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[[Datei:Esau Abraham.jpg|miniatur|hochkant|Abraham Esau in seiner Zeit am Jenaer Technisch-Physikalischen Institut]] | [[Datei:Esau Abraham.jpg|miniatur|hochkant|Abraham Esau in seiner Zeit am Jenaer Technisch-Physikalischen Institut]] | ||
'''Abraham Robert Esau''' (* [[7. Juni]] [[1884]] in [[Tiegenhagen]], [[Landkreis Marienburg (Westpr.)|Kreis Marienburg | '''Abraham Robert Esau''' (* [[7. Juni]] [[1884]] in [[Cyganek (Nowy Dwór Gdański)|Tiegenhagen]], [[Landkreis Marienburg (Westpr.)|Kreis Marienburg]]; † [[12. Mai]] [[1955]] in [[Düsseldorf]]) war ein deutscher [[Physiker]] und ein [[Liste der Amateurfunk-Persönlichkeiten|Pionier]] der deutschen Bewegung der [[Funkamateur]]e. | ||
== Studium, Armeezeit und erste berufliche Schritte == | == Studium, Armeezeit und erste berufliche Schritte == | ||
Nach dem Besuch des [[Akademisches Gymnasium Danzig|Realgymnasiums St. Petri und Pauli]] in [[Danzig]] studierte Esau Physik an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]] und an der [[Technische Universität Danzig|TH Danzig]]. Dort war er von 1906 bis 1909 Assistent des Physikers [[Max Wien]]. Esau wurde 1908 in Berlin zum Dr. phil. nat. promoviert. | Nach dem Besuch des [[Akademisches Gymnasium Danzig|Realgymnasiums St. Petri und Pauli]] in [[Danzig]] studierte Esau Physik an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]] und an der [[Technische Universität Danzig|TH Danzig]]. Dort war er von 1906 bis 1909 Assistent des Physikers [[Max Wien]]. Esau wurde 1908 in Berlin zum Dr. phil. nat. promoviert. | ||
1909/10 war Esau [[Einjährig-Freiwilliger]] bei der Funkabteilung des Telegraphenbataillons Nr. 1 Berlin. | 1909/10 war Esau [[Einjährig-Freiwilliger]] bei der Funkabteilung des Telegraphenbataillons Nr. 1 Berlin. | ||
Nach seinem Wechsel vom Hochschuldienst zur ''Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System [[Telefunken]]'' in [[Berlin]] 1912 widmete sich Esau Fragen des Funkempfangs. Im Auftrage von Telefunken errichtete er 1913 in [[Deutsche Kolonie Togo|Togo]] die [[Funkstation Kamina]] im Rahmen des Aufbaus eines Funkverkehrsnetzes zwischen den deutschen Kolonien und Deutschland. Der Reserveoffizier Esau wurde dort 1914 vom Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] überrascht und kam bis 1919 in französische Kriegsgefangenschaft. | Nach seinem Wechsel vom Hochschuldienst zur ''Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System [[Telefunken]]'' in [[Berlin]] 1912 widmete sich Esau Fragen des Funkempfangs. Im Auftrage von Telefunken errichtete er 1913 in [[Deutsche Kolonie Togo|Togo]] die [[Funkstation Kamina]] im Rahmen des Aufbaus eines Funkverkehrsnetzes zwischen den deutschen Kolonien und Deutschland. Der Reserveoffizier Esau wurde dort 1914 vom Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] überrascht und kam bis 1919 in französische Kriegsgefangenschaft. | ||
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Nach dem Ersten Weltkrieg befasste sich Esau mit Fragen des Überseeempfangs und entwickelte eine Doppelrahmenempfangsanlage, die in [[Geltow]] bei [[Potsdam]] für den drahtlosen Überseeverkehr gebaut wurde. 1925 führte er die weltweit erste [[UKW]]-Übertragung zwischen [[Jena]] und [[Kahla]] durch. | Nach dem Ersten Weltkrieg befasste sich Esau mit Fragen des Überseeempfangs und entwickelte eine Doppelrahmenempfangsanlage, die in [[Geltow]] bei [[Potsdam]] für den drahtlosen Überseeverkehr gebaut wurde. 1925 führte er die weltweit erste [[UKW]]-Übertragung zwischen [[Jena]] und [[Kahla]] durch. | ||
