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Vier Monate nach seiner Geburt zog seine Familie nach [[Sankt Petersburg]]. Dort blieben sie bis zum August 1941 als sie, zusammen mit dem Institut an dem Seldowitsch arbeitete, nach [[Kasan]] evakuiert wurden. Sie blieben bis zum Sommer 1943 in Kasan. Dann zog Seldowitsch nach Moskau. | Vier Monate nach seiner Geburt zog seine Familie nach [[Sankt Petersburg]]. Dort blieben sie bis zum August 1941 als sie, zusammen mit dem Institut an dem Seldowitsch arbeitete, nach [[Kasan]] evakuiert wurden. Sie blieben bis zum Sommer 1943 in Kasan. Dann zog Seldowitsch nach Moskau. | ||
Im Mai 1931 war Seldowitsch Laborassistent am Institut für Chemische Physik der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion]] geworden | Im Mai 1931 war Seldowitsch Laborassistent am Institut für Chemische Physik der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion]] geworden – einem Institut, dem er bis an sein Lebensende verbunden blieb. 1936 schrieb er eine Arbeit über Adsorption und Katalyse auf heterogenen Flächen. Der wichtigste Punkt dieser Arbeit war die Untersuchung der Adsorptionsisothermen nach [[Herbert Freundlich|Freundlich]]. Seldowitsch entdeckte die theoretischen Grundlagen dieser empirischen Beobachtung. 1939 schrieb er seine Doktorarbeit über die [[Oxidation]] von [[Stickstoff]]. Er entdeckte dessen Mechanismus, in der physikalischen Chemie bekannt als „Thermischer NO Mechanismus“ oder „[[Zeldovich-Mechanismus]]“. | ||
Zwischen 1937 und 1948 arbeitete er an der Theorie von Zündung, Verbrennung und Detonation. Von 1939 bis 1940 entwickelte er zusammen mit [[Juli Chariton]] die für die Sowjetunion fundamentalen Arbeiten zur Theorie der [[Nukleare Kettenreaktion|nuklearen Kettenreaktionen]]. In 1943 begann seine Mitarbeit am [[Sowjetisches Atombombenprojekt|sowjetischen Atombombenprojekt]], das von [[Igor Wassiljewitsch Kurtschatow|Igor Kurtschatow]] geleitet wurde<ref>1945 wurde er auch im Hauptmannsrang ins [[Sowjetische Besatzungszone|besetzte Deutschland]] entsandt, um Wissenschaftler aus dem deutschen Raketenprojekt zu rekrutieren. Sacharow ''Mein Leben'', Piper, 1991, S.164</ref>. Dabei arbeitete er auch mit [[Andrei Sacharow]] zusammen und war Chariton, dem wissenschaftlichen Leiter des Geheimlabors Arzamas ([[Sarow (Russland)|Sarow]]), unterstellt. Er arbeitete bis zum Oktober 1963 an der Entwicklung von Atomwaffen. | Zwischen 1937 und 1948 arbeitete er an der Theorie von Zündung, Verbrennung und Detonation. Von 1939 bis 1940 entwickelte er zusammen mit [[Juli Chariton]] die für die Sowjetunion fundamentalen Arbeiten zur Theorie der [[Nukleare Kettenreaktion|nuklearen Kettenreaktionen]]. In 1943 begann seine Mitarbeit am [[Sowjetisches Atombombenprojekt|sowjetischen Atombombenprojekt]], das von [[Igor Wassiljewitsch Kurtschatow|Igor Kurtschatow]] geleitet wurde<ref>1945 wurde er auch im Hauptmannsrang ins [[Sowjetische Besatzungszone|besetzte Deutschland]] entsandt, um Wissenschaftler aus dem deutschen Raketenprojekt zu rekrutieren. Sacharow ''Mein Leben'', Piper, 1991, S. 164</ref>. Dabei arbeitete er auch mit [[Andrei Sacharow]] zusammen und war Chariton, dem wissenschaftlichen Leiter des Geheimlabors Arzamas ([[Sarow (Russland)|Sarow]]), unterstellt. Er arbeitete bis zum Oktober 1963 an der Entwicklung von Atomwaffen. | ||
