Willibald Jentschke: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Willibald „Willi“ Karl Jentschke''' (* [[6. Dezember]] [[1911]] in [[Wien]]; † [[11. März]] [[2002]] in [[Hamburg]]) war ein aus [[Österreich]] stammender experimenteller [[Kernphysik|Kern]]- und [[Teilchenphysik|Teilchen]]-Physiker.  
'''Willibald „Willi“ Karl Jentschke''' (* [[6. Dezember]] [[1911]] in [[Wien]]; † [[11. März]] [[2002]] in [[Hamburg|Göttingen]]) war ein aus [[Österreich]] stammender [[Experimentelle Physik|experimenteller]] [[Kernphysik|Kern-]] und [[Teilchenphysik|Teilchen]]-[[Physiker]].


Jentschke studierte von 1930 bis 1936 Physik an der [[Universität Wien]]. 1935 promovierte er bei  
== Leben ==
[[Georg Stetter (Physiker)|Georg Stetter]] (1895–1988). Zusammen mit [[Friedrich Prankl]] veröffentlichte er weitergehende Untersuchungen zur von [[Otto Hahn]] entdeckten [[Kernspaltung|Spaltung]] des [[Uran]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] war er am deutschen [[Uranprojekt]] beteiligt. Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, wo er 1950 Professor an der [[University of Illinois]] wurde. 1956 erhielt Willibald Jentschke einen Ruf an die [[Universität Hamburg]], dessen Annahme er mit der Forderung nach Forschungsmöglichkeiten an einem modernen Teilchenbeschleuniger verknüpfte, was zur Einrichtung des [[Deutsches Elektronen-Synchrotron|Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY)]] führte. Von der Gründung des DESY bis Ende 1970 war Jentschke Vorsitzender des DESY-Direktoriums und parallel dazu mehrere Jahre Direktor des II. Instituts für Experimentalphysik der Universität Hamburg. Von 1971 bis 1975 war er Direktor am [[CERN]]. Nach seiner Zeit als CERN-Direktor nahm er seine Tätigkeit an der Universität Hamburg wieder auf, unterbrochen von einem einjährigen Studienaufenthalt ([[Sabbatical]]) am [[Stanford Linear Accelerator Center]] (SLAC). 1980 emeritierte er von der Universität Hamburg, blieb jedoch seinen wissenschaftlichen Wirkungsstätten DESY und CERN eng verbunden. Nach langjähriger Krankheit verstarb er im Alter von 90 Jahren.
Jentschke studierte von 1930 bis 1936 Physik an der [[Universität Wien]]. 1935 promovierte er bei
[[Georg Stetter (Physiker)|Georg Stetter]] (1895–1988). Zusammen mit [[Friedrich Prankl]] veröffentlichte er weitergehende Untersuchungen zur von [[Otto Hahn]] entdeckten [[Kernspaltung|Spaltung]] des [[Uran]]s. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] war er am deutschen [[Uranprojekt]] beteiligt. Am 7. Januar 1944 beantragte er die Aufnahme in die [[NSDAP]] und wurde rückwirkend zum 1. Januar 1941 aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.092.911).<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18250944</ref><ref>Vertriebene Vernunft, Band 2 - Emigration und Exil oesterreichischer Wissenschaft, 1930–1940. Wien 2004. S. 673</ref> Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, wo er 1950 Professor an der [[University of Illinois]] wurde. 1956 erhielt Willibald Jentschke einen Ruf an die [[Universität Hamburg]], dessen Annahme er mit der Forderung nach Forschungsmöglichkeiten an einem modernen Teilchenbeschleuniger verknüpfte, was zur Einrichtung des [[Deutsches Elektronen-Synchrotron|Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY)]] führte. Von der Gründung des DESY bis Ende 1970 war Jentschke Vorsitzender des DESY-Direktoriums und parallel dazu mehrere Jahre Direktor des II. Instituts für Experimentalphysik der Universität Hamburg. Von 1971 bis 1975 war er Direktor am [[CERN]]. Nach seiner Zeit als CERN-Direktor nahm er seine Tätigkeit an der Universität Hamburg wieder auf, unterbrochen von einem einjährigen Studienaufenthalt ([[Sabbatical]]) am [[Stanford Linear Accelerator Center]] (SLAC). 1980 emeritierte er von der Universität Hamburg, blieb jedoch seinen wissenschaftlichen Wirkungsstätten DESY und CERN eng verbunden. Nach langjähriger Krankheit verstarb er im Alter von 90 Jahren.


== Auszeichnungen ==
== Auszeichnungen ==
* Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur]], Mainz
* Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur]], Mainz
* Mitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]], Wien
* Mitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]], Wien
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== Ausgewählte Literatur ==
== Ausgewählte Literatur ==
 
