Walter Kohn: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Dieser Artikel|beschreibt den Physiker '''Walter Kohn'''. Zum Politikwissenschaftler siehe [[Walter S. G. Kohn]].}}
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'''Walter Kohn''' (* [[9. März]] [[1923]] in [[Wien]]; † [[19. April]] [[2016]] in [[Santa Barbara (Kalifornien)|Santa Barbara]], [[Kalifornien]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Physiker]] [[österreich]]ischer Herkunft. 1998 wurde er für seine Entwicklung der [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]], deren Grundlage das [[Hohenberg-Kohn-Theorem]] ist, mit dem [[Nobelpreis für Chemie|Chemie-Nobelpreis]] ausgezeichnet.
'''Walter Kohn''' (* [[9. März]] [[1923]] in [[Wien]]; [[19. April]] [[2016]] in [[Santa Barbara (Kalifornien)|Santa Barbara]], [[Kalifornien]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Physiker]] [[österreich]]ischer Herkunft. 1998 wurde er für seine Entwicklung der [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]], deren Grundlage das [[Hohenberg-Kohn-Theorem]] ist, mit dem [[Nobelpreis für Chemie|Chemie-Nobelpreis]] ausgezeichnet.


== Leben ==
== Leben ==
Kohn wuchs in Wien als Sohn jüdischer Eltern auf. Er besuchte das [[Akademisches Gymnasium (Wien)|Akademische Gymnasium in Wien]]. Sein Vater betrieb den von [[Salomon Kohn (Verleger)|Salomon Kohn]] gegründeten ''Postkartenverlag Brüder Kohn''. Während seine Eltern und viele weitere Verwandte im [[Holocaust]] umkamen, gelangte er mit einem [[Kindertransport]] nach England. Im Rahmen einer zwangsweisen Umsiedlung von "deutschen" [[Zivilinternierter|Zivilinternierten]] erreichte er 1940 Kanada<ref>dazu Annette Puckhaber, ''Ein Privileg für wenige. Die deutschsprachige Migration nach Kanada im Schatten des Nationalsozialismus.'' Lit, Münster 2002 ISBN 3825862194, Kap. 4. ''Die Gruppe der deportierten Flüchtlinge'', S. 173ff.; auf S. 240f. Informationen über die seltene Möglichkeit seit Ende 1942, ein deutschsprachiger kanadischer Soldat zu werden; sowie Zeitungsartikel ''How Canada lost its Nobel prize'', [[Ottawa Citizen]], 16. Oktober 1998, über seinen späteren Aufenthalt in den USA</ref> und war auf kanadischer Seite im Zweiten Weltkrieg Soldat.
Kohn wuchs in Wien als Sohn jüdischer Eltern auf. Er besuchte das [[Akademisches Gymnasium (Wien)|Akademische Gymnasium in Wien]] und das [[Gymnasium Stubenbastei|Kaiser-Franz-Joseph-Realgymnasium]]. Sein Vater betrieb den von [[Salomon Kohn (Verleger)|Salomon Kohn]] gegründeten ''Postkartenverlag Brüder Kohn''. Während seine Eltern und viele weitere Verwandte im [[Holocaust]] umkamen, gelangte er mit einem [[Kindertransport]] nach England. Im Rahmen einer zwangsweisen Umsiedlung von "deutschen" [[Zivilinternierter|Zivilinternierten]], die als [[Enemy Alien]] betrachtet wurden, erreichte er 1940 Kanada und wurde dort zusammen mit [[Josef Eisinger]] von dem bereits 1938 eingewanderten [[Bruno Mendel]] aufgenommen.<ref>Prof. Dr. Josef Eisinger: [https://www.doew.at/cms/download/8b1ce/eisinger_flucht_und_zukunft.pdf ''Flucht und Zuflucht – Erinnerungen an eine bewegte Jugend''] (PDF-Datei; 11,9 Megabyte). Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 2019, ISBN 978-3-901142-74-1, S. 118–152, 239</ref><ref>Annette Puckhaber: [http://ub-dok.uni-trier.de/diss/diss30/20010621/20010621.pdf ''Ein Privileg für wenige. Die deutschsprachige Migration nach Kanada im Schatten des Nationalsozialismus''] (PDF-Datei; 2,5 Megabyte). LIT-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6219-4, S. 173 ff.</ref><ref>''How Canada lost its Nobel prize''. In: ''[[Ottawa Citizen]]'', 16. Oktober 1998</ref> Im Zweiten Weltkrieg war er auf kanadischer Seite Soldat.


