imported>Mabschaaf (+Vorlage) |
imported>Dandelo (+ Aufnahmejahr in die Academia Europaea) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Österreichbezogen}} | {{Österreichbezogen}} | ||
[[Datei:RauchFotoThaler.JPG|mini|Helmut Rauch in Budapest, 2013]] | [[Datei:RauchFotoThaler.JPG|mini|hochkant=0.8|Helmut Rauch in Budapest, 2013]] | ||
'''Helmut Rauch''' (* [[22. Januar|22. Jänner]] [[1939]] in [[Krems an der Donau]], [[Niederösterreich]]) | '''Helmut Rauch''' (* [[22. Januar|22. Jänner]] [[1939]] in [[Krems an der Donau]], [[Niederösterreich]]; † [[2. September]] [[2019]]<ref>[https://ati.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/10815/ Nachruf auf der Webseite des Atominstituts der TU Wien], abgerufen am 4. September 2019.</ref>) war ein [[österreich]]ischer [[Kernphysik]]er und langjähriger Leiter des [[Atominstitut|Atominstituts der österreichischen Universitäten]]. Er ist insbesondere für (Neutronen-)Experimente zu den Grundlagen der [[Quantenmechanik]] bekannt. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Rauch studierte Technische Physik an der [[Technische Universität Wien|TU Wien]], wo er 1965 am Atominstitut der | Helmut Rauch studierte Technische Physik an der [[Technische Universität Wien|TU Wien]], wo er 1965 am Atominstitut der österreichischen Universitäten mit der Dissertation ''Anisotroper β-Zerfall nach Absorption polarisierter Neutronen'' [[Promotion (Doktor)|promoviert]] wurde. 1970 habilitierte er sich auf dem Gebiet der Neutronen- und [[Reaktorphysik]]. Im Jahr 1972 wurde er Professor für experimentelle Kernphysik an der TU Wien. Er war 1972 bis 1979 Leiter des Instituts für Experimentelle Kernphysik und 1980 bis 1996 in Wechsel mit [[Gernot Eder (Physiker)|Gernot Eder]] des Instituts für Kernphysik. 1979/80 weilte er ein Jahr lang am [[Kernforschungszentrum Jülich]] und 1983 am [[Institut Laue-Langevin]] in [[Grenoble]]. | ||
1985 bis 1990 war | Von 1985 bis 1990 war Rauch Vizepräsident und 1991 bis 1994 Präsident des [[Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung|FWF]]. Von 1992 bis 2003 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Rat der [[European Spallation Source|Europäischen Spallationsquellen]], von 1996 bis 1999 im Rat der European Science Foundation und seit 1999 in dem der European Neutron Association. Von 1972 bis 2005 war er Vorstand des Atominstituts der Österreichischen Universitäten. | ||
Zu | Zu Rauchs Schülern zählen [[Anton Zeilinger]], [[Harald Weinfurter]], [[Kurt Binder]], [[Heinrich Kurz (Physiker)|Heinrich Kurz]], [[Jörg Schmiedmayer]]. | ||
Er war Mitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]] (korrespondierendes Mitglied seit 1979, Vollmitglied seit 1990), der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Leopoldina]]<ref>{{Leopoldina|551|Name=Prof. Dr. Helmut Rauch|Kommentar=mit Bild und CV|Datum=19. Juli 2016}}</ref> und der [[Academia Europaea]] (1990).<ref>[https://www.ae-info.org/ae/Member/Rauch_Helmut Eintrag] auf der Internetseite der Academia Europaea</ref> | |||
Rauch war Katholik und seit 1965 verheiratet mit Annemarie Rauch (geb. Krutzler); aus der Ehe stammen drei Kinder. | |||
== Wirken == | == Wirken == | ||
Rauch bewies 1974 zusammen mit Ulrich Bonse und Wolfgang Treimer durch | Rauch bewies 1974 zusammen mit Ulrich Bonse und Wolfgang Treimer durch Interferenzexperimente mit einem Neutroneninterferometer, das er selbst entwickelt hatte, dass monochromatische [[Neutron]]en Wellencharakter haben und dass [[Materiewelle]]n im makroskopischen Maßstab existieren. Das war ein weiterer Beweis, dass auch massive Partikel, nicht nur [[Photon]]en, sowohl Materie als auch Welle sein können. Er zeigte auch experimentell die Symmetrie von Spinoren (Spin-1/2-Teilchen) bei zwei Vollumdrehungen (bei einer Vollumdrehung wechseln sie dagegen das Vorzeichen) und die Superposition des Spins. | ||