Im Jahr 1952 begann er auf dem Gebiet der [[Elementarteilchen]] und ihrer Wechselwirkungen zu arbeiten. Er sagte den [[Betazerfall]] von [[Pi-Meson]]en voraus. Zusammen mit [[Semjon Solomonowitsch Gerschtein|S. S. Gerschtein]] entwickelte er (unabhängig von [[Richard Feynman]], [[Murray Gell-Mann]], [[George Sudarshan]], [[Robert Marshak]] im Westen) die | Im Jahr 1952 begann er auf dem Gebiet der [[Elementarteilchen]] und ihrer Wechselwirkungen zu arbeiten. Er sagte den [[Betazerfall]] von [[Pi-Meson]]en voraus. Zusammen mit [[Semjon Solomonowitsch Gerschtein|S. S. Gerschtein]] entwickelte er (unabhängig von [[Richard Feynman]], [[Murray Gell-Mann]], [[George Sudarshan]], [[Robert Marshak]] im Westen) die V−A-Theorie der [[Schwache Wechselwirkung|schwachen Wechselwirkung]], und 1960 sagte er die [[Kalte Fusion|myon-katalysierte]] [[Deuteriumfusion]] voraus. | ||
1977 erhielt Seldowitsch zusammen mit F. Schapiro die Kurtschatow- | 1977 erhielt Seldowitsch zusammen mit [[Fjodor Lwowitsch Schapiro|F. Schapiro]] die [[Kurtschatow-Goldmedaille]], die höchste Auszeichnung für Kernphysiker in der Sowjetunion. Im Jahr 1958 wurde er in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen. Im Jahr 1972 wurde er zum Mitglied der [[Leopoldina]] gewählt,<ref>{{Leopoldina|7385|Name=Jacob B. Zel'dovic|Kommentar=|Datum=2. April 2016}}</ref> 1975 in die [[American Academy of Arts and Sciences]], 1979 in die [[National Academy of Sciences]] und die [[American Philosophical Society]] aufgenommen. 1984 wurde er mit der [[Goldmedaille der Royal Astronomical Society]] ausgezeichnet. 1985 erhielt er die [[Dirac-Medaille (ICTP)]]. | ||
1965 begann Seldowitsch in der [[Astrophysik]] und [[Kosmologie]] zu forschen: unter anderem über die Theorie der Evolution eines heißen Universums, den Eigenschaften der [[Kosmische Hintergrundstrahlung|kosmischen Hintergrundstrahlung]], der großräumigen Struktur des Universums und der Theorie der [[Schwarzes Loch|schwarzen Löchern]]. | 1965 begann Seldowitsch in der [[Astrophysik]] und [[Kosmologie]] zu forschen: unter anderem über die Theorie der Evolution eines heißen Universums, den Eigenschaften der [[Kosmische Hintergrundstrahlung|kosmischen Hintergrundstrahlung]], der großräumigen Struktur des Universums und der Theorie der [[Schwarzes Loch|schwarzen Löchern]]. Er schlug als Erster vor, schwarze Löcher über das Leuchten der einfallenden Materie aus der Umgebung zu entdecken<ref>Zeldovich, The fate of a star and the release of gravitational energy under accretion, Dokl. Akad. Nauk SSSR, Band 155, 1964, S. 67–69. Nachgedruckt in: Zeldovich, Selected Works, Band 2, Princeton UP, S. 306ff, Kommentar S. 310</ref> und schlug mit [[Igor Dmitrijewitsch Nowikow]]<ref>Zeldovich, Novikov, The Hypothesis of Cores Retarded During Expansion and the Hot Cosmological Model, [[Soviet Astronomy]], Band 10, Heft 4, 1966, S. 602–603</ref> als Erster die Existenz primordialer Schwarzer Löcher vor.<ref>M. Sasaki u. a.: Primordial Black Holes - Perspectives in Gravitational Wave Astronomy, Classical and Quantum Gravity, [https://arxiv.org/abs/1801.05235 Arxiv 2018]</ref> Er sagte, zusammen mit [[Rashid Sunyaev|Raschid Sunjajew]], den [[Sunjajew-Seldowitsch-Effekt]] voraus. | ||