Kohn machte seinen [[Bachelor]] in Mathematik und Physik an der [[University of Toronto]] 1945 und ein Jahr später seinen [[Master]] in angewandter Mathematik. Zu seinen Lehrern gehörten [[Harold Scott MacDonald Coxeter|H. S. M. Coxeter]], [[John Lighton Synge]], [[Leopold Infeld]] und [[Richard Brauer]]. 1948 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er an der [[Harvard University]] bei [[Julian Schwinger]] in [[Theoretische Physik|theoretischer Physik]]. Das Thema war das quantenmechanische [[Dreikörperproblem]]. Er lehrte von 1950 bis 1960 an der [[Carnegie Mellon University]], dann bis 1979 an der [[University of California, San Diego]]. Ab 1953 bis Mitte der 1960er Jahre war er regelmäßig für [[Bell Laboratories]] tätig, wo er u.&nbsp;a. mit [[William B. Shockley]] und [[Joaquin Mazdak Luttinger|Joaquin M. Luttinger]] z.&nbsp;B. über die Theorie der Störstellen in Halbleitern zusammenarbeitete.  
Kohn machte seinen [[Bachelor]] in Mathematik und Physik an der [[University of Toronto]] 1945 und ein Jahr später seinen [[Master]] in angewandter Mathematik. Zu seinen Lehrern gehörten [[Harold Scott MacDonald Coxeter|H. S. M. Coxeter]], [[John Lighton Synge]], [[Leopold Infeld]] und [[Richard Brauer]]. 1948 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er an der [[Harvard University]] bei [[Julian Schwinger]] in [[Theoretische Physik|theoretischer Physik]]. Das Thema war das quantenmechanische [[Dreikörperproblem]]. Er lehrte von 1950 bis 1960 an der [[Carnegie Mellon University]], dann bis 1979 an der [[University of California, San Diego]]. Ab 1953 bis Mitte der 1960er Jahre war er regelmäßig für [[Bell Laboratories]] tätig, wo er u.&nbsp;a. mit [[William B. Shockley]] und [[Joaquin Mazdak Luttinger|Joaquin M. Luttinger]] z.&nbsp;B. über die Theorie der [[Störstelle]]n in [[Halbleiter]]n zusammenarbeitete.