1983 konnte er durch Experimente zum Energieaustausch zwischen Neutronen und Magnetfeldern in Grenoble außerdem beweisen, dass eine quantenphysikalische Messung die Phasenbeziehung von Materiewellen nicht stört und auch nicht zerstört. | 1983 konnte er durch Experimente zum Energieaustausch zwischen Neutronen und Magnetfeldern in Grenoble außerdem beweisen, dass eine quantenphysikalische Messung die Phasenbeziehung von Materiewellen nicht stört und auch nicht zerstört. | ||
== Auszeichnungen == | == Ehrungen und Auszeichnungen == | ||
* 1967 Felix Kuschenitz-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften | * 1967 Felix Kuschenitz-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften | ||
* 1971 Förderungspreis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich | * 1971 Förderungspreis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich | ||
Zeile 22: | Zeile 26: | ||
* 1979 [[Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich]] | * 1979 [[Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich]] | ||
* 1985 [[Wilhelm-Exner-Medaille]] des Österreichischen Gewerbevereins | * 1985 [[Wilhelm-Exner-Medaille]] des Österreichischen Gewerbevereins | ||
* 1986 [[Kardinal-Innitzer-Preis]] | * 1986 [[Kardinal-Innitzer-Preis]] (Würdigungspreis) | ||
* 1992 Honorarprofessor University of Science & Technology, Hefei, China | * 1992 Honorarprofessor University of Science & Technology, Hefei, China | ||
* 1993 Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften und Technik | * 1993 Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften und Technik | ||
* 2000 Ernst Mach-Ehrenmedaille der Tschechischen Akademie der Wissenschaften | * 2000 Ernst Mach-Ehrenmedaille der Tschechischen Akademie der Wissenschaften | ||
* 2005 [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF; 6,9 MB)</ref> | * 2005 [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF; 6,9 MB).</ref> | ||
* 2006 [[Ludwig-Wittgenstein-Preis]] der Österreichischen Forschungsgemeinschaft | * 2006 [[Ludwig-Wittgenstein-Preis]] der Österreichischen Forschungsgemeinschaft | ||
* 2012 [[Kardinal-Innitzer-Preis]] ( | * 2010 Ehrendoktorwürde ''Dr. h.c.'' der [[Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine|Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine]] | ||
* 2015 Walter-Hälg-Preis der European Neutron Scattering Association<ref>[http://derstandard.at/2000021676916/Helmut-Rauch-erhaelt-hoechste-Ehrung-der-Neutronenphysik ''Helmut Rauch erhält höchste Ehrung der Neutronenphysik.''] | * 2012 [[Kardinal-Innitzer-Preis]] (Großer Preis für das wissenschaftliche Lebenswerk) | ||
* 2015 Walter-Hälg-Preis der European Neutron Scattering Association<ref>[http://derstandard.at/2000021676916/Helmut-Rauch-erhaelt-hoechste-Ehrung-der-Neutronenphysik ''Helmut Rauch erhält höchste Ehrung der Neutronenphysik.''] Auf: ''derStandard.at.'' 3. September 2015, abgerufen am 3. September 2015.</ref> | |||
* 2015 [[Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst]] | * 2015 [[Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst]] | ||
== Schriften == | == Schriften == | ||
* | * Mit [[Ulrich Bonse|U. Bonse]] (Hrsg.): ''Neutron Interferometry.'' Clarendon Press, Oxford 1979. | ||
* | * Mit G. Badurek und Anton Zeilinger (Hrsg.): ''Matter Wave Interferometry.'' North Holland 1988. | ||
* | * Mit S. A. Werner: ''Neutron Interferometry.'' Clarendon Press, 2000. | ||
* ''Neutroneninterferometrie | * ''Neutroneninterferometrie – ein Labor der Quantenmechanik.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 50, 1994, S. 439–444. [[doi:10.1002/phbl.19940500505]]. | ||
