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[[Datei:Nickelaluminat Elementarzelle gesamt.png|mini|Die Elementarzelle des Nickelaluminats. Blau: Sauerstoff, Rot: Nickel, Grau: Aluminium ]] | [[Datei:Nickelaluminat Elementarzelle gesamt.png|mini|Die Elementarzelle des Nickelaluminats. Blau: Sauerstoff, Rot: Nickel, Grau: Aluminium ]] | ||
'''Spinelle''' sind [[chemische Verbindung]]en des allgemeinen Typs AB<sub>2</sub>X<sub>4</sub>, wobei A,B Metall[[kation]]en sind, deren [[Oxidationszahl]] die Summe 8 ergibt, und X vorwiegend ein zweiwertiges [[Sauerstoff]]- bzw. [[Schwefel]]-[[Anion]] (also die Verbindung insgesamt ein [[Oxid]] bzw. [[Sulfid]]) ist. Wichtige Beispiele sind der Magnesiumspinell bzw. [[Spinell]] genannte Namensgeber der Verbindungsklasse (MgAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>) sowie [[Gahnit]] (ZnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>). Bei den normalen Spinellen befinden sich alle 16 | '''Spinelle''' sind [[chemische Verbindung]]en des allgemeinen Typs AB<sub>2</sub>X<sub>4</sub>, wobei A,B Metall[[kation]]en sind, deren [[Oxidationszahl]] die Summe 8 ergibt, und X vorwiegend ein zweiwertiges [[Sauerstoff]]- bzw. [[Schwefel]]-[[Anion]] (also die Verbindung insgesamt ein [[Oxid]] bzw. [[Sulfid]]) ist. Wichtige Beispiele sind der Magnesiumspinell bzw. [[Spinell]] genannte Namensgeber der Verbindungsklasse (MgAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>) sowie [[Gahnit]] (ZnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>). Bei den normalen Spinellen befinden sich alle 16 B-Atome auf den oktaedrischen Gitterplätzen, bei den inversen Spinellen sind je acht B-Atome und acht A-Atome oktaedrisch koordiniert.<ref name="RömppOnline" /> | ||
== | == Geschichte == | ||
Die Spinellstruktur gehört zu den ersten Kristallstrukturen, an denen eine erfolgreiche [[Röntgenstrukturanalyse]] ausgeführt wurde, kurz nachdem 1912 die [[Röntgenbeugung]] entdeckt worden war. Die Spinellstruktur wurde 1915 durch [[Shoji Nishikawa]] (1884–1952) anhand von [[Laue-Verfahren|Laue-Diagrammen]] aufgeklärt,<ref name="Nishikawa" /> und unabhängig davon durch [[William Henry Bragg]].<ref name="Bragg" /><ref name="Gross" /> 1931 wurde erkannt, dass die Kationen nicht völlig regelmäßig verteilt sind (Machatschki). | |||
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== Kristallstruktur {{Anker|Spinellstruktur}} == | == Kristallstruktur {{Anker|Spinellstruktur}} == | ||
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Viele Verbindungen des Typs AB<sub>2</sub>O<sub>4</sub> kristallisieren in der [[Kristallstruktur]] vom Spinelltyp, die zu den wichtigsten und häufigsten [[Strukturtyp]]en gehört und nach dem Hauptmineral auch als Spinellstruktur bezeichnet wird. | Viele Verbindungen des Typs AB<sub>2</sub>O<sub>4</sub> kristallisieren in der [[Kristallstruktur]] vom Spinelltyp, die zu den wichtigsten und häufigsten [[Strukturtyp]]en gehört und nach dem Hauptmineral auch als Spinellstruktur bezeichnet wird. | ||