Im Jahr 1959 veröffentlichte er seine Entdeckung zur [[Kohn-Anomalie]], einer Divergenz bezüglich der [[Dispersionsrelation]] bei [[Phonon]]en. Der Beginn seiner Arbeiten zur [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]] liegt nach Kohn in Arbeiten zur elektronischen Struktur von Legierungen (seit 1963), wobei er in Paris mit [[Pierre Hohenberg]] zusammenarbeitete und in San Diego mit [[Lu J. Sham]].  
Im Jahr 1959 veröffentlichte er seine Entdeckung zur [[Kohn-Anomalie]], einer Divergenz bezüglich der [[Dispersionsrelation]] bei [[Phonon]]en. Der Beginn seiner Arbeiten zur [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]] liegt nach Kohn in Arbeiten zur elektronischen Struktur von [[Legierung]]en (seit 1963). Zwei grundlegende Arbeiten dazu – zunächst in Paris mit [[Pierre Hohenberg]] zusammenarbeitete und dann in San Diego mit [[Lu J. Sham]] – waren 2005 die zwei meistzitierten Arbeiten in der damals über einhundertzehnjährigen Geschichte der [[Physical Review]].<ref>{{Literatur |Autor=Sid Redner |Titel=Citation Statistics from 110 Years of Physical Review |Sammelwerk=Physics Today |Band=58 |Nummer=6 |Datum=2005 |Seiten=49 |DOI=10.1063/1.1996475}}</ref> Darin bewiesen Hohenberg und Kohn eine exakte, [[Variationsrechnung|variationelle]] Formulierung des [[Vielteilchentheorie|quantenmechanischen Vielteilchenproblem]], in der alle gesuchten Eigenschaften durch die ortsabhängige Elektronendichtefunktion bestimmt sind. Kohn und Sham leiteten dann u.&nbsp;a. eine Darstellung ab, in der sich das Dichtefunktional [[Iteration|iterativ]] und [[selbstkonsistent]] bestimmen lässt.<ref name="LdP">{{Literatur |Autor=Michael Grodzicki |Titel=Dichtefunktionaltheorie |Sammelwerk=Lexikon der Physik |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Datum=1988 |Online=https://www.spektrum.de/lexikon/physik/dichtefunktionaltheorie/3004}}</ref> Ein Grund für den großen Einfluss dieser Arbeiten ist die große Allgemeinheit und breite Anwendbarkeit der Resultate. Sie waren zudem sowohl praktisch wie konzeptionell wichtig.<ref name="LdP" /> Einerseits erlauben sie mitvergleichbarem Aufwand deutlich genauere Näherungslösungen als frühere Methoden in der Festkörperphysik, Materialphysik und der Chemie.<ref>{{Literatur |Autor=[[Pierre C. Hohenberg]], [[James S. Langer]] |Hrsg=National Academy of Sciences |Titel=Walter Kohn 1923–2016 |Sammelwerk=Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society |Band=64 |Nummer=6 |Datum=2018 |Seiten=20170040 |Sprache=en |DOI=10.1098/rsbm.2017.0040}}</ref> Zum anderen war der Beweis, dass es für jedes molekulare System "das richtige" Dichtefunktional gibt, war auch konzeptionell wichtig:<ref name="LdP" /> er erlaubt es, statt der Vielteilchenwellenfunktion die direkt beobachtbare und viel leichter interpretierbare Einteilchendichte zu betrachten und führte zu einer sehr produktiven Fokussierung der Forschung auf Auffinden derselben, so der Chemiker Gregory Voth.<ref>{{Internetquelle |url=https://cen.acs.org/articles/94/web/2016/04/Chemistry-Nobel-laureate-Walter-Kohn.html |titel=Chemistry Nobel Laureate Walter Kohn dies at age 93 |werk=cen.acs.org |datum=2016-04-22 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref>


1979 wurde er Gründungsdirektor des international renommierten Institute for Theoretical Physics in Santa Barbara; 1984 wurde er Professor an der [[University of California, Santa Barbara]], wo er auch [[Emeritierung|emeritierte]]. Seit 1957 war er US-Staatsbürger.
1979 war er Gründungsdirektor des [[Kavli Institute for Theoretical Physics|Institute for Theoretical Physics in Santa Barbara]] und spielte mit personellen und inhaltlichen Entscheidungen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des zunächst für fünf Jahre finanzierten Instituts zu einer renommierten Institution.<ref>{{Literatur |Autor=Douglas J. Scalapino, Robert Sugar |Titel=Walter Kohn (1923–2016) |Sammelwerk=Proc Natl Acad Sci USA |Band=113 |Nummer=32 |Datum=2016 |Seiten=8883–8884 |DOI=10.1073/pnas.1609988113}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.kitp.ucsb.edu/news/in-memoriam-dr-walter-kohn |titel=In Memoriam: Dr. Walter Kohn |werk=kitp.ucsb.edu |datum=2016 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=R. Sugar |Hrsg=M. Scheffler, P. Weinberger |Titel=Walter Kohn and Boris Regal: The Early Days of ITP |Sammelwerk=Walter Kohn |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2003 |DOI=10.1007/978-3-642-55609-8_89}}</ref> 1984 wurde er Professor an der [[University of California, Santa Barbara]] und seit 1991 war er dort ''[[Emeritierung|professor emeritus]]''.<ref>{{Internetquelle |url=http://web.physics.ucsb.edu/~kohn/ |titel=Walter Kohn |werk=ucsb.edu |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> Seit 1957 war er US-Staatsbürger.


