Seymour Benzer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Seymour Benzer''' (* [[15. Oktober]] [[1921]] in [[New York City]]; † [[30. November]] [[2007]] in [[Pasadena (Kalifornien)]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Biophysiker]]. Er galt als einer der renommiertesten Molekularbiologen seiner Zeit.<ref>[http://www.pr-inside.com/de/us-biologe-benzer-gestorben-r327050.htm „US-Biologe Benzer gestorben“], PR-inside.com, 1. Dezember 2007</ref>
'''Seymour Benzer''' (* [[15. Oktober]] [[1921]] in [[New York City]]; † [[30. November]] [[2007]] in [[Pasadena (Kalifornien)]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Biophysiker]]. Er galt als einer der renommiertesten Molekularbiologen seiner Zeit.


== Leben ==
== Leben ==
Benzer, Sohn der 1910 nach New York eingewanderten jüdisch-polnischen Familie "Sochaczew", wurde in der [[Bronx|South Bronx]] geboren und wuchs in [[Bensonhurst]], New York, auf. Er studierte [[Physik]] am Brooklyn College und an der [[Purdue University]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] arbeitete er am Lehrstuhl von [[Karl Lark-Horovitz]] (1892–1958) an einem Radarprojekt.
Benzer, Sohn der 1910 nach New York eingewanderten jüdisch-polnischen Familie „Sochaczew“, wurde in der [[Bronx|South Bronx]] geboren und wuchs in [[Bensonhurst]], New York, auf. Er studierte [[Physik]] am Brooklyn College und an der [[Purdue University]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] arbeitete er am Lehrstuhl von [[Karl Lark-Horovitz]] (1892–1958) an einem [[Radar]]<nowiki />projekt.


1947 absolvierte er seinen [[PhD]] an der Purdue University im Bereich der [[Kondensierte Materie|Kondensierten Materie]]. Er lehrte ab 1947 an der Purdue University. Benzer wechselte durch das Werk von [[Erwin Schrödinger]] ''"Was ist Leben? – Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet."'' frühzeitig in die [[Biologie]] und [[Biophysik]] und besuchte Lehrveranstaltungen von [[Max Delbrück (Biophysiker)|Max Delbrück]] am [[Cold Spring Harbor Laboratory]].
1947 absolvierte er seinen [[PhD]] an der Purdue University im Bereich der [[Kondensierte Materie|Kondensierten Materie]]. 1947 wurde er Professor an der Purdue University. Angeregt durch das Werk von [[Erwin Schrödinger]] ''„Was ist Leben? – Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet.'' wechselte Benzer frühzeitig in die [[Biologie]] und [[Biophysik]] und besuchte Lehrveranstaltungen von [[Max Delbrück (Biophysiker)|Max Delbrück]] am [[Cold Spring Harbor Laboratory]].


Er wurde 1953 zum "[[Associate Professor]]" und 1958 zum ordentlichen [[Professor]] ernannt.
Er wurde 1953 zum ''[[Associate Professor]]'' und 1958 zum ordentlichen [[Professor]] ernannt.


Er ließ sich an der Purdue University beurlauben und forschte am [[Oak Ridge National Laboratory]] des [[California Institute of Technology]] (Caltech) und dem [[Institut Pasteur]]. Insbesondere setzte er sich mit den Forschungen der Molekularbiologen [[Renato Dulbecco]], [[Salvador Edward Luria]] und [[James Watson]] auseinander.  1957/58 arbeitete er am Caltech in der Forschungsgruppe von [[Francis Crick]] und am [[Cavendish-Laboratorium]] zusammen mit [[Sydney Brenner]], [[William Lawrence Bragg]], [[George Streisinger]] (1927–1984) und [[Sewell Champe]].
Er ließ sich an der Purdue University beurlauben und forschte am [[Oak Ridge National Laboratory]] des [[California Institute of Technology]] (Caltech) und dem [[Institut Pasteur]]. Insbesondere setzte er sich mit den Forschungen der Molekularbiologen [[Renato Dulbecco]], [[Salvador Edward Luria]] und [[James Watson]] auseinander.  1957/58 arbeitete er am Caltech in der Forschungsgruppe von [[Francis Crick]] und am [[Cavendish-Laboratorium]] zusammen mit [[Sydney Brenner]], [[William Lawrence Bragg]], [[George Streisinger]] (1927–1984) und [[Sewell Champe]].


1961 erfolgte die Ernennung zum "Stuart Distinguished Professor of Biophysics" an der Purdue University. 1966 war er im Forschungslabor von [[Roger Sperry]] tätig.
1961 erfolgte die Ernennung zum ''Stuart Distinguished Professor of Biophysics'' an der Purdue University. 1966 war er im Forschungslabor von [[Roger Sperry]] tätig.