Die [[Sauerstoff|O]]<sup>2−</sup>-[[Ion]]en bilden dabei ein [[Kubisches Kristallsystem|kubisch-dichtes Kristallgitter]], dessen [[Tetraederlücke]]n zu einem Achtel von meist zweifach positiv geladenen A-Ionen wie [[Magnesium|Mg]]<sup>2+</sup> und dessen [[Oktaederlücke]]n zur Hälfte von meist dreifach positiv geladenen B-Ionen wie [[Aluminium|Al]]<sup>3+</sup> besetzt sind. Andere Ladungen sind auch möglich, z.B. W<sup>6+</sup>(Na<sup>+</sup><sub>2</sub>)O<sub>4</sub> | Die [[Sauerstoff|O]]<sup>2−</sup>-[[Ion]]en bilden dabei ein [[Kubisches Kristallsystem|kubisch-dichtes Kristallgitter]], dessen [[Tetraederlücke]]n zu einem Achtel von meist zweifach positiv geladenen A-Ionen wie [[Magnesium|Mg]]<sup>2+</sup> und dessen [[Oktaederlücke]]n zur Hälfte von meist dreifach positiv geladenen B-Ionen wie [[Aluminium|Al]]<sup>3+</sup> besetzt sind. Andere Ladungen sind auch möglich, z. B. W<sup>6+</sup>(Na<sup>+</sup><sub>2</sub>)O<sub>4</sub> | ||
Inverse Spinelle haben auch die Formel AB<sub>2</sub>O<sub>4</sub>. Sie liegen im selben Gitter vor. Allerdings besetzen die A-Ionen ein Viertel der Oktaederlücken, die B-Ionen ein Viertel der Oktaeder- und ein Achtel der Tetraederlücken. Somit sind insgesamt wieder die Oktaederlücken zur Hälfte und die Tetraederlücken zu einem Achtel besetzt. Beispiele sind [[Magnetit]] Fe<sub>3</sub>O<sub>4</sub> (=Fe(III)<sub>2</sub>Fe(II)) und TiMg<sub>2</sub>O<sub>4</sub>. | Inverse Spinelle haben auch die Formel AB<sub>2</sub>O<sub>4</sub>. Sie liegen im selben Gitter vor. Allerdings besetzen die A-Ionen ein Viertel der Oktaederlücken, die B-Ionen ein Viertel der Oktaeder- und ein Achtel der Tetraederlücken. Somit sind insgesamt wieder die Oktaederlücken zur Hälfte und die Tetraederlücken zu einem Achtel besetzt. Beispiele sind [[Magnetit]] Fe<sub>3</sub>O<sub>4</sub> (=Fe(III)<sub>2</sub>Fe(II)) und TiMg<sub>2</sub>O<sub>4</sub>. | ||
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FeCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub>: | FeCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub>: | ||
* Fe<sup>2+</sup>: | * Fe<sup>2+</sup>: | ||
** Tetraederlücke: Im tetraedrischen Ligandenfeld werden die 3 ''t''<sub>2</sub>-Orbitale um 4 Dq angehoben und die 2 ''e''-Orbitale um 6 Dq abgesenkt. Diese werden mit 6 Elektronen aufgefüllt (Fe<sup>2+</sup> ist ein d<sup>6</sup>-Ion). Damit liegt die LFSE bei | ** Tetraederlücke: Im tetraedrischen Ligandenfeld werden die 3 ''t''<sub>2</sub>-Orbitale um 4 Dq angehoben und die 2 ''e''-Orbitale um 6 Dq abgesenkt. Diese werden mit 6 Elektronen aufgefüllt (Fe<sup>2+</sup> ist ein d<sup>6</sup>-Ion). Damit liegt die LFSE bei | ||
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::Da <math>\Delta_\mathrm{T} = \tfrac{4}{9} \cdot \Delta_\mathrm{O}</math>, | ::Da <math>\Delta_\mathrm{T} = \tfrac{4}{9} \cdot \Delta_\mathrm{O}</math>, | ||
::entspricht dies einer LFSE von | ::entspricht dies einer LFSE von | ||
::<math>\mathrm{LFSE}=\tfrac{4}{9} \cdot 0,6\,\Delta_\mathrm{ | ::<math>\mathrm{LFSE}=\tfrac{4}{9} \cdot 0,6\,\Delta_\mathrm{T} =0,266\,\Delta_\mathrm{O}</math>. | ||
:* Oktaederlücke: Im oktaedrischen Ligandenfeld werden die 2 ''e''<sub>g</sub>-Orbitale um 6 Dq angehoben und die 3 ''t''<sub>2g</sub>-Orbitale um 4 Dq abgesenkt. Diese werden mit 6 Elektronen in der High-spin-Anordnung aufgefüllt. Damit liegt die LFSE bei | |||
::<math> \mathrm{LFSE}=4\cdot 4 \,\mathrm{Dq} - 2\cdot 6\, \mathrm{Dq} = 4\ \mathrm{Dq} = 0,4 \Delta_\mathrm{O}</math>. | ::<math> \mathrm{LFSE}=4\cdot 4 \,\mathrm{Dq} - 2\cdot 6\, \mathrm{Dq} = 4\ \mathrm{Dq} = 0,4 \Delta_\mathrm{O}</math>. | ||