Er stiftete in Wien dem jüdischen Privatrealgymnasium ''[[Zwi-Perez-Chajes-Schule]]'' und dem [[Akademisches Gymnasium (Wien)|Akademischen Gymnasium]] den Walter-Kohn-Preis für Arbeiten im Gebiet Menschenrechte und Naturwissenschaft.  
Er stiftete in Wien dem jüdischen Privatrealgymnasium ''[[Zwi-Perez-Chajes-Schule]]'' und dem [[Akademisches Gymnasium (Wien)|Akademischen Gymnasium]] den Walter-Kohn-Preis für Arbeiten zum Zusammenhang von Menschenrechten und Naturwissenschaft.


Walter Kohn war zwei Mal verheiratet und Vater von drei Töchtern. Für seine Arbeiten zur Dichtefunktionaltheorie erhielt er 1998 den [[Nobelpreis für Chemie]].
Walter Kohn war zwei Mal verheiratet und Vater von drei Töchtern. Für seine Arbeiten zur Dichtefunktionaltheorie erhielt er 1998 den [[Nobelpreis für Chemie]].


Kohn starb am 19. April 2016 in Santa Barbara (Kalifornien) im Alter von 93 Jahren.<ref>[http://science.orf.at/stories/2770084/ ''orf.at - Nobelpreisträger Walter Kohn gestorben'']. Artikel vom 22. April 2016, abgerufen am 22. April 2016.</ref>
Kohn starb am 19. April 2016 in Santa Barbara (Kalifornien) im Alter von 93 Jahren.<ref>[http://science.orf.at/stories/2770084/ ''orf.at - Nobelpreisträger Walter Kohn gestorben'']. [[Science]], 22. April 2016, abgerufen am 22. April 2016.</ref>


== Preise und Auszeichnungen ==
== Preise und Auszeichnungen ==
[[Datei:UCSB-NobelBanner-WalterKohn.png|mini|Ein Banner als Hinweis an der University of California in Santa Barbara, dass Walter Kohn 1998 den Nobelpreis für Chemie gewonnen hat.]]
[[Datei:UCSB-NobelBanner-WalterKohn.png|mini|Ein Banner als Hinweis an der University of California in Santa Barbara, dass Walter Kohn 1998 den Nobelpreis für Chemie gewonnen hat.]]
* 1961: [[Oliver E. Buckley Condensed Matter Prize|Oliver E. Buckley Preis in Festkörperphysik]] der American Physical Society
* 1961: [[Oliver E. Buckley Condensed Matter Prize|Oliver E. Buckley Preis in Festkörperphysik]] der [[American Physical Society]] (APS)
* 1977: [[Davisson-Germer-Preis]] der American Physical Society.
* 1977: [[Davisson-Germer-Preis]] der American Physical Society.
* 1988: [[National Medal of Science]]
* 1988: [[National Medal of Science]]
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* 1999: [[Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst]]
* 1999: [[Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst]]
* 2002: [[Prix des trois physiciens]]
* 2002: [[Prix des trois physiciens]]
* 2002: Ehrendoktor der [[Technische Universität Dresden|TU Dresden]]<ref>[https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_mathematik_und_naturwissenschaften/hc ''Ehrendoktoren der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften''] der TU Dresden</ref>
* 2002: Ehrendoktor der [[Technische Universität Dresden|TU Dresden]]<ref>{{Internetquelle |url=https://tu-dresden.de/mn/der-bereich/ehrendoktoren-1?set_language=de |titel=Ehrendoktoren |datum=2017-09-29 |abruf=2018-03-25}}</ref>
* 2009: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf ''Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952''] (PDF; 6,9&nbsp;MB)</ref>
* 2009: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf ''Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952''] (PDF; 6,9&nbsp;MB)</ref>
* 2012: [[Ehrendoktor]] der [[Universität Wien]]<ref>[http://wien.orf.at/news/stories/2561479/ ''Uni Wien ehrt drei NS-Flüchtlinge''] auf [[ORF]] vom 3. Dezember 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012</ref><ref>[http://medienportal.univie.ac.at/uniview/uniblicke/detailansicht/artikel/uniblicke-verleihung-des-ehrendoktorats-an-die-weltstars-der-wissenschaft/ ''Uni:Blicke: Verleihung des Ehrendoktorats an die "Weltstars der Wissenschaft"'']</ref>
* 2012: [[Ehrendoktor]] der [[Universität Wien]]<ref>[http://wien.orf.at/news/stories/2561479/ ''Uni Wien ehrt drei NS-Flüchtlinge''] auf [[ORF]] vom 3. Dezember 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012</ref><ref>[http://medienportal.univie.ac.at/uniview/uniblicke/detailansicht/artikel/uniblicke-verleihung-des-ehrendoktorats-an-die-weltstars-der-wissenschaft/ ''Uni:Blicke: Verleihung des Ehrendoktorats an die "Weltstars der Wissenschaft"'']</ref>


