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== Studium und früher Werdegang == | == Studium und früher Werdegang == | ||
Pose studierte Mathematik, Physik und Chemie in [[Albertus-Universität Königsberg|Königsberg]], [[Universität München|München]], [[Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Universität Halle|Halle]]. 1928 promovierte er beim [[Nobelpreisträger]] [[Gustav Hertz]] in Halle. 1929 gelang | Pose studierte [[Mathematik]], [[Physik]] und [[Chemie]] in [[Albertus-Universität Königsberg|Königsberg]], [[Ludwig-Maximilians-Universität München|München]], [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Halle]]. 1928 promovierte er beim [[Nobelpreisträger]] [[Gustav Hertz]] in Halle. Im gleichen Jahr nahm er eine Stelle als Volontärassistent bei [[Gerhard Hoffmann (Physiker)|Gerhard Hoffmann]] an und experimentierte mit dessen elektronischer Messtechnik. In einer ersten in der [[Zeitschrift für Physik]] veröffentlichten Arbeit bestätigte Pose eine Idee von Hertz, dass man die Bewegung von Elektronen durch den bekannten Mechanismus der [[Diffusion]] beschreiben kann. | ||
Bereits im Jahr 1929 gelang Pose eine grundlegende [[Kernphysik|kernphysikalische]] Entdeckung. Er hatte eine Aluminiumfolie mit [[Alphateilchen]] unterschiedlicher Energie bestrahlt und die Ausbeute der durch die [[Kernreaktion]] freigesetzten [[Proton]]en, die Pose ''H-Teilchen'' nannte, gemessen. Dabei beobachtete er eine ausgeprägte Linienstruktur in der Energieabhängigkeit. Diese ließ sich nur durch die Existenz von angeregten Zuständen, aus heutiger Sicht des [[Compoundkern|Zwischenkerns]], erklären. Damit wies er zum ersten Mal experimentell nach, dass [[Atomkern]]e Energieniveaus besitzen, was ja für Atome schon längere Zeit bekannt war. Seine Entdeckung war vom Standpunkt der [[Quantentheorie]] zwar nicht überraschend, aber die Möglichkeit der Beobachtung war damals von Theoretikern bezweifelt worden. Mit diesen Experimenten ist Pose als Entdecker von Resonanzprozessen bei Kernreaktionen und der [[Energieniveau]]s von Kernen in die Geschichte der Kernphysik eingegangen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Pieter Maarten Endt, Marcel Demeur |Titel=Nuclear Reactions: Volume 1 |Verlag=North-Holland Publishing Company |Ort=Amsterdam |Datum=1959 |Umfang=516 |Seiten=255, 313}}</ref> Daran anknüpfend veröffentlichte er bis 1938 weitere grundlegende Arbeiten zu diskreten Energiezuständen anderer leichter Atomkerne. | |||
Pose trat November 1933 in die [[Sturmabteilung|SA]] und am 1. Mai 1937 in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ein (Mitgliedsnummer 4.340.498).<ref name="CatProfHalle">{{Internetquelle |url=http://catalogus-professorum-halensis.de/poseheinz.html |titel=Heinz Pose |zugriff=2013-05-16 |hrsg=catalogus-professorum-halensis.de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071019094115/http://www.catalogus-professorum-halensis.de/poseheinz.html |archiv-datum=2007-10-19 }}</ref> Nach seiner Habilitation erhielt er 1934 einen Lehrauftrag für [[Atomphysik]] in Halle.<ref name="DresdnerUniJournal">{{Internetquelle |url=https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/ressourcen/dateien/universitaetsjournal/uj_pdfs/uj_2005/UJ06-05.pdf#page=11 |titel=Der Schöpfer des Labors »W« hätte Jubiläum |autor=[[Dieter Seeliger]] |hrsg=[[Dresdner Universitätsjournal]] |format=PDF; 1,4 MB |seiten=11 |datum=2005-04-05 |zugriff=2017-05-05}}</ref> | |||
== Professur und Uranverein == | == Professur und Uranverein == | ||
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== Forschung in der Sowjetunion == | == Forschung in der Sowjetunion == | ||
