Rudolf Kohlrausch: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:WP Rudolf Kohlrausch.jpg|mini|Rudolf Kohlrausch. Nach einer Fotografie angefertigte Federzeichnung von [[Ferdinand Justi]].]]
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'''Rudolf Hermann Arndt Kohlrausch''' (* [[6. November]] [[1809]] in [[Göttingen]]; † [[8. März]] [[1858]] in  [[Erlangen]]) war ein deutscher Physiker und Universitätsprofessor.
'''Rudolf Hermann Arndt Kohlrausch''' (* [[6. November]] [[1809]] in [[Göttingen]]; † [[8. März]] [[1858]] in  [[Erlangen]]) war ein deutscher Physiker und Universitätsprofessor.


== Leben ==
== Leben ==
Kohlrausch, Sohn des Königlich Hannoverschen Generalschuldirektors [[Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch]], studierte Mathematik und Physik an den Universitäten in [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Bonn]] und [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]], wo er 1832 zum ''Dr. phil.'' [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. Von 1833 bis 1835 war er dann Lehrer für Physik und Mathematik zunächst an der [[Ritterakademie (Lüneburg)|Ritterakademie]] in [[Lüneburg]], danach von 1835 bis 1849 am [[Ernestinum Rinteln|Gymnasium]]<ref>''Das Rintelner Gymnasium im Spiegel der Zeit 1817–1967'' hrsg. vom Gymnasium Ernestinum. Bösendahl, Rinteln 1967, S. 96</ref> in [[Rinteln]]. 1849 wurde er zum Professor am [[Polytechnikum]] in [[Kassel#19. Jahrhundert bis Zweiter Weltkrieg|Kassel]] ernannt, von wo er 1851 aus politischen Gründen an das [[Gymnasium Philippinum (Marburg)|Gymnasium]] in [[Marburg]] wechselte. 1853 wurde er [[Professor#Außerplanmäßige Professoren|außerordentlicher Professor]] für Physik an der dortigen [[Philipps-Universität Marburg|Universität]] und 1857 [[Professor#Universitätsprofessoren|ordentlicher Professor]] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität]] in [[Erlangen]]. 1856 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>{{Literatur|Autor=Holger Krahnke|Titel=Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751-2001|Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht|Ort=Göttingen|Datum=2001|Seiten=136|ISBN=3-525-82516-1}}</ref> Er war der Vater der Physiker [[Friedrich Kohlrausch (Physiker)|Friedrich Kohlrausch]] und [[Wilhelm Kohlrausch]].
Kohlrausch, Sohn des Königlich Hannoverschen Generalschuldirektors [[Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch]], studierte Mathematik und Physik an den Universitäten in [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Bonn]] und [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]], wo er 1832 zum ''Dr. phil.'' [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. Von 1833 bis 1835 war er Lehrer für Physik und Mathematik zunächst an der [[Ritterakademie (Lüneburg)|Ritterakademie]] in [[Lüneburg]], danach von 1835 bis 1849 am [[Ernestinum Rinteln|Gymnasium]]<ref>''Das Rintelner Gymnasium im Spiegel der Zeit 1817–1967'' hrsg. vom Gymnasium Ernestinum. Bösendahl, Rinteln 1967, S. 96</ref> in [[Rinteln]]. 1849 wurde er zum Professor am [[Polytechnikum]] in [[Kassel#19. Jahrhundert bis Zweiter Weltkrieg|Kassel]] ernannt, von wo er 1851 aus politischen Gründen an das [[Gymnasium Philippinum (Marburg)|Gymnasium]] in [[Marburg]] wechselte. 1853 wurde er [[Professor#Außerplanmäßige Professoren|außerordentlicher Professor]] für Physik an der dortigen [[Philipps-Universität Marburg|Universität]] und 1857 [[Professor#Universitätsprofessoren|ordentlicher Professor]] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität]] in [[Erlangen]]. 1856 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>Holger Krahnke: ''Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse.'' Folge 3, Bd. 246 = ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.'' Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 136.</ref> Er war der Vater der Physiker [[Friedrich Kohlrausch (Physiker)|Friedrich Kohlrausch]] und [[Wilhelm Kohlrausch]] sowie des Agrarchemikers Otto Kohlrausch.<ref>[[Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950]]: [https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kohlrausch_Otto_1842_1887.xml Otto Kohlrausch]</ref>


== Werk ==
== Werk ==
Gemeinsam mit [[Wilhelm Eduard Weber]] bestimmte er das Verhältnis von elektrostatischen und elektromagnetischen Einheiten und bestätigte damit eine der Folgerungen aus den [[Maxwell-Gleichungen]].
Gemeinsam mit [[Wilhelm Eduard Weber]] bestimmte er das Verhältnis von elektrostatischen und elektromagnetischen Einheiten und bestätigte damit eine der Folgerungen aus den [[Maxwell-Gleichungen]].


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die jedem neueren [[elektromagnetische Einheiten|elektromagnetischen Einheitensystem]] zugrunde liegt. Er berichtete erstmals 1854 (Brief an [[Andreas von Ettingshausen]]) über vorläufige Ergebnisse; veröffentlicht wurden die Messungen aber erst [[1864]] von Weber.
die jedem neueren [[elektromagnetische Einheiten|elektromagnetischen Einheitensystem]] zugrunde liegt. Er berichtete erstmals 1854 (Brief an [[Andreas von Ettingshausen]]) über vorläufige Ergebnisse; veröffentlicht wurden die Messungen aber erst [[1864]] von Weber.


