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[[Datei:Carrots of many colors.jpg|mini|250px|[[Karotte]]n erhalten ihre typische Farbe durch verschiedene [[Carotinoide]], deren Chromophore aus großen, konjugierten Ketten bestehen.]] | |||
Als '''Chromophor''' ({{grcS|χρῶμα}} ''chrṓma'' ,Farbe‘, φορός ''phorós'' ‚tragend‘) wird die gesamte [[Farbe|farbgebende]] Atom- oder Ionengruppierung einer chemischen Verbindung oder eines Werkstoffs bezeichnet. Die Farbigkeit kann durch [[Absorption (Physik)|Lichtabsorption]], [[Reflexion (Physik)|Lichtreflexion]], [[Streuung (Physik)|Lichtstreuung]] oder [[Brechung (Physik)|Lichtbrechung]] erfolgen. | |||
Der Begriff Chromophor wird sowohl im Zusammenhang mit organischen [[Farbstoffe]]n und [[Pigmente]]n verwendet, als auch bei anorganischen Farbgläsern, bei denen die Farbigkeit durch eingelagerte Ionen (z. B. Kationen von [[Eisen]], [[Nickel]], [[Cobalt]], [[Mangan]], [[Kupfer]] und [[Chrom]]) oder durch [[Kolloid|Metallkolloide]] (z. B. Kupfer und [[Gold]]) verursacht wird.<ref>{{RömppOnline|ID=RD-03-01732|Name=Chromophore|Abruf=2019-07-19}}</ref> | |||
Bei | Bei organischen [[Farbmittel]]n enthalten die Moleküle eine chromophore Struktur mit delokalisierbaren <math>\pi</math>-Elektronen. Durch selektive [[Lichtabsorption]] eines [[Photon]]s passender Energie können solche Elektronen auf ein höheres Energieniveau gehoben werden; damit wird dieses Molekül in einen energetisch [[Angeregter Zustand#Stabilität und Lebensdauer|angeregten]] Zustand versetzt.<ref name="Klessinger">{{Literatur|Autor=Martin Klessinger|Titel=Konstitution und Lichtabsorption organischer Farbstoffe|Sammelwerk=Chemie in unserer Zeit|Band=12|Nummer=1|Jahr=1978|Seiten=1–11|DOI=10.1002/ciuz.19780120102}}</ref> | ||
Ein ''Chromophor'' ist nicht zu verwechseln mit einem pigmenttragenden Organell ([[Chromatophor (Organell)|Chromatophor]]) einer Zelle bzw. mit einer Pigmentzelle ([[Chromatophore (Zelle)|Chromatophore]]). | |||
== Organische Chromophore == | |||
Organische Farbstoffe und Pigmente verfügen über Chromophore, die aus einem [[Konjugation (Chemie)|hochkonjugierten]] <math>\pi</math>-Elektronensystem bestehen. | |||
Bei all diesen Stoffen sorgt die selektive Absorption von Lichtquanten für Elektronenübergänge vom höchsten besetzten Molekülorbital ([[Highest Occupied Molecular Orbital|HOMO]]) des Chromophors zu seinem niedrigsten unbesetzten Molekülorbital ([[Lowest Unoccupied Molecular Orbital|LUMO]]). | |||
Typische organische Chromophore sind beispielsweise: | |||
* Lange Ketten konjugierter Doppelbindungen wie beim [[Carotin]] oder [[Chlorophyll]] | |||
* Durch [[Azogruppe]]n (A1) verbundene [[Aromaten]] wie bei dem [[Azofarbstoff]] [[Methylorange]] (A2) mit der NR<sub>2</sub>-Gruppe (rechts) als auxochromer sowie der NaO<sub>3</sub>S-Gruppe (links) als antiauxochromer Gruppe | |||
* [[Chinone|Chinoide Systeme]] (B) wie bei [[Alizarin]] und den [[Triarylmethanfarbstoff]]en [[Fuchsin]] oder [[Phenolphthalein]] | |||
* [[Nitroverbindungen]] (C1) wie bei dem [[Aromaten|aromatischen]] Nitrofarbstoff [[Pikrinsäure]] (C2) mit der OH-Gruppe als auxochromer Gruppe | |||
<blockquote>[[Datei:Chromophore.svg|rahmenlos|hochkant=2.0|Häufige Chromophore]]<br><small>A1: Azogruppe, A2: Methylorange, B: Chinoides System, C1: Nitroverbindung, C2: Pikrinsäure</small></blockquote> | |||
[[ | Die Verbindungen verfügen oft über weitere Gruppen, welche die Farbigkeit verstärken. Gemäß der [[Farbstofftheorie nach Witt]] werden diese auch als [[Auxochrome]] bzw. auxochrome Gruppen sowie [[Antiauxochrom]]e bzw. antiauxochrome Gruppen bezeichnet. So muss das [[Absorptionsspektrum]] eines Chromophors allein zunächst einmal nicht notwendig im sichtbaren Bereich des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]] liegen – wird der Chromophor allerdings durch den [[Mesomerer Effekt|mesomeren Effekt]] eines weiteren Substituenten verändert, verschiebt sich damit i. d. R. auch sein Absorptionsspektrum. Wird das Absorptionsspektrum durch die Einführung einer auxochromen Gruppe in den [[Wellenlänge|kurzwelligeren]] Bereich des [[Elektromagnetisches Spektrum|elektromagnetischen Spektrums]] verschoben, spricht man von einem [[Hypsochromer Effekt|hypsochromen Effekt]] (Blauverschiebung). Die Verschiebung in einen langwelligeren Bereich wird als [[bathochromer Effekt]] bezeichnet (Rotverschiebung). | ||
