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== Leben und Karriere == | == Leben und Karriere == | ||
Geisel studierte Physik an der [[Goethe-Universität Frankfurt am Main]] und der [[Universität Regensburg]], wo er 1975 zur ''Theorie der Ramanstreuung in den Ammoniumhalogeniden'' promovierte. Danach war er 1976–77 am [[Max-Planck-Institut für Festkörperforschung]] in [[Stuttgart]] und 1978/79 am Forschungszentrum [[Xerox PARC]] in [[Palo Alto]]. 1982 habilitierte er sich. 1988/89 war er Professor für theoretische Physik an der [[Universität Würzburg]] und ab 1989 an der Universität Frankfurt, bevor er 1996 Professor an der [[Universität Göttingen]] wurde. Dort | Geisel studierte Physik an der [[Goethe-Universität Frankfurt am Main]] und der [[Universität Regensburg]], wo er 1975 zur ''Theorie der Ramanstreuung in den Ammoniumhalogeniden'' promovierte. Danach war er 1976–77 am [[Max-Planck-Institut für Festkörperforschung]] in [[Stuttgart]] und 1978/79 am Forschungszentrum [[Xerox PARC]] in [[Palo Alto]]. 1982 habilitierte er sich. 1988/89 war er Professor für theoretische Physik an der [[Universität Würzburg]] und ab 1989 an der Universität Frankfurt, bevor er 1996 Professor an der [[Universität Göttingen]] wurde. Dort war er gleichzeitig Direktor am [[Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation]] (das ehemalige Max-Planck-Institut für Strömungsforschung) und Koordinator des ''Bernstein Zentrums Computational Neuroscience Göttingen'' (BCCN Göttingen), das er seit seiner Gründung 2005 leitete. Seit 2013 ist er ordentliches Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]], im September 2016 wurde er emeritiert.<ref name="emerit">[https://www.ds.mpg.de/geisel Eintrag (MPI)]</ref> | ||
Geisel ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er spielt Querflöte und Saxophon sowohl im klassischen als auch im Jazz-Umfeld. | Geisel ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er spielt Querflöte und Saxophon sowohl im klassischen als auch im Jazz-Umfeld. | ||
== Wissenschaftliche Arbeitsgebiete == | == Wissenschaftliche Arbeitsgebiete == | ||
Geisel befasst sich mit Fragestellungen der nichtlinearen Dynamik und des Quantenchaos, mit Anwendungen zum Beispiel auf Transport in Halbleiter-Nanostrukturen und in der Dynamik neuronaler Netzwerke, z. B. neuronaler Synchronisation<ref> Marc Timme, Fred Wolf und Theo Geisel: ''Topological speed limits to network synchronization,'' in: ''Physical Review Letters,'' Bd. 92, 2004, S. 074101</ref> und Musterbildung in der Sehrinde.<ref>Geisel, F. Wolf: ''Universality in visual cortical pattern formation,'' in: ''Journal of Physiology,'' Bd. 97, 2003, S.253–264</ref> Seit 2005 untersucht er in Zusammenarbeit mit [[Dirk Brockmann]] auch die Ausbreitung von Infektionen durch menschliche Reisetätigkeit, die (wie die Verbreitung von Geldscheinen) durch Verallgemeinerungen von Random Walks ([[Zufallspfad]]e), die [[Lévy-Prozess]]e (Lévy-Walks, Lévy-Flights), beschreibbar sind.<ref>T. Geisel und J. Nierwetberg: ''Onset of diffusion and universal scaling in chaotic systems,'' in: ''Physical Review Letters'' Bd. 48, 1984, S. 7. Theo Geisel: ''Dem Geld auf der Spur,'' in: ''Physik Journal'' 2008, Nr. 8/9 (Vortrag zum Gentner-Kastler-Preis). Dirk Brockmann und Theo Geisel: ''Lévy flights in inhomogeneous media,'' in: ''Physical Review Letters,'' Bd. 90, 2003, S. 170601. Dirk Brockmann und Theo Geisel: ''Forecast and control of epidemics in a globalized world,'' in: ''Proc. National Academy of Sciences,'' Bd. 101, 2004, S. 15124–15129. Lars Hufnagel, Dirk Brockmann, Theo Geisel: ''Scaling laws in human travel,'' in: ''Nature'' Bd. 439, 2006, S. 452–456.</ref> | Geisel befasst sich mit Fragestellungen der nichtlinearen Dynamik und des Quantenchaos, mit Anwendungen zum Beispiel auf Transport in Halbleiter-Nanostrukturen und in der Dynamik neuronaler Netzwerke, z. B. neuronaler Synchronisation<ref>Marc Timme, Fred Wolf und Theo Geisel: ''Topological speed limits to network synchronization,'' in: ''Physical Review Letters,'' Bd. 92, 2004, S. 074101</ref> und Musterbildung in der Sehrinde.<ref>Geisel, F. Wolf: ''Universality in visual cortical pattern formation,'' in: ''Journal of Physiology,'' Bd. 97, 2003, S. 253–264.</ref> Seit 2005 untersucht er in Zusammenarbeit mit [[Dirk Brockmann]] auch die Ausbreitung von Infektionen durch menschliche Reisetätigkeit, die (wie die Verbreitung von Geldscheinen) durch Verallgemeinerungen von Random Walks ([[Zufallspfad]]e), die [[Lévy-Prozess]]e (Lévy-Walks, Lévy-Flights), beschreibbar sind.