* Cr<sup>3+</sup>: | * Cr<sup>3+</sup>: | ||
:* Tetraederlücke: Cr<sup>3+</sup> ist ein d<sup>3</sup>-Ion. Damit liegt die LFSE bei | :* Tetraederlücke: Cr<sup>3+</sup> ist ein d<sup>3</sup>-Ion. Damit liegt die LFSE bei | ||
::<math> 2\cdot 6\, \mathrm{Dq} - 1\cdot 4\, \mathrm{Dq} = 8\, \mathrm{Dq} = 0,8\, \Delta_\mathrm{T}</math>. | ::<math> 2\cdot 6\, \mathrm{Dq} - 1\cdot 4\, \mathrm{Dq} = 8\, \mathrm{Dq} = 0,8\, \Delta_\mathrm{T}</math>. | ||
::Da <math>\Delta_\mathrm{T} = \tfrac{4}{9} \cdot \Delta_\mathrm{O}</math>, | ::Da <math>\Delta_\mathrm{T} = \tfrac{4}{9} \cdot \Delta_\mathrm{O}</math>, | ||
::entspricht dies einer LFSE von | ::entspricht dies einer LFSE von | ||
::<math>\mathrm{LFSE}=\tfrac{4}{9} \cdot 0,8\,\Delta_\mathrm{O} =0,356\,\Delta_\mathrm{O}</math>. | ::<math>\mathrm{LFSE}=\tfrac{4}{9} \cdot 0,8\,\Delta_\mathrm{O} =0,356\,\Delta_\mathrm{O}</math>. | ||
:* Oktaederlücke: Die LFSE liegt bei | :* Oktaederlücke: Die LFSE liegt bei | ||
::<math>\mathrm{LFSE}= 3\cdot 4\, \mathrm{Dq} - 0\cdot 6\, \mathrm{Dq} = 12\, \mathrm{Dq} = 1,2 \,\Delta_\mathrm{O}</math>. | ::<math>\mathrm{LFSE}= 3\cdot 4\, \mathrm{Dq} - 0\cdot 6\, \mathrm{Dq} = 12\, \mathrm{Dq} = 1,2 \,\Delta_\mathrm{O}</math>. | ||
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Damit hat der normale Spinell eine höhere Ligandenfeldstabilisierungsenergie. FeCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> liegt als normaler Spinell vor. | Damit hat der normale Spinell eine höhere Ligandenfeldstabilisierungsenergie. FeCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> liegt als normaler Spinell vor. | ||
== | == Vorkommen == | ||
Spinelle sind geologisch außerordentlich wichtig.<ref name="Biagioni" /> Viele Minerale kristallisieren in der Spinellstruktur, darunter sind neben den Oxiden auch Sulfide, Selenide und Silikate. Die aktuelle und von der IMA/CNMNC neu definierte Spinell-Supergruppe führt derzeit 56 Minerale (Stand 2018).<ref name="BosiBiagioniPasero" /> Es wird vermutet, dass der Spinell [[Ringwoodit]] einen größeren Anteil des [[Erdmantel]]s bildet.<ref Name="Biagioni" /> | |||
== Minerale und Varietäten der Spinell-Supergruppe == | |||
[[Datei:Franklinite-t5100a.jpg|mini|Franklinit]] | |||
[[Datei:Hercynite-73060.jpg|mini|Hercynit]] | |||
[[Datei:Spinel2.jpg|mini|Roter und blauer Spinell]] | |||
Aktuell gehören folgende Minerale zu der von der [[International Mineralogical Association]] (IMA) anerkannten Spinell-Supergruppe, die nach Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni und Marco Pasero entsprechend ihrer Zusammensetzung in Untergruppen aufgeteilt werden (Stand 2019):<ref name="BosiBiagioniPasero" /> | |||
* Oxispinelle | |||
** {{Anker|Spinellgruppe}}Spinell-Untergruppe | |||
*** [[Chromit]] Fe<sup>2+</sup>Cr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Chromeisenstein'') | |||
*** [[Cochromit]] CoCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Coulsonit]] Fe<sup>2+</sup>V<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Cuprospinell]] CuFe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Dellagiustait]] V<sup>2+</sup>Al<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Deltalumit]] (Al<sub>0.67</sub>☐<sub>0.33</sub>)Al<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Franklinit]] ZnFe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Zinkoferrit'') | |||