Die [[ | == Abhängigkeit des chromophoren Systems von der chemischen Umgebung == | ||
Die [[Indikator (Chemie)|Indikatorreaktion]] des [[Phenolphthalein]]s verdeutlicht, wie die chemische Umgebung – in diesem Fall der [[pH-Wert]] – den Chromophor verändern und damit die Farbigkeit beeinflussen kann. | |||
[[Datei:Phenolphtalein.jpg|mini|250px|Die Farbe des Phenolphthaleins hängt vom pH-Wert der Umgebung ab.]] | |||
<blockquote>[[Datei:Phenolphthalein as Indicator.svg|rahmenlos|hochkant=3.0|Indikatorreaktion von Phenolphthalein bei verschiedenen pH-Werten]]</blockquote> | |||
[[ | Durch [[Deprotonierung]] bei pH >8 bildet sich aus dem farblosen Phenolphthalein ('''1''') unter Öffnung des [[Lacton]]rings das rot gefärbte [[Chinone|chinoide]] Dianion ('''2'''), für das sich 2 [[Mesomerie|mesomere]] Grenzstrukturen formulieren lassen. Bei pH>12 bildet sich die Hydroxy-substituierte, farblose Triphenylmethan-Verbindung '''3'''. Unter stark sauren Bedingungen wird der Lactonring des Phenolphthaleins geöffnet und unter Wasserabspaltung bildet sich das mesomeriestabilisierte, farbige Kation '''4'''. | ||
== Anorganische Chromophore == | |||
[[ | In [[Anorganische Chemie|anorganischen]] Farbstoffen beruht die Farbigkeit je nach [[Elektronenkonfiguration]] des Chromophors auf [[Charge-Transfer-Komplexe|Charge-Transfer-Übergängen]] oder der Anregung von [[Elektron]]en der inneren [[Elektronenschale]]. | ||
[[Datei:KMnO4 in H2O.jpg|miniatur|hochkant|Eine wässrige Lösung von [[Kaliumpermanganat]]. Hier stellt das [[Mangan|Permanganation]] den Chromophor dar.]] | |||
Die [[Mineralogie]] unterscheidet zwischen [[idiochromatisch]]en und [[allochromatisch]]en Stoffen. | |||
Die | |||
Bei | * Bei idiochromatischen Stoffen ist der Chromophor direkt am Aufbau des Minerals beteiligt, z. B. beim kristallwasserhaltigen blauen [[Kupfersulfat]] (kristallwasserfreies Kupfersulfat ist weiß). | ||
[[Datei:Copper sulfate.jpg|150px|Im Kupfersulfat ist das [[Kupfer]] als Chromophor enthalten.]] | |||
* | * Allochromatische Stoffe dagegen enthalten den Chromophor nur in Spuren. [[Rubin]] etwa besteht chemisch vor allem aus [[Aluminiumoxid]], seine Farbigkeit jedoch erlangt er erst durch Spuren von [[Chrom]], die in das [[Kristallgitter]] des Aluminiumoxids eingebaut werden. | ||
[[Datei:Corundum-22974.jpg|150px|Rubin in Afghanistan]] | |||
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Anorganische Chromophore sind häufig unter den [[Übergangsmetalle]]n zu finden. Beispiele sind [[Vanadium]], [[Chrom]], [[Mangan]], [[Eisen]], [[Cobalt]], [[Nickel]] und [[Kupfer]]. Je nach [[Oxidationsstufe]] und [[Komplexchemie|Komplexbildung]] können diese [[Chemisches Element|Elemente]] sehr verschiedene Farben zeigen, z. B. das deswegen auch „chemisches Chamäleon“ genannte Mangan gleich sechs verschiedene<ref>Universität Regensburg: {{Webarchiv | url= http://www.chemie.uni-regensburg.de/Anorganische_Chemie/Pfitzner/demo/demo_ss03/mangan.pdf | wayback = 20070612034539 | text = Demonstrationsvorträge in der Anorganischen Chemie – Mangan (Mn)}}</ref><ref>Kantonsschule Baden: [https://www.swisseduc.ch/chemie/licht_materie/08_fotosynthese_primaerreaktion/docs/demonstration_chemisches_chamaeleon.pdf Das chemische Chamäleon] (PDF; 260 kB)</ref>. | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == |
Als Chromophor ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) chrṓma ,Farbe‘, φορός phorós ‚tragend‘) wird die gesamte farbgebende Atom- oder Ionengruppierung einer chemischen Verbindung oder eines Werkstoffs bezeichnet. Die Farbigkeit kann durch Lichtabsorption, Lichtreflexion, Lichtstreuung oder Lichtbrechung erfolgen.