* ''Quantenmechanik auf dem Prüfstand der Neutroneninterferometrie.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 41, 1985, S. 190–195. | * ''Quantenmechanik auf dem Prüfstand der Neutroneninterferometrie.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 41, 1985, S. 190–195. [[doi:10.1002/phbl.19850410708]]. | ||
* ''Höchstauflösende Neutronenspektroskopie und quantenmechanische Unschärferelation.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 44, Juni 1988, S. 172. | * ''Höchstauflösende Neutronenspektroskopie und quantenmechanische Unschärferelation.'' In: ''Physikalische Blätter.'' Band 44, Juni 1988, S. 172. [[doi:10.1002/phbl.19880440610]]. | ||
* Mit Dietmar Petrascheck: ''Grundlagen für ein Laue-Neutroneninterferometer – Teil 1: Dynamische Beugung.'' AIAU 74405b, [[Atominstitut der österreichischen Universitäten]], Wien 1976. | |||
* Mit Dietmar Petrascheck: ''Grundlagen für ein Laue-Neutroneninterferometer – Teil 2: Theorie des Interferometers.'' AIAU 76401, Atominstitut der österreichischen Universitäten, Wien 1976. | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* {{ | * {{Internetquelle |url=https://www.wilhelmexner.org/medaillentraeger/helmut-rauch/ |titel=1985. Helmut Rauch |werk=WilhelmExner.org |hrsg=[[Wilhelm-Exner-Medaille]]n-Stiftung |abruf=2019-09-05}} | ||
* | * {{Webarchiv |url=http://wien.orf.at/stories/142044 |archive-is=20130114214503 |text=''Wittgenstein-Preis für Helmut Rauch.''}}. 7. Oktober 2006 auf der Homepage des ORF Wien, abgerufen am 25. April 2009. | ||
* | * {{Webarchiv |url=http://www.oefg.at/text/wittgenstein/rauch.html |wayback=20110706093700 |text=''Helmut Rauch.''}}. 2006 auf der Homepage der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, abgerufen am 25. April 2009. | ||
* [http://www.ati.ac.at/fileadmin/files/general/Mitarbeiterliste/hr_lebenslauf_d.pdf Lebenslauf von Helmut Rauch] auf der Homepage des Atominstituts der TU Wien, abgerufen am 1. Dezember 2010 (PDF; 42 kB). | |||
* [http://www.ati.ac.at/fileadmin/files/general/Mitarbeiterliste/hr_lebenslauf_d.pdf Lebenslauf von Helmut Rauch auf der Homepage des Atominstituts der TU Wien, abgerufen am 1. Dezember 2010 | * {{Webarchiv |url=http://www.wilhelmexner.org/preistraeger.php?id=168 |archive-is=20130416104132 |text=''Exner Medaille für Rauch.''}}. | ||
* {{Webarchiv | url= http://www.wilhelmexner.org/preistraeger.php?id=168 | archive-is= 20130416104132| text= Exner Medaille für Rauch}} | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
Zeile 56: | Zeile 60: | ||
{{SORTIERUNG:Rauch, Helmut}} | {{SORTIERUNG:Rauch, Helmut}} | ||
[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]] | [[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]] | ||
[[Kategorie:Kernphysiker]] | [[Kategorie:Kernphysiker]] | ||
Zeile 72: | Zeile 77: | ||
[[Kategorie:Österreicher]] | [[Kategorie:Österreicher]] | ||
[[Kategorie:Geboren 1939]] | [[Kategorie:Geboren 1939]] | ||
[[Kategorie:Gestorben 2019]] | |||
[[Kategorie:Mann]] | [[Kategorie:Mann]] | ||
Zeile 80: | Zeile 86: | ||
|GEBURTSDATUM=22. Januar 1939 | |GEBURTSDATUM=22. Januar 1939 | ||
|GEBURTSORT=[[Krems an der Donau]], [[Niederösterreich]] | |GEBURTSORT=[[Krems an der Donau]], [[Niederösterreich]] | ||
|STERBEDATUM= | |STERBEDATUM=2. September 2019 | ||
|STERBEORT= | |STERBEORT= | ||
}} | }} |
Helmut Rauch (* 22. Jänner 1939 in Krems an der Donau, Niederösterreich; † 2. September 2019[1]) war ein österreichischer Kernphysiker und langjähriger Leiter des Atominstituts der österreichischen Universitäten. Er ist insbesondere für (Neutronen-)Experimente zu den Grundlagen der Quantenmechanik bekannt.