Igor Kurtschatow nannte ihn einst ein „Genie“ und [[Andrei Dmitrijewitsch Sacharow|Andrei Sacharow]] nannte ihn „einen Mann von universellen wissenschaftlichen Interessen“. [[Stephen Hawking]] sagte einst zu Seldowitsch: „Now I know you are a real person and not a group of scientists like [[Nicolas Bourbaki|Bourbaki]]“.<ref>„Nun weiß ich, dass Sie eine reale Person sind und nicht eine Gruppe von Wissenschaftlern wie Bourbaki“. Zitiert nach V.I. Goldanskii: Physics Today 41(1988)12, S. 98</ref> | Igor Kurtschatow nannte ihn einst ein „Genie“ und [[Andrei Dmitrijewitsch Sacharow|Andrei Sacharow]] nannte ihn „einen Mann von universellen wissenschaftlichen Interessen“. [[Stephen Hawking]] sagte einst zu Seldowitsch: „Now I know you are a real person and not a group of scientists like [[Nicolas Bourbaki|Bourbaki]]“.<ref>„Nun weiß ich, dass Sie eine reale Person sind und nicht eine Gruppe von Wissenschaftlern wie Bourbaki“. Zitiert nach V.I. Goldanskii: Physics Today 41(1988)12, S. 98</ref> | ||
Sein Sohn [[Boris Jakowlewitsch Seldowitsch]] | Sein Sohn [[Boris Jakowlewitsch Seldowitsch]] war ebenfalls ein bekannter theoretischer Physiker, spezialisiert auf Optik. | ||
[[Datei:Zeldovich-100 participants.jpg|mini|Hauptteilnehmer der „Seldowitsch-100-Konferenz“ am Seldowitsch-Denkmal in [[Minsk]]. Von links nach rechts: Andrei Doroschkewitsch, Marek Demianski, Remo Ruffini, Alexei Alexandrowitsch Starobinski, Lev Titarchuk, Gennady Bisnovatyi-Kogan, Wladimir Alexejewitsch Belinski.]] | [[Datei:Zeldovich-100 participants.jpg|mini|Hauptteilnehmer der „Seldowitsch-100-Konferenz“ am Seldowitsch-Denkmal in [[Minsk]]. Von links nach rechts: Andrei Doroschkewitsch, Marek Demianski, Remo Ruffini, Alexei Alexandrowitsch Starobinski, Lev Titarchuk, Gennady Bisnovatyi-Kogan, Wladimir Alexejewitsch Belinski.]] | ||
== Ehrungen == | |||
Seit 2015 wird von der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]] für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Physik und Astrophysik die Seldowitsch-Goldmedaille verliehen.<ref>{{Internetquelle| url=http://www.ras.ru/about/awards/awdlist.aspx?awdid=184| titel=Seldowitsch-Goldmedaille| titelerg={{ruS|Золотая медаль имени Я.Б. Зельдовича}}| hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften| zugriff=2018-05-07| sprache=ru}}</ref> | |||
== Schriften == | == Schriften == | ||
* ''Selected works'', 2 Bde., Princeton 1993 (Beiträge zur Astrophysik in Bd.2) | * ''Selected works'', 2 Bde., Princeton 1993 (Beiträge zur Astrophysik in Bd. 2) | ||
* mit [[Igor Dmitrijewitsch Nowikow|Novikov]] ''Relativistic astrophyiscs'', 2 Bde., Chicago University Press 1971, 1975 (Bd.1 Stars and relativity, Bd.2 The structure and evolution of the universe), Bd.1 neu bei dover 1997 | * mit [[Igor Dmitrijewitsch Nowikow|Novikov]] ''Relativistic astrophyiscs'', 2 Bde., Chicago University Press 1971, 1975 (Bd. 1 Stars and relativity, Bd. 2 The structure and evolution of the universe), Bd. 1 neu bei dover 1997 | ||
* mit Raizer ''Physics of shock waves and high temperature hydrodynamic phenomena'', 2 Bde, Academic Press, New York 1966, 1967 | * mit Raizer ''Physics of shock waves and high temperature hydrodynamic phenomena'', 2 Bde., Academic Press, New York 1966, 1967 | ||
