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'''Bernhard Schmidt''' (* {{JULGREGDATUM|11|4|1879|Link= | '''Bernhard Schmidt''' (* {{JULGREGDATUM|11|4|1879|Link=1}} auf der zu [[Estland]] gehörigen Insel [[Naissaar]] (deutsch ''Nargen''); † [[1. Dezember]] [[1935]] in [[Hamburg]]) war ein [[Esten|estnischer]]<ref>Barbara Dufner: Den Himmel fest im Blick. Eine wissenschaftliche Biografie über den Astro-Optiker Bernhard Schmidt. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2002, S. 18; Vgl. auch: Jaan Kross: Kaks märkust Bernhard Schmidti asjus, in: [[Estonia (Zeitschrift)|Estonia]] 2/1985, S. 40.</ref> auf [[Optisches Teleskop|astronomische Optik]] spezialisierter [[Optik]]er. Nach ihm ist das [[Schmidt-Teleskop]] benannt, das auch als ''Schmidt-Kamera'' oder ''Schmidt-Spiegel'' bezeichnet wird. | ||
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In Hamburg gelang ihm die Erfindung eines völlig neuartigen [[Spiegelteleskop]]s, das heute ''Schmidt-Spiegel'', ''[[Schmidt-Teleskop]]'' oder auch ''Schmidt-Kamera'' genannt wird. Die ''Schmidt-Kamera'' fand wegen des großen erfassbaren [[Bildwinkel]]s und höchster Bildgüte bis in die Ecken der [[Fotoplatte]]n bald weite Verbreitung in der [[Astrofotografie]]. Möglich war der Erfolg des Schmidt-Teleskops auch deshalb, weil Schmidt darauf verzichtete, seine großartige Idee als Patent anzumelden. | In Hamburg gelang ihm die Erfindung eines völlig neuartigen [[Spiegelteleskop]]s, das heute ''Schmidt-Spiegel'', ''[[Schmidt-Teleskop]]'' oder auch ''Schmidt-Kamera'' genannt wird. Die ''Schmidt-Kamera'' fand wegen des großen erfassbaren [[Bildwinkel]]s und höchster Bildgüte bis in die Ecken der [[Fotoplatte]]n bald weite Verbreitung in der [[Astrofotografie]]. Möglich war der Erfolg des Schmidt-Teleskops auch deshalb, weil Schmidt darauf verzichtete, seine großartige Idee als Patent anzumelden. | ||
Schmidt verwendete für die nach ihm benannten Spiegelteleskope eine Kombination aus sphärischem Spiegel und einer | Schmidt verwendete für die nach ihm benannten Spiegelteleskope eine Kombination aus sphärischem Spiegel und einer vor in dessen Mittelpunktsebene angebrachten, dünnen refraktiven Korrekturplatte ([[Schmidt-Platte]]). Damit lassen sich die Nachteile großer abbildender [[Parabolspiegel]] (kleines Bildfeld, schwierige Herstellung) sowie großer [[Fernrohr|Refraktoren]] („Durchhängen“ der großen schweren Linsen, sekundäres Spektrum) vermeiden. | ||
Zur Fertigung der extrem schwierig herzustellenden Korrekturplatte entwickelte und praktizierte Schmidt ein eigenes Fertigungsverfahren: eine planparallele Glasplatte wird mit [[Unterdruck]] gezielt verformt. In diesem Zustand wird die Platte wieder plan bzw. sphärisch geschliffen und poliert. Nach der Politur wird die Platte entspannt. Die wenige zehn [[Meter#Mikrometer|Mikrometer]] Abweichung einer solchen Platte von der Planparallelität genügen, um damit die [[sphärische Aberration]] sowie Koma eines Kugelspiegels zu beseitigen | Zur Fertigung der extrem schwierig herzustellenden Korrekturplatte entwickelte und praktizierte Schmidt ein eigenes Fertigungsverfahren: eine planparallele Glasplatte wird mit [[Unterdruck]] gezielt verformt. In diesem Zustand wird die Platte wieder plan bzw. sphärisch geschliffen und poliert. Nach der Politur wird die Platte entspannt. Die wenige zehn [[Meter#Mikrometer|Mikrometer]] Abweichung einer solchen Platte von der Planparallelität genügen, um damit die [[sphärische Aberration]] sowie Koma eines Kugelspiegels zu beseitigen, so dass dessen großes Bildfeld ohne Abbildungsfehler genutzt werden kann. Da die Verformung der Platte durch ihr Eigengewicht nur mittelbar in die Abbildungsqualität eingeht, war es nun erstmals möglich, lichtstarke Teleskope mit großer [[Numerische Apertur|numerischer Apertur]] bzw. einem großen Öffnungswinkel zu schaffen. | ||