Er untersuchte den „elektrischen Rückstand“ in der [[Leydener Flasche]]<ref>{{Literatur |Autor=Rudolf Kohlrausch |Titel=Theorie des elektrischen Rückstandes in der Leidner Flasche |Sammelwerk=Annalen der Physik und Chemie |Band=Bd.&nbsp;91 |Jahr=1854 |Seiten=56–82, 179–214 |Online=[http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15176w.image.f68.pagination online (S.&nbsp;56–82)] [http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15176w.image.f195.pagination online (S.&nbsp;179–214)]}}</ref>, in heutigem Verständnis die [[Relaxation (Naturwissenschaft)|Relaxation]] der [[Polarisation (Elektrizität)|Polarisation]] eines Glases, und führte dafür die [[gestreckte Exponentialfunktion]]
Er untersuchte den „elektrischen Rückstand“ in der [[Leydener Flasche]]<ref>{{Literatur |Autor=Rudolf Kohlrausch |Titel=Theorie des elektrischen Rückstandes in der Leidner Flasche |Sammelwerk=Annalen der Physik und Chemie |Band=Bd.&nbsp;91 |Jahr=1854 |Seiten=56–82, 179–214 |Online=[https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15176w.image.f68.pagination Online S.&nbsp;56–82] und [https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15176w.image.f195.pagination Online S.&nbsp;179–214]}}</ref>, in heutigem Verständnis die [[Relaxation (Naturwissenschaft)|Relaxation]] der [[Polarisation (Elektrizität)|Polarisation]] eines Glases, und führte dafür die [[gestreckte Exponentialfunktion]]


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ein, die heute auch „Kohlrausch-Funktion“ oder „Kohlrausch-Williams-Watts-Funktion“ genannt wird. Sie wurde 1970 von Graham Williams und David Watts wiederentdeckt.
ein, die heute auch „Kohlrausch-Funktion“ oder „Kohlrausch-Williams-Watts-Funktion“ genannt wird. Sie wurde 1970 von Graham Williams und David Watts wiederentdeckt.
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Aktuelle Version vom 14. Februar 2022, 21:38 Uhr

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Rudolf Kohlrausch. Nach einer Fotografie angefertigte Federzeichnung von Ferdinand Justi.

Rudolf Hermann Arndt Kohlrausch (* 6. November 1809 in Göttingen; † 8. März 1858 in Erlangen) war ein deutscher Physiker und Universitätsprofessor.

Leben

Kohlrausch, Sohn des Königlich Hannoverschen Generalschuldirektors Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch, studierte Mathematik und Physik an den Universitäten in Bonn und Göttingen, wo er 1832 zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1833 bis 1835 war er Lehrer für Physik und Mathematik zunächst an der Ritterakademie in Lüneburg, danach von 1835 bis 1849 am Gymnasium[1] in Rinteln. 1849 wurde er zum Professor am Polytechnikum in Kassel ernannt, von wo er 1851 aus politischen Gründen an das Gymnasium in Marburg wechselte. 1853 wurde er außerordentlicher Professor für Physik an der dortigen Universität und 1857 ordentlicher Professor an der Universität in Erlangen. 1856 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] Er war der Vater der Physiker Friedrich Kohlrausch und Wilhelm Kohlrausch sowie des Agrarchemikers Otto Kohlrausch.[3]

Werk

Gemeinsam mit Wilhelm Eduard Weber bestimmte er das Verhältnis von elektrostatischen und elektromagnetischen Einheiten und bestätigte damit eine der Folgerungen aus den Maxwell-Gleichungen.

$ c_{0}^{2}={\frac {1}{\epsilon _{0}\cdot \mu _{0}}} $

die jedem neueren elektromagnetischen Einheitensystem zugrunde liegt. Er berichtete erstmals 1854 (Brief an Andreas von Ettingshausen) über vorläufige Ergebnisse; veröffentlicht wurden die Messungen aber erst 1864 von Weber.

Er untersuchte den „elektrischen Rückstand“ in der Leydener Flasche[4], in heutigem Verständnis die Relaxation der Polarisation eines Glases, und führte dafür die gestreckte Exponentialfunktion

$ \mathrm {e} ^{-({\frac {t}{\tau }})^{\beta }} $

ein, die heute auch „Kohlrausch-Funktion“ oder „Kohlrausch-Williams-Watts-Funktion“ genannt wird. Sie wurde 1970 von Graham Williams und David Watts wiederentdeckt.

Literatur

  • Eugen LommelKohlrausch, Rudolf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 452 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Rintelner Gymnasium im Spiegel der Zeit 1817–1967 hrsg. vom Gymnasium Ernestinum. Bösendahl, Rinteln 1967, S. 96
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 136.
  3. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950: Otto Kohlrausch
  4. Rudolf Kohlrausch: Theorie des elektrischen Rückstandes in der Leidner Flasche. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 91, 1854, S. 56–82, 179–214 (Online S. 56–82 und Online S. 179–214).