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'''Theodor Schmidt'''<ref>Er benutzte nur den Vornamen Theodor</ref> (* [[29. Juli]] [[1908]] in [[Düsseldorf]]; † [[10. Dezember]] [[1986]] in [[Sulzburg]] | '''Karl Theodor Schmidt'''<ref>Er benutzte nur den Vornamen Theodor</ref> (* [[29. Juli]] [[1908]] in [[Düsseldorf]]; † [[10. Dezember]] [[1986]] in [[Sulzburg]]) war ein deutscher Physiker und Mathematiker. | ||
==Leben und Werk== | == Leben und Werk == | ||
Schmidt, der Sohn eines Oberstudienrats, studierte nach dem Abitur in Düsseldorf ab 1927 an der [[Universität Göttingen]], der [[Universität Wien]] (ein Semester) und der [[Universität Greifswald]] Mathematik, Physik und Chemie. 1932 legte er das Lehramts-Staatsexamen ab. 1933 wurde er bei [[Karl Reinhardt (Mathematiker)|Karl Reinhardt]] in Greifswald in Mathematik promoviert (Dissertation: Über die Zerlegung des d-dimensionalen Raumes in gitterförmig angeordnete Würfel). Gleichzeitig promovierte er in Physik bei [[Rudolf Seeliger]]<ref>[http://www.aleph99.org/etusci/ks/t2a3.htm Schlüpmann, Kopfermann Biographie]</ref> | Theodor Schmidt, der Sohn eines Oberstudienrats, studierte nach dem Abitur in Düsseldorf ab 1927 an der [[Universität Göttingen]], der [[Universität Wien]] (ein Semester) und der [[Universität Greifswald]] Mathematik, Physik und Chemie. 1932 legte er das Lehramts-Staatsexamen ab. 1933 wurde er bei [[Karl Reinhardt (Mathematiker)|Karl Reinhardt]] in Greifswald in Mathematik promoviert (Dissertation: Über die Zerlegung des d-dimensionalen Raumes in gitterförmig angeordnete Würfel). In seiner Dissertation 1933 löste er eine Vermutung von [[Hermann Minkowski]] über die Ausfüllung n-dimensionaler euklidischer Räume durch Würfel für Dimensionen kleiner gleich acht (der allgemeine Fall wurde von [[György Hajós]] 1941 bewiesen). Gleichzeitig promovierte er in Physik bei [[Rudolf Seeliger]].<ref>[http://www.aleph99.org/etusci/ks/t2a3.htm Schlüpmann, Kopfermann Biographie]</ref> | ||
Er wollte dann zunächst bei [[James Franck]] in Göttingen arbeiten (und studierte 1933/34 jeweils ein Semester bei Franck in Göttingen und bei [[Werner Heisenberg]] in Leipzig), ging aber über Leipzig auf Empfehlung von Werner Heisenberg zu [[Hermann Schüler]] nach Potsdam. 1937 habilitierte er sich in Greifswald und war dort ab 1938 Privatdozent und ab 1944 außerplanmäßiger Professor für theoretische Physik. 1939 bis 1944 leistete er mit Unterbrechungen seinen Wehrdienst und war kurze Zeit zum [[Uranprojekt]] des Reichspost-Ministeriums in [[Zeuthen|Miersdorf]] abkommandiert. | |||
In | 1945/46 unterstützte er Rudolf Seeliger an der Universität Greifswald in dessen Funktion als Rektor. 1946 bot man ihm das Rektorat in Greifswald an, wenn er in die SED eintreten würde, was er ablehnte. Im Oktober 1946 ([[Aktion Ossawakim]]) wurde er in die Sowjetunion zwangsverpflichtet (er arbeitete am Raketenprogramm, da man ihn fälschlich für einen der Raketenspezialisten hielt) und kehrte erst November 1953 nach Deutschland (Ostberlin) zurück. Eine Veröffentlichung über ''Anomalien der Isotopieverschiebung'' (in Russisch) wurde von der Zeitschrift JETP in der Sowjetunion 1947 zunächst zur Veröffentlichung angenommen, dann aber untersagt. In der Sowjetunion leitete er eine Gruppe zur Flugbahnberechnung.<ref>Ulrich Albrecht, Andreas Heinemann-Gründer, Arend Wellmann: Die Spezialisten., Deutsche Naturwissenschaftler und Techniker in der Sowjetunion nach 1945, Berlin: Dietz 1992, S. 97.</ref> | ||