* mit Raizer ''Elements of gas dynamics and the classical theory of shock waves'', New York, Academic Press 1968 | * mit Raizer ''Elements of gas dynamics and the classical theory of shock waves'', New York, Academic Press 1968 | ||
* ''The mathematical theory of combustions and explosions'', New York, Consultants Bureau 1985 | * ''The mathematical theory of combustions and explosions'', New York, Consultants Bureau 1985 | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* Rashid A. Sunyaev | * {{Literatur |Hrsg=Rashid A. Sunyaev |Titel=Zeldovich: Reminiscences |Datum=2004 |Verlag=Chapman & Hall/CRC |Ort=Boca Raton, FL |ISBN=9780415287906}} | ||
* | * {{Literatur |Autor=Dennis Overbye |Titel=Lonely hearts of the cosmos – the scientic quest for the physics of the universe |Verlag=HarberCollins |Ort=New York |Datum=1991 |ISBN=0-06-015964-2 |Online=https://archive.org/details/lonelyheartsofco00denn}} | ||
* | * {{Literatur |Sammelwerk=Resonance |Datum=2011-05 |Band=16 |Nummer=5 |Seiten=409–427 |Titel=Ya B Zeldovich (1914–1987) |TitelErg=Chemist, nuclear physicist, cosmologist |Autor=Varun Sahni |DOI=10.1007/s12045-011-0047-7}} | ||
* | * {{Literatur |Autor=Ginzburg, V. L. |Datum=1994 |Titel=Yakov Borissovich Zel'dovich. 8 March 1914-2 December 1987 |Sammelwerk=Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society |Band=40 |Seiten=430–426 |DOI=10.1098/rsbm.1994.0049}} | ||
* | * {{Literatur |Titel=Ya. B. Zel'dovich (Nachruf) |Autor=Vltalii I. Goldanskii |Sammelwerk=Physics Today |Band=41 |Nummer=12 |Seiten=98–102 |Datum=1988 |Sprache=en |DOI=10.1063/1.2811670}} | ||
* {{Literatur |Autor=A. Sacharow |Titel=A man of universal interests |Sammelwerk=Nature |Band=331 |Datum=1988 |Seiten=671 |DOI=10.1038/331671a0}} | |||
* {{Literatur |Autor=Andrej Sacharow |Titel=Mein Leben |Verlag=Piper |Datum=1991 |Sprache=de |ISBN=978-3492032599}} | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://xray.sai.msu.ru/~mystery/html/Z/z.engl.html |titel=Yakov Borisovich ZELDOVICH |hrsg=Staatsuniversität Moskau |sprache=en,ru |zugriff=2018-03-01 |abruf-verborgen=1}} (Zeldowitsch gewidmete Seiten mit Biographie, Publikationsliste usw.) | ||
* {{Literatur |Autor=Gershtein, S.S.; Zeldovich, Y.B.; |Titel=On Corrections from Mesons to the Theory of beta-Decay |Sammelwerk=Zh. Eksp. Teor. Fiz. |Band=29 |Datum=1955 |Seiten=698 |Sprache=ru}} (engl. in: {{Literatur |Titel=On Corrections from Mesons to the Theory of beta-Decay |Sammelwerk=JETP |Band=2 |Datum=1956 |Seiten=576 |DOI=10.1142/9789812815941_0012 |Online=http://www.jetp.ac.ru/cgi-bin/dn/e_002_03_0576.pdf}}) | |||
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Jakow Borissowitsch Seldowitsch ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value); * 8. März 1914 in Minsk; † 2. Dezember 1987 in Moskau), Yakov Borisovich Zel'dovich in englischer Schreibweise, war ein sowjetischer Physiker. Er spielte eine wichtige Rolle im sowjetischen Atombombenprojekt und bei der Entwicklung von Nuklearwaffen. Seldowitsch leistete große Beiträge zur Adsorption, Katalyse, Kernphysik, Teilchenphysik, Astrophysik, Kosmologie, allgemeinen Relativitätstheorie und Schockwellenforschung.
