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'''Tetraquarks''' (von griechisch | '''Tetraquarks''' (von griechisch ''tetra'', vier) sind [[Hadron]]en, die aus vier [[Quark (Physik)|Quarks]] (zwei Quarks und zwei [[Antiquark]]s) zusammengesetzt sind. Sie gehören wie die [[Pentaquark]]s und [[Hexaquark]]s zu den exotischen Hadronen, d. h. zu denjenigen Hadronen, die nicht wie die Mesonen aus zwei Quarks (Quark-Antiquark Paar) oder wie die Baryonen aus drei Quarks aufgebaut sind. Die Existenz von Tetraquarks wurde schon lange vorher von theoretischen Physikern diskutiert. | ||
Am 28. Juni 2016 verkündete man am [[LHCb]]-Experiment des [[CERN]] die Beobachtung von Tetraquarks und bestätigte damit das seit Jahrzehnten umstrittene Modell der Tetraquarks. Vorher hatte es viele angebliche Beobachtungen eines Tetraquarks gegeben, die sich jedoch als falsch herausstellten oder hinsichtlich der Interpretation umstritten waren. | |||
Der X (4140) Zustand | == Nachweis am LHCb ab 2016 == | ||
Im Juni 2016 gab LHCb bekannt,<ref>LHCb Collaboration (R. Aaij u. a.): Observation of J/ψφ structures consistent with exotic states from amplitude analysis of B+→J/ψφK+ decays, LHCb-PAPER-2016-018, CERN-EP-2016-155, [http://arxiv.org/abs/1606.07895 Arxiv]</ref><ref>LHCb Collaboration: Amplitude analysis of B+→J/ψφK+ decay, LHCb-PAPER-2016-019, CERN-EP-2016-156, [http://arxiv.org/abs/1606.07898 Arxiv]</ref><ref>[http://lhcb-public.web.cern.ch/lhcb-public/#JpsiPhiExotics LHCb, CERN, 28 June 2016: Observation of four exotic-like particles]</ref><ref>[https://home.cern/about/updates/2016/07/lhcb-unveils-new-particles Stefania Pandolfi, LHCb unveils new particle, CERN Juli 2016]</ref> bei [[B-Meson]]en-Zerfällen gleich vier [[Resonanz #Teilchenphysik|Resonanzen]] eines Tetraquarks gesichtet zu haben. Alle bestehen aus jeweils einem [[Strange-Quark|Strange]]-Antistrange-Quark-Paar und einem [[Charm-Quark|Charm]]-Anticharm-Quark-Paar (<math>c \bar {c} s \bar {s}</math>) und zerfielen in ein [[φ-Meson]] und ein [[J/ψ-Meson]]. Genannt wurden sie: X(4140), X(4274), X(4500) und X(4700); die Zahl in den Klammern steht für die jeweilige Masse des Teilchens in der Einheit [[Megaelektronenvolt|MeV]]. Dabei sind X(4274), X(4500) und X(4700) [[Angeregter Zustand|angeregte Zustände]] von X(4140). | |||
Nach Angaben der LHCb-Kollaboration wurde die Existenz der Zustände mit einer Sicherheit von fünf [[Empirische Varianz#Empirische Standardabweichung|Standardabweichung]]en etabliert und kann ''nicht'' durch übliche Hadronen erklärt werden. Die exakte Natur der [[Bindungszustand|Bindung]] ist nach der Veröffentlichung vom Juni 2016 noch Gegenstand von Diskussionen: eng gebundene Tetraquarks oder Paare von [[D-Meson]]en mit Strange-Quark als zweitem Partner (<math>D_s D_s^*</math>), die sich abstoßen und neu zu J/ψφ (einem ''„cusp“'') arrangieren. | |||
Der X (4140)-Zustand war bereits 2009 von der [[Collider Detector at Fermilab|CDF]]-Kollaboration gefunden sowie von den [[Compact Muon Solenoid|CMS]]- und [[D0-Experiment|D0]]-Kollaborationen bestätigt worden (während die Suche der [[Belle-Experiment|Belle]] und der [[BaBar-Experiment|BaBar]]-Kollaborationen nach dem X (4140)-Zustand negativ ausfiel). | |||