* Willibald Jentschke, F. Prankl, und F. Hernegger: ''Die Spaltung des Ioniums under Neutronenebestrahlung'', ''[[Die Naturwissenschaften]]'' Volume 28, Issue 20, 315–316 (1940)
* Willibald Jentschke, F. Prankl, und F. Hernegger: ''Die Spaltung des Ioniums under Neutronenebestrahlung'', ''[[Die Naturwissenschaften]]'' Volume 28, Issue 20, 315-316 (1940)
* Willibald Jentschke and Friedrich Prankl: ''Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit vorwiegend thermischen Neutronen'', ''Zeitschrift für Physik.'' Volume 119, Numbers 11–12, 696–712 (1942). Received 27 June 1942. Jentschke was identified as being at the ''II. Physikalisches Institut der Universität Wien, Wien'' and Prankl was identified as being at the ''Institut für Radiumforschung, Österreich''.
* Willibald Jentschke and Friedrich Prankl: ''Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit vorwiegend thermischen Neutronen'', ''Zeitschrift für Physik.'' Volume 119, Numbers 11–12, 696–712 (1942). Received 27 June 1942. Jentschke was identified as being at the ''II. Physikalisches Institut der Universität Wien, Wien'' and Prankl was identified as being at the ''Institut für Radiumforschung, Österreich''.
* Willibald Jentschke: ''Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit Neutronen'', ''Zeitschrift für Physik.'' Volume 120, Numbers 3–4, 165–184 (1943). Received 18 September 1942. Jentschke was identified as being at the ''II. Physikalisches Institut d. Universität, Wien''.
* Willibald Jentschke: ''Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit Neutronen'', ''Zeitschrift für Physik.'' Volume 120, Numbers 3–4, 165–184 (1943). Received 18 September 1942. Jentschke was identified as being at the ''II. Physikalisches Institut d. Universität, Wien''.
* Michael Schaaf und Hartwig Spitzer: ''Zum 85. Geburtstag von Willibald Jentschke'', ''Interner Bericht DESY H1-97-01'', Hamburg 1997.
* Michael Schaaf und Hartwig Spitzer: ''Zum 85. Geburtstag von Willibald Jentschke'', ''Interner Bericht DESY H1-97-01'', Hamburg 1997.
* {{Literatur|Autor=Michael Schaaf|Titel=Heisenberg war an der Bombe nicht interessiert|TitelErg=Interview mit Willibald Jentschke|Sammelwerk=Heisenberg, Hitler und die Bombe|WerkErg=Gespräche mit Zeitzeugen|Datum=2001|Verlag=GNT-Verlag|Ort=Berlin|ISBN=978-3928186605}}
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== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 17. Dezember 2021, 19:42 Uhr

Willibald Jentschke (etwa 1970)

Willibald „Willi“ Karl Jentschke (* 6. Dezember 1911 in Wien; † 11. März 2002 in Göttingen) war ein aus Österreich stammender experimenteller Kern- und Teilchen-Physiker.

Leben

Jentschke studierte von 1930 bis 1936 Physik an der Universität Wien. 1935 promovierte er bei Georg Stetter (1895–1988). Zusammen mit Friedrich Prankl veröffentlichte er weitergehende Untersuchungen zur von Otto Hahn entdeckten Spaltung des Urans. Während des Zweiten Weltkriegs war er am deutschen Uranprojekt beteiligt. Am 7. Januar 1944 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Januar 1941 aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.092.911).[1][2] Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, wo er 1950 Professor an der University of Illinois wurde. 1956 erhielt Willibald Jentschke einen Ruf an die Universität Hamburg, dessen Annahme er mit der Forderung nach Forschungsmöglichkeiten an einem modernen Teilchenbeschleuniger verknüpfte, was zur Einrichtung des Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) führte. Von der Gründung des DESY bis Ende 1970 war Jentschke Vorsitzender des DESY-Direktoriums und parallel dazu mehrere Jahre Direktor des II. Instituts für Experimentalphysik der Universität Hamburg. Von 1971 bis 1975 war er Direktor am CERN. Nach seiner Zeit als CERN-Direktor nahm er seine Tätigkeit an der Universität Hamburg wieder auf, unterbrochen von einem einjährigen Studienaufenthalt (Sabbatical) am Stanford Linear Accelerator Center (SLAC). 1980 emeritierte er von der Universität Hamburg, blieb jedoch seinen wissenschaftlichen Wirkungsstätten DESY und CERN eng verbunden. Nach langjähriger Krankheit verstarb er im Alter von 90 Jahren.

Auszeichnungen

  • Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz
  • Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien
  • Dr. h. c., University of Illinois
  • Dr. h. c., RWTH Aachen, 1990
  • John T. Tate Award des American Institute of Physics, 1996
  • Wilhelm-Exner-Medaille, 1971
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1983

Ausgewählte Literatur

  • Willibald Jentschke, F. Prankl, und F. Hernegger: Die Spaltung des Ioniums under Neutronenebestrahlung, Die Naturwissenschaften Volume 28, Issue 20, 315–316 (1940)
  • Willibald Jentschke and Friedrich Prankl: Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit vorwiegend thermischen Neutronen, Zeitschrift für Physik. Volume 119, Numbers 11–12, 696–712 (1942). Received 27 June 1942. Jentschke was identified as being at the II. Physikalisches Institut der Universität Wien, Wien and Prankl was identified as being at the Institut für Radiumforschung, Österreich.
  • Willibald Jentschke: Energien und Massen der Urankernbruchstücke bei Bestrahlung mit Neutronen, Zeitschrift für Physik. Volume 120, Numbers 3–4, 165–184 (1943). Received 18 September 1942. Jentschke was identified as being at the II. Physikalisches Institut d. Universität, Wien.
  • Michael Schaaf und Hartwig Spitzer: Zum 85. Geburtstag von Willibald Jentschke, Interner Bericht DESY H1-97-01, Hamburg 1997.
  • Michael Schaaf: Heisenberg war an der Bombe nicht interessiert. Interview mit Willibald Jentschke. In: Heisenberg, Hitler und die Bombe. Gespräche mit Zeitzeugen. GNT-Verlag, Diepholz 2018, ISBN 978-3-86225-115-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18250944
  2. Vertriebene Vernunft, Band 2 - Emigration und Exil oesterreichischer Wissenschaft, 1930–1940. Wien 2004. S. 673