Er war seit 1963 Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]] und seit 1969 der [[National Academy of Sciences]]. 2003 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Im Jahr 2011 wurde er Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).<ref>[http://derstandard.at/1304551654568/Walter-Kohn-wird-Ehrenmitglied-der-Akademie ''Walter Kohn wird Ehrenmitglied der ÖAW'']</ref> Seit 2006 war er auswärtiges Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften| url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-58729.ln-ru| sprache=russisch| titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724
Er war seit 1960 Fellow der American Physical Society,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.aps.org/programs/honors/fellowships/archive-all.cfm?initial=&year=1960 |titel=APS Fellow Archive |abruf=2020-01-25}}</ref> seit 1963 Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]], seit 1969 der [[National Academy of Sciences]] und seit 1994 der [[American Philosophical Society]].<ref>{{Internetquelle |url=https://search.amphilsoc.org/memhist/search?creator=Walter+Kohn&title=&subject=&subdiv=&mem=&year=&year-max=&dead=&keyword=&smode=advanced |titel=Member History: Walter Kohn |hrsg=American Philosophical Society |abruf=2018-10-26}}</ref> 2003 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Im Jahr 2011 wurde er Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).<ref>[http://derstandard.at/1304551654568/Walter-Kohn-wird-Ehrenmitglied-der-Akademie ''Walter Kohn wird Ehrenmitglied der ÖAW'']</ref> Seit 2006 war er auswärtiges Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-58729.ln-ru |titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 |titelerg=Walter Kohn |hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften |abruf=2015-09-22 |sprache=ru}}</ref>
| titelerg=Walter Kohn| zugriff=2015-09-22}}</ref>


== Referenzen ==
== Werke ==
* P. Hohenberg und W. Kohn: ''Inhomogeneous Electron Gas''. In: ''Physical Review''- Band 136, 1964, S. B864–B871
* {{Literatur |Autor=[[Pierre Hohenberg]], Walter Kohn |Titel=Inhomogeneous Electron Gas |Sammelwerk=Physical Review |Band=136 |Datum=1964 |Seiten=B864–B871 |DOI=10.1103/PhysRev.136.B864}}
* W. Kohn und L. J. Sham: ''Self-Consistent Equations Including Exchange and Correlation Effects''. In: ''Physical Review''. Band 140, 1965, S. A1133–A1138
* {{Literatur |Autor=W. Kohn, L. J. Sham |Titel=Self-Consistent Equations Including Exchange and Correlation Effects |Sammelwerk=Physical Review |Band=140 |Datum=1965 |Seiten=A1133–A1138 |DOI=10.1103/PhysRev.140.A1133}}
 