2020 wurden am LHCb Tetraquark-Zustände aus zwei Charm- und zwei Anticharm-Quarks (<math>c \bar {c} c \bar {c}</math>) nachgewiesen. Das X(6900), eine Resonanz bei 6,9 GeV,<ref>[https://arxiv.org/pdf/2006.16957.pdf arXiv:2006.16957 LHCb-Kollaboration: Observation of structure in the J/Psi mass spectrum, Arxiv, 30. Juni 2020]</ref> ist in zwei [[J/ψ-Meson]] zerfallen. | |||
Im August 2020 ist von der LHCb-Kollaboration die Entdeckung des ersten Tetraquarks mit offenen Charm bekannt gegeben worden. Das sogenannte X(2900) soll demnach aus jeweils einen Anticharm-, Up-, Down- und einen Antistrange-Quark (<math>\bar {c} u d \bar {s}</math>) bestehen.<ref>[https://home.cern/news/news/physics/lhcb-discovers-first-open-charm-tetraquark LHCb discovers first “open-charm” tetraquark, 21. August 2020]</ref> | |||
== Angekündigte Nachweise des Tetraquarks 2013 == | == Angekündigte Nachweise des Tetraquarks 2013 == | ||
Zwei Teams meldeten unabhängig die Entdeckung der kurzlebigen Vier-Quark-Resonanz [[Zc(3900)|Z<sub>c</sub>(3900)]], das [[Belle-Experiment|Belle]]-Team am [[KEK (Forschungszentrum)|KEK]] im japanischen [[Tsukuba (Ibaraki)|Tsukuba]]<ref>Liu, Z. Q. u.a. ''Study of e+e−→π+π−J/ψ and Observation of a Charged Charmoniumlike State at Belle'', Phys. Rev. Lett. 110, 252002 (2013), [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v110/i25/e252002 Abstract].</ref><ref>Devin Powell: [http://www.nature.com/news/quark-quartet-opens-fresh-vista-on-matter-1.13225 ''Quark quartet opens fresh vista on matter''], Nature News vom 18. Juni 2013</ref><ref>Manfred Lindinger: [http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/tetraquark-maechtiger-neuzugang-im-teilchenzoo-12236584.html ''Tetraquark Mächtiger Neuzugang im Teilchenzoo''], FAZ Wissen vom 20. Juni 2013.</ref><ref>Eric Swanson: [http://physics.aps.org/articles/v6/69 ''Viewpoint: New particle hints at four quark matter''], APS, Physics 6, 2013, 69.</ref> und das Beijing Spectrometer III ([[BES III]]) am [[Beijing Electron Positron Collider]] in [[Peking]].<ref>Ablikim, M. et al. ''Observation of a Charged Charmoniumlike Structure in e+e−→π+π−J/ψ at s√=4.26 GeV'', Phys. Rev. Lett. 110, 252001 (2013), [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v110/i25/e252001 Abstract].</ref> Die Bezeichnung deutet auf die Masse (3900 MeV, entsprechend etwa der vierfachen Masse des Protons). Es ist einfach positiv geladen und besteht wahrscheinlich aus (<math>u</math>, <math>\bar {d}</math>, <math>c</math>, <math>\bar {c}</math>) Quarks. Das Belle Team hatte schon 2008 und 2011 Kandidaten für Tetraquarks gemeldet, die aber nicht durch andere Beschleuniger bestätigt wurden. Ursprünglich war man auf der Suche nach dem Y(4260)-Tetraquark Kandidaten, der 2005 am SLAC beobachtet wurde. Allerdings gibt es noch von theoretischer Seite Differenzen über die Interpretation der neu entdeckten Vier-Quark-Zustände als genuine Tetraquarks oder Bindung zweier Mesonen (Mesonen-Moleküle). | Zwei Teams meldeten unabhängig die Entdeckung der kurzlebigen Vier-Quark-Resonanz [[Zc(3900)|Z<sub>c</sub>(3900)]], das [[Belle-Experiment|Belle]]-Team am [[KEK (Forschungszentrum)|KEK]] im japanischen [[Tsukuba (Ibaraki)|Tsukuba]]<ref>Liu, Z. Q. u. a. ''Study of e+e−→π+π−J/ψ and Observation of a Charged Charmoniumlike State at Belle'', Phys. Rev. Lett. 110, 252002 (2013), [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v110/i25/e252002 Abstract].