1967 wurde er Professor der Fakultät für Biologie am Caltech. Er war von 1975 bis 1992 ''James G. Boswell Professor of Neuroscience'' am California Institute of Technology. Nach seiner [[Emeritierung]] 1992 war er weiterhin an der Universität tätig.
1967 wurde er Professor der Fakultät für Biologie am Caltech. Er war von 1975 bis 1992 ''James G. Boswell Professor of Neuroscience'' am California Institute of Technology. Nach seiner [[Emeritierung]] 1992 war er bis zu seinem Tod weiterhin an der Universität tätig.


Er starb an den Folgen eines [[Schlaganfall]]s.
Er starb an den Folgen eines [[Schlaganfall]]s.<ref>{{Literatur |Autor=Mark A Tanouye |Titel=Seymour Benzer 1921–2007 |Sammelwerk=Nature Genetics |Band=40 |Nummer=2 |Datum=2008 |DOI=10.1038/ng0208-121 |PMC=2655269}}</ref>


== Wirken ==
== Wirken ==
Seine ersten wichtigen Beiträge leistete Benzer im Bereich der [[Halbleiterphysik]], indem es ihm gelang, zuverlässige Gleichrichter auf [[Germanium]]-Basis, dem damals führenden Halbleitermaterial, das z.&nbsp;B. in Radargeräten Anwendung fand, herzustellen. Er zeigte, dass nach Zugabe von Spuren von [[Zinn]] die Germaniumkristalle den praktisch relevanten Spannungen von >100&nbsp;V Stand hielten. Auf diese Entwicklung erhielt er mehrere Patente, die nach dem Krieg in der industriellen Praxis genutzt wurden. Die später mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entwicklung des ersten [[Transistor]]s durch [[Walter Brattain]], [[John Bardeen]] und [[William Bradford Shockley]] benutzte die von Benzer entdeckten Eigenschaften von Germanium.<ref>{{Internetquelle |autor=Ralph Bray |url=https://www.physics.purdue.edu/about/history/semi_conductor_research.html |titel=The Origin of Semiconductor Research at Purdue |hrsg=purdue.edu |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
Benzer forschte seit den 1950er Jahren im Bereich der [[Molekularbiologie]] und lieferte mit seinen Forschungsergebnissen wegweisende Grundlagen zur Aufklärung der [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer-]] und [[Parkinson-Krankheit]]. Er prägte in der [[Genetik]] den Begriff [[Cistron]], der Basis für den von [[Francis Crick]] und [[Sydney Brenner]] entwickelten [[Genetischer Code|Genetischen Code]] ([[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]).
Benzer forschte seit den 1950er Jahren im Bereich der [[Molekularbiologie]] und lieferte mit seinen Forschungsergebnissen wegweisende Grundlagen zur Aufklärung der [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer-]] und [[Parkinson-Krankheit]]. Er prägte in der [[Genetik]] den Begriff [[Cistron]], der Basis für den von [[Francis Crick]] und [[Sydney Brenner]] entwickelten [[Genetischer Code|Genetischen Code]] ([[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]).


Für seine genetischen und neurophysiologischen Studien über Verhaltensmutanten der Fruchtfliege ''[[Drosophila melanogaster]]'' wurde er mit circa 40 Preisen ausgezeichnet. Er war Mitglied der französischen [[Académie des sciences]], der britischen [[Royal Society]] sowie der US-amerikanischen [[National Academy of Sciences]], der [[American Philosophical Society]] und der [[American Academy of Arts and Sciences]] (1959).
Für seine genetischen und neurophysiologischen Studien über Verhaltensmutanten der Fruchtfliege ''[[Drosophila melanogaster]]'' wurde er mit circa 40 Preisen ausgezeichnet. Er war Mitglied der französischen [[Académie des sciences]], der britischen [[Royal Society]] sowie der US-amerikanischen [[National Academy of Sciences]] (1961), der [[American Philosophical Society]] (1962) und der [[American Academy of Arts and Sciences]] (1959).
 