Vier Monate nach seiner Geburt zog seine Familie nach Sankt Petersburg. Dort blieben sie bis zum August 1941 als sie, zusammen mit dem Institut an dem Seldowitsch arbeitete, nach Kasan evakuiert wurden. Sie blieben bis zum Sommer 1943 in Kasan. Dann zog Seldowitsch nach Moskau.
Im Mai 1931 war Seldowitsch Laborassistent am Institut für Chemische Physik der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion geworden – einem Institut, dem er bis an sein Lebensende verbunden blieb. 1936 schrieb er eine Arbeit über Adsorption und Katalyse auf heterogenen Flächen. Der wichtigste Punkt dieser Arbeit war die Untersuchung der Adsorptionsisothermen nach Freundlich. Seldowitsch entdeckte die theoretischen Grundlagen dieser empirischen Beobachtung. 1939 schrieb er seine Doktorarbeit über die Oxidation von Stickstoff. Er entdeckte dessen Mechanismus, in der physikalischen Chemie bekannt als „Thermischer NO Mechanismus“ oder „Zeldovich-Mechanismus“.
Zwischen 1937 und 1948 arbeitete er an der Theorie von Zündung, Verbrennung und Detonation. Von 1939 bis 1940 entwickelte er zusammen mit Juli Chariton die für die Sowjetunion fundamentalen Arbeiten zur Theorie der nuklearen Kettenreaktionen. In 1943 begann seine Mitarbeit am sowjetischen Atombombenprojekt, das von Igor Kurtschatow geleitet wurde[1]. Dabei arbeitete er auch mit Andrei Sacharow zusammen und war Chariton, dem wissenschaftlichen Leiter des Geheimlabors Arzamas (Sarow), unterstellt. Er arbeitete bis zum Oktober 1963 an der Entwicklung von Atomwaffen.
Im Jahr 1952 begann er auf dem Gebiet der Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen zu arbeiten. Er sagte den Betazerfall von Pi-Mesonen voraus. Zusammen mit S. S. Gerschtein entwickelte er (unabhängig von Richard Feynman, Murray Gell-Mann, George Sudarshan, Robert Marshak im Westen) die V−A-Theorie der schwachen Wechselwirkung, und 1960 sagte er die myon-katalysierte Deuteriumfusion voraus.
1977 erhielt Seldowitsch zusammen mit F. Schapiro die Kurtschatow-Goldmedaille, die höchste Auszeichnung für Kernphysiker in der Sowjetunion. Im Jahr 1958 wurde er in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen. Im Jahr 1972 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt,[2] 1975 in die American Academy of Arts and Sciences, 1979 in die National Academy of Sciences und die American Philosophical Society aufgenommen. 1984 wurde er mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet. 1985 erhielt er die Dirac-Medaille (ICTP).
1965 begann Seldowitsch in der Astrophysik und Kosmologie zu forschen: unter anderem über die Theorie der Evolution eines heißen Universums, den Eigenschaften der kosmischen Hintergrundstrahlung, der großräumigen Struktur des Universums und der Theorie der schwarzen Löchern. Er schlug als Erster vor, schwarze Löcher über das Leuchten der einfallenden Materie aus der Umgebung zu entdecken[3] und schlug mit Igor Dmitrijewitsch Nowikow[4] als Erster die Existenz primordialer Schwarzer Löcher vor.[5] Er sagte, zusammen mit Raschid Sunjajew, den Sunjajew-Seldowitsch-Effekt voraus.
Igor Kurtschatow nannte ihn einst ein „Genie“ und Andrei Sacharow nannte ihn „einen Mann von universellen wissenschaftlichen Interessen“. Stephen Hawking sagte einst zu Seldowitsch: „Now I know you are a real person and not a group of scientists like Bourbaki“.[6]
Sein Sohn Boris Jakowlewitsch Seldowitsch war ebenfalls ein bekannter theoretischer Physiker, spezialisiert auf Optik.
Seit 2015 wird von der Russischen Akademie der Wissenschaften für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Physik und Astrophysik die Seldowitsch-Goldmedaille verliehen.[7]
Personendaten | |
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NAME | Seldowitsch, Jakow Borissowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Зельдович, Яков Борисович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 8. März 1914 |
GEBURTSORT | Minsk |
STERBEDATUM | 2. Dezember 1987 |
STERBEORT | Moskau |