Arthur Wehnelt: Unterschied zwischen den Versionen

Arthur Wehnelt: Unterschied zwischen den Versionen

imported>JamesP
K (fixed typo)
 
imported>HorstKMahler
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Arthur Rudolph Berthold Wehnelt''' (* [[4. April]] [[1871]] in [[Rio de Janeiro]]; † [[15. Februar]] [[1944]] in  
'''Arthur Rudolph Berthold Wehnelt''' (* [[4. April]] [[1871]] in [[Rio de Janeiro]]; † [[15. Februar]] [[1944]] in [[Berlin]]) war ein deutscher [[Physiker]], der wichtige Beiträge zur [[Elektrodynamik]] leistete.
[[Berlin]]) war ein deutscher [[Physiker]], der wichtige Beiträge zur [[Elektrodynamik]] leistete.


== Leben ==
== Leben ==
Sein Großvater war der [[Fürstenwalde/Spree|Fürstenwalder]] [[Tuchmacher]]meister Samuel Wehnelt. Sein Vater, Berthold Ferdinand Adolph Wehnelt (* 4. Februar 1833; † 2. Juli 1872 in Hamburg) war [[Schiffbauingenieur]] und Mitgründer und Mitbesitzer des ''Brasilianischen Lloyd''. Am 23. Mai 1867 heiratete er in Fürstenwalde Marie Luise Charlotte, die Tochter des Schuhmachers Johann Friedrich Muckelberg, mit der er zwei Kinder hatte. Nach einer Erkrankung verstarb er auf der Heimreise von Brasilien. Im März 2008 wurde seine Gruft in Fürstenwalde wiederentdeckt.<ref>''[http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/8154 Bauleute stoßen auf alte Gruft in Fürstenwalde]'' in der Online-Ausgabe der [[Märkische Oderzeitung|Märkischen Oderzeitung]] vom 15. März 2008, abgerufen am 17. August 2016</ref>
Sein Großvater war der [[Fürstenwalde/Spree|Fürstenwalder]] [[Tuchmacher]]meister Samuel Wehnelt. Sein Vater, Berthold Ferdinand Adolph Wehnelt (* 4. Februar 1833; † 2. Juli 1872 in Hamburg) war [[Schiffbauingenieur]] und Mitgründer und Mitbesitzer des ''Brasilianischen Lloyd''. Am 23. Mai 1867 heiratete er in Fürstenwalde Marie Luise Charlotte, die Tochter des Schuhmachers Johann Friedrich Muckelberg, mit der er zwei Kinder hatte. Nach einer Erkrankung verstarb er auf der Heimreise von Brasilien. Im März 2008 wurde seine Gruft in Fürstenwalde wiederentdeckt.<ref>''[http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/8154 Bauleute stoßen auf alte Gruft in Fürstenwalde]'' in der Online-Ausgabe der [[Märkische Oderzeitung|Märkischen Oderzeitung]] vom 15. März 2008, abgerufen am 17. August 2016</ref>


Nachdem Arthur Wehnelt am [[Heinrich-Schliemann-Oberschule (Gymnasium)|Luisenstädtischen Gymnasium]] in Berlin in der Tertia zweimal sitzengeblieben war, schickte man ihn auf das Realgymnasium in [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg an der Warthe]], wo er 1892 die Reifeprüfung bestand. Seinen Militärdienst leistete er in Brandenburg.<ref>Klaus Pegler: ''[http://klauspegler.de/texte/panorama-der-gartenstadt/arthur-wehnelt-frohnauer-professor-und-erfinder/ Arthur Wehnelt, Frohnauer Professor und Erfinder]''. In: ''Frohnauer Geschichten''</ref>  
Nachdem Arthur Wehnelt am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium (Berlin)|Luisenstädtischen Gymnasium]] in Berlin in der Tertia zweimal sitzengeblieben war, schickte man ihn auf das Realgymnasium in [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg an der Warthe]], wo er 1892 die Reifeprüfung bestand. Seinen Militärdienst leistete er in Brandenburg.<ref>Klaus Pegler: ''[http://klauspegler.de/texte/panorama-der-gartenstadt/arthur-wehnelt-frohnauer-professor-und-erfinder/ Arthur Wehnelt, Frohnauer Professor und Erfinder]''. In: ''Frohnauer Geschichten''</ref>