Am 28. Juli 1925 wurde der erste überregionale deutsche Amateurfunkverband, der [[Deutscher | Am 28. Juli 1925 wurde der erste überregionale deutsche Amateurfunkverband, der [[Deutscher Funktechnischer Verband|Deutsche Funktechnische Verband]] e. V. (DFTV) gegründet. Abraham Esau war der erste Präsident des Verbandes, sein [[Amateurfunkrufzeichen]] war EK4AAL.<ref>Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft Amateurfunkfernsehen {{Webarchiv|text=AGAV |url=http://www.datv-agaf.de/links/chronik.html |wayback=20130627084733}}</ref> | ||
== Professur an der Universität Jena == | == Professur an der Universität Jena == | ||
1925 wurde er an die [[Universität Jena]] zum außerordentlichen Professor für | 1925 wurde er an die [[Universität Jena]] zum außerordentlichen Professor für „[[Technische Physik]]“ berufen und zum Leiter des Technisch-Physikalischen Instituts ernannt. 1928 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Der Titel seiner Antrittsvorlesung lautete „Die Energievorräte der Erde und ihre technische Ausnutzung“. Esau erfreute sich sowohl bei den Dozenten als auch bei der Studentenschaft großer Beliebtheit. | ||
Seit 1928 beschäftigte er sich gemeinsam mit [[Erwin Schliephake]] mit der Möglichkeit, | Seit 1928 beschäftigte er sich gemeinsam mit [[Erwin Schliephake]] mit der Möglichkeit, [[Kurzwelle]]n in der Medizin, insbesondere bei der Therapierung von Krebspatienten, einzusetzen. Beide zusammen entwickelten dabei die Kurzwellen-Therapie ([[Diathermie]]). Obwohl selbst bei inoperablen Patienten Heilungserfolge verzeichnet werden konnten, fand die Methode zunächst keinen Eingang in die Schulmedizin, ist heute aber weit verbreitet. 1929 wurde er Mitglied der [[Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt|Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften]]. | ||
1930 begann er mit Untersuchungen über die Einsatzmöglichkeiten von [[Ultrakurzwelle]]n. | 1930 begann er mit Untersuchungen über die Einsatzmöglichkeiten von [[Ultrakurzwelle]]n. | ||
1932 | Von März 1932 bis März 1935 war Esau [[Rektor]] der Universität Jena. Am 1. Mai 1933 trat er in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (Mitgliedsnummer 2.907.651)<ref>[[Uwe Hossfeld]]: ''Kämpferische Wissenschaft. Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus'' Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003, ISBN 3412041025, Seite 149</ref> ein. Von November 1937 bis März 1939 übernahm Esau erneut das Amt des Rektors der Universität Jena. 1939 wurde er durch den Rasseforscher [[Karl Astel]] ersetzt.<ref> Vgl. Michael Grüttner: ''Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik'', Heidelberg 2004, S. 45.</ref> | ||
Nach Meinung von [[Max von Laue]] gebärdete sich Esau als | Nach Meinung von [[Max von Laue]] gebärdete sich Esau als „Haupt-Repräsentant des Nationalsozialismus unter den deutschen Physikern“. | ||
== Ab 1939 == | == Ab 1939 == | ||
Ab 1939 war Esau Präsident der [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt|Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR)]] in [[Berlin]] und Professor für Militärtechnik an der TH Berlin. | Ab 1939 war Esau Präsident der [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt|Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR)]] in [[Berlin]] und Professor für Militärtechnik an der TH Berlin. | ||
Im April 1939 organisierte Esau als Spartenleiter Physik im [[Reichsforschungsrat]] eine erste Sitzung des [[Uranprojekt|„Uranvereins“]]. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges fasste das [[Heereswaffenamt]] in Verbindung mit Esau im Reichsforschungsrat die führenden Forscher Deutschlands auf dem Gebiet der Kernspaltung im „Uranprojekt“ zusammen und verteilte die Arbeiten auf verschiedene Institute. 1942 wurde Esau „Bevollmächtigter des Reichsmarschalls für alle Fragen der Kernphysik“ und ab Anfang 1944 als Nachfolger von [[Johannes Plendl]] „Bevollmächtigter für Hochfrequenz-Forschung“. Esau leitete Forschungen im Bereich des Funkmesswesens, insbesondere der Erschließung des [[Zentimeterwellen]]bereich<nowiki/>s. Mit einem von ihm entwickelten [[Magnetron]] erreichte er [[Wellenlänge]]n unter zwei Millimeter. Er gehörte der [[Rotterdam-Gerät|Arbeitsgruppe Rotterdam]] an. | |||