== Recherchehinweis ==
Walter Kohn wird sowohl online als auch in der gedruckten Sekundärliteratur häufig mit dem 1923 im oberfränkischen [[Lichtenfels (Oberfranken)|Lichtenfels]] geborenen Politikwissenschaftler [[Walter S. G. Kohn|Walter Samuel Gerst-Kohn]] verwechselt bzw. mit dessen biographischen Daten vermischt.
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=[[Pierre C. Hohenberg]], [[James S. Langer]] |Hrsg=National Academy of Sciences |Titel=Walter Kohn 1923–2016 |Sammelwerk=Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society |Band=64 |Nummer=6 |Datum=2018 |Seiten=20170040 |Sprache=en |DOI=10.1098/rsbm.2017.0040}} (auch erschienen in den [https://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/kohn-walter.pdf ''Biographical Memoirs'' der National Academy of Sciences (pdf)])
* {{Literatur |Autor=Andrew Zangwill |Titel=The education of Walter Kohn and the creation of density functional theory |Sammelwerk=Arch. Hist. Exact Sci. |Band=68 |Datum=2014 |Seiten=775–848 |arXiv=1403.5164 |DOI=10.1007/s00407-014-0140-x}}
* {{Literatur |Titel=Kohn, Walter |Sammelwerk=Munzinger Internationales Biographisches Archiv |Datum= |Online=https://www.munzinger.de/search/portrait/Walter+Kohn/0/22804.html}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
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* {{DNB-Portal|124790739}}
* {{DNB-Portal|124790739}}
* {{Nobel-ch|1998|Walter Kohn}}
* {{PhysHistNetw|ID=11603030|Titel=Walter Kohn}}
* [http://www.physics.ucsb.edu/~kohn/ Website von Walter Kohn an der University of California at Santa Barbara]
* [http://www.physics.ucsb.edu/~kohn/ Website von Walter Kohn an der University of California at Santa Barbara]
* {{Nobel-ch|1998|Walter Kohn}}
* [http://www.aip.org/history/acap/biographies/bio.jsp?kohnw Biographie bei der APS]
* [http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxMzoiIldhbHRlciBLb2huIiI7/ Originaltöne: Walter Kohn] im Online-Archiv der [[Österreichische Mediathek|Österreichischen Mediathek]] (Lebensgeschichtliche Interviews, Radio-Porträt)
* [http://www.mediathek.at/trefferliste/searchword/czoxMzoiIldhbHRlciBLb2huIiI7/ Originaltöne: Walter Kohn] im Online-Archiv der [[Österreichische Mediathek|Österreichischen Mediathek]] (Lebensgeschichtliche Interviews, Radio-Porträt)
* {{Internetquelle |url=https://www.oeaw.ac.at/detail/news/walter-kohn-verstorben/ |titel=Walter Kohn verstorben |hrsg=Österreichische Akademiw der Wissenschaften |datum=2014-04-22 |abruf=2021-06-27 |abruf-verborgen=1}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften]]
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Aktuelle Version vom 26. Januar 2022, 16:16 Uhr

Walter Kohn (2012)

Walter Kohn (* 9. März 1923 in Wien; † 19. April 2016 in Santa Barbara, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Physiker österreichischer Herkunft. 1998 wurde er für seine Entwicklung der Dichtefunktionaltheorie, deren Grundlage das Hohenberg-Kohn-Theorem ist, mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet.

Leben

Kohn wuchs in Wien als Sohn jüdischer Eltern auf. Er besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und das Kaiser-Franz-Joseph-Realgymnasium. Sein Vater betrieb den von Salomon Kohn gegründeten Postkartenverlag Brüder Kohn. Während seine Eltern und viele weitere Verwandte im Holocaust umkamen, gelangte er mit einem Kindertransport nach England. Im Rahmen einer zwangsweisen Umsiedlung von "deutschen" Zivilinternierten, die als Enemy Alien betrachtet wurden, erreichte er 1940 Kanada und wurde dort zusammen mit Josef Eisinger von dem bereits 1938 eingewanderten Bruno Mendel aufgenommen.[1][2][3] Im Zweiten Weltkrieg war er auf kanadischer Seite Soldat.