Helmut Rauch studierte Technische Physik an der TU Wien, wo er 1965 am Atominstitut der österreichischen Universitäten mit der Dissertation Anisotroper β-Zerfall nach Absorption polarisierter Neutronen promoviert wurde. 1970 habilitierte er sich auf dem Gebiet der Neutronen- und Reaktorphysik. Im Jahr 1972 wurde er Professor für experimentelle Kernphysik an der TU Wien. Er war 1972 bis 1979 Leiter des Instituts für Experimentelle Kernphysik und 1980 bis 1996 in Wechsel mit Gernot Eder des Instituts für Kernphysik. 1979/80 weilte er ein Jahr lang am Kernforschungszentrum Jülich und 1983 am Institut Laue-Langevin in Grenoble.
Von 1985 bis 1990 war Rauch Vizepräsident und 1991 bis 1994 Präsident des FWF. Von 1992 bis 2003 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Rat der Europäischen Spallationsquellen, von 1996 bis 1999 im Rat der European Science Foundation und seit 1999 in dem der European Neutron Association. Von 1972 bis 2005 war er Vorstand des Atominstituts der Österreichischen Universitäten.
Zu Rauchs Schülern zählen Anton Zeilinger, Harald Weinfurter, Kurt Binder, Heinrich Kurz, Jörg Schmiedmayer.
Er war Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (korrespondierendes Mitglied seit 1979, Vollmitglied seit 1990), der Leopoldina[2] und der Academia Europaea (1990).[3]
Rauch war Katholik und seit 1965 verheiratet mit Annemarie Rauch (geb. Krutzler); aus der Ehe stammen drei Kinder.
Rauch bewies 1974 zusammen mit Ulrich Bonse und Wolfgang Treimer durch Interferenzexperimente mit einem Neutroneninterferometer, das er selbst entwickelt hatte, dass monochromatische Neutronen Wellencharakter haben und dass Materiewellen im makroskopischen Maßstab existieren. Das war ein weiterer Beweis, dass auch massive Partikel, nicht nur Photonen, sowohl Materie als auch Welle sein können. Er zeigte auch experimentell die Symmetrie von Spinoren (Spin-1/2-Teilchen) bei zwei Vollumdrehungen (bei einer Vollumdrehung wechseln sie dagegen das Vorzeichen) und die Superposition des Spins.
1983 konnte er durch Experimente zum Energieaustausch zwischen Neutronen und Magnetfeldern in Grenoble außerdem beweisen, dass eine quantenphysikalische Messung die Phasenbeziehung von Materiewellen nicht stört und auch nicht zerstört.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Rauch, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Kernphysiker |
GEBURTSDATUM | 22. Januar 1939 |
GEBURTSORT | Krems an der Donau, Niederösterreich |
STERBEDATUM | 2. September 2019 |