Sein Spitzname in der Wissenschaft war "atom-breaker of biology".<ref>[http://www.lovethebook.com/index.aspx?Perm=91 „One of the greatest scientists of our era, Seymour Benzer, dies at age 86“]</ref>


== Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl) ==
== Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl) ==
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* [[Gairdner Foundation International Award]] (1964)
* [[Gairdner Foundation International Award]] (1964)<ref>{{Internetquelle |url=https://gairdner.org/award_winners/seymour-benzer/ |titel=Seymour Benzer, Canada Gairdner International Award 1964 |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
* [[Ehrendoktorwürde]] "Doctor of Science" an der Purdue University (1968)<ref>[http://www.physics.purdue.edu/alumni/hondegree/benzer.shtml „Doctor of Science honorary degree recipient“], Purdue University</ref>
* [[Ehrendoktorwürde]] „Doctor of Science“ an der Purdue University (1968)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.physics.purdue.edu/alumni/hondegree/benzer.html |titel=Professor Seymour Benzer |werk=Honorary Degrees, Purdue University |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
* [[Albert Lasker Award for Basic Medical Research]] (1971)
* [[Albert Lasker Award for Basic Medical Research]] (1971)
* [[Prix Charles-Léopold Mayer]] (1975)
* [[Prix Charles-Léopold Mayer]] (1975)
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* [[Louisa Gross Horwitz-Preis]] der [[Columbia University]] (1976)
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* [[Dickson Prize in Science]] (1978)
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* [[National Medal of Science]] (1982)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nationalmedals.org/laureates/seymour-benzer# |titel=Seymour Benzer |hrsg=National Science and Technology Medals Foundation |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
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* [[Pasarow Award]] (2001)
* [[Pasarow Award]] (2001)
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* [[March of Dimes Prize in Developmental Biology]] (2002)
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* [[Bower Award and Prize for Achievement in Science]] (2004)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fi.edu/laureates/seymour-benzer |titel=Seymour Benzer |hrsg=Franklin Institute |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
* [[Gairdner Foundation International Award]] für Neurogenetik (2004)
* [[Gairdner Foundation International Award]] für Neurogenetik (2004)
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* [[Gruber-Preis für Neurowissenschaften]] (2004)<ref>{{Internetquelle |url=https://gruber.yale.edu/neuroscience/seymour-benzer |titel=2004 Neuroscience Prize: Seymour Benzer |hrsg=Gruber Foundation |zugriff=2018-11-24 |sprache=en}}</ref>
* [[Albany Medical Center Prize]] (2006), bezeichnet als "American Nobel Prize in Physiology or Medicine"
* [[Albany Medical Center Prize]] (2006), bezeichnet als „American Nobel Prize in Physiology or Medicine“
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}}
== Einzelnachweise ==
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Jonathan Weiner]]: ''Zeit, Liebe, Erinnerung. Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens''. Berlin: Siedler, 2000. ISBN 3886806979
* Yadin Dudai: ''Seymour Benzer (1921–2007).'' In: ''Neuron.'' Band 57, 2008, S. 24–26. [http://www.weizmann.ac.il/neurobiology/labs/dudai/pages/PDFs/Benzer_.pdf PDF]
* Dudai, Y. (2008): ''Seymour Benzer (1921-2007).'' In: ''Neuron.'' 57, 24-26. [http://www.weizmann.ac.il/neurobiology/labs/dudai/pages/PDFs/Benzer_.pdf PDF]
* {{Literatur |Autor=Ralph J. Greenspan |Hrsg=National Academy of Sciences |Titel=Seymour Benzer 1921–2007 |Sammelwerk=Biographical Memoirs |Datum=2009 |Online=https://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/benzer-seymour.pdf |Format=PDF |KBytes=}} (auch erschienen in: * {{Literatur |Autor=Ralph J. Greenspan |Titel=Seymour Benzer 1921–2007 |Sammelwerk=Biogr. Mems Fell. R. Soc. |Band=58 |Datum=2012 |Seiten=23-32 |Online=https://rsbm.royalsocietypublishing.org/content/roybiogmem/58/23.full.pdf |Format=PDF |KBytes=}})
*Jayaraman, R. (2008): ''Seymour Benzer and T4 rII.'' In: ''Resonance.'' Nr. 12, S. 898–908. [http://www.ias.ac.in/resonance/October2008/p898-908.pdf PDF]
* {{Literatur |Autor=William A Harris |Titel=Seymour Benzer 1921–2007 The Man Who Took Us from Genes to Behaviour |Sammelwerk=PLOS Biology |Datum=2008-02-12 |DOI=10.1371/journal.pbio.0060041}}
*[[Frederic L. Holmes]], William C. Summers: ''Reconceiving the gene: Seymour Benzer´s adventures in phage genetics'', Yale University Press 2006
* {{Literatur |Autor=[[Frederic L. Holmes]], William C. Summers |Titel=Reconceiving the gene: Seymour Benzer´s adventures in phage genetics |Verlag=Yale University Press |Datum=2006 |Kommentar=Inhaltsverzeichnis mit Abstrakts bei JSTOR |JSTOR=j.ctt1npmgk}}
* Yuh-Nung Jan und Lily Jan: ''Seymour Benzer (1921–2007).'' In: ''[[Science]].'' Band 319, Nr. 5859, 2008, S. 45, [[doi:10.1126/science.1154050]].
* {{Literatur |Autor=R. Jayaraman |Titel=Seymour Benzer and T4 rII |Sammelwerk=Resonance |Nummer=12 |Datum=2008 |Seiten=898–908 |Online=http://www.ias.ac.in/resonance/October2008/p898-908.pdf |Format=PDF |KBytes=}}
* [[Jonathan Weiner]]: ''Zeit, Liebe, Erinnerung. Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens''. Siedler, Berlin 2000. ISBN 3-88680-697-9.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|121508498}}
* {{DNB-Portal|121508498}}
* {{Webarchiv | url= http://oralhistories.library.caltech.edu/27/00/OH_Benzer_S.pdf | wayback = 20070707205532 | text = Seymour Benzer (1921– ) Interviewed by Heidi Aspaturian}}  
* {{Literatur |Autor=Mark A Tanouye |Titel=Seymour Benzer 1921–2007 |Sammelwerk=Nature Genetics |Band=40 |Nummer=2 |Datum=2008 |DOI=10.1038/ng0208-121 |PMC=2655269}}
* [http://www.gruberprizes.org/PressReleases/PressRelease_2004_Neuroscience.php „Seymour Benzer, Pioneering Scientist in Neurogenetics and Developmental Biology, Wins International Neuroscience Prize“]
* {{Internetquelle |autor=Heidi Aspaturian |url=https://oralhistories.library.caltech.edu/27/1/OH_Benzer_S.pdf |titel=Interview with Seymour Benzer |werk=Caltech Oral Histories |datum=1990 |zugriff=2018-11-24 |format=PDF |sprache=en |kommentar=Abschrift |abruf-verborgen=1}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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Aktuelle Version vom 13. Juli 2020, 11:35 Uhr