Kohn machte seinen Bachelor in Mathematik und Physik an der University of Toronto 1945 und ein Jahr später seinen Master in angewandter Mathematik. Zu seinen Lehrern gehörten H. S. M. Coxeter, John Lighton Synge, Leopold Infeld und Richard Brauer. 1948 promovierte er an der Harvard University bei Julian Schwinger in theoretischer Physik. Das Thema war das quantenmechanische Dreikörperproblem. Er lehrte von 1950 bis 1960 an der Carnegie Mellon University, dann bis 1979 an der University of California, San Diego. Ab 1953 bis Mitte der 1960er Jahre war er regelmäßig für Bell Laboratories tätig, wo er u. a. mit William B. Shockley und Joaquin M. Luttinger z. B. über die Theorie der Störstellen in Halbleitern zusammenarbeitete.

Im Jahr 1959 veröffentlichte er seine Entdeckung zur Kohn-Anomalie, einer Divergenz bezüglich der Dispersionsrelation bei Phononen. Der Beginn seiner Arbeiten zur Dichtefunktionaltheorie liegt nach Kohn in Arbeiten zur elektronischen Struktur von Legierungen (seit 1963). Zwei grundlegende Arbeiten dazu – zunächst in Paris mit Pierre Hohenberg zusammenarbeitete und dann in San Diego mit Lu J. Sham – waren 2005 die zwei meistzitierten Arbeiten in der damals über einhundertzehnjährigen Geschichte der Physical Review.[4] Darin bewiesen Hohenberg und Kohn eine exakte, variationelle Formulierung des quantenmechanischen Vielteilchenproblem, in der alle gesuchten Eigenschaften durch die ortsabhängige Elektronendichtefunktion bestimmt sind. Kohn und Sham leiteten dann u. a. eine Darstellung ab, in der sich das Dichtefunktional iterativ und selbstkonsistent bestimmen lässt.[5] Ein Grund für den großen Einfluss dieser Arbeiten ist die große Allgemeinheit und breite Anwendbarkeit der Resultate. Sie waren zudem sowohl praktisch wie konzeptionell wichtig.[5] Einerseits erlauben sie mitvergleichbarem Aufwand deutlich genauere Näherungslösungen als frühere Methoden in der Festkörperphysik, Materialphysik und der Chemie.[6] Zum anderen war der Beweis, dass es für jedes molekulare System "das richtige" Dichtefunktional gibt, war auch konzeptionell wichtig:[5] er erlaubt es, statt der Vielteilchenwellenfunktion die direkt beobachtbare und viel leichter interpretierbare Einteilchendichte zu betrachten und führte zu einer sehr produktiven Fokussierung der Forschung auf Auffinden derselben, so der Chemiker Gregory Voth.[7]

1979 war er Gründungsdirektor des Institute for Theoretical Physics in Santa Barbara und spielte mit personellen und inhaltlichen Entscheidungen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des zunächst für fünf Jahre finanzierten Instituts zu einer renommierten Institution.[8][9][10] 1984 wurde er Professor an der University of California, Santa Barbara und seit 1991 war er dort professor emeritus.[11] Seit 1957 war er US-Staatsbürger.

Er stiftete in Wien dem jüdischen Privatrealgymnasium Zwi-Perez-Chajes-Schule und dem Akademischen Gymnasium den Walter-Kohn-Preis für Arbeiten zum Zusammenhang von Menschenrechten und Naturwissenschaft.

Walter Kohn war zwei Mal verheiratet und Vater von drei Töchtern. Für seine Arbeiten zur Dichtefunktionaltheorie erhielt er 1998 den Nobelpreis für Chemie.

Kohn starb am 19. April 2016 in Santa Barbara (Kalifornien) im Alter von 93 Jahren.[12]

Preise und Auszeichnungen

Ein Banner als Hinweis an der University of California in Santa Barbara, dass Walter Kohn 1998 den Nobelpreis für Chemie gewonnen hat.

