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'''Alvin Martin Weinberg''' (* [[20. April]] [[1915]] in [[Chicago]]; † [[18. Oktober]] [[2006]] in [[Oak Ridge (Tennessee)|Oak Ridge, Tennessee]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[ | '''Alvin Martin Weinberg''' (* [[20. April]] [[1915]] in [[Chicago]]; † [[18. Oktober]] [[2006]] in [[Oak Ridge (Tennessee)|Oak Ridge, Tennessee]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Reaktorphysik |Reaktorphysiker]] und Wissenschaftsorganisator. Er erfand den [[Druckwasserreaktor]].<ref>[http://thorconpower.com/library/history/history-of-liquid-fuel-reactors Infos zu A.M. Weinberg (engl.)]</ref> | ||
== Biographie == | == Biographie == | ||
Alvin Weinberg war der Sohn von [[Juden in Russland|russisch-jüdischen]] Einwanderern, sein Vater, ursprünglich ein Schneider, arbeitete sich bis zum leitenden Angestellten einer Kleiderfabrik in Chicago nach oben. | Alvin Weinberg war der Sohn von [[Juden in Russland|russisch-jüdischen]] Einwanderern, sein Vater, ursprünglich ein Schneider, arbeitete sich bis zum leitenden Angestellten einer Kleiderfabrik in Chicago nach oben. | ||
Weinberg jr. wurde 1939 in mathematischer [[Biophysik]] von der [[University of Chicago]] promoviert. Während seiner anschließenden Mitarbeit bei der Abteilung für Metallurgie an der University of Chicago war er auch am [[Manhattan-Projekt]] beteiligt. Dort half er [[Eugene Wigner]] bei der Entwicklung der Hanford-Reaktoren, die Plutonium erzeugten. 1948 wurde er Forschungsleiter am Laboratorium in Oak Ridge. Von 1955 bis 1973 war er Direktor des [[Oak Ridge National Laboratory]]. In dieser Zeit leitete er die Forschung über den Einsatz von Isotopen in der [[Nuklearmedizin]], die Folgenforschung von [[Radioaktivität]] auf Menschen und die Auswirkungen der nuklearen Energieerzeugung auf die Umwelt. Die Konzeption seiner [[Druckwasserreaktor]]en wurde zum Standard in den Atom-U-Booten der US-Flotte. | Weinberg jr. wurde 1939 in mathematischer [[Biophysik]] von der [[University of Chicago]] promoviert. Während seiner anschließenden Mitarbeit bei der Abteilung für Metallurgie an der University of Chicago war er auch am [[Manhattan-Projekt]] beteiligt. Dort half er [[Eugene Wigner]] bei der Entwicklung der [[Hanford Site|Hanford-Reaktoren]], die Plutonium erzeugten. 1948 wurde er Forschungsleiter am Laboratorium in Oak Ridge. Von 1955 bis 1973 war er Direktor des [[Oak Ridge National Laboratory]]. In dieser Zeit leitete er die Forschung über den Einsatz von Isotopen in der [[Nuklearmedizin]], die Folgenforschung von [[Radioaktivität]] auf Menschen und die Auswirkungen der nuklearen Energieerzeugung auf die Umwelt. Die Konzeption seiner [[Druckwasserreaktor]]en wurde zum Standard in den Atom-U-Booten der US-Flotte und später bei der [[Kernenergie]]-Elektrizitätsproduktion (den anderen [[Leichtwasserreaktor]]-Typ, den [[Siedewasserreaktor]], erfand [[Samuel Untermyer II]]). | ||
Ein Projekt, das Weinberg besonders am Herzen lag, war ab 1965 die Entwicklung eines [[Flüssigsalzreaktor]]s, der als [[Thorium#Kernenergie|thermischer Thoriumbrüter]] arbeiten sollte. Er warnte seit 1972 vor Gefahren bei [[Leichtwasserreaktor]]en und schnellen [[Brutreaktor]]en sowie ausufernden Kosten bei der Entwicklung des "Schnellen Brüters". Nach Angaben in seinen Memoiren (1994) wurde ihm | Ein Projekt, das Weinberg besonders am Herzen lag, war ab 1965 die Entwicklung eines [[Flüssigsalzreaktor]]s, der als [[Thorium#Kernenergie|thermischer Thoriumbrüter]] arbeiten sollte. Er warnte seit 1972 vor Gefahren bei [[Leichtwasserreaktor]]en und schnellen [[Brutreaktor]]en sowie ausufernden Kosten bei der Entwicklung des "Schnellen Brüters". Nach Angaben in seinen Memoiren (1994) wurde ihm daraufhin der Rücktritt als ORNL-Direktor nahegelegt. Das Flüssigsalzreaktorprojekt wurde nach einer [[Evaluierung]] 1973 nicht weiter gefördert. | ||