Im Februar 1954 ging er mit Unterstützung US-amerikanischer Geheimdienste in die Bundesrepublik. Er ging zunächst als Oberassistent an die [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]], wo [[Wolfgang Gentner]] ihn zum wissenschaftlichen Rat beförderte.<ref>Dieter Hoffmann, Ulrich Schmidt-Rohr: Wolfgang Gentner, ein Physiker als Naturalist, in: Hoffmann, Schmidt-Rohr (Hrsg.): Wolfgang Gentner, Festschrift zum 100. Geburtstag, Springer 2006, S. 34.</ref> und er zunächst am Wiederaufbau des 1,5 MeV Van-de-Graaf-Beschleunigers mitarbeitete, bevor sie 1955 einen neuen 6 MeV Van de Graaf Beschleuniger aus den USA genehmigt bekamen. Er wurde 1956 außerordentlicher Professor und 1959 ordentlicher Professor, nachdem er einen Ruf nach Aachen 1958 ablehnte. 1973 wurde er emeritiert. | |||
In systematischen Untersuchungen der [[Hyperfeinstruktur]] in den Atomspektren mit [[Hermann Schüler]] in [[Potsdam]] (am Sonnenobservatorium auf dem Telegraphenberg in Babelsberg) zeigte er die Existenz von elektrischen Kern-Quadrupolmomenten<ref>Schüler, Schmidt ''Über Abweichungen des Atomkerns von der Kugelsymmetrie'', Zeitschrift für Physik Band 94, 1935, S. 457.</ref> und [[Schmidt-Linie]]n für Kerne mit ungepaarten Neutronen oder Protonen,<ref>Schmidt, Zeitschrift für Physik, Band 106, 1937, S. 358.</ref> Hinweise auf Deformation der Kerne durch kollektive Bewegungen (Quadrupolmoment) bzw. (bei Schmidt-Linien) Einteilchenbewegung. | |||
1977 wurde er Ehrendoktor in Heidelberg. | 1977 wurde er Ehrendoktor in Heidelberg. | ||
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1935 heiratete er Eva Krieger, mit der er drei Töchter und einen Sohn hatte. | 1935 heiratete er Eva Krieger, mit der er drei Töchter und einen Sohn hatte. | ||
==Schriften== | == Schriften == | ||
*Über Abweichungen des Atomkerns von der Kugelsymmetrie | * ''Über Abweichungen des Atomkerns von der Kugelsymmetrie.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' Band 94, 1935, S. 457. | ||
* | * Mit H. Schüler: ''Über die magnetischen Momente der Atomkerne.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' Band 106, 1937, S. 358. | ||
*Das Physikalische Institut der Universität Freiburg | * ''Das Physikalische Institut der Universität Freiburg.'' In: ''Freiburger Universitätsblätter.'' Mai 1968, S. 51. | ||
* | * Mit Christian Schlier: ''Erinnerungen an die Entdeckung der Kernquadrupolmomente.'' In: ''Physik in unserer Zeit.'' Band 16, 1985, S. 64. | ||
==Literatur== | |||
*Peter Brix: 1935 haben Schüler und Schmidt die Kernquadrupolmomente entdeckt | == Literatur == | ||
*Helmut Spehl: In memoriam Theodor Schmidt | * Peter Brix: ''1935 haben Schüler und Schmidt die Kernquadrupolmomente entdeckt.'' In: ''Physik in unserer Zeit.'' Band 16, 1985, S. 63. | ||
*Klaus-Peter Lieb ''Theodor Schmidt and Hans Kopfermann | * Helmut Spehl: ''In memoriam Theodor Schmidt.'' In: ''Freiburger Universitätsblätter.'' März 1987, S. 9. | ||
*Kurt Magnus: ''Raketensklaven- deutsche Forscher hinter rotem Stacheldraht'' | * Klaus-Peter Lieb: ''Theodor Schmidt and Hans Kopfermann – Pioneers in Hyperfine Interaction.'' In: ''Hyperfine Interactions.'' Band 136/137, S. 783. | ||
*Eintrag in: Baden-Württembergische Biographien | * Kurt Magnus: ''Raketensklaven- deutsche Forscher hinter rotem Stacheldraht.'' 1993 | ||
* Eintrag in: ''Baden-Württembergische Biographien.'' Band 2, S. 412–414. | |||
==Weblinks== | == Weblinks == | ||
* {{LBMV PPN|328665258|NAME=Theodor Schmidt}} | * {{LBMV PPN|328665258|NAME=Theodor Schmidt}} | ||
* [https://dmv.mathematik.de/die-dmv/105-kurzbiographien/385-kurzbiographien-s-saa-schr.html Kurzbiographie bei der DMV] | * [https://dmv.mathematik.de/die-dmv/105-kurzbiographien/385-kurzbiographien-s-saa-schr.html Kurzbiographie bei der DMV] | ||
*[https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/142124842/Schmidt+Theodor+Karl Biographie, Leo BW] | * [https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/142124842/Schmidt+Theodor+Karl Biographie, Leo BW] | ||
==Einzelnachweise== | == Einzelnachweise == | ||
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Karl Theodor Schmidt[1] (* 29. Juli 1908 in Düsseldorf; † 10. Dezember 1986 in Sulzburg) war ein deutscher Physiker und Mathematiker.