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs bemühte sich die Sowjetunion, die Forschungsergebnisse und die Wissenschaftler des [[Uranprojekt|Uranvereins]] für das [[Sowjetisches Atombombenprojekt|Sowjetische Atombombenprojekt]] zu sichern. 1946 wurde er Leiter eines der drei für deutsche Kernphysiker in der Sowjetunion eingerichteten Forschungslabors, die zum Ziel hatten, innerhalb von fünf Jahren eine sowjetische [[Atombombe]] zu entwickeln. Im Herbst 1945 für die Mitarbeit gewonnen, leitete Pose ab Februar 1946 bis 1955 das Labor W in [[Obninsk]]. Das Labor arbeitete an der Messung von Kernkonstanten und erforschte einen Kernreaktor mit [[Beryllium]] als Moderator, auch wurde ein gasgekühlter, mit angereichertem Uran betriebener Reaktor untersucht. Spätere Arbeiten zielten auf die Trennung von Isotopen ab. Danach arbeitete Pose bis 1959 am Vereinigten Institut für Kernforschung in [[Dubna (Moskau)|Dubna]] und erforschte insbesondere die Proton-Proton-Wechselwirkung bei hohen Energien. | Zum Ende des Zweiten Weltkriegs bemühte sich die Sowjetunion, die Forschungsergebnisse und die Wissenschaftler des [[Uranprojekt|Uranvereins]] für das [[Sowjetisches Atombombenprojekt|Sowjetische Atombombenprojekt]] zu sichern. 1946 wurde er Leiter eines der drei für deutsche Kernphysiker in der Sowjetunion eingerichteten Forschungslabors, die zum Ziel hatten, innerhalb von fünf Jahren eine sowjetische [[Atombombe]] zu entwickeln. Im Herbst 1945 für die Mitarbeit gewonnen, leitete Pose ab Februar 1946 bis 1955 das Labor W in [[Obninsk]]. Das Labor arbeitete an der Messung von Kernkonstanten und erforschte einen Kernreaktor mit [[Beryllium]] als Moderator, auch wurde ein gasgekühlter, mit angereichertem Uran betriebener Reaktor untersucht. Spätere Arbeiten zielten auf die Trennung von Isotopen ab. Danach arbeitete Pose bis 1959 am Vereinigten Institut für Kernforschung in [[Dubna (Moskau)|Dubna]] und erforschte insbesondere die Proton-Proton-Wechselwirkung bei hohen Energien. | ||
In diesem Zeitraum wurde Pose bei Deutschlandbesuchen wiederholt von westlichen Geheimdiensten wie der [[Organisation Gehlen]] observiert. 1958 versuchte ihn sein Bruder Werner Pose im Auftrag der [[CIA]] zum Übersiedeln in die USA zu überreden, worauf Heinz Pose allerdings nicht einging.<ref name="Maddrell, 2006, 199-200">Maddrell, Paul ''Spying on Science: Western Intelligence in Divided Germany 1945–1961'', S. 199–200 (Oxford, 2006) ISBN 0-19-926750-2.</ref> | In diesem Zeitraum wurde Pose bei Deutschlandbesuchen wiederholt von westlichen Geheimdiensten wie der [[Organisation Gehlen]] observiert. 1958 versuchte ihn sein Bruder Werner Pose im Auftrag der [[Central Intelligence Agency|CIA]] zum Übersiedeln in die USA zu überreden, worauf Heinz Pose allerdings nicht einging.<ref name="Maddrell, 2006, 199-200">Maddrell, Paul ''Spying on Science: Western Intelligence in Divided Germany 1945–1961'', S. 199–200 (Oxford, 2006) ISBN 0-19-926750-2.</ref> | ||
== Professur in Dresden == | == Professur in Dresden == | ||
[[Datei:Heinz Pose Grab.JPG|mini|Grab von Heinz Pose auf dem Alten Annenfriedhof]] | [[Datei:Heinz Pose Grab.JPG|mini|Grab von Heinz Pose auf dem Alten Annenfriedhof]] | ||
Im Jahr 1959 ging Pose als Direktor des Instituts für Allgemeine Kerntechnik an die [[Technische Hochschule Dresden]] und übernahm den ''Lehrstuhl für Neutronenphysik der Reaktoren''. Der Lehrstuhl wurde in den folgenden Jahren zuerst in ''Lehrstuhl für experimentelle Kernphysik'', und später in ''Lehrstuhl für Experimentalphysik/Kernphysik'' umbenannt. Im Jahr 1968 wurde das Institut in den ''Wissenschaftsbereich Kernphysik'' umgewandelt. Bis zu seiner [[Emeritierung]] im Jahr 1970 forschte Professor Pose dort vor allem an der unelastischen Streuung und [[Polarisation]] von Neutronen.<ref name="DresdnerUniJournal"/> | Im Jahr 1959 ging Pose als Direktor des Instituts für Allgemeine Kerntechnik an die [[Technische Universität Dresden|Technische Hochschule Dresden]] und übernahm den ''Lehrstuhl für Neutronenphysik der Reaktoren''. Der Lehrstuhl wurde in den folgenden Jahren zuerst in ''Lehrstuhl für experimentelle Kernphysik'', und später in ''Lehrstuhl für Experimentalphysik/Kernphysik'' umbenannt. Im Jahr 1968 wurde das Institut in den ''Wissenschaftsbereich Kernphysik'' umgewandelt. Bis zu seiner [[Emeritierung]] im Jahr 1970 forschte Professor Pose dort vor allem an der unelastischen Streuung und [[Polarisation]] von Neutronen.<ref name="DresdnerUniJournal"/> | ||