Seymour Benzer (1974)

Seymour Benzer (* 15. Oktober 1921 in New York City; † 30. November 2007 in Pasadena (Kalifornien)) war ein US-amerikanischer Biophysiker. Er galt als einer der renommiertesten Molekularbiologen seiner Zeit.

Leben

Benzer, Sohn der 1910 nach New York eingewanderten jüdisch-polnischen Familie „Sochaczew“, wurde in der South Bronx geboren und wuchs in Bensonhurst, New York, auf. Er studierte Physik am Brooklyn College und an der Purdue University. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er am Lehrstuhl von Karl Lark-Horovitz (1892–1958) an einem Radarprojekt.

1947 absolvierte er seinen PhD an der Purdue University im Bereich der Kondensierten Materie. 1947 wurde er Professor an der Purdue University. Angeregt durch das Werk von Erwin Schrödinger „Was ist Leben? – Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet.“ wechselte Benzer frühzeitig in die Biologie und Biophysik und besuchte Lehrveranstaltungen von Max Delbrück am Cold Spring Harbor Laboratory.

Er wurde 1953 zum Associate Professor und 1958 zum ordentlichen Professor ernannt.

Er ließ sich an der Purdue University beurlauben und forschte am Oak Ridge National Laboratory des California Institute of Technology (Caltech) und dem Institut Pasteur. Insbesondere setzte er sich mit den Forschungen der Molekularbiologen Renato Dulbecco, Salvador Edward Luria und James Watson auseinander. 1957/58 arbeitete er am Caltech in der Forschungsgruppe von Francis Crick und am Cavendish-Laboratorium zusammen mit Sydney Brenner, William Lawrence Bragg, George Streisinger (1927–1984) und Sewell Champe.

1961 erfolgte die Ernennung zum Stuart Distinguished Professor of Biophysics an der Purdue University. 1966 war er im Forschungslabor von Roger Sperry tätig.

1967 wurde er Professor der Fakultät für Biologie am Caltech. Er war von 1975 bis 1992 James G. Boswell Professor of Neuroscience am California Institute of Technology. Nach seiner Emeritierung 1992 war er bis zu seinem Tod weiterhin an der Universität tätig.