1963 verfasste er als Vorsitzender von John F. Kennedy’s ''Panel of Science Information''-Komitee den Report mit dem Titel ''Science, Government, and Information'' mit Vorschlägen zur Verbesserung der Informationsvermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, der auch nach ihm als ''Weinberg-Report'' benannt wurde. Weinberg war ein einflussreicher Regierungsberater, der insbesondere die Notwendigkeit von Großforschungszentren betonte und dazu Begriffe wie „Big Science“, „Technological Fix“ und „[[Trans-Science]]“ prägte. | 1963 verfasste er als Vorsitzender von John F. Kennedy’s ''Panel of Science Information''-Komitee den Report mit dem Titel ''Science, Government, and Information'' mit Vorschlägen zur Verbesserung der Informationsvermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, der auch nach ihm als ''Weinberg-Report'' benannt wurde. Weinberg war ein einflussreicher Regierungsberater, der insbesondere die Notwendigkeit von Großforschungszentren betonte und dazu Begriffe wie „Big Science“, „Technological Fix“ und „[[Trans-Science]]“ prägte. | ||
Weinberg war | Weinberg war Mitglied der [[National Academy of Sciences]], der [[National Academy of Engineering]]' (1975)<ref>https://www.nae.edu/MembersSection/MemberDirectory/28387.aspx</ref> und der [[American Philosophical Society]] (1977).<ref>{{Internetquelle| url=https://search.amphilsoc.org/memhist/search?creator=Alvin+M.+Weinberg&title=&subject=&subdiv=&mem=&year=&year-max=&dead=&keyword=&smode=advanced| titel=Member History: Alvin M. Weinberg| hrsg=American Philosophical Society| zugriff=2018-11-15}}</ref> Am 18. Mai 1960 wurde ihm zusammen mit [[Walter Henry Zinn]] der [[Atoms for Peace Award]] verliehen. Ebenfalls 1960 wurde Weinberg in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.1991 erhielt er den [[Eugene P. Wigner Reactor Physicist Award]]. | ||
Seit 1995 wird von der American Nuclear Society jährlich die ''Alvin M. Weinberg Medal'' für Leistungen bei der Förderung des Verständnisses um die sozialen Auswirkungen von [[Kernenergie|Kernkraft]] verliehen. | Seit 1995 wird von der American Nuclear Society jährlich die ''Alvin M. Weinberg Medal'' für Leistungen bei der Förderung des Verständnisses um die sozialen Auswirkungen von [[Kernenergie|Kernkraft]] verliehen. | ||
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* {{DNB-Portal|119287129}} | * {{DNB-Portal|119287129}} | ||
* | * {{Literatur |Titel=Alvin M. Weinberg 1915–2006 |Autor=James B. Roberto, Margaret B. Nestor |Hrsg=National Academy of Sciences |Datum=2014 |Sammelwerk=Biographical Memoirs |Band= |Seiten= |Sprache=en |Online=http://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/weinberg-alvin.pdf |Format=pdf}} | ||
* [http://www.nytimes.com/2006/10/21/obituaries/21weinberg.html | * {{PhysHistNetw|ID=11611002|Titel=Alvin Martin Weinberg}} | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://web.ornl.gov/ornlhome/news_items/news_061019.shtml |titel=Review of the Weinberg Years at ORNL |hrsg=Oak Ridge National Laboratory |datum=1995 |sprache=en |kommentar=zum 80. Geburtstag |zugriff=1970-01-01 |abruf-verborgen=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130827233020/http://web.ornl.gov/ornlhome/news_items/news_061019.shtml |archiv-datum=2013-08-27}} Siehe auch {{Literatur |Titel=Tribute to Alwin M. Weinberg |Autor= |Sammelwerk=ORNL Review |Band=28 |Nummer=1 |Datum=1995 |Seiten=77-89 |Online=https://www.ornl.gov/sites/default/files/ORNL%20Review%20v28n1%201995.pdf#page=74 |Format=pdf |Sprache=en}} | ||
* | * [http://www.nytimes.com/2006/10/21/obituaries/21weinberg.html „Alvin M. Weinberg, 91, Dies; Advocated Nuclear Power“], [[New York Times]], 21. Oktober 2006 | ||
* {{Literatur |Online=https://web.archive.org/web/19980707221125/http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/weinberg.html |Titel=Weinberg-Report, übersetzt von Prof. [[Walther Umstätter]] |Sammelwerk=Beihefte Zentrale Information |Band=2 |Datum=1965}}<ref>Übersetzung eingestellt 1998 auf der Homepage des Übersetzers an der Humboldt-Universität zu Berlin; hier: Memento vom 7. Juli 1998</ref> | |||
* {{Internetquelle |url=https://www.osti.gov/search/semantic:Alwin%20Weinberg/author:%22Weinberg,%20A.M.%22/product-type:Technical%20Report |titel=Einige Technical Reports von Weinberg |hrsg=Office of Scientific and Technical Information, US Department of Energy |sprache=en |zugriff=2018-11-05 |abruf-verborgen=1}} | |||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
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Alvin Martin Weinberg (* 20. April 1915 in Chicago; † 18. Oktober 2006 in Oak Ridge, Tennessee) war ein US-amerikanischer Reaktorphysiker und Wissenschaftsorganisator. Er erfand den Druckwasserreaktor.[1]
Alvin Weinberg war der Sohn von russisch-jüdischen Einwanderern, sein Vater, ursprünglich ein Schneider, arbeitete sich bis zum leitenden Angestellten einer Kleiderfabrik in Chicago nach oben.