Er erhielt zahlreiche staatliche Auszeichnungen, unter anderen 1961 den [[Vaterländischer Verdienstorden|Vaterländischen Verdienstorden]] in Silber und 1975 in Gold.<ref>[[Neues Deutschland]], 10. Oktober 1961, S. 2</ref><ref>Neues Deutschland, 21. August 1975, S. 5</ref> | Er erhielt zahlreiche staatliche Auszeichnungen, unter anderen 1961 den [[Vaterländischer Verdienstorden|Vaterländischen Verdienstorden]] in Silber und 1975 in Gold.<ref>[[Neues Deutschland]], 10. Oktober 1961, S. 2</ref><ref>Neues Deutschland, 21. August 1975, S. 5</ref> | ||
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== Ausgewählte Veröffentlichungen == | == Ausgewählte Veröffentlichungen == | ||
=== | === Erste Arbeiten === | ||
* Heinz Pose: ''Experimentelle Untersuchungen über die Diffusion langsamer Elektronen in Edelgasen'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 52, Nummer 5–6, Seiten 428–447 (1929) {{bibcode|1929ZPhy...52..428P}} | |||
* Gerhard Hoffmann, Heinz Pose: ''Nachweis von Atomtrümmern durch Messung der Ionisation eines einzelnen H-Strahls'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 56, Nummer 5–6, Seiten 405–415 (1929) {{bibcode|1929ZPhy...56..405H}} | |||
* Heinz Pose: ''Nachweis von Atomtrümmern aus Aluminium mit dem Hoffmannschen Elektrometer'', ''Die Naturwissenschaften'', Band 17, Nummer 31, Seiten 624–624 (1929) {{bibcode|1929NW.....17..624P}} | |||
* Heinz Pose: ''Messungen von Atomtrümmern aus Aluminium, Beryllium, Eisen und Kohlenstoff nach der Rückwärtsmethode'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 60, Nummer 3–4, Seiten 156–167 (1930) {{bibcode|1930ZPhy...60..156P}} | |||
* Heinz Pose: ''Über die diskreten Reichweitengruppen der H-Teilchen aus Aluminium'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 64, Nummer 1–2, Seiten 1–21 (1930) {{bibcode|1930ZPhy...64....1P}} | |||
* Heinz Pose: ''Über neue diskrete Reichweitengruppen der H-Teilchen aus Aluminium'', ''Die Naturwissenschaften'', Band 18, Nummer 29, Seiten 666–667 (1930) {{bibcode|1930NW.....18..666P}} | |||
Pose veröffentlichte danach bis 1937 noch ca. 15 weitere Arbeiten zum Themenkreis ''Kernreaktionen'', darunter | |||
* Heinz Pose: ''Messung einzelner Korpuskularstrahlen bei Anwesenheit intensiver Gamma-Strahlen'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 102, Nummer 5–6, Seiten 379–407 (1936) {{bibcode|1936ZPhy..102..379P}} | |||
Einige Arbeiten sind in den ''Verhandlungen der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Physikalischen Gesellschaft zu Berlin]]'' erschienen. | |||
=== Weitere kernphysikalische Arbeiten und geheime Forschungsberichte === | |||
* W. Maurer, Heinz Pose: ''Neutronenemission des Urankerns als Folge seiner spontanen Spaltung'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 121, Nummer 3–4, Seiten 285–292 {{bibcode|1943ZPhy..121..285M}} | |||
* Heinz Pose: ''Spontane Neutronenemission von Uran und Thorium'', ''Zeitschrift für Physik'', Band 121, Nummer 3–4, Seiten 293–297 {{bibcode|1943ZPhy..121..293P}} | |||
Seine Forschungsergebnisse für den Uranverein veröffentlichte Pose in den streng geheimen [[Kernphysikalische Forschungsberichte|Kernphysikalischen Forschungsberichten]]: | Seine Forschungsergebnisse für den Uranverein veröffentlichte Pose in den streng geheimen [[Kernphysikalische Forschungsberichte|Kernphysikalischen Forschungsberichten]]: | ||