</ref><ref>Devin Powell: [http://www.nature.com/news/quark-quartet-opens-fresh-vista-on-matter-1.13225 ''Quark quartet opens fresh vista on matter''], Nature News vom 18. Juni 2013</ref><ref>Manfred Lindinger: [http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/tetraquark-maechtiger-neuzugang-im-teilchenzoo-12236584.html ''Tetraquark Mächtiger Neuzugang im Teilchenzoo''], FAZ Wissen vom 20. Juni 2013.</ref><ref>Eric Swanson: [http://physics.aps.org/articles/v6/69 ''Viewpoint: New particle hints at four quark matter''], APS, Physics 6, 2013, 69.</ref> und das Beijing Spectrometer III ([[BES III]]) am [[Beijing Electron Positron Collider]] in [[Peking]].<ref>Ablikim, M. et al. ''Observation of a Charged Charmoniumlike Structure in e+e−→π+π−J/ψ at s√=4.26 GeV'', Phys. Rev. Lett. 110, 252001 (2013), [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v110/i25/e252001 Abstract].</ref> Die Bezeichnung deutet auf die Masse (3900 MeV, entsprechend etwa der vierfachen Masse des Protons). Es ist einfach positiv geladen und besteht wahrscheinlich aus (<math>u</math>, <math>\bar {d}</math>, <math>c</math>, <math>\bar {c}</math>) Quarks. Das Belle Team hatte schon 2008 und 2011 Kandidaten für Tetraquarks gemeldet, die aber nicht durch andere Beschleuniger bestätigt wurden. Ursprünglich war man auf der Suche nach dem Y(4260)-Tetraquark Kandidaten, der 2005 am SLAC beobachtet wurde. Allerdings gibt es noch von theoretischer Seite Differenzen über die Interpretation der neu entdeckten Vier-Quark-Zustände als genuine Tetraquarks oder Bindung zweier Mesonen (Mesonen-Moleküle). | ||
== Angekündigte Nachweise des Tetraquarks 2014 == | == Angekündigte Nachweise des Tetraquarks 2014 == | ||
Im April 2014 bestätigten Forscher des LHCb-Experiments die Existenz des [[Z(4430)]], eines Tetraquark- | Im April 2014 bestätigten Forscher des LHCb-Experiments die Existenz des [[Z(4430)]], eines Tetraquark-Kandidaten, der bereits von der [[Belle-Experiment|Belle]]-Kollaboration beobachtet worden war.<ref>[http://www.newscientist.com/article/dn25402-lhc-spots-particle-that-may-be-new-form-of-matter.html#.U0rEo1fN-Uk ''LHC spots particle that may be new form of matter.''] In: ''NewScientist'', 10. April 2014.</ref><ref>[http://www.universetoday.com/111110/how-cerns-discovery-of-exotic-particles-may-affect-astrophysics/ ''How CERN’s Discovery of Exotic Particles May Affect Astrophysics.''] In: ''Universe Today'', 10. April 2014.</ref> | ||
In der Interpretation der früher diskutierten Kandidaten standen sich zwei Theorien gegenüber, eine die diese durch ein Modell von zwei gebundenen farb-geladenen Diquarks (die zwei Quarks und Antiquarks bilden jeweils einen Diquark) beschreiben wollten, also einer neuen Teilchenart (Tetraquark), die andere interpretierte dies auf mehr konventionelle Weise als kurzzeitige ''Resonanz'' von zwei farb-neutralen Mesonen (die also jeweils aus einem Quark und einem Antiquark bestanden). Ein Problem der Mesonentheorie ist die sich aus ihr ergebende schwache Bindung der beiden farbneutralen Mesonen in der QCD, was es schwierig macht sich vorzustellen, warum sie überhaupt in den hochenergetischen Protonen-Kollisionen am LHC auftreten. Ein Problem der Diquarktheorie ist die Tatsache, dass viele der Kandidaten eine Masse haben, die fast genau der zweier Mesonen entspricht. Die Mesonentheorie galt deshalb bei einigen der Resonanzen wie dem 2003 in Japan gefundenen X(3872) als Favorit, da deren Masse nahe bei der Summe der sie nach der Mesonentheorie zusammensetzenden Mesonen lag. Bei den beim LHC 2014 gefundenen Kandidaten scheint dagegen eine Erklärung in der Mesonentheorie aus den beobachteten Eigenschaften (z.B. Masse, Spin-Parität) schwierig, was die Entdeckung einer neuen Art stark wechselwirkender Teilchen (Tetraquarks) nahelegt. Eine Erklärung innerhalb der QCD steht noch aus.