*** [[Gahnit]] ZnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Zinkspinell'') | |||
*** [[Galaxit]] MnAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Manganspinell'') | |||
*** [[Guit]] Co<sup>2+</sup>Co<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Hausmannit]] Mn<sup>2+</sup>Mn<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Hercynit]] FeAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Ferrospinell'') | |||
**** ''Picotit'', magnesium- und chromhaltige Varietät von Hercynit, (Fe<sup>2+</sup>,Mg)(Al,Cr<sup>3+</sup>)<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="Lapis" /><ref name="MindatPicotite" /> | |||
*** [[Hetaerolith]] ZnMn<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Jakobsit]] Mn<sup>2+</sup>Fe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Maghemit]] (Fe<sup>3+</sup><sub>0.67</sub>☐<sub>0.33</sub>)Fe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Magnesiochromit]] MgCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Magnesiocoulsonit]] MgV<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Magnesioferrit]] MgFe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Magnoferrit'', ''Magneferrit'') | |||
*** [[Magnetit]] Fe<sup>2+</sup>(Fe<sup>3+</sup>)<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Magneteisenstein'') | |||
**** ''Titanomagnetit'', Mischkristall der Reihe Magnetit–Ulvöspinell mit Fe<sup>2+</sup>(Fe<sup>3+</sup>,Ti)<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Manganochromit]] Mn<sup>2+</sup>Cr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Spinell]] MgAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> (''Magnesiospinell'') | |||
**** ''Pleonast'' (Mg,Fe<sup>2+</sup>)(Al,Fe<sup>3+</sup>)O<sub>4</sub>, eisenhaltige [[Varietät (Mineralogie)|Varietät]] von Spinell<ref name="Lapis" /> | |||
*** [[Thermaerogenit]] CuAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Titanomaghemit]] (Ti<sub>0.5</sub>☐<sub>0.5</sub>)Fe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Trevorit]] NiFe<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Vuorelainenit]] Mn<sup>2+</sup>V<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Zincochromit]] ZnCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
** {{Anker|Ulvöspinellgruppe}}Ulvöspinell-Untergruppe | |||
*** [[Ahrensit]] Fe<sub>2</sub>(SiO<sub>4</sub>) | |||
*** [[Brunogeierit]] Fe<sup>2+</sup><sub>2</sub>Ge<sup>4+</sup>O<sub>4</sub> | |||
*** [[Filipstadit]] (Mn<sup>2+</sup>,Mg)<sub>2</sub>(Sb<sup>5+</sup>,Fe<sup>3+</sup>)O<sub>4</sub> | |||
*** [[Qandilit]] (Mg,Fe<sup>3+</sup>)<sub>2</sub>(Ti,Fe<sup>3+</sup>,Al)O<sub>4</sub> | |||
*** [[Ringwoodit]] Mg<sub>2</sub>(SiO<sub>4</sub>) oder auch SiMg<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Tegengrenit]] (Mn<sup>3+</sup><sub>0.5</sub>Sb<sup>5+</sup><sub>0.5</sub>)Mg<sub>2</sub>O<sub>4</sub><ref name="IMA-Liste-2019-03" /> | |||
*** [[Ulvöspinell]] (''Ulvit'') Fe<sup>2+</sup><sub>2</sub>TiO<sub>4</sub> | |||
* Selenospinelle | |||
** {{Anker|Bornhardtitgruppe}}Bornhardtit-Untergruppe | |||
*** [[Bornhardtit]] Co<sup>2+</sup>Co<sup>3+</sup><sub>2</sub>Se<sub>4</sub> | |||
*** [[Trüstedtit]] Ni<sup>2+</sup>Ni<sup>3+</sup><sub>2</sub>Se<sub>4</sub> | |||
** Tyrrellit-Untergruppe | |||
*** [[Tyrrellit]] Cu(Co,Ni)<sub>2</sub>Se<sub>4</sub> | |||
* [[Thio-|Thio]]<nowiki>spinelle</nowiki> | |||