Der Begriff Chromophor wird sowohl im Zusammenhang mit organischen Farbstoffen und Pigmenten verwendet, als auch bei anorganischen Farbgläsern, bei denen die Farbigkeit durch eingelagerte Ionen (z. B. Kationen von Eisen, Nickel, Cobalt, Mangan, Kupfer und Chrom) oder durch Metallkolloide (z. B. Kupfer und Gold) verursacht wird.[1]
Bei organischen Farbmitteln enthalten die Moleküle eine chromophore Struktur mit delokalisierbaren $ \pi $-Elektronen. Durch selektive Lichtabsorption eines Photons passender Energie können solche Elektronen auf ein höheres Energieniveau gehoben werden; damit wird dieses Molekül in einen energetisch angeregten Zustand versetzt.[2]
Ein Chromophor ist nicht zu verwechseln mit einem pigmenttragenden Organell (Chromatophor) einer Zelle bzw. mit einer Pigmentzelle (Chromatophore).
Organische Farbstoffe und Pigmente verfügen über Chromophore, die aus einem hochkonjugierten $ \pi $-Elektronensystem bestehen.
Bei all diesen Stoffen sorgt die selektive Absorption von Lichtquanten für Elektronenübergänge vom höchsten besetzten Molekülorbital (HOMO) des Chromophors zu seinem niedrigsten unbesetzten Molekülorbital (LUMO).
Typische organische Chromophore sind beispielsweise:
A1: Azogruppe, A2: Methylorange, B: Chinoides System, C1: Nitroverbindung, C2: Pikrinsäure
Die Verbindungen verfügen oft über weitere Gruppen, welche die Farbigkeit verstärken. Gemäß der Farbstofftheorie nach Witt werden diese auch als Auxochrome bzw. auxochrome Gruppen sowie Antiauxochrome bzw. antiauxochrome Gruppen bezeichnet. So muss das Absorptionsspektrum eines Chromophors allein zunächst einmal nicht notwendig im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums liegen – wird der Chromophor allerdings durch den mesomeren Effekt eines weiteren Substituenten verändert, verschiebt sich damit i. d. R. auch sein Absorptionsspektrum. Wird das Absorptionsspektrum durch die Einführung einer auxochromen Gruppe in den kurzwelligeren Bereich des elektromagnetischen Spektrums verschoben, spricht man von einem hypsochromen Effekt (Blauverschiebung). Die Verschiebung in einen langwelligeren Bereich wird als bathochromer Effekt bezeichnet (Rotverschiebung).
Die Indikatorreaktion des Phenolphthaleins verdeutlicht, wie die chemische Umgebung – in diesem Fall der pH-Wert – den Chromophor verändern und damit die Farbigkeit beeinflussen kann.
Durch Deprotonierung bei pH >8 bildet sich aus dem farblosen Phenolphthalein (1) unter Öffnung des Lactonrings das rot gefärbte chinoide Dianion (2), für das sich 2 mesomere Grenzstrukturen formulieren lassen. Bei pH>12 bildet sich die Hydroxy-substituierte, farblose Triphenylmethan-Verbindung 3. Unter stark sauren Bedingungen wird der Lactonring des Phenolphthaleins geöffnet und unter Wasserabspaltung bildet sich das mesomeriestabilisierte, farbige Kation 4.
In anorganischen Farbstoffen beruht die Farbigkeit je nach Elektronenkonfiguration des Chromophors auf Charge-Transfer-Übergängen oder der Anregung von Elektronen der inneren Elektronenschale.
Die Mineralogie unterscheidet zwischen idiochromatischen und allochromatischen Stoffen.
Anorganische Chromophore sind häufig unter den Übergangsmetallen zu finden. Beispiele sind Vanadium, Chrom, Mangan, Eisen, Cobalt, Nickel und Kupfer. Je nach Oxidationsstufe und Komplexbildung können diese Elemente sehr verschiedene Farben zeigen, z. B. das deswegen auch „chemisches Chamäleon“ genannte Mangan gleich sechs verschiedene[3][4].