Paolo Di Vecchia: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Paolo Di Vecchia''' (* [[29. Oktober]] [[1942]] in [[Terracina]]) ist ein italienischer theoretischer Physiker, der sich mit Elementarteilchenphysik, [[Quantenfeldtheorie]] und [[Stringtheorie]] befasst.
'''Paolo Di Vecchia''' (* [[29. Oktober]] [[1942]] in [[Terracina]]) ist ein italienischer theoretischer Physiker, der sich mit Elementarteilchenphysik, [[Quantenfeldtheorie]] und [[Stringtheorie]] befasst.


Di Vecchia erhielt 1966 sein Diplom (Laurea) an der [[Universität Rom]] bei [[Bruno Touschek]]. Als [[Post-Doktorand]] war er im Kernforschungszentrum in [[Frascati]] (wo man ihm eine permanente Stelle anbot) und jeweils zwei Jahre am [[Massachusetts Institute of Technology]] und am [[CERN]]. 1974 wurde er Assistant Professor an der [[Nordita]] in Kopenhagen. 1978 war er wieder ein Jahr am CERN, war ab 1979 Professor an der [[FU Berlin]] und 1980 bis 1986 Professor an der [[Bergische Universität Wuppertal|Bergischen Universität Wuppertal]]. Ab 1986 war er an der Nordita, wo er Professor war und inzwischen Professor Emeritus ist. Seit die Nordita nach Stockholm umzog war er zur Hälfte in Stockholm und zur Hälfte am Niels Bohr Institut in Kopenhagen.
Di Vecchia erhielt 1966 sein Diplom (Laurea) an der [[Universität Rom]] bei [[Bruno Touschek]]. Als [[Post-Doktorand]] war er im Kernforschungszentrum in [[Frascati]] (wo man ihm eine permanente Stelle anbot) und jeweils zwei Jahre am [[Massachusetts Institute of Technology]] und am [[CERN]]<ref name="inspire">{{cite web|url=http://inspirehep.net/author/profile/P.Di.Vecchia.1|title=Di Vecchia, Paolo - Author profile|publisher=[[INSPIRE-HEP]]|accessdate=2019-07-17}}</ref>. 1974 wurde er Assistant Professor an der [[Nordita]] in Kopenhagen. 1978 war er wieder ein Jahr am CERN<ref name="inspire" />, war ab 1979 Professor an der [[FU Berlin]] und 1980 bis 1986 Professor an der [[Bergische Universität Wuppertal|Bergischen Universität Wuppertal]]. Ab 1986 war er an der Nordita, wo er Professor war und inzwischen Professor Emeritus ist. Seit die Nordita nach Stockholm umzog war er zur Hälfte in Stockholm und zur Hälfte am Niels Bohr Institut in Kopenhagen.


Er war in den 1970er Jahren einer der Pioniere der Stringtheorie. Unter anderem formulierte er mit [[Lars Brink]] und anderen eine lokal supersymmetrische Lagrangedichte für fermionische Strings (das heißt solche mit fermionischen Anregungen, mit halbzahligem Spin). Zuvor war die Nambu-Goto-Wirkung (nach [[Yoichiro Nambu]], Tetsuo Goto) für die bosonische String bekannt gewesen und verschiedene Gruppen versuchten eine fermionische Wirkung zu konstruieren. Unabhängig formulierten auch [[Stanley Deser]] und [[Bruno Zumino]]<ref>Deser, Zumino ''A complete action for the spinning string'', Physics Letters B, Band 65, 1976, S. 369</ref> die Stringtheorie als zweidimensionales Analogon zur Allgemeinen Relativitätstheorie (mit Reparametrisierungsinvarianz der Wirkung auf der zweidimensionalen ''Weltfläche'' (World Sheet)).
Er war in den 1970er Jahren einer der Pioniere der Stringtheorie. Unter anderem formulierte er mit [[Lars Brink]] und anderen eine lokal supersymmetrische Lagrangedichte für fermionische Strings (das heißt solche mit fermionischen Anregungen, mit halbzahligem Spin). Zuvor war die Nambu-Goto-Wirkung (nach [[Yōichirō Nambu]] und [[Tetsuo Gotō]]) für die bosonische String bekannt gewesen und verschiedene Gruppen versuchten eine fermionische Wirkung zu konstruieren. Unabhängig formulierten auch [[Stