher Astrophysiker und Wissenschaftsautor.
Rudolf Kippenhahn erkrankte im Alter von zwei Jahren an Kinderlähmung und war seither behindert. Bereits während seiner Schulzeit interessierte er sich für Astronomie und absolvierte Ferienpraktika in der Sternwarte in Sonneberg unter Cuno Hoffmeister. Nach dem Abitur 1945 studierte er an der Universität Erlangen Physik und Mathematik; 1951 promovierte er dort in Mathematik bei Wilhelm Specht mit dem Thema „Der Wertevorrat einer Matrix“.[2]
In Erlangen gab es damals keine Astronomie-Vorlesungen, so dass er sich autodidaktisch auf diesem Gebiet weiterbildete. Von 1951 bis 1957 führte ihn dann seine erste Anstellung als Assistent an die Bamberger Karl-Remeis-Sternwarte, der damals kleinsten Sternwarte Deutschlands. 1958 habilitierte Kippenhahn sich in Erlangen („Untersuchungen über rotierende Sterne“)[3] und ging an das Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen, mit dem er im selben Jahr nach München umzog. Ebenfalls 1958 veröffentlichte er, zusammen mit Stefan Temesváry und Ludwig Biermann eine wegweisende Arbeit zur Sternentwicklung. 1963 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astrophysik unter dessen Gründungsdirektor Ludwig Biermann. Von 1965 bis 1975 war er Professor für Astronomie und Astrophysik in Göttingen und an der dortigen Universitätssternwarte tätig, von 1975 bis 1991 war er als Nachfolger von Biermann Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik (MPA) in München, das unter seiner Leitung 1979 nach Garching bei München zog.[4] Seit 1991 war er als freier Schriftsteller in Göttingen tätig. Er hat zahlreiche erfolgreiche populärwissenschaftliche Bücher über Astronomie und andere Themen wie Kryptologie und Atomphysik veröffentlicht und ein Buch über Astronomie für Kinder.
Kippenhahn, der sich anfangs mit Plasmaphysik befasste, war Ende der 1950er-Jahre und in den 1960er-Jahren ein Pionier in der Computersimulation von Sternaufbau und Sternentwicklung. Das nach ihm benannte Kippenhahn-Diagramm erlaubt eine übersichtliche Darstellung zentraler Ergebnisse von Sternsimulationen. In zum Teil mehr als vier Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Zusammenarbeiten – vor allem mit H.C. Thomas, Emmi Hofmeister und Alfred Weigert – schuf er die Grundlagen zum Verständnis der Sternentwicklung, die auch noch Jahrzehnte später als Stand der Technik gelten.
Seit 1970 war er Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften, seit 1972 der Leopoldina.[5] Im Jahre 2005 ehrte ihn die Royal Astronomical Society mit der Eddington-Medaille für seine wissenschaftlichen Verdienste um die Berechnung des Sternaufbaus und der Sternentwicklung.
Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer engagierte sich Kippenhahn auch früh und mit großer Freude bei der Wissensvermittlung an die interessierte Öffentlichkeit. Dies wird nicht zuletzt durch die lange Liste der von ihm verfassten populärwissenschaftlichen Bücher und Zeitschriftenartikel bezeugt sowie durch seine zahlreichen Radiointerviews, Fernsehsendungen und Vorträge. Er war als unterhaltsamer und humorvoller Redner bekannt.
Kippenhahn war auch in der astronomischen Community engagiert. So diente er von 1966 bis 1969 der Astronomischen Gesellschaft als Vorsitzender, im Anschluss drei Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Von 1980 bis 1986 war er Vorsitzender des Rats westdeutscher Sternwarten. Zudem war er von 1985 bis 1991 Vizepräsident der Internationalen Astronomischen Union.
Von Kippenhahn stammt der berühmte astrologiekritische Ausspruch „Die Sterne lügen nicht – sie schweigen!“.
Seit 2008 verleiht das Max-Planck-Institut für Astrophysik den von Kippenhahn gestifteten Kippenhahn-Preis für die „beste wissenschaftliche Arbeit eines Studenten am MPA“ aus dem Vorjahr.[6]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kippenhahn, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astrophysiker und Wissenschaftsautor |
GEBURTSDATUM | 24. Mai 1926 |
GEBURTSORT | Bärringen, Tschechien |
STERBEDATUM | 15. November 2020 |
STERBEORT | Göttingen |