<ref>Natalie Wolchover: | In der Interpretation der früher diskutierten Kandidaten standen sich zwei Theorien gegenüber, eine die diese durch ein Modell von zwei gebundenen farb-geladenen Diquarks (die zwei Quarks und Antiquarks bilden jeweils einen Diquark) beschreiben wollten, also einer neuen Teilchenart (Tetraquark), die andere interpretierte dies auf mehr konventionelle Weise als kurzzeitige ''Resonanz'' von zwei farb-neutralen Mesonen (die also jeweils aus einem Quark und einem Antiquark bestanden). Ein Problem der Mesonentheorie ist die sich aus ihr ergebende schwache Bindung der beiden farbneutralen Mesonen in der QCD, was es schwierig macht sich vorzustellen, warum sie überhaupt in den hochenergetischen Protonen-Kollisionen am LHC auftreten. Ein Problem der Diquarktheorie ist die Tatsache, dass viele der Kandidaten eine Masse haben, die fast genau der zweier Mesonen entspricht. Die Mesonentheorie galt deshalb bei einigen der Resonanzen wie dem 2003 in Japan gefundenen X(3872) als Favorit, da deren Masse nahe bei der Summe der sie nach der Mesonentheorie zusammensetzenden Mesonen lag. Bei den beim LHC 2014 gefundenen Kandidaten scheint dagegen eine Erklärung in der Mesonentheorie aus den beobachteten Eigenschaften (z. B. Masse, Spin-Parität) schwierig, was die Entdeckung einer neuen Art stark wechselwirkender Teilchen (Tetraquarks) nahelegt. Eine Erklärung innerhalb der QCD steht noch aus.<ref>Natalie Wolchover: {{Webarchiv|url=http://www.simonsfoundation.org/quanta/20140827-quark-quartet-fuels-quantum-feud/ |wayback=20141014174610 |text=Quantum quartet fuels quantum feud, Quanta |archiv-bot=2018-11-30 17:13:14 InternetArchiveBot }}, Simons Foundation, 27. August 2014</ref> | ||
== Weitere Ankündigungen des Nachweises von Tetraquarks == | == Weitere Ankündigungen des Nachweises von Tetraquarks == | ||
2010 kündigte eine Gruppe deutscher und pakistanischer Physiker (Ahmed Ali und Christian Hambrock von [[DESY]], Jamil Aslam von der Quaid-i-Azam Universität) die mögliche Entdeckung eines Tetraquarks an, die durch Neuanalyse von Daten des [[Belle-Experiment]]s aus dem Jahr 2008 möglich wurde.<ref>Ali, Hambrock, Aslam: [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v104/i16/e162001 ''Tetraquark Interpretation of the BELLE Data on the Anomalous Υ(1S) π+π- and Υ(2S) π+π- Production near the Υ(5S) Resonance''], Physical Review Letters Bd.104, 2010, S. 162001.</ref><ref name="Matthews">Zoe Matthews: [http://physicsworld.com/cws/article/news/42475 ''Evidence grows for Tetraquarks''], Physics World, Online News Archive, 27. April 2010.</ref> | 2010 kündigte eine Gruppe deutscher und pakistanischer Physiker (Ahmed Ali und Christian Hambrock von [[DESY]], Jamil Aslam von der Quaid-i-Azam Universität) die mögliche Entdeckung eines Tetraquarks an, die durch Neuanalyse von Daten des [[Belle-Experiment]]s aus dem Jahr 2008 möglich wurde.<ref>Ali, Hambrock, Aslam: [http://prl.aps.org/abstract/PRL/v104/i16/e162001 ''Tetraquark Interpretation of the BELLE Data on the Anomalous Υ(1S) π<sup>+</sup>π<sup>-</sup> and Υ(2S) π<sup>+</sup>π<sup>-</sup> Production near the Υ(5S) Resonance''], Physical Review Letters Bd. 104, 2010, S. 162001.</ref><ref name="Matthews">Zoe Matthews: [http://physicsworld.com/cws/article/news/42475 ''Evidence grows for Tetraquarks''], Physics World, Online News Archive, 27. April 2010.</ref> | ||