Er studierte Physik an der [[Technische Universität Berlin|Technischen Hochschule Charlottenburg]] und von 1893 bis 1897 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin]]. Er promovierte 1898 in [[Erlangen]], wo [[Eilhard Wiedemann (Physiker)|Eilhard Wiedemann]] sein Lehrer war. Nach seiner [[Habilitation]] im Jahre 1901 unterrichtete er als [[Privatdozent]] und ab 1904 als außerordentlicher Professor der Physik an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]]. 1906 wechselte Wehnelt als Professor an die Universität Berlin zurück, 1934 wurde er zum Direktor des Physikalischen Instituts ernannt, 1937 [[Emeritierung|emeritiert]]. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in [[Berlin-Frohnau]].
Er studierte Physik an der [[Technische Universität Berlin|Technischen Hochschule Charlottenburg]] und von 1893 bis 1897 an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin]]. Er promovierte 1898 in [[Erlangen]], wo [[Eilhard Wiedemann (Physiker)|Eilhard Wiedemann]] sein Lehrer war. Nach seiner [[Habilitation]] im Jahre 1901 unterrichtete er als [[Privatdozent]] und ab 1904 als außerordentlicher Professor der Physik an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]]. 1906 wechselte Wehnelt als Professor an die Universität Berlin zurück, 1934 wurde er zum Direktor des Physikalischen Instituts ernannt, 1937 [[Emeritierung|emeritiert]]. Im Jahr 1940 erhielt er die [[Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft]]. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in [[Berlin-Frohnau]].


== Wirken ==
== Wirken ==
[[Datei:WehneltUnterbrecher.png|miniatur|rechts|Wehnelt-Unterbrecher]]
[[Datei:WehneltUnterbrecher.png|mini|Wehnelt-Unterbrecher]]
1899 erfand Wehnelt den [[Wehnelt-Unterbrecher]] auf [[Elektrolyt]]basis, der das schnelle rhythmische Unterbrechen eines [[Gleichstrom]]s ermöglicht.
1899 erfand Wehnelt den [[Wehnelt-Unterbrecher]] auf [[Elektrolyt]]basis, der das schnelle rhythmische Unterbrechen eines [[Gleichstrom]]s ermöglicht.


Seine Entwicklungen auf dem Gebiet der [[Elektronenemission]], der [[Wehneltzylinder]] (1902/03) und die [[Oxidkathode]] / [[Wehnelt-Kathode]] (1905), verbesserten die von [[Ferdinand Braun]] erfundene [[Kathodenstrahlröhre]], die später u.a. für Fernsehgeräte und Computermonitore wesentlich wurde.
Seine Entwicklungen auf dem Gebiet der [[Elektronenemission]], der [[Wehneltzylinder]] (1902/03) und die [[Oxidkathode]] / [[Wehnelt-Kathode]] (1905), verbesserten die von [[Ferdinand Braun]] erfundene [[Kathodenstrahlröhre]], die später u.&nbsp;a. für Fernsehgeräte und Computermonitore wesentlich wurde.


1926 gelang Wehnelt als Erstem der [[Experiment|experiment]]elle Nachweis der [[Raumladung]] in [[Elektronenröhre]]n.
1926 gelang Wehnelt als Erstem der [[experiment]]elle Nachweis der [[Raumladung]] in [[Elektronenröhre]]n.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Zeile 21: Zeile 20:


== Schriften (Auswahl) ==
== Schriften (Auswahl) ==
* Arthur Wehnelt: ''Studien über den dunklen Kathodenraum'', Dissertation, Erlangen 1898
* ''Studien über den dunklen Kathodenraum.'' Barth, Leipzig 1898, (Erlangen, Dissertation, 1898).
* Arthur Wehnelt: ''Strom- und Spannungsmessungen an Kathoden in Entladungsröhren'', Habilitationsschrift, Erlangen 1901
* ''Strom- und Spannungsmessungen an Kathoden in Entladungsröhren.'' Hirzel, Leipzig 1901, (Erlangen, Habilitationsschrift, 1901).
* Arthur Wehnelt: ''Über den Austritt negativer Ionen aus glühenden Metallverbindungen und damit zusammenhängende Erscheinungen''. In: ''Ann. Physik'' 319, 1904, S. 425–468
* ''Über den Austritt negativer Ionen aus glühenden Metallverbindungen und damit zusammenhängende Erscheinungen.'' In: ''[[Annalen der Physik]].'' Bd. 319, Nr. 8, 1904, S. 425–468, {{DOI|10.1002/andp.19043190802}}.
* Arthur Wehnelt: ''Über die Wärme-Leitungsfähigkeit der Metalle'', Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1927 (= Ostwald’s Klassiker der Exakten Wissenschaften, Nr. 222)
* als Herausgeber: [[Gustav Wiedemann]], Rudolf Franz: ''Über die Wärme-Leitungsfähigkeit der Metalle. Arbeiten'' (= ''Ostwald’s Klassiker der Exakten Wissenschaften.'' 222, {{ISSN|0232-3419}}). Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1927.
* Arthur Wehnelt, Sergius Seiliger: ''Über Emission von Elektronen und positiven Ionen im Schmelzpunkt von Metallen''. In: ''Zeitschrift für Physik A'' 38, 1926, S. 443–464
* mit Sergius Seiliger: ''Über Emission von Elektronen und positiven Ionen im Schmelzpunkt von Metallen.'' In: ''Zeitschrift für Physik.'' A: ''Hadrons and Nuclei.'' Bd. 38, Nr. 6/7, 1926, S. 443–464, {{DOI|10.1007/BF01397164}}.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Christoph Wehnelt: ''Der Preussen Clan''. Josef Fink Kunst Verlag, 2007, 352 S., ISBN 978-3-89870-228-7
* Christoph Wehnelt: ''Der Preussen Clan. Geschichte, Geist & Katastrophen.'' Josef Fink Kunst Verlag, Lindenberg (Allgäu) 2007, ISBN 978-3-89870-228-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|117220876}}
* {{DNB-Portal|117220876}}
* {{DDB|Person|117220876}}
* {{DDB|Person|117220876}}