Weinberg jr. wurde 1939 in mathematischer Biophysik von der University of Chicago promoviert. Während seiner anschließenden Mitarbeit bei der Abteilung für Metallurgie an der University of Chicago war er auch am Manhattan-Projekt beteiligt. Dort half er Eugene Wigner bei der Entwicklung der Hanford-Reaktoren, die Plutonium erzeugten. 1948 wurde er Forschungsleiter am Laboratorium in Oak Ridge. Von 1955 bis 1973 war er Direktor des Oak Ridge National Laboratory. In dieser Zeit leitete er die Forschung über den Einsatz von Isotopen in der Nuklearmedizin, die Folgenforschung von Radioaktivität auf Menschen und die Auswirkungen der nuklearen Energieerzeugung auf die Umwelt. Die Konzeption seiner Druckwasserreaktoren wurde zum Standard in den Atom-U-Booten der US-Flotte und später bei der Kernenergie-Elektrizitätsproduktion (den anderen Leichtwasserreaktor-Typ, den Siedewasserreaktor, erfand Samuel Untermyer II).
Ein Projekt, das Weinberg besonders am Herzen lag, war ab 1965 die Entwicklung eines Flüssigsalzreaktors, der als thermischer Thoriumbrüter arbeiten sollte. Er warnte seit 1972 vor Gefahren bei Leichtwasserreaktoren und schnellen Brutreaktoren sowie ausufernden Kosten bei der Entwicklung des "Schnellen Brüters". Nach Angaben in seinen Memoiren (1994) wurde ihm daraufhin der Rücktritt als ORNL-Direktor nahegelegt. Das Flüssigsalzreaktorprojekt wurde nach einer Evaluierung 1973 nicht weiter gefördert.
1963 verfasste er als Vorsitzender von John F. Kennedy’s Panel of Science Information-Komitee den Report mit dem Titel Science, Government, and Information mit Vorschlägen zur Verbesserung der Informationsvermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, der auch nach ihm als Weinberg-Report benannt wurde. Weinberg war ein einflussreicher Regierungsberater, der insbesondere die Notwendigkeit von Großforschungszentren betonte und dazu Begriffe wie „Big Science“, „Technological Fix“ und „Trans-Science“ prägte.
Weinberg war Mitglied der National Academy of Sciences, der National Academy of Engineering' (1975)[2] und der American Philosophical Society (1977).[3] Am 18. Mai 1960 wurde ihm zusammen mit Walter Henry Zinn der Atoms for Peace Award verliehen. Ebenfalls 1960 wurde Weinberg in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.1991 erhielt er den Eugene P. Wigner Reactor Physicist Award.
Seit 1995 wird von der American Nuclear Society jährlich die Alvin M. Weinberg Medal für Leistungen bei der Förderung des Verständnisses um die sozialen Auswirkungen von Kernkraft verliehen.
Personendaten | |
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NAME | Weinberg, Alvin M. |
ALTERNATIVNAMEN | Weinberg, Alvin Martin (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Physiker und Wissenschaftsorganisator |
GEBURTSDATUM | 20. April 1915 |
GEBURTSORT | Chicago |
STERBEDATUM | 18. Oktober 2006 |
STERBEORT | Oak Ridge (Tennessee) |