Damals waren gegenüber den theoretischen Erwartungen (der [[Quantenchromodynamik]]) um mehrere Größenordnungen erhöhte Zerfallsraten eines, wie man annahm, angeregten [[Bottomonium]]-Zustands Y (5 S) in niedrigere Zustände unter Erzeugung eines Paars geladener Pionen beobachtet worden. Ali, Hambrock und Aslam interpretieren den Ausgangszustand als Tetraquark < | Damals waren gegenüber den theoretischen Erwartungen (der [[Quantenchromodynamik]]) um mehrere Größenordnungen erhöhte Zerfallsraten eines, wie man annahm, angeregten [[Bottomonium]]-Zustands Y (5 S) in niedrigere Zustände unter Erzeugung eines Paars geladener Pionen beobachtet worden. Ali, Hambrock und Aslam interpretieren den Ausgangszustand als Tetraquark Y<sub>b</sub> (10890) aus zwei leichten <math>\,u</math>- bzw. <math>\overline u</math>-Quarks und zwei schweren <math>\,b</math>- bzw. <math>\overline b</math>-Quarks.<ref>Beziehungsweise aus einer Überlagerung des entsprechenden Tetraquark mit down statt up Quarks, die nach Ali, Hambrock und Aslam etwa dieselbe Masse haben sollte.</ref> Die Autoren geben an, die Massen und Zerfallsraten mit ihrem Modell gut reproduzieren zu können. Es gibt aber auch alternative Erklärungsversuche.<ref name="Matthews" /> | ||
== Namensgebung == | |||
Vermutete Tetraquarks wurden je nach Entdecker zumeist mit den Symbolen X, Y oder Z bezeichnet. | |||
Ende 2017 wurde das Benennungsschema für Hadronen von der [[Particle Data Group]] (PDG) erweitert.<ref>{{Internetquelle |url=http://pdg.lbl.gov/2017/reviews/rpp2017-rev-naming-scheme-hadrons.pdf |titel=Naming scheme for hadrons (Revised in 2017) |autor=Particle Data Group |zugriff=2018-03-14 |sprache=en |format=PDF; 86 KB}}</ref> Die Namensgebung von Tetraquarks folgt darin der [[Mesonen #Namensgebung|Namensgebung für Mesonen]]. | |||
Ab 2018 erscheinen deshalb einige Tetraquark-Kandidaten unter einen anderen Namen: | |||
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! neuer PDG Name !! frühere Namen | |||
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| χ<Sub>c1</sub>(3872) || X(3872) | |||
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| χ<sub>c1</sub>(4140) || X(4140), Y(4140) | |||
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| χ<sub>c1</sub>(4274) || X(4274), Y(4274) | |||
|- | |||
| χ<sub>c0</sub>(4500) || X(4500) | |||
|- | |||
| χ<sub>c0</sub>(4700) || X(4700) | |||
|- | |||
| ψ(4260) || X(4260), Y(4260) | |||
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| Z<sub>c</sub>(3900) || X(3900), Z(3900) | |||
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| Z<sub>c</sub>(4430) || X(4430), Z(4430) | |||
|} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Tetraquarks (von griechisch tetra, vier) sind Hadronen, die aus vier Quarks (zwei Quarks und zwei Antiquarks) zusammengesetzt sind. Sie gehören wie die Pentaquarks und Hexaquarks zu den exotischen Hadronen, d. h. zu denjenigen Hadronen, die nicht wie die Mesonen aus zwei Quarks (Quark-Antiquark Paar) oder wie die Baryonen aus drei Quarks aufgebaut sind. Die Existenz von Tetraquarks wurde schon lange vorher von theoretischen Physikern diskutiert.
