Herbert L. Anderson: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Herbert Lawrence Anderson''' (* [[24. Mai]] [[1914]] in [[New York City]]; † [[16. Juli]] [[1988]] in [[Los Alamos (New Mexico)|Los Alamos]]) war ein US-amerikanischer Kernphysiker.
'''Herbert Lawrence Anderson''' (* [[24. Mai]] [[1914]] in [[New York City]]; † [[16. Juli]] [[1988]] in [[Los Alamos (New Mexico)|Los Alamos]]) war ein US-amerikanischer Kernphysiker.


Anderson studierte an der [[Columbia University]] (Bachelor Abschluss 1931, in Elektrotechnik 1935), wo er 1940 bei John Ray Dunning (1907–1975)  promovierte<ref>Die Dissertation „Resonance Capture of Neutrons by Uranium“ erschien aus Geheimhaltungsgründen erst zehn Jahre später, Physical Review, Bd. 80, 1950, S. 499–506</ref>. Während dieser Zeit war er am Bau eines [[Zyklotron]]s unter Leitung von Dunnington wesentlich beteiligt. Dabei baute er auch weitere Laborgeräte wie Ionisationskammern und Verstärker. Im Januar 1939 war er Mitglied des ersten Teams in den USA, das an der Columbia University die Experimente von [[Otto Hahn]] und [[Fritz Straßmann]] zur Kernspaltung, die kurz zuvor durch Vorlesungen von [[Niels Bohr]] in [[Princeton University|Princeton]] bekannt wurden, wiederholte.<ref>weitere Mitglieder waren [[Enrico Fermi]], Dunning,  Eugene T. Booth, G. Norris Glasoe, Francis G. Slack, Veröffentlicht als „The Fission of Uranium“, Physical Review, Bd. 55, 1939, S.511 – 512. Etwa gleichzeitig wurden Kernspaltungsversuche aber von zahlreichen Physikerteams in den USA wiederholt.</ref> Unter Fermi experimentierte er weiter zur Untersuchung der Kernspaltung und war auch einer von dessen wichtigsten Assistenten (mit [[Walter Henry Zinn]]) beim Bau des ersten Kernreaktors in Chicago 1942. Anderson leitete dann den Bau des CP-2 Reaktors am [[Argonne National Laboratory]]<ref>CP für Chicago Pile, es handelte sich um Fermis ersten Reaktor CP-1 im Zentrum Chicagos, der dort nach den Versuchen abgebaut wurde und in sicherer Entfernung wieder aufgebaut wurde.</ref> und war Berater für [[DuPont]] beim Bau der [[Brutreaktor]]en in [[Hanford Site|Hanford]].
Anderson studierte an der [[Columbia University]] (Bachelorabschluss 1931, in Elektrotechnik 1935), wo er 1940 bei John Ray Dunning (1907–1975)  promovierte.<ref>Die Dissertation „Resonance Capture of Neutrons by Uranium“ erschien aus Geheimhaltungsgründen erst zehn Jahre später, Physical Review, Bd. 80, 1950, S. 499–506.</ref> Während dieser Zeit war er am Bau eines [[Zyklotron]]s unter Leitung von Dunnington wesentlich beteiligt. Dabei baute er auch weitere Laborgeräte wie Ionisationskammern und Verstärker. Im Januar 1939 war er Mitglied des ersten Teams in den USA, das an der Columbia University die Experimente von [[Otto Hahn]] und [[Fritz Straßmann]] zur Kernspaltung, die kurz zuvor durch Vorlesungen von [[Niels Bohr]] in [[Princeton University|Princeton]] bekannt wurden, wiederholte.<ref>weitere Mitglieder waren [[Enrico Fermi]], Dunning,  Eugene T. Booth, G. Norris Glasoe, Francis G. Slack, Veröffentlicht als „The Fission of Uranium“, Physical Review, Bd. 55, 1939, S. 511–512. Etwa gleichzeitig wurden Kernspaltungsversuche aber von zahlreichen Physikerteams in den USA wiederholt.</ref> Unter Fermi experimentierte er weiter zur Untersuchung der Kernspaltung und war auch einer von dessen wichtigsten Assistenten (mit [[Walter Henry Zinn]]) beim Bau des ersten Kernreaktors in Chicago 1942. Anderson leitete dann den Bau des CP-2 Reaktors am [[Argonne National Laboratory]]<ref>CP für Chicago Pile, es handelte sich um Fermis ersten Reaktor CP-1 im Zentrum Chicagos, der dort nach den Versuchen abgebaut wurde und in sicherer Entfernung wieder aufgebaut wurde.</ref> und war Berater für [[E. I. du Pont de Nemours and Company|DuPont]] beim Bau der [[Brutreaktor]]en in [[Hanford Site|Hanford]].


Nach dem Krieg ging er mit Fermi an die [[University of Chicago]], wo er ab 1946 Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1950 Professor war (ab 1977 Distinguished Service Professor). 1958 bis 1962 war er Direktor des dortigen Enrico Fermi Institute. Nachdem er schon zwischenzeitlich immer wieder am [[Los Alamos National Laboratory]] arbeitete, trat er 1978 dem Labor bei und blieb dort bis zu seinem Tod, zuletzt als Senior Fellow.
Nach dem Krieg ging er mit Fermi an die [[University of Chicago]], wo er ab 1946 Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1950 Professor war (ab 1977 Distinguished Service Professor). 1958 bis 1962 war er Direktor des dortigen Enrico Fermi Institute. Nachdem er schon zwischenzeitlich immer wieder am [[Los Alamos National Laboratory]] arbeitete, trat er 1978 dem Labor bei und blieb dort bis zu seinem Tod, zuletzt als Senior Fellow.