<ref>T. Geisel und J. Nierwetberg: ''Onset of diffusion and universal scaling in chaotic systems,'' in: ''Physical Review Letters'' Bd. 48, 1984, S. 7. Theo Geisel: ''Dem Geld auf der Spur,'' in: ''Physik Journal'' 2008, Nr. 8/9 (Vortrag zum Gentner-Kastler-Preis). Dirk Brockmann und Theo Geisel: ''Lévy flights in inhomogeneous media,'' in: ''Physical Review Letters,'' Bd. 90, 2003, S. 170601. Dirk Brockmann und Theo Geisel: ''Forecast and control of epidemics in a globalized world,'' in: ''Proc. National Academy of Sciences,'' Bd. 101, 2004, S. 15124–15129. Lars Hufnagel, Dirk Brockmann, Theo Geisel: ''Scaling laws in human travel,'' in: ''Nature'' Bd. 439, 2006, S. 452–456.</ref> Weiterhin forschte er zur Psychophysik des [[Swing (Rhythmus)|Swing-Feelings]].<ref>George Datseris, Annika Ziereis, Thorsten Albrecht, York Hagmayer, Viola Priesemann & Theo Geisel ''Microtiming Deviations and Swing Feel in Jazz'' [https://www.nature.com/articles/s41598-019-55981-3 Scientific Reports 9, 19824 (2019)]</ref> | ||
== Preise und Auszeichnungen == | == Preise und Auszeichnungen == | ||
Er war 1983 bis 1987 Heisenberg-Stipendiat und erhielt 1994 den [[Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis]] der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]]. 2008 wurde er Fellow der ''[[American Physical Society]].'' 2009 erhielt er den deutsch-französischen [[Gentner-Kastler-Preis]]. Geisel ist im Herausgebergremium der Fachzeitschrift ''[[Physical Review Letters]]'' Experte für das Fachgebiet Biophysik. | Er war 1983 bis 1987 Heisenberg-Stipendiat und erhielt 1994 den [[Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis]] der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]]. 2008 wurde er Fellow der ''[[American Physical Society]].'' 2009 erhielt er den deutsch-französischen [[Gentner-Kastler-Preis]]. Geisel ist im Herausgebergremium der Fachzeitschrift ''[[Physical Review Letters]]'' Experte für das Fachgebiet Biophysik. | ||
== Doktoranden (Auswahl) == | |||
* [[Dirk Brockmann]] | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [ | * [https://www.mpg.de/463934/dynamik_selbstorganisation_wissM1 Seite bei der Max-Planck-Gesellschaft] | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Theo Geisel (* 24. August 1948 in Limburg an der Lahn) ist ein deutscher theoretischer Physiker.
Geisel studierte Physik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universität Regensburg, wo er 1975 zur Theorie der Ramanstreuung in den Ammoniumhalogeniden promovierte. Danach war er 1976–77 am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und 1978/79 am Forschungszentrum Xerox PARC in Palo Alto. 1982 habilitierte er sich. 1988/89 war er Professor für theoretische Physik an der Universität Würzburg und ab 1989 an der Universität Frankfurt, bevor er 1996 Professor an der Universität Göttingen wurde. Dort war er gleichzeitig Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (das ehemalige Max-Planck-Institut für Strömungsforschung) und Koordinator des Bernstein Zentrums Computational Neuroscience Göttingen (BCCN Göttingen), das er seit seiner Gründung 2005 leitete. Seit 2013 ist er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, im September 2016 wurde er emeritiert.[1]
Geisel ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er spielt Querflöte und Saxophon sowohl im klassischen als auch im Jazz-Umfeld.
Geisel befasst sich mit Fragestellungen der nichtlinearen Dynamik und des Quantenchaos, mit Anwendungen zum Beispiel auf Transport in Halbleiter-Nanostrukturen und in der Dynamik neuronaler Netzwerke, z. B. neuronaler Synchronisation[2] und Musterbildung in der Sehrinde.[3] Seit 2005 untersucht er in Zusammenarbeit mit Dirk Brockmann auch die Ausbreitung von Infektionen durch menschliche Reisetätigkeit, die (wie die Verbreitung von Geldscheinen) durch Verallgemeinerungen von Random Walks (Zufallspfade), die Lévy-Prozesse (Lévy-Walks, Lévy-Flights), beschreibbar sind.[4] Weiterhin forschte er zur Psychophysik des Swing-Feelings.[5]
Er war 1983 bis 1987 Heisenberg-Stipendiat und erhielt 1994 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2008 wurde er Fellow der American Physical Society. 2009 erhielt er den deutsch-französischen Gentner-Kastler-Preis. Geisel ist im Herausgebergremium der Fachzeitschrift Physical Review Letters Experte für das Fachgebiet Biophysik.
Personendaten | |
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NAME | Geisel, Theo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 24. August 1948 |
GEBURTSORT | Limburg an der Lahn, amerikanische Besatzungszone |