Am 28. Juni 2016 verkündete man am LHCb-Experiment des CERN die Beobachtung von Tetraquarks und bestätigte damit das seit Jahrzehnten umstrittene Modell der Tetraquarks. Vorher hatte es viele angebliche Beobachtungen eines Tetraquarks gegeben, die sich jedoch als falsch herausstellten oder hinsichtlich der Interpretation umstritten waren.
Im Juni 2016 gab LHCb bekannt,[1][2][3][4] bei B-Mesonen-Zerfällen gleich vier Resonanzen eines Tetraquarks gesichtet zu haben. Alle bestehen aus jeweils einem Strange-Antistrange-Quark-Paar und einem Charm-Anticharm-Quark-Paar (Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): c \bar {c} s \bar {s} ) und zerfielen in ein φ-Meson und ein J/ψ-Meson. Genannt wurden sie: X(4140), X(4274), X(4500) und X(4700); die Zahl in den Klammern steht für die jeweilige Masse des Teilchens in der Einheit MeV. Dabei sind X(4274), X(4500) und X(4700) angeregte Zustände von X(4140).
Nach Angaben der LHCb-Kollaboration wurde die Existenz der Zustände mit einer Sicherheit von fünf Standardabweichungen etabliert und kann nicht durch übliche Hadronen erklärt werden. Die exakte Natur der Bindung ist nach der Veröffentlichung vom Juni 2016 noch Gegenstand von Diskussionen: eng gebundene Tetraquarks oder Paare von D-Mesonen mit Strange-Quark als zweitem Partner ($ D_{s}D_{s}^{*} $), die sich abstoßen und neu zu J/ψφ (einem „cusp“) arrangieren.
Der X (4140)-Zustand war bereits 2009 von der CDF-Kollaboration gefunden sowie von den CMS- und D0-Kollaborationen bestätigt worden (während die Suche der Belle und der BaBar-Kollaborationen nach dem X (4140)-Zustand negativ ausfiel).
2020 wurden am LHCb Tetraquark-Zustände aus zwei Charm- und zwei Anticharm-Quarks ($ c{\bar {c}}c{\bar {c}} $) nachgewiesen. Das X(6900), eine Resonanz bei 6,9 GeV,[5] ist in zwei J/ψ-Meson zerfallen.
Im August 2020 ist von der LHCb-Kollaboration die Entdeckung des ersten Tetraquarks mit offenen Charm bekannt gegeben worden. Das sogenannte X(2900) soll demnach aus jeweils einen Anticharm-, Up-, Down- und einen Antistrange-Quark ($ {\bar {c}}ud{\bar {s}} $) bestehen.[6]
Zwei Teams meldeten unabhängig die Entdeckung der kurzlebigen Vier-Quark-Resonanz Zc(3900), das Belle-Team am KEK im japanischen Tsukuba[7][8][9][10] und das Beijing Spectrometer III (BES III) am Beijing Electron Positron Collider in Peking.[11] Die Bezeichnung deutet auf die Masse (3900 MeV, entsprechend etwa der vierfachen Masse des Protons). Es ist einfach positiv geladen und besteht wahrscheinlich aus ($ u $, $ {\bar {d}} $, $ c $, $ {\bar {c}} $) Quarks. Das Belle Team hatte schon 2008 und 2011 Kandidaten für Tetraquarks gemeldet, die aber nicht durch andere Beschleuniger bestätigt wurden. Ursprünglich war man auf der Suche nach dem Y(4260)-Tetraquark Kandidaten, der 2005 am SLAC beobachtet wurde. Allerdings gibt es noch von theoretischer Seite Differenzen über die Interpretation der neu entdeckten Vier-Quark-Zustände als genuine Tetraquarks oder Bindung zweier Mesonen (Mesonen-Moleküle).