Er starb an den Folgen einer [[Beryllium]]-Verseuchung der Lungen ([[Berylliose]]), die er sich vierzig Jahre zuvor bei Experimenten in Fermis Labor zuzog.<ref>Laura Fermi berichtet darüber in ihren Erinnerungen „Mein Mann und das Atom“, Eugen Diederichs, 1956, S.202. Sie trockneten Beryllium/Radium Pulver, das als Neutronenquelle dienen sollte, auf einem Herd, die Probe fing dabei an zu brennen</ref>
Er starb an den Folgen einer [[Beryllium]]-Verseuchung der Lungen ([[Berylliose]]), die er sich vierzig Jahre zuvor bei Experimenten in Fermis Labor zuzog.<ref>Laura Fermi berichtet darüber in ihren Erinnerungen „Mein Mann und das Atom“, Eugen Diederichs, 1956, S. 202. Sie trockneten Beryllium/Radium Pulver, das als Neutronenquelle dienen sollte, auf einem Herd, die Probe fing dabei an zu brennen.</ref>


1932 wurde er Fellow der [[American Physical Society]]. 1955 bis 1957 war er Guggenheim Fellow und 1956/57 als Fulbright Lecturer in Italien. 1982 erhielt er den [[Enrico-Fermi-Preis]]. Er war Mitglied der [[National Academy of Sciences]] (1960) und der [[American Academy of Arts and Sciences]] (1978).
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Aktuelle Version vom 22. Februar 2021, 11:27 Uhr

Herbert L. Andersom am Los Alamos Nuclear Laboratory (vor 1985)

Herbert Lawrence Anderson (* 24. Mai 1914 in New York City; † 16. Juli 1988 in Los Alamos) war ein US-amerikanischer Kernphysiker.

Anderson studierte an der Columbia University (Bachelorabschluss 1931, in Elektrotechnik 1935), wo er 1940 bei John Ray Dunning (1907–1975) promovierte.[1] Während dieser Zeit war er am Bau eines Zyklotrons unter Leitung von Dunnington wesentlich beteiligt. Dabei baute er auch weitere Laborgeräte wie Ionisationskammern und Verstärker. Im Januar 1939 war er Mitglied des ersten Teams in den USA, das an der Columbia University die Experimente von Otto Hahn und Fritz Straßmann zur Kernspaltung, die kurz zuvor durch Vorlesungen von Niels Bohr in Princeton bekannt wurden, wiederholte.[2] Unter Fermi experimentierte er weiter zur Untersuchung der Kernspaltung und war auch einer von dessen wichtigsten Assistenten (mit Walter Henry Zinn) beim Bau des ersten Kernreaktors in Chicago 1942. Anderson leitete dann den Bau des CP-2 Reaktors am Argonne National Laboratory[3] und war Berater für DuPont beim Bau der Brutreaktoren in Hanford.

Nach dem Krieg ging er mit Fermi an die University of Chicago, wo er ab 1946 Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1950 Professor war (ab 1977 Distinguished Service Professor). 1958 bis 1962 war er Direktor des dortigen Enrico Fermi Institute. Nachdem er schon zwischenzeitlich immer wieder am Los Alamos National Laboratory arbeitete, trat er 1978 dem Labor bei und blieb dort bis zu seinem Tod, zuletzt als Senior Fellow.

Er starb an den Folgen einer Beryllium-Verseuchung der Lungen (Berylliose), die er sich vierzig Jahre zuvor bei Experimenten in Fermis Labor zuzog.[4]

1932 wurde er Fellow der American Physical Society. 1955 bis 1957 war er Guggenheim Fellow und 1956/57 als Fulbright Lecturer in Italien. 1982 erhielt er den Enrico-Fermi-Preis. Er war Mitglied der National Academy of Sciences (1960) und der American Academy of Arts and Sciences (1978).

Einzelnachweise

  1. Die Dissertation „Resonance Capture of Neutrons by Uranium“ erschien aus Geheimhaltungsgründen erst zehn Jahre später, Physical Review, Bd. 80, 1950, S. 499–506.
  2. weitere Mitglieder waren Enrico Fermi, Dunning, Eugene T. Booth, G. Norris Glasoe, Francis G. Slack, Veröffentlicht als „The Fission of Uranium“, Physical Review, Bd. 55, 1939, S. 511–512. Etwa gleichzeitig wurden Kernspaltungsversuche aber von zahlreichen Physikerteams in den USA wiederholt.
  3. CP für Chicago Pile, es handelte sich um Fermis ersten Reaktor CP-1 im Zentrum Chicagos, der dort nach den Versuchen abgebaut wurde und in sicherer Entfernung wieder aufgebaut wurde.
  4. Laura Fermi berichtet darüber in ihren Erinnerungen „Mein Mann und das Atom“, Eugen Diederichs, 1956, S. 202. Sie trockneten Beryllium/Radium Pulver, das als Neutronenquelle dienen sollte, auf einem Herd, die Probe fing dabei an zu brennen.