Aktuelle Version vom 13. November 2021, 22:24 Uhr

Arthur Rudolph Berthold Wehnelt (* 4. April 1871 in Rio de Janeiro; † 15. Februar 1944 in Berlin) war ein deutscher Physiker, der wichtige Beiträge zur Elektrodynamik leistete.

Leben

Sein Großvater war der Fürstenwalder Tuchmachermeister Samuel Wehnelt. Sein Vater, Berthold Ferdinand Adolph Wehnelt (* 4. Februar 1833; † 2. Juli 1872 in Hamburg) war Schiffbauingenieur und Mitgründer und Mitbesitzer des Brasilianischen Lloyd. Am 23. Mai 1867 heiratete er in Fürstenwalde Marie Luise Charlotte, die Tochter des Schuhmachers Johann Friedrich Muckelberg, mit der er zwei Kinder hatte. Nach einer Erkrankung verstarb er auf der Heimreise von Brasilien. Im März 2008 wurde seine Gruft in Fürstenwalde wiederentdeckt.[1]

Nachdem Arthur Wehnelt am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin in der Tertia zweimal sitzengeblieben war, schickte man ihn auf das Realgymnasium in Landsberg an der Warthe, wo er 1892 die Reifeprüfung bestand. Seinen Militärdienst leistete er in Brandenburg.[2]

Er studierte Physik an der Technischen Hochschule Charlottenburg und von 1893 bis 1897 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Er promovierte 1898 in Erlangen, wo Eilhard Wiedemann sein Lehrer war. Nach seiner Habilitation im Jahre 1901 unterrichtete er als Privatdozent und ab 1904 als außerordentlicher Professor der Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 1906 wechselte Wehnelt als Professor an die Universität Berlin zurück, 1934 wurde er zum Direktor des Physikalischen Instituts ernannt, 1937 emeritiert. Im Jahr 1940 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Berlin-Frohnau.

Wirken

Wehnelt-Unterbrecher

1899 erfand Wehnelt den Wehnelt-Unterbrecher auf Elektrolytbasis, der das schnelle rhythmische Unterbrechen eines Gleichstroms ermöglicht.

Seine Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektronenemission, der Wehneltzylinder (1902/03) und die Oxidkathode / Wehnelt-Kathode (1905), verbesserten die von Ferdinand Braun erfundene Kathodenstrahlröhre, die später u. a. für Fernsehgeräte und Computermonitore wesentlich wurde.

1926 gelang Wehnelt als Erstem der experimentelle Nachweis der Raumladung in Elektronenröhren.

Sonstiges

In Berliner Ortsteil Siemensstadt ist seit dem 9. September 1931 die Straße Wehneltsteig nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)

  • Studien über den dunklen Kathodenraum. Barth, Leipzig 1898, (Erlangen, Dissertation, 1898).
  • Strom- und Spannungsmessungen an Kathoden in Entladungsröhren. Hirzel, Leipzig 1901, (Erlangen, Habilitationsschrift, 1901).
  • Über den Austritt negativer Ionen aus glühenden Metallverbindungen und damit zusammenhängende Erscheinungen. In: Annalen der Physik. Bd. 319, Nr. 8, 1904, S. 425–468, doi:10.1002/andp.19043190802.
  • als Herausgeber: Gustav Wiedemann, Rudolf Franz: Über die Wärme-Leitungsfähigkeit der Metalle. Arbeiten (= Ostwald’s Klassiker der Exakten Wissenschaften. 222, ISSN 0232-3419). Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1927.
  • mit Sergius Seiliger: Über Emission von Elektronen und positiven Ionen im Schmelzpunkt von Metallen. In: Zeitschrift für Physik. A: Hadrons and Nuclei. Bd. 38, Nr. 6/7, 1926, S. 443–464, doi:10.1007/BF01397164.

Literatur

  • Christoph Wehnelt: Der Preussen Clan. Geschichte, Geist & Katastrophen. Josef Fink Kunst Verlag, Lindenberg (Allgäu) 2007, ISBN 978-3-89870-228-7.

Weblinks

Commons: Arthur Wehnelt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bauleute stoßen auf alte Gruft in Fürstenwalde in der Online-Ausgabe der Märkischen Oderzeitung vom 15. März 2008, abgerufen am 17. August 2016
  2. Klaus Pegler: Arthur Wehnelt, Frohnauer Professor und Erfinder. In: Frohnauer Geschichten