Theodor Schmidt, der Sohn eines Oberstudienrats, studierte nach dem Abitur in Düsseldorf ab 1927 an der Universität Göttingen, der Universität Wien (ein Semester) und der Universität Greifswald Mathematik, Physik und Chemie. 1932 legte er das Lehramts-Staatsexamen ab. 1933 wurde er bei Karl Reinhardt in Greifswald in Mathematik promoviert (Dissertation: Über die Zerlegung des d-dimensionalen Raumes in gitterförmig angeordnete Würfel). In seiner Dissertation 1933 löste er eine Vermutung von Hermann Minkowski über die Ausfüllung n-dimensionaler euklidischer Räume durch Würfel für Dimensionen kleiner gleich acht (der allgemeine Fall wurde von György Hajós 1941 bewiesen). Gleichzeitig promovierte er in Physik bei Rudolf Seeliger.[2]
Er wollte dann zunächst bei James Franck in Göttingen arbeiten (und studierte 1933/34 jeweils ein Semester bei Franck in Göttingen und bei Werner Heisenberg in Leipzig), ging aber über Leipzig auf Empfehlung von Werner Heisenberg zu Hermann Schüler nach Potsdam. 1937 habilitierte er sich in Greifswald und war dort ab 1938 Privatdozent und ab 1944 außerplanmäßiger Professor für theoretische Physik. 1939 bis 1944 leistete er mit Unterbrechungen seinen Wehrdienst und war kurze Zeit zum Uranprojekt des Reichspost-Ministeriums in Miersdorf abkommandiert.
1945/46 unterstützte er Rudolf Seeliger an der Universität Greifswald in dessen Funktion als Rektor. 1946 bot man ihm das Rektorat in Greifswald an, wenn er in die SED eintreten würde, was er ablehnte. Im Oktober 1946 (Aktion Ossawakim) wurde er in die Sowjetunion zwangsverpflichtet (er arbeitete am Raketenprogramm, da man ihn fälschlich für einen der Raketenspezialisten hielt) und kehrte erst November 1953 nach Deutschland (Ostberlin) zurück. Eine Veröffentlichung über Anomalien der Isotopieverschiebung (in Russisch) wurde von der Zeitschrift JETP in der Sowjetunion 1947 zunächst zur Veröffentlichung angenommen, dann aber untersagt. In der Sowjetunion leitete er eine Gruppe zur Flugbahnberechnung.[3]
Im Februar 1954 ging er mit Unterstützung US-amerikanischer Geheimdienste in die Bundesrepublik. Er ging zunächst als Oberassistent an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo Wolfgang Gentner ihn zum wissenschaftlichen Rat beförderte.[4] und er zunächst am Wiederaufbau des 1,5 MeV Van-de-Graaf-Beschleunigers mitarbeitete, bevor sie 1955 einen neuen 6 MeV Van de Graaf Beschleuniger aus den USA genehmigt bekamen. Er wurde 1956 außerordentlicher Professor und 1959 ordentlicher Professor, nachdem er einen Ruf nach Aachen 1958 ablehnte. 1973 wurde er emeritiert.
In systematischen Untersuchungen der Hyperfeinstruktur in den Atomspektren mit Hermann Schüler in Potsdam (am Sonnenobservatorium auf dem Telegraphenberg in Babelsberg) zeigte er die Existenz von elektrischen Kern-Quadrupolmomenten[5] und Schmidt-Linien für Kerne mit ungepaarten Neutronen oder Protonen,[6] Hinweise auf Deformation der Kerne durch kollektive Bewegungen (Quadrupolmoment) bzw. (bei Schmidt-Linien) Einteilchenbewegung.
1977 wurde er Ehrendoktor in Heidelberg.
1935 heiratete er Eva Krieger, mit der er drei Töchter und einen Sohn hatte.
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Theodor |
ALTERNATIVNAMEN | Schmidt, Karl Theodor (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1908 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 10. Dezember 1986 |
STERBEORT | Sulzburg |