Im April 2014 bestätigten Forscher des LHCb-Experiments die Existenz des Z(4430), eines Tetraquark-Kandidaten, der bereits von der Belle-Kollaboration beobachtet worden war.[12][13]
In der Interpretation der früher diskutierten Kandidaten standen sich zwei Theorien gegenüber, eine die diese durch ein Modell von zwei gebundenen farb-geladenen Diquarks (die zwei Quarks und Antiquarks bilden jeweils einen Diquark) beschreiben wollten, also einer neuen Teilchenart (Tetraquark), die andere interpretierte dies auf mehr konventionelle Weise als kurzzeitige Resonanz von zwei farb-neutralen Mesonen (die also jeweils aus einem Quark und einem Antiquark bestanden). Ein Problem der Mesonentheorie ist die sich aus ihr ergebende schwache Bindung der beiden farbneutralen Mesonen in der QCD, was es schwierig macht sich vorzustellen, warum sie überhaupt in den hochenergetischen Protonen-Kollisionen am LHC auftreten. Ein Problem der Diquarktheorie ist die Tatsache, dass viele der Kandidaten eine Masse haben, die fast genau der zweier Mesonen entspricht. Die Mesonentheorie galt deshalb bei einigen der Resonanzen wie dem 2003 in Japan gefundenen X(3872) als Favorit, da deren Masse nahe bei der Summe der sie nach der Mesonentheorie zusammensetzenden Mesonen lag. Bei den beim LHC 2014 gefundenen Kandidaten scheint dagegen eine Erklärung in der Mesonentheorie aus den beobachteten Eigenschaften (z. B. Masse, Spin-Parität) schwierig, was die Entdeckung einer neuen Art stark wechselwirkender Teilchen (Tetraquarks) nahelegt. Eine Erklärung innerhalb der QCD steht noch aus.[14]
2010 kündigte eine Gruppe deutscher und pakistanischer Physiker (Ahmed Ali und Christian Hambrock von DESY, Jamil Aslam von der Quaid-i-Azam Universität) die mögliche Entdeckung eines Tetraquarks an, die durch Neuanalyse von Daten des Belle-Experiments aus dem Jahr 2008 möglich wurde.[15][16] Damals waren gegenüber den theoretischen Erwartungen (der Quantenchromodynamik) um mehrere Größenordnungen erhöhte Zerfallsraten eines, wie man annahm, angeregten Bottomonium-Zustands Y (5 S) in niedrigere Zustände unter Erzeugung eines Paars geladener Pionen beobachtet worden. Ali, Hambrock und Aslam interpretieren den Ausgangszustand als Tetraquark Yb (10890) aus zwei leichten $ \,u $- bzw. $ {\overline {u}} $-Quarks und zwei schweren $ \,b $- bzw. $ {\overline {b}} $-Quarks.[17] Die Autoren geben an, die Massen und Zerfallsraten mit ihrem Modell gut reproduzieren zu können. Es gibt aber auch alternative Erklärungsversuche.[16]
Vermutete Tetraquarks wurden je nach Entdecker zumeist mit den Symbolen X, Y oder Z bezeichnet.
Ende 2017 wurde das Benennungsschema für Hadronen von der Particle Data Group (PDG) erweitert.[18] Die Namensgebung von Tetraquarks folgt darin der Namensgebung für Mesonen.
Ab 2018 erscheinen deshalb einige Tetraquark-Kandidaten unter einen anderen Namen:
neuer PDG Name | frühere Namen |
---|---|
χc1(3872) | X(3872) |
χc1(4140) | X(4140), Y(4140) |
χc1(4274) | X(4274), Y(4274) |
χc0(4500) | X(4500) |
χc0(4700) | X(4700) |
ψ(4260) | X(4260), Y(4260) |
Zc(3900) | X(3900), Z(3900) |
Zc(4430) | X(4430), Z(4430) |