Im April 1939 organisierte Esau als Spartenleiter Physik im [[Reichsforschungsrat]] eine erste Sitzung des [[Uranprojekt| | |||
== Nach dem Zweiten Weltkrieg == | == Nach dem Zweiten Weltkrieg == | ||
Nach der [[Deutsche Kapitulation|Kapitulation Deutschlands]] wurden die Arbeiten von Esau im Rahmen der [[Alsos-Mission]]en durch die Amerikaner beschlagnahmt und analysiert. Die Alsos-Missionen fanden zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des [[Manhattan-Projekt]] der USA statt. Ziel war es, eventuelle deutsche Bemühungen zum Bau einer [[Atombombe]] offenzulegen und zu verhindern. | Nach der [[Deutsche Kapitulation|Kapitulation Deutschlands]] wurden die Arbeiten von Esau im Rahmen der [[Alsos-Mission]]en durch die Amerikaner beschlagnahmt und analysiert. Die Alsos-Missionen fanden zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des [[Manhattan-Projekt]] der USA statt. Ziel war es, eventuelle deutsche Bemühungen zum Bau einer [[Atombombe]] offenzulegen und zu verhindern. | ||
Abraham Esau wurde 1945 verhaftet, in Frankreich und Deutschland inhaftiert. Er wurde in die Niederlande überstellt, wo er wegen seiner Mitverantwortung für die Ausplünderung der [[Philips]]-Werke vor Gericht gestellt wurde. Er blieb bis 1948 in Haft. Ende 1948 wurde er von der Anklage des wirtschaftlichen Kriegsverbrechens freigesprochen und nach Deutschland abgeschoben, wo er von der Spruchkammer [[Rendsburg]] de facto [[Entnazifizierung| | Abraham Esau wurde 1945 verhaftet, in Frankreich und Deutschland inhaftiert. Er wurde in die Niederlande überstellt, wo er wegen seiner Mitverantwortung für die Ausplünderung der [[Philips]]-Werke vor Gericht gestellt wurde. Er blieb bis 1948 in Haft. Ende 1948 wurde er von der Anklage des wirtschaftlichen Kriegsverbrechens freigesprochen und nach Deutschland abgeschoben, wo er von der Spruchkammer [[Rendsburg]] de facto [[Entnazifizierung|„entnazifiziert“]] wurde. | ||
Sein Amt als Präsident der PTR übte er nicht mehr aus, sondern wurde mit Unterstützung durch [[Leo Brandt]] 1949 Honorarprofessor für Kurzwellentechnik an der [[TH Aachen]] und Leiter des Institutes für Hochfrequenztechnik in [[Mülheim an der Ruhr]] einer Abteilung der [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt|Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt]]. Er führte wegweisende Untersuchungen zum Einsatz von elektrischen und akustischen Wellen ([[Radar]] bzw. [[Sonar]]) zur Ortung, Navigation und Wetterbeobachtung sowie zum Einsatz von [[Ultraschall]] in der Werkstoffprüfung durch. | Sein Amt als Präsident der PTR übte er nicht mehr aus, sondern wurde mit Unterstützung durch [[Leo Brandt]] 1949 Honorarprofessor für Kurzwellentechnik an der [[TH Aachen]] und Leiter des Institutes für [[Hochfrequenztechnik]] in [[Mülheim an der Ruhr]] einer Abteilung der [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt|Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt]]. Er führte wegweisende Untersuchungen zum Einsatz von elektrischen und akustischen Wellen ([[Radar]] bzw. [[Sonar]]) zur Ortung, Navigation und Wetterbeobachtung sowie zum Einsatz von [[Ultraschall]] in der Werkstoffprüfung durch. | ||
== Mitgliedschaften, Ämter und Ehrungen == | == Mitgliedschaften, Ämter und Ehrungen == | ||
* [[Eisernes Kreuz]] 2. und 1. Klasse (1914) | * [[Eisernes Kreuz]] 2. und 1. Klasse (1914) | ||
* [[Gedenkmedaille um die Feldzüge in Afrika]] (1913) | * [[Gedenkmedaille um die Feldzüge in Afrika]] (1913) | ||
* Seit 1925 Präsident des deutschen funktechnischen Verbandes | * Seit 1925 Präsident des deutschen funktechnischen Verbandes | ||