== Ehrungen == | == Ehrungen == | ||
Bernhard Schmidt ist die Hauptfigur im 1987 erschienenen Roman ''[[Vastutuulelaev]]'' ( | Bernhard Schmidt ist die Hauptfigur im 1987 erschienenen Roman ''[[Vastutuulelaev]]'' (deutsch ''Das Gegenwindschiff'') des estnischen Schriftstellers [[Jaan Kross]] (1920–2007). | ||
Nach Schmidt ist der Asteroid [[(1743) Schmidt]] und (zusammen mit zwei Namensvettern) der [[Mondkrater]] [[Schmidt (Mondkrater)|Schmidt]] benannt. | Nach Schmidt ist der Asteroid [[(1743) Schmidt]] und (zusammen mit zwei Namensvettern) der [[Mondkrater]] [[Schmidt (Mondkrater)|Schmidt]] benannt. | ||
Auch der ''Schmidtweg'' im Hamburger Stadtteil Bergedorf ist nach Bernhard Schmidt benannt. | Auch der ''Schmidtweg'' im Hamburger Stadtteil Bergedorf und die ''Bernhard Schmidt-Grundschule'' in Mittweida ist nach Bernhard Schmidt benannt. | ||
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* [[Erik Schmidt (Künstler, 1925)|Erik Schmidt]]: ''Optical Illusions: The Life Story of Bernhard Schmidt, the Great Stellar Optician of the Twentieth Century''. Teaduste Akadeemia Kirjastus, 1995, ISBN 9985-50-102-0. | * [[Erik Schmidt (Künstler, 1925)|Erik Schmidt]]: ''Optical Illusions: The Life Story of Bernhard Schmidt, the Great Stellar Optician of the Twentieth Century''. Teaduste Akadeemia Kirjastus, 1995, ISBN 9985-50-102-0. | ||
* Erik Schmidt: ''Minu Onu Bernhard Schmidt''. Ilmamaa, 2002, ISBN 9985-77-061-7. | * Erik Schmidt: ''Minu Onu Bernhard Schmidt''. Ilmamaa, 2002, ISBN 9985-77-061-7. | ||
* Barbara Dufner: ''Den Himmel fest im Blick, Eine wissenschaftliche Biografie über den Astro-Optiker Bernhard Schmidt.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, 337 S., ISBN 3-515-08097-X | * Barbara Dufner: ''Den Himmel fest im Blick, Eine wissenschaftliche Biografie über den Astro-Optiker Bernhard Schmidt.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, 337 S., ISBN 3-515-08097-X. | ||
* Erik Schmidt: ''Bernhard Schmidt 1879–1935''. 2004. | * Erik Schmidt: ''Bernhard Schmidt 1879–1935''. 2004. | ||
* {{NDB|23|179|180|Schmidt, Bernhard Woldemar|Barbara Dufner|119444275}} | * {{NDB|23|179|180|Schmidt, Bernhard Woldemar|Barbara Dufner|119444275}} | ||
* J. Schramm: ''Sterne über Hamburg | * J. Schramm: ''Sterne über Hamburg – Die Geschichte der Astronomie in Hamburg''. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Kultur- & Geschichtskontor, Hamburg 2010, ISBN 978-3-9811271-8-8 | ||
* Jan-Peter Domschke, Sabine Dorn, Hansgeorg Hofmann, Rosemarie Poch, Marion Stascheit: ''Mittweidas Ingenieure in aller Welt''. Hochschule Mittweida (Hrsg.): Mittweida 2014, S. 98f. | * Jan-Peter Domschke, Sabine Dorn, Hansgeorg Hofmann, Rosemarie Poch, Marion Stascheit: ''Mittweidas Ingenieure in aller Welt''. Hochschule Mittweida (Hrsg.): Mittweida 2014, S. 98f. | ||
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Bernhard Schmidt (* 30. Märzjul./ 11. April 1879greg. auf der zu Estland gehörigen Insel Naissaar (deutsch Nargen); † 1. Dezember 1935 in Hamburg) war ein estnischer[1] auf astronomische Optik spezialisierter Optiker. Nach ihm ist das Schmidt-Teleskop benannt, das auch als Schmidt-Kamera oder Schmidt-Spiegel bezeichnet wird.