** {{Anker|Carrollitgruppe}}Carrollit-Untergruppe | |||
*** [[Carrollit]] CuCo<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Cuproiridsit]] CuIr<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Cuprokalininit]] CuCr<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Fletcherit]] CuNi<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Florensovit]] Cu(Cr<sub>1.5</sub>Sb<sub>0.5</sub>)S<sub>4</sub> | |||
*** [[Malanit]] Cu<sup>1+</sup>(Ir<sup>3+</sup>Pt<sup>4+</sup>)S<sub>4</sub> | |||
*** [[Rhodostannit]] Cu<sup>1+</sup>(Fe<sup>2+</sup><sub>0.5</sub>Sn<sup>4+</sup><sub>1.5</sub>)S<sub>4</sub> | |||
*** [[Toyohait]] Ag<sup>1+</sup>(Fe<sup>2+</sup><sub>0.5</sub>Sn<sup>4+</sup><sub>1.5</sub>)S<sub>4</sub> | |||
[[Datei:Linnaeite, Magnetite-502087.jpg|mini|Linneit (silbriger Oktaeder) in Magnetitmatrix]] | |||
** {{Anker|Linneitgruppe}}Linneit-Untergruppe | |||
*** [[Cadmoindit]] CdIn<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Cuprorhodsit]] (Cu<sup>1+</sup><sub>0.5</sub>Fe<sup>3+</sup><sub>0.5</sub>)Rh<sup>3+</sup><sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Daubréelith]] FeCr<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Greigit]] Fe<sup>2+</sup>Fe<sup>3+</sup><sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Indit]] FeIn<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Joegoldsteinit]] MnCr<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Kalininit]] ZnCr<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Linneit]] Co<sup>2+</sup>Co<sup>3+</sup><sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Polydymit]] Ni<sup>2+</sup>Ni<sup>3+</sup><sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Siegenit]] CoNi<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Violarit]] FeNi<sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
*** [[Xingzhongit]] Pb<sup>2+</sup>Ir<sup>3+</sup><sub>2</sub>S<sub>4</sub> | |||
Der 1978 von De Waal beschriebene ''Nichromit'' mit der Formel NiCr<sub>2</sub>O<sub>4</sub> würde ebenfalls bei den Oxispinellen eingeordnet. Die Erstbeschreibung und der gewählte Name wurden allerdings ohne Prüfung durch die [[CNMNC]] publiziert, daher ist ''Nichromit'' bisher nicht als eigenständige Mineralart anerkannt. | |||
== Synthesen == | |||
Die Synthese von Spinellen wird oft durch [[Fällung|Coprezipitation]] erreicht. Dabei werden zum Beispiel erst die Chloride des jeweiligen Metalls in Lösung gebracht, als Hydroxide gefällt und abschließend gebrannt. | |||
Folgende synthetisch hergestellte Spinelle sind bisher bekannt: | |||
* das Pigment [[Thénards Blau]], ein Cobaltaluminat mit der Formel CoAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> | |||
* [[Cobaltschwarz]], auch Cobalt(II,III)-oxid mit der Formel Co<sup>2+</sup>Co<sup>3+</sup><sub>2</sub>O<sub>4</sub>, das ein Zwischenprodukt bei der Gewinnung von metallischen Cobalt ist | |||
* [[Zink-Cobalt-Spinell]], auch Zinkkobaltit mit der Formel ZnCo<sub>2</sub>O<sub>4</sub> ist grün-schwarz. [[Rinmans Grün]] hat eine ähnliche Zusammensetzung und wurde irrtümlicherweise oft als Spinell bezeichnet, ist aber ein Mischoxid der Zusammensetzung ZnO*(CoO)*x (x=5 %). | |||
== Verwendung == | |||
Der Cobalt-Spinell CoAl<sub>2</sub>O<sub>4</sub> [[Cobaltaluminat]] (Thénards Blau) ist als Farbpigment in der Industrie und in der klassischen analytischen Chemie als [[Nachweisreagenz]] bekannt. Auch andere Spinelle werden als gegenüber Licht, Wetter und Chemikalien beständige [[Pigmente]] verwendet.<ref name="kreidezeit.de" />, siehe auch [[Mischphasenoxidpigment#Spinellpigmente|Mischphasenoxidpigmente]]. Ferner werden farbige oder schwarze Spinelle als Schmucksteine verwendet, insbesondere [[Spinell#Als Schmuckstein| die des eigentlichen Spinells]]. | |||
Eisenspinelle werden als Fotokatalysatoren eingesetzt, Cobaltchromit als Katalysator beim Abbau von Schadstoffen.<ref name="Suchomski" /> | |||
[[Magnetit]] ist eines der wichtigsten Eisenerze. Es dient als Pigment und wurde in der magnetischen Datenspeicherung eingesetzt. | |||
Ähnlich wie [[Yttrium-Eisen-Granat]] werden Magnetit und verwandte Spinelle auch als [[Ferrite]] in [[Ferritkern]]en (auch für [[Mikrowellen]] geeignet) eingesetzt. Sie besitzen allerdings höhere Verluste. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [https://www. | * {{Internetquelle | autor= Steven Dutch | url= http://www.tau.ac.il/~morris/03411203/chapter2/Spinel_Structure.htm | titel= Spinel Structure | werk= | hrsg= Natural and Applied Sciences, University of Wisconsin – Green Bay | datum= 1997-09-22 | zugriff= 2018-05-04}} | ||
* [[Mineralienatlas]]: [https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralData?mineral=Spinell-Supergruppe Spinell-Supergruppe] | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references> | |||
<ref name="Bragg"> | |||
{{Literatur | Autor= [[William Henry Bragg]] | Titel= XXX. The structure of the spinel group of crystals | Sammelwerk= Philosophical Magazine Series 6 | Band= 30 | Nummer= 176 | Datum= 1915 | Seiten= 305–315 | DOI= 10.1080/14786440808635400}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Biagioni"> | |||
{{Literatur | Autor= Cristian Biagioni, Marco Pasero | Titel= The systematics of the spinel-type minerals: An overview | Sammelwerk=American Mineralogist | Band= 99 | Nummer= 7 | Datum= 2014 | Seiten= 1254–1264 | Online= [http://www.minsocam.org/MSA/AmMin/Public_Access/2014_Public/July14_public/4816BiagioniPreprintJuly.pdf Vorabversion online] | DOI= 10.2138/am.2014.4816}} | |||
</ref> | |||
<ref name="BosiBiagioniPasero"> | |||
{{Literatur | Autor= Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero | Titel= Nomenclature and classification of the spinel supergroup | Sammelwerk= European Journal of Mineralogy | Band= 31 | Nummer= 1 | Datum= 2018-09-12 | Sprache= en | Seiten= 183–192 | DOI= 10.1127/ejm/2019/0031-2788}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Gross"> | |||
R. Gross, Übersetzung und Erläuterung von "W. H. Bragg: Structure of the spinel group of crystals", in: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie and Paläontologie, 1. Band 1917 [https://archive.org/stream/neuesjahrbuchfrm19171leon#page/260/mode/2up online] | |||
</ref> | |||
<ref name="IMA-Liste-2019-03"> | |||