Er war seit 1960 Fellow der American Physical Society,[18] seit 1963 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, seit 1969 der National Academy of Sciences und seit 1994 der American Philosophical Society.[19] 2003 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Jahr 2011 wurde er Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).[20] Seit 2006 war er auswärtiges Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.[21]

Werke

  • Pierre Hohenberg, Walter Kohn: Inhomogeneous Electron Gas. In: Physical Review. Band 136, 1964, S. B864–B871, doi:10.1103/PhysRev.136.B864.
  • W. Kohn, L. J. Sham: Self-Consistent Equations Including Exchange and Correlation Effects. In: Physical Review. Band 140, 1965, S. A1133–A1138, doi:10.1103/PhysRev.140.A1133.

Recherchehinweis

Walter Kohn wird sowohl online als auch in der gedruckten Sekundärliteratur häufig mit dem 1923 im oberfränkischen Lichtenfels geborenen Politikwissenschaftler Walter Samuel Gerst-Kohn verwechselt bzw. mit dessen biographischen Daten vermischt.

Literatur

Weblinks

Commons: Walter Kohn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Josef Eisinger: Flucht und Zuflucht – Erinnerungen an eine bewegte Jugend (PDF-Datei; 11,9 Megabyte). Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 2019, ISBN 978-3-901142-74-1, S. 118–152, 239
  2. Annette Puckhaber: Ein Privileg für wenige. Die deutschsprachige Migration nach Kanada im Schatten des Nationalsozialismus (PDF-Datei; 2,5 Megabyte). LIT-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-6219-4, S. 173 ff.
  3. How Canada lost its Nobel prize. In: Ottawa Citizen, 16. Oktober 1998
  4. Sid Redner: Citation Statistics from 110 Years of Physical Review. In: Physics Today. Band 58, Nr. 6, 2005, S. 49, doi:10.1063/1.1996475.
  5. 5,0 5,1 5,2 Michael Grodzicki: Dichtefunktionaltheorie. In: Lexikon der Physik. Spektrum Akademischer Verlag, 1988 (spektrum.de).
  6. Chemistry Nobel Laureate Walter Kohn dies at age 93. In: cen.acs.org. 22. April 2016, abgerufen am 27. Juni 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  7. Douglas J. Scalapino, Robert Sugar: Walter Kohn (1923–2016). In: Proc Natl Acad Sci USA. Band 113, Nr. 32, 2016, S. 8883–8884, doi:10.1073/pnas.1609988113.
  8. In Memoriam: Dr. Walter Kohn. In: kitp.ucsb.edu. 2016, abgerufen am 27. Juni 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  9. R. Sugar: Walter Kohn and Boris Regal: The Early Days of ITP. In: M. Scheffler, P. Weinberger (Hrsg.): Walter Kohn. Springer, Berlin, Heidelberg 2003, doi:10.1007/978-3-642-55609-8_89.
  10. Walter Kohn. In: ucsb.edu. Abgerufen am 27. Juni 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  11. orf.at - Nobelpreisträger Walter Kohn gestorben. Science, 22. April 2016, abgerufen am 22. April 2016.
  12. "Antisemitismus ist ein furchtbares Gift" auf ORF vom 4. Dezember 2012, abgerufen am 5. Dezember 2012
  13. Ehrendoktoren. 29. September 2017, abgerufen am 25. März 2018.
  14. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  15. Uni Wien ehrt drei NS-Flüchtlinge auf ORF vom 3. Dezember 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012
  16. Uni:Blicke: Verleihung des Ehrendoktorats an die "Weltstars der Wissenschaft"
  17. APS Fellow Archive. Abgerufen am 25. Januar 2020.
  18. Member History: Walter Kohn. American Philosophical Society, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  19. Walter Kohn wird Ehrenmitglied der ÖAW
  20. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Walter Kohn. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 22. September 2015 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

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