Als Jugendlicher verlor Bernhard Schmidt beim Spielen mit Schießpulver seine rechte Hand. Trotz dieser Behinderung glänzte er nicht nur durch theoretische Kenntnisse, sondern vor allem auch bei der Herstellung perfekter Linsen und Spiegel.
Bernhard Schmidt studierte von 1901 bis 1904 am Technikum Mittweida Elektrotechnik und fertigte ab 1903 in seiner Werkstatt in Mittweida handgeschliffene Spiegel und Linsen mit höchster Präzision. Neben der Herstellung der verschiedenen großen Spiegel und Objektive für astronomische Geräte verbesserte er vorhandene Optik durch Retusche. So kam er auch mit der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf in Kontakt, er wirkte dort seit 1926 als freier Mitarbeiter.
In Hamburg gelang ihm die Erfindung eines völlig neuartigen Spiegelteleskops, das heute Schmidt-Spiegel, Schmidt-Teleskop oder auch Schmidt-Kamera genannt wird. Die Schmidt-Kamera fand wegen des großen erfassbaren Bildwinkels und höchster Bildgüte bis in die Ecken der Fotoplatten bald weite Verbreitung in der Astrofotografie. Möglich war der Erfolg des Schmidt-Teleskops auch deshalb, weil Schmidt darauf verzichtete, seine großartige Idee als Patent anzumelden.
Schmidt verwendete für die nach ihm benannten Spiegelteleskope eine Kombination aus sphärischem Spiegel und einer vor in dessen Mittelpunktsebene angebrachten, dünnen refraktiven Korrekturplatte (Schmidt-Platte). Damit lassen sich die Nachteile großer abbildender Parabolspiegel (kleines Bildfeld, schwierige Herstellung) sowie großer Refraktoren („Durchhängen“ der großen schweren Linsen, sekundäres Spektrum) vermeiden.
Zur Fertigung der extrem schwierig herzustellenden Korrekturplatte entwickelte und praktizierte Schmidt ein eigenes Fertigungsverfahren: eine planparallele Glasplatte wird mit Unterdruck gezielt verformt. In diesem Zustand wird die Platte wieder plan bzw. sphärisch geschliffen und poliert. Nach der Politur wird die Platte entspannt. Die wenige zehn Mikrometer Abweichung einer solchen Platte von der Planparallelität genügen, um damit die sphärische Aberration sowie Koma eines Kugelspiegels zu beseitigen, so dass dessen großes Bildfeld ohne Abbildungsfehler genutzt werden kann. Da die Verformung der Platte durch ihr Eigengewicht nur mittelbar in die Abbildungsqualität eingeht, war es nun erstmals möglich, lichtstarke Teleskope mit großer numerischer Apertur bzw. einem großen Öffnungswinkel zu schaffen.
Bernhard Schmidt ist die Hauptfigur im 1987 erschienenen Roman Vastutuulelaev (deutsch Das Gegenwindschiff) des estnischen Schriftstellers Jaan Kross (1920–2007).
Nach Schmidt ist der Asteroid (1743) Schmidt und (zusammen mit zwei Namensvettern) der Mondkrater Schmidt benannt. Auch der Schmidtweg im Hamburger Stadtteil Bergedorf und die Bernhard Schmidt-Grundschule in Mittweida ist nach Bernhard Schmidt benannt.
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Bernhard |
ALTERNATIVNAMEN | Schmidt, Bernhard Voldemar |
KURZBESCHREIBUNG | estnisch-deutscher Optiker |
GEBURTSDATUM | 11. April 1879 |
GEBURTSORT | Insel Naissaar, Estland |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1935 |
STERBEORT | Hamburg |