{{Internetquelle | autor= Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere | url= http://cnmnc.main.jp/IMA_Master_List_%282019-03%29.pdf | titel= The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2019 | werk= cnmnc.main.jp | hrsg= IMA/CNMNC, Marco Pasero | datum= 2019-03 | abruf= 2019-06-16 | format= PDF 1703 kB | sprache= en}} | |||
</ref> | |||
<ref name="kreidezeit.de"> | |||
[http://www.kreidezeit.de/Produktinformationen/PDFs_Datenblaetter/Pigmente.pdf Kreidezeit Naturfarben GmbH – Pigmente, Produktinformation] (PDF 159 kB) | |||
</ref> | |||
<ref name="Lapis"> | |||
{{Literatur | Autor= Stefan Weiß | Titel= Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften | Auflage= 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte | Verlag= Weise | Ort= München | Datum= 2014 | ISBN= 978-3-921656-80-8}} | |||
</ref> | |||
<ref name="MindatPicotite"> | |||
[https://www.mindat.org/min-9769.html Mindat – Picotit] | |||
</ref> | |||
<ref name="Nishikawa"> | |||
{{Literatur | Autor= [[Shoji Nishikawa]] | Titel= Structure of some crystals of the spinel group | Sammelwerk= Proceedings of the Tokyo Mathematico-Physical Society | Band= 8 | Datum= 1915 | Seiten= 199–209}} | |||
</ref> | |||
<ref name="RömppOnline">{{RömppOnline |ID=RD-19-03347 |Name=Spinelle |Abruf=2021-05-26}} | |||
</ref> | |||
<ref name="Suchomski"> | |||
{{Literatur | Autor= Christian Suchomski | Titel= Strukturelle, optische und magnetische Eigenschaften von Nanokristallinen Metalloxid-Dünnfilmen mit mesoporöser Morphologie. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades „Doctor rerum naturalium“ | Verlag= Physikalisch-Chemisches Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen | Ort= Gießen | Datum= 2012-03| Seiten= 7 | Online= http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2012/8757/pdf/SuchomskiChristian_2012_05_16.pdf | Format= PDF | KBytes= 11331 | Kommentar= zur Verwendung siehe Seite 7, Kapitel 2.1 Chrom- und Eisen-basierte Spinelle}} | |||
</ref> | |||
</references> | |||
[[Kategorie:Kristallstrukturtyp]] | [[Kategorie:Kristallstrukturtyp]] | ||
[[Kategorie:Stoffgruppe]] | [[Kategorie:Stoffgruppe]] | ||
[[Kategorie:Chalkogenid| Spinelle]] | [[Kategorie:Chalkogenid| Spinelle]] |
Spinelle sind chemische Verbindungen des allgemeinen Typs AB2X4, wobei A,B Metallkationen sind, deren Oxidationszahl die Summe 8 ergibt, und X vorwiegend ein zweiwertiges Sauerstoff- bzw. Schwefel-Anion (also die Verbindung insgesamt ein Oxid bzw. Sulfid) ist. Wichtige Beispiele sind der Magnesiumspinell bzw. Spinell genannte Namensgeber der Verbindungsklasse (MgAl2O4) sowie Gahnit (ZnAl2O4). Bei den normalen Spinellen befinden sich alle 16 B-Atome auf den oktaedrischen Gitterplätzen, bei den inversen Spinellen sind je acht B-Atome und acht A-Atome oktaedrisch koordiniert.[1]
Die Spinellstruktur gehört zu den ersten Kristallstrukturen, an denen eine erfolgreiche Röntgenstrukturanalyse ausgeführt wurde, kurz nachdem 1912 die Röntgenbeugung entdeckt worden war. Die Spinellstruktur wurde 1915 durch Shoji Nishikawa (1884–1952) anhand von Laue-Diagrammen aufgeklärt,[2] und unabhängig davon durch William Henry Bragg.[3][4] 1931 wurde erkannt, dass die Kationen nicht völlig regelmäßig verteilt sind (Machatschki).
Viele Verbindungen des Typs AB2O4 kristallisieren in der Kristallstruktur vom Spinelltyp, die zu den wichtigsten und häufigsten Strukturtypen gehört und nach dem Hauptmineral auch als Spinellstruktur bezeichnet wird.