*F. Berkei, W. Borrmann, | * F. Berkei, W. Borrmann, [[Werner Czulius]], [[Kurt Diebner]], Georg Hartwig, [[Karl-Heinz Höcker]], W. Herrmann, Heinz Pose, und [[Ernst Rexer]]: ''Bericht über einen Würfelversuch mit Uranoxyd und Paraffin'' (26. November 1942). G-125. | ||
*Heinz Pose und Ernst Rexer ''Versuche mit verschiedenen geometrischen Anordnungen von Uranoxyd und Paraffin'' (12 October 1943). G-240. | * Heinz Pose und Ernst Rexer: ''Versuche mit verschiedenen geometrischen Anordnungen von Uranoxyd und Paraffin'' (12 October 1943). G-240. | ||
=== | === Redaktion und Bearbeitung von Lehrbüchern === | ||
Heinz Pose oblag die Bearbeitung und Redaktion der 3. Auflage der deutschen Übersetzung des vielfach aufgelegten Lehrbuchs ''Grundlagen der Quantenmechanik'' von [[Dmitri Iwanowitsch Blochinzew |Dmitri I. Blochinzew]] im Jahr 1962, das sowohl im [[Deutscher Verlag der Wissenschaften |Deutschen Verlag der Wissenschaften]] als auch im [[Verlag Harri Deutsch]] erschienen ist.<ref name="Blochincev_1962a">{{Literatur |Autor=Dmitrij I. Blochincev |Titel=Grundlagen der Quantenmechanik |Auflage=3., bearb. Aufl. Bearb.: Heinz Pose |Verlag=Deutscher Verlag der Wissenschaften |Ort=Berlin |Datum=1962 |Umfang=XV, 583}}</ref><ref name="Blochincev_1962b">{{Literatur |Autor=Dmitrij I. Blochincev |Titel=Grundlagen der Quantenmechanik |Auflage=3., bearb. Aufl. Bearb.: Heinz Pose |Verlag=Harri Deutsch |Ort=Frankfurt/M. |Datum=1962 |Umfang=XV, 583}}</ref> Als wissenschaftlicher Berater wirkte er auch bei der deutschen Übersetzung der Monographie ''Theorie des Atomkerns'' von [[Alexander Sergejewitsch Dawydow |Alexander S. Dawydow]] mit, die von Karlheinz Müller und [[Günter Flach]] aus dem Russischen übertragen worden war.<ref name="Davydov_1963">{{Literatur |Autor=Aleksandr S. Davydov |Titel=Theorie des Atomkerns |Verlag=Deutscher Verlag der Wissenschaften |Ort=Berlin |Datum=1963 |Umfang=XII, 597}}</ref> | |||
=== Werke === | === Werke === | ||
*''Einführung in die Physik des Atomkerns'', Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1971. | * ''Einführung in die Physik des Atomkerns'', Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1971. | ||
== Bibliographie == | == Bibliographie == |
Heinz Pose (* 10. April 1905 in Königsberg; † 13. November 1975 in Dresden) war ein deutscher Kernphysiker. Er spielte in der Nachkriegszeit eine Rolle im Sowjetischen Atombombenprojekt.
Pose studierte Mathematik, Physik und Chemie in Königsberg, München, Göttingen und Halle. 1928 promovierte er beim Nobelpreisträger Gustav Hertz in Halle. Im gleichen Jahr nahm er eine Stelle als Volontärassistent bei Gerhard Hoffmann an und experimentierte mit dessen elektronischer Messtechnik. In einer ersten in der Zeitschrift für Physik veröffentlichten Arbeit bestätigte Pose eine Idee von Hertz, dass man die Bewegung von Elektronen durch den bekannten Mechanismus der Diffusion beschreiben kann.
Bereits im Jahr 1929 gelang Pose eine grundlegende kernphysikalische Entdeckung. Er hatte eine Aluminiumfolie mit Alphateilchen unterschiedlicher Energie bestrahlt und die Ausbeute der durch die Kernreaktion freigesetzten Protonen, die Pose H-Teilchen nannte, gemessen. Dabei beobachtete er eine ausgeprägte Linienstruktur in der Energieabhängigkeit. Diese ließ sich nur durch die Existenz von angeregten Zuständen, aus heutiger Sicht des Zwischenkerns, erklären. Damit wies er zum ersten Mal experimentell nach, dass Atomkerne Energieniveaus besitzen, was ja für Atome schon längere Zeit bekannt war. Seine Entdeckung war vom Standpunkt der Quantentheorie zwar nicht überraschend, aber die Möglichkeit der Beobachtung war damals von Theoretikern bezweifelt worden. Mit diesen Experimenten ist Pose als Entdecker von Resonanzprozessen bei Kernreaktionen und der Energieniveaus von Kernen in die Geschichte der Kernphysik eingegangen.[1] Daran anknüpfend veröffentlichte er bis 1938 weitere grundlegende Arbeiten zu diskreten Energiezuständen anderer leichter Atomkerne.