* Ab 1933 [[Staatsrat (Amt)|Staatsrat]] und Mitglied des Reichskultursenates | * Ab 1933 [[Staatsrat (Amt)|Staatsrat]] und Mitglied des Reichskultursenates | ||
* 1934 Führer der Rektorenkonferenz der deutschen Hochschulen | * 1934 Führer der Rektorenkonferenz der deutschen Hochschulen | ||
* | * 1934 bis 1945 Stiftungskommissar der [[Carl-Zeiss-Stiftung]] | ||
* 1935 Mitglied der Fernsehgesellschaft bei der [[Reichsrundfunkkammer]]. | * 1935 Mitglied der Fernsehgesellschaft bei der [[Reichsrundfunkkammer]] | ||
* | * 1937 Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung<ref>Georg Schmucker: ''Abraham Esau. Eine wissenschaftspolitische Biographie''. Magisterarbeit Uni Stuttgart, 1992. S. 73</ref> | ||
* 1939 bis 1945 Präsident der [[Physikalisch-Technische Reichsanstalt|Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR)]] in Berlin | |||
* 23. September 1944: Ritterkreuz des [[Kriegsverdienstkreuz]]es | * 23. September 1944: Ritterkreuz des [[Kriegsverdienstkreuz]]es | ||
* Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]] | * Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]] | ||
* Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] (1942–1945) | * Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] (1942–1945) | ||
* Mitglied des Forschungsrates des Landes Nordrhein-Westfalen | * Mitglied des Forschungsrates des Landes Nordrhein-Westfalen | ||
* Mitglied des Vorstandes der [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt|Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt]] | * Mitglied des Vorstandes der [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt|Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt]] | ||
* Ehrensenator der Universität Erlangen | * Ehrensenator der Universität Erlangen | ||
* Ehrenbürger der TH Danzig | * Ehrenbürger der TH Danzig | ||
* 1954: Dr. med. h. c. der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | * 1954: Dr. med. h. c. der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | ||
* Ehrenmitgliedschaften bei diversen Jenenser Vereinigungen aufgrund seiner Tätigkeit als Rektor der Universität Jena, z. B. Burschenschaft Germania (1949) und [[Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller]] (1950) | * Ehrenmitgliedschaften bei diversen Jenenser Vereinigungen aufgrund seiner Tätigkeit als Rektor der Universität Jena, z. B. Burschenschaft Germania (1949) und [[Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller]] (1950) | ||
* | * [[Corpsstudent]] und Mitglied der [[Rudolstädter Senioren-Convent|Rudolstädter Corps]] Holsatia Berlin und [[Corps Silingia|Silingia]] Breslau zu Köln | ||
* nominiert für den Physik-Nobelpreis 1935 durch [[August Gärtner]] <ref> | * nominiert für den Physik-Nobelpreis 1935 durch [[August Gärtner]]<ref>https://www.nobelprize.org/nomination/archive/show.php?id=7232%3E</ref> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Peter Kaupp: ''Esau, Abraham Robert'' | * [[Peter Kaupp]]: ''Esau, Abraham Robert.'' In: ''Von Aldenhoven bis Zittler. Mitglieder der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller-Jena, die in den letzten 100 Jahren im öffentlichen Leben hervorgetreten sind.'' Dieburg 2000. | ||
* [[Michael Grüttner]]: ''Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik'' (= ''Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte.'' Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 45. | |||
* [[Dieter Hoffmann (Historiker)|Dieter Hoffmann]], [[Rüdiger Stutz]]: ''Grenzgänger der Wissenschaft: Abraham Esau als Industriephysiker, Universitätsrektor und Forschungsmanager'' in ''"Kämpferische Wissenschaft"-Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus'', [[Uwe Hoßfeld]], Jürgen John, Oliver Lemuth, Rüdiger Stutz (Hrsg.), Böhlau-Verlag, Köln, 2003, ISBN 3-412-04102-5 – [https://www.ptb.de/cms/fileadmin/internet/ueber_uns/geschichte_der_ptb/Die_PTR_im_dritten_Reich/Grenzgaenger_der_Wissenschaft.pdf online] | |||
