Sandfischeffekt: Unterschied zwischen den Versionen

Sandfischeffekt: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Rmcharb
(tk)
 
imported>Summ
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Apothekerskink01.jpg|thumb|Ein [[Apothekerskink]] (''Scincus scincus'')]]
[[Bild:Apothekerskink01.jpg|mini|Ein [[Apothekerskink]] (''Scincus scincus'')]]
Als '''Sandfischeffekt''' bezeichnet man die [[abrieb]]s- und [[reibung]]sarme Eigenschaft der Haut einiger wüstenbewohnender Reptilien. Bisher ist er von drei [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] bekannt: Den [[Apothekerskink|Sandfische]]n (''Scincus''), den [[Sandschleichen]] (''Sphenops'') und den [[Echte Sandboas|Echten Sandboas]] (''Eryx''). Bei diesen [[Reptilien]] entwickelte sich die spezielle Struktur der Haut jeweils [[Konvergenz (Biologie)|konvergent]] als eine Anpassung an die im Wüstensand grabende Lebensweise.
Als '''Sandfischeffekt''' bezeichnet man die [[abrieb]]s- und [[reibung]]reduzierenden Merkmale des Panzers einiger wüstenbewohnender [[Reptilien]]. Bisher ist er von drei [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] bekannt: Den [[Apothekerskink|Sandfische]]n (''Scincus''), den [[Sandschleichen]] (''Sphenops'') und den [[Echte Sandboas|Echten Sandboas]] (''Eryx''). Es wird angenommen, dass diese Reptilien die spezielle Struktur der Haut jeweils [[Konvergenz (Biologie)|konvergent]] als eine Anpassung an die im Wüstensand grabende Lebensweise entwickelten.


Die [[Hautschuppe|Schuppen]] sind wie bei anderen Reptilien aus [[Keratin]] gebildet, die Eigenschaften beruhen auf der Mikrostruktur. Unter dem [[Rasterelektronenmikroskop]] zeigen die Schuppen in Abständen von etwa 8 Mikrometern quer verlaufende Schwellenstrukturen von etwa einem Mikrometer Durchmesser und Höhe. Bei Rückenschuppen sind zudem dornenartige Fortsätze („Nano-Spikes“, 40 [[Nanometer|nm]]) auf den Schwellenstrukturen zu erkennen. Auf ein Sandkorn kommen im Schnitt 38 Schwellen; sie fungieren als „Bürsten“, welche fest an den Sandkörnern haftende [[Tonminerale|Tonmineralien]]-Schichten abtragen, dies vermindert den [[Reibungskoeffizient]] signifikant. Dadurch wird verhindert, dass sich die Tonmineralien an der Haut absetzen; die Minerale an den Schwellen selber konnten in einem Versuch bereits durch leichtes Pusten oder einen weichen Pinsel entfernt werden.
Die [[Hautschuppe|Schuppen]] sind wie bei anderen Reptilien aus [[Keratin]] gebildet, die eine besondere Mikrostruktur besitzen. Unter dem [[Rasterelektronenmikroskop]] zeigen die Schuppen in Abständen von etwa 8 Mikrometern quer verlaufende Schwellenstrukturen von etwa einem Mikrometer Durchmesser und Höhe. Bei Rückenschuppen sind zusätzlich dornenartige Fortsätze („Nano-Spikes“, 40 [[Nanometer|nm]]) auf den Schwellenstrukturen zu erkennen. Der Durchmesser eines durchschnittlichen Sandkorns entspricht im Schnitt der Ausdehnung von 38 Schwellen. Sie fungieren als „Bürsten“, welche fest an den Sandkörnern haftende [[Tonminerale|Tonmineralien]]-Schichten abstreifen. Dies vermindert den [[Reibungskoeffizient]] signifikant. Dadurch wird auch verhindert, dass sich die Tonmineralien an der Haut absetzen. Die Tonminerale konnten in einem Versuch von den Schwellen durch leichtes Pusten oder einen weichen Pinsel entfernt werden.


Die Schuppenstruktur verhindert auch den durch Festfressen kleiner Partikel verursachten Abrieb der Schuppen.
Die Struktur der Schuppen verhindert auch deren Abnutzung.


Aufgrund dieses Feinbaus können die genannten Reptilien sich schnell im Sand fortbewegen, ähnlich dem Schwimmen im Wasser. In Versuchen zeigte sich, dass die Schuppen dieser Reptilien abriebs- und reibungsärmer als konventionelle Materialien wie etwa Stahl sind, daher ist der Sandfischeffekt ein aktuelles Forschungsgebiet der [[Bionik]].
Aufgrund dieser Merkmale können sich die Reptilien schnell im Sand fortbewegen, ähnlich dem Schwimmen im Wasser. In Versuchen zeigte sich, dass die Schuppen dieser Reptilien abriebs- und reibungsärmer als konventionelle Materialien wie etwa Stahl sind.
 
Der Sandfischeffekt ist ein aktuelles Forschungsgebiet der [[Bionik]].
 
== Siehe auch ==
* [[Lotuseffekt]]


== Literatur ==
== Literatur ==
Zeile 12: Zeile 17:


[[Kategorie:Bionik]]
[[Kategorie:Bionik]]
[[Kategorie:Tribologie]]
[[Kategorie:Technische Tribologie]]

Aktuelle Version vom 12. August 2020, 09:14 Uhr

Ein Apothekerskink (Scincus scincus)

Als Sandfischeffekt bezeichnet man die abriebs- und reibungreduzierenden Merkmale des Panzers einiger wüstenbewohnender Reptilien. Bisher ist er von drei Gattungen bekannt: Den Sandfischen (Scincus), den Sandschleichen (Sphenops) und den Echten Sandboas (Eryx). Es wird angenommen, dass diese Reptilien die spezielle Struktur der Haut jeweils konvergent als eine Anpassung an die im Wüstensand grabende Lebensweise entwickelten.

Die Schuppen sind wie bei anderen Reptilien aus Keratin gebildet, die eine besondere Mikrostruktur besitzen. Unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigen die Schuppen in Abständen von etwa 8 Mikrometern quer verlaufende Schwellenstrukturen von etwa einem Mikrometer Durchmesser und Höhe. Bei Rückenschuppen sind zusätzlich dornenartige Fortsätze („Nano-Spikes“, 40 nm) auf den Schwellenstrukturen zu erkennen. Der Durchmesser eines durchschnittlichen Sandkorns entspricht im Schnitt der Ausdehnung von 38 Schwellen. Sie fungieren als „Bürsten“, welche fest an den Sandkörnern haftende Tonmineralien-Schichten abstreifen. Dies vermindert den Reibungskoeffizient signifikant. Dadurch wird auch verhindert, dass sich die Tonmineralien an der Haut absetzen. Die Tonminerale konnten in einem Versuch von den Schwellen durch leichtes Pusten oder einen weichen Pinsel entfernt werden.

Die Struktur der Schuppen verhindert auch deren Abnutzung.

Aufgrund dieser Merkmale können sich die Reptilien schnell im Sand fortbewegen, ähnlich dem Schwimmen im Wasser. In Versuchen zeigte sich, dass die Schuppen dieser Reptilien abriebs- und reibungsärmer als konventionelle Materialien wie etwa Stahl sind.

Der Sandfischeffekt ist ein aktuelles Forschungsgebiet der Bionik.

Siehe auch

  • Lotuseffekt

Literatur