Pose trat November 1933 in die SA und am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 4.340.498).[2] Nach seiner Habilitation erhielt er 1934 einen Lehrauftrag für Atomphysik in Halle.[3]
1939 wurde Pose zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Halle berufen. 1940 wurde er an das Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem beordert, um dort Forschungsaufträge zur Atomforschung durchzuführen. Dort gelang ihm der Nachweis der spontanen Neutronenemission der Elemente Uran und Thorium als Folge spontaner Kernspaltung. In der Folge wechselte er an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt und arbeitete dort und an der Versuchsstelle des Heereswaffenamts in Gottow am G1-Experiment, einer Uranmaschine. 1944 wechselte er an das Physikalische Institut der Universität Leipzig, um an der Entwicklung eines Zyklotrons zur Isotopentrennung mitzuwirken.[3]
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs bemühte sich die Sowjetunion, die Forschungsergebnisse und die Wissenschaftler des Uranvereins für das Sowjetische Atombombenprojekt zu sichern. 1946 wurde er Leiter eines der drei für deutsche Kernphysiker in der Sowjetunion eingerichteten Forschungslabors, die zum Ziel hatten, innerhalb von fünf Jahren eine sowjetische Atombombe zu entwickeln. Im Herbst 1945 für die Mitarbeit gewonnen, leitete Pose ab Februar 1946 bis 1955 das Labor W in Obninsk. Das Labor arbeitete an der Messung von Kernkonstanten und erforschte einen Kernreaktor mit Beryllium als Moderator, auch wurde ein gasgekühlter, mit angereichertem Uran betriebener Reaktor untersucht. Spätere Arbeiten zielten auf die Trennung von Isotopen ab. Danach arbeitete Pose bis 1959 am Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna und erforschte insbesondere die Proton-Proton-Wechselwirkung bei hohen Energien.
In diesem Zeitraum wurde Pose bei Deutschlandbesuchen wiederholt von westlichen Geheimdiensten wie der Organisation Gehlen observiert. 1958 versuchte ihn sein Bruder Werner Pose im Auftrag der CIA zum Übersiedeln in die USA zu überreden, worauf Heinz Pose allerdings nicht einging.[4]
Im Jahr 1959 ging Pose als Direktor des Instituts für Allgemeine Kerntechnik an die Technische Hochschule Dresden und übernahm den Lehrstuhl für Neutronenphysik der Reaktoren. Der Lehrstuhl wurde in den folgenden Jahren zuerst in Lehrstuhl für experimentelle Kernphysik, und später in Lehrstuhl für Experimentalphysik/Kernphysik umbenannt. Im Jahr 1968 wurde das Institut in den Wissenschaftsbereich Kernphysik umgewandelt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1970 forschte Professor Pose dort vor allem an der unelastischen Streuung und Polarisation von Neutronen.[3]
Er erhielt zahlreiche staatliche Auszeichnungen, unter anderen 1961 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber und 1975 in Gold.[5][6]
Pose verstarb 1975 in Dresden. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Alten Annenfriedhof.
Pose veröffentlichte danach bis 1937 noch ca. 15 weitere Arbeiten zum Themenkreis Kernreaktionen, darunter
Einige Arbeiten sind in den Verhandlungen der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin erschienen.
Seine Forschungsergebnisse für den Uranverein veröffentlichte Pose in den streng geheimen Kernphysikalischen Forschungsberichten:
Heinz Pose oblag die Bearbeitung und Redaktion der 3. Auflage der deutschen Übersetzung des vielfach aufgelegten Lehrbuchs Grundlagen der Quantenmechanik von Dmitri I. Blochinzew im Jahr 1962, das sowohl im Deutschen Verlag der Wissenschaften als auch im Verlag Harri Deutsch erschienen ist.[7][8] Als wissenschaftlicher Berater wirkte er auch bei der deutschen Übersetzung der Monographie Theorie des Atomkerns von Alexander S. Dawydow mit, die von Karlheinz Müller und Günter Flach aus dem Russischen übertragen worden war.[9]
Personendaten | |
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NAME | Pose, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 10. April 1905 |
GEBURTSORT | Königsberg |
STERBEDATUM | 13. November 1975 |
STERBEORT | Dresden |