Die O2−-Ionen bilden dabei ein kubisch-dichtes Kristallgitter, dessen Tetraederlücken zu einem Achtel von meist zweifach positiv geladenen A-Ionen wie Mg2+ und dessen Oktaederlücken zur Hälfte von meist dreifach positiv geladenen B-Ionen wie Al3+ besetzt sind. Andere Ladungen sind auch möglich, z. B. W6+(Na+2)O4
Inverse Spinelle haben auch die Formel AB2O4. Sie liegen im selben Gitter vor. Allerdings besetzen die A-Ionen ein Viertel der Oktaederlücken, die B-Ionen ein Viertel der Oktaeder- und ein Achtel der Tetraederlücken. Somit sind insgesamt wieder die Oktaederlücken zur Hälfte und die Tetraederlücken zu einem Achtel besetzt. Beispiele sind Magnetit Fe3O4 (=Fe(III)2Fe(II)) und TiMg2O4.
Es ist möglich, vorherzusagen, ob ein Spinell normal oder invers ist. Dabei vergleicht man die Ligandenfeldstabilisierungsenergie (LFSE) im normalen Spinell mit der LFSE im inversen Spinell.
FeCr2O4:
Normaler Spinell (FeTCrOCrOO4): $ \mathrm {LFSE} =0,266\,\Delta _{\mathrm {O} }+2\cdot 1,2\,\Delta _{\mathrm {O} }=2,666\,\Delta _{\mathrm {O} } $
Inverser Spinell (FeOCrTCrOO4): $ \mathrm {LFSE} =0,4\,\Delta _{\mathrm {O} }+0,356\,\Delta _{\mathrm {O} }+1,2\,\Delta _{\mathrm {O} }=1,956\,\Delta _{\mathrm {O} } $
Damit hat der normale Spinell eine höhere Ligandenfeldstabilisierungsenergie. FeCr2O4 liegt als normaler Spinell vor.
Spinelle sind geologisch außerordentlich wichtig.[5] Viele Minerale kristallisieren in der Spinellstruktur, darunter sind neben den Oxiden auch Sulfide, Selenide und Silikate. Die aktuelle und von der IMA/CNMNC neu definierte Spinell-Supergruppe führt derzeit 56 Minerale (Stand 2018).[6] Es wird vermutet, dass der Spinell Ringwoodit einen größeren Anteil des Erdmantels bildet.[5]
Aktuell gehören folgende Minerale zu der von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannten Spinell-Supergruppe, die nach Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni und Marco Pasero entsprechend ihrer Zusammensetzung in Untergruppen aufgeteilt werden (Stand 2019):[6]
Der 1978 von De Waal beschriebene Nichromit mit der Formel NiCr2O4 würde ebenfalls bei den Oxispinellen eingeordnet. Die Erstbeschreibung und der gewählte Name wurden allerdings ohne Prüfung durch die CNMNC publiziert, daher ist Nichromit bisher nicht als eigenständige Mineralart anerkannt.
Die Synthese von Spinellen wird oft durch Coprezipitation erreicht. Dabei werden zum Beispiel erst die Chloride des jeweiligen Metalls in Lösung gebracht, als Hydroxide gefällt und abschließend gebrannt.
Folgende synthetisch hergestellte Spinelle sind bisher bekannt:
Der Cobalt-Spinell CoAl2O4 Cobaltaluminat (Thénards Blau) ist als Farbpigment in der Industrie und in der klassischen analytischen Chemie als Nachweisreagenz bekannt. Auch andere Spinelle werden als gegenüber Licht, Wetter und Chemikalien beständige Pigmente verwendet.[10], siehe auch Mischphasenoxidpigmente. Ferner werden farbige oder schwarze Spinelle als Schmucksteine verwendet, insbesondere die des eigentlichen Spinells. Eisenspinelle werden als Fotokatalysatoren eingesetzt, Cobaltchromit als Katalysator beim Abbau von Schadstoffen.[11]
Magnetit ist eines der wichtigsten Eisenerze. Es dient als Pigment und wurde in der magnetischen Datenspeicherung eingesetzt. Ähnlich wie Yttrium-Eisen-Granat werden Magnetit und verwandte Spinelle auch als Ferrite in Ferritkernen (auch für Mikrowellen geeignet) eingesetzt. Sie besitzen allerdings höhere Verluste.