* Ulrich Kern: ''Forschung und Präzisionsmessung – Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt zwischen 1918 und 1948'', VCH, Weinheim, 1992 | |||
* {{NDB|4|640|641|Esau, Abraham|[[Fritz Schröter (Physiker)|Fritz Schröter]]|128955856}} | |||
* ''Esau, Abraham.'' In: Robert Volz: ''[[Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft]]. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild.'' Band 1: ''A–K.'' Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, {{DNB|453960286}}, S. 402. | |||
* Bernhard Post, Volker Mahl, Dieter Marek: ''Thüringen-Handbuch – Territorium, Verfassung, Parlament, Regierung und Verwaltung in Thüringen 1920 bis 1995'', Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1999, ISBN 3-7400-0962-4. | |||
== Werke == | |||
*Abraham Esau: "Die Großstation Kamina und der Beginn des Welktkrieges." In: Telefunken-Zeitung Nr. 15, 1919/3. Jg., S. 31–36. | |||
* Abraham Esau: "Ortung mit elektrischen und Ultraschallwellen in Technik und Natur" in ''Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen'', Heft 15, [[Leo Brandt]] (Hrsg.), Westdeutscher Verlag, Köln, 1951 | * Abraham Esau: "Ortung mit elektrischen und Ultraschallwellen in Technik und Natur" in ''Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen'', Heft 15, [[Leo Brandt]] (Hrsg.), Westdeutscher Verlag, Köln, 1951 | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* {{DNB-Portal|128955856}} | * {{DNB-Portal|128955856}} | ||
* {{Pressemappe|FID=pe/004821}} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Friedrich-Schiller-Universität Jena)]] | [[Kategorie:Hochschullehrer (Friedrich-Schiller-Universität Jena)]] | ||
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Abraham Robert Esau (* 7. Juni 1884 in Tiegenhagen, Kreis Marienburg; † 12. Mai 1955 in Düsseldorf) war ein deutscher Physiker und ein Pionier der deutschen Bewegung der Funkamateure.
Nach dem Besuch des Realgymnasiums St. Petri und Pauli in Danzig studierte Esau Physik an der Universität Berlin und an der TH Danzig. Dort war er von 1906 bis 1909 Assistent des Physikers Max Wien. Esau wurde 1908 in Berlin zum Dr. phil. nat. promoviert.
1909/10 war Esau Einjährig-Freiwilliger bei der Funkabteilung des Telegraphenbataillons Nr. 1 Berlin.
Nach seinem Wechsel vom Hochschuldienst zur Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Telefunken in Berlin 1912 widmete sich Esau Fragen des Funkempfangs. Im Auftrage von Telefunken errichtete er 1913 in Togo die Funkstation Kamina im Rahmen des Aufbaus eines Funkverkehrsnetzes zwischen den deutschen Kolonien und Deutschland. Der Reserveoffizier Esau wurde dort 1914 vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht und kam bis 1919 in französische Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Ersten Weltkrieg befasste sich Esau mit Fragen des Überseeempfangs und entwickelte eine Doppelrahmenempfangsanlage, die in Geltow bei Potsdam für den drahtlosen Überseeverkehr gebaut wurde. 1925 führte er die weltweit erste UKW-Übertragung zwischen Jena und Kahla durch.
Am 28. Juli 1925 wurde der erste überregionale deutsche Amateurfunkverband, der Deutsche Funktechnische Verband e. V. (DFTV) gegründet. Abraham Esau war der erste Präsident des Verbandes, sein Amateurfunkrufzeichen war EK4AAL.[1]
1925 wurde er an die Universität Jena zum außerordentlichen Professor für „Technische Physik“ berufen und zum Leiter des Technisch-Physikalischen Instituts ernannt. 1928 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. Der Titel seiner Antrittsvorlesung lautete „Die Energievorräte der Erde und ihre technische Ausnutzung“. Esau erfreute sich sowohl bei den Dozenten als auch bei der Studentenschaft großer Beliebtheit.