Er starb an den Folgen eines Schlaganfalls.[1]

Wirken

Seine ersten wichtigen Beiträge leistete Benzer im Bereich der Halbleiterphysik, indem es ihm gelang, zuverlässige Gleichrichter auf Germanium-Basis, dem damals führenden Halbleitermaterial, das z. B. in Radargeräten Anwendung fand, herzustellen. Er zeigte, dass nach Zugabe von Spuren von Zinn die Germaniumkristalle den praktisch relevanten Spannungen von >100 V Stand hielten. Auf diese Entwicklung erhielt er mehrere Patente, die nach dem Krieg in der industriellen Praxis genutzt wurden. Die später mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entwicklung des ersten Transistors durch Walter Brattain, John Bardeen und William Bradford Shockley benutzte die von Benzer entdeckten Eigenschaften von Germanium.[2]

Benzer forschte seit den 1950er Jahren im Bereich der Molekularbiologie und lieferte mit seinen Forschungsergebnissen wegweisende Grundlagen zur Aufklärung der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit. Er prägte in der Genetik den Begriff Cistron, der Basis für den von Francis Crick und Sydney Brenner entwickelten Genetischen Code (DNA).

Für seine genetischen und neurophysiologischen Studien über Verhaltensmutanten der Fruchtfliege Drosophila melanogaster wurde er mit circa 40 Preisen ausgezeichnet. Er war Mitglied der französischen Académie des sciences, der britischen Royal Society sowie der US-amerikanischen National Academy of Sciences (1961), der American Philosophical Society (1962) und der American Academy of Arts and Sciences (1959).

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)

  • Gairdner Foundation International Award (1964)[3]
  • Ehrendoktorwürde „Doctor of Science“ an der Purdue University (1968)[4]
  • Albert Lasker Award for Basic Medical Research (1971)
  • Prix Charles-Léopold Mayer (1975)
  • Louisa Gross Horwitz-Preis der Columbia University (1976)
  • Dickson Prize in Science (1978)
  • National Medal of Science (1982)[5]
  • Thomas Hunt Morgan Medal (1986)
  • Ralph-W.-Gerard-Preis (1989)
  • Wolf-Preis (1991)
  • Crafoord-Preis (1993)
  • Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis (1994)
  • Passano Award (2001)
  • NAS Award in the Neurosciences (2001)
  • Pasarow Award (2001)
  • March of Dimes Prize in Developmental Biology (2002)
  • Bower Award and Prize for Achievement in Science (2004)[6]
  • Gairdner Foundation International Award für Neurogenetik (2004)
  • Gruber-Preis für Neurowissenschaften (2004)[7]
  • Albany Medical Center Prize (2006), bezeichnet als „American Nobel Prize in Physiology or Medicine“

Literatur

  • Yadin Dudai: Seymour Benzer (1921–2007). In: Neuron. Band 57, 2008, S. 24–26. PDF
  • Ralph J. Greenspan: Seymour Benzer 1921–2007. In: National Academy of Sciences (Hrsg.): Biographical Memoirs. 2009 (nasonline.org [PDF]). (auch erschienen in: * Ralph J. Greenspan: Seymour Benzer 1921–2007. In: Biogr. Mems Fell. R. Soc. Band 58, 2012, S. 23–32 (royalsocietypublishing.org [PDF]).)
  • William A Harris: Seymour Benzer 1921–2007 The Man Who Took Us from Genes to Behaviour. In: PLOS Biology. 12. Februar 2008, doi:10.1371/journal.pbio.0060041.
  • Frederic L. Holmes, William C. Summers: Reconceiving the gene: Seymour Benzer´s adventures in phage genetics. Yale University Press, 2006, JSTOR:j.ctt1npmgk (Inhaltsverzeichnis mit Abstrakts bei JSTOR).
  • Yuh-Nung Jan und Lily Jan: Seymour Benzer (1921–2007). In: Science. Band 319, Nr. 5859, 2008, S. 45, doi:10.1126/science.1154050.
  • R. Jayaraman: Seymour Benzer and T4 rII. In: Resonance. Nr. 12, 2008, S. 898–908 (ias.ac.in [PDF]).
  • Jonathan Weiner: Zeit, Liebe, Erinnerung. Auf der Suche nach den Ursprüngen des Verhaltens. Siedler, Berlin 2000. ISBN 3-88680-697-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mark A Tanouye: Seymour Benzer 1921–2007. In: Nature Genetics. Band 40, Nr. 2, 2008, doi:10.1038/ng0208-121, PMC 2655269 (freier Volltext).
  2. Ralph Bray: The Origin of Semiconductor Research at Purdue. purdue.edu, abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  3. Seymour Benzer, Canada Gairdner International Award 1964. Abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  4. Professor Seymour Benzer. In: Honorary Degrees, Purdue University. Abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  5. Seymour Benzer. National Science and Technology Medals Foundation, abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  6. Seymour Benzer. Franklin Institute, abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  7. 2004 Neuroscience Prize: Seymour Benzer. Gruber Foundation, abgerufen am 24. November 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).