Seit 1928 beschäftigte er sich gemeinsam mit Erwin Schliephake mit der Möglichkeit, Kurzwellen in der Medizin, insbesondere bei der Therapierung von Krebspatienten, einzusetzen. Beide zusammen entwickelten dabei die Kurzwellen-Therapie (Diathermie). Obwohl selbst bei inoperablen Patienten Heilungserfolge verzeichnet werden konnten, fand die Methode zunächst keinen Eingang in die Schulmedizin, ist heute aber weit verbreitet. 1929 wurde er Mitglied der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
1930 begann er mit Untersuchungen über die Einsatzmöglichkeiten von Ultrakurzwellen.
Von März 1932 bis März 1935 war Esau Rektor der Universität Jena. Am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP (Mitgliedsnummer 2.907.651)[2] ein. Von November 1937 bis März 1939 übernahm Esau erneut das Amt des Rektors der Universität Jena. 1939 wurde er durch den Rasseforscher Karl Astel ersetzt.[3]
Nach Meinung von Max von Laue gebärdete sich Esau als „Haupt-Repräsentant des Nationalsozialismus unter den deutschen Physikern“.
Ab 1939 war Esau Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin und Professor für Militärtechnik an der TH Berlin.
Im April 1939 organisierte Esau als Spartenleiter Physik im Reichsforschungsrat eine erste Sitzung des „Uranvereins“. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges fasste das Heereswaffenamt in Verbindung mit Esau im Reichsforschungsrat die führenden Forscher Deutschlands auf dem Gebiet der Kernspaltung im „Uranprojekt“ zusammen und verteilte die Arbeiten auf verschiedene Institute. 1942 wurde Esau „Bevollmächtigter des Reichsmarschalls für alle Fragen der Kernphysik“ und ab Anfang 1944 als Nachfolger von Johannes Plendl „Bevollmächtigter für Hochfrequenz-Forschung“. Esau leitete Forschungen im Bereich des Funkmesswesens, insbesondere der Erschließung des Zentimeterwellenbereichs. Mit einem von ihm entwickelten Magnetron erreichte er Wellenlängen unter zwei Millimeter. Er gehörte der Arbeitsgruppe Rotterdam an.
Nach der Kapitulation Deutschlands wurden die Arbeiten von Esau im Rahmen der Alsos-Missionen durch die Amerikaner beschlagnahmt und analysiert. Die Alsos-Missionen fanden zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des Manhattan-Projekt der USA statt. Ziel war es, eventuelle deutsche Bemühungen zum Bau einer Atombombe offenzulegen und zu verhindern.
Abraham Esau wurde 1945 verhaftet, in Frankreich und Deutschland inhaftiert. Er wurde in die Niederlande überstellt, wo er wegen seiner Mitverantwortung für die Ausplünderung der Philips-Werke vor Gericht gestellt wurde. Er blieb bis 1948 in Haft. Ende 1948 wurde er von der Anklage des wirtschaftlichen Kriegsverbrechens freigesprochen und nach Deutschland abgeschoben, wo er von der Spruchkammer Rendsburg de facto „entnazifiziert“ wurde.
Sein Amt als Präsident der PTR übte er nicht mehr aus, sondern wurde mit Unterstützung durch Leo Brandt 1949 Honorarprofessor für Kurzwellentechnik an der TH Aachen und Leiter des Institutes für Hochfrequenztechnik in Mülheim an der Ruhr einer Abteilung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt. Er führte wegweisende Untersuchungen zum Einsatz von elektrischen und akustischen Wellen (Radar bzw. Sonar) zur Ortung, Navigation und Wetterbeobachtung sowie zum Einsatz von Ultraschall in der Werkstoffprüfung durch.
Personendaten | |
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NAME | Esau, Abraham |
ALTERNATIVNAMEN | Esau, Abraham Robert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 7. Juni 1884 |
GEBURTSORT | Tiegenhagen, Kreis Marienburg |
STERBEDATUM | 12. Mai 1955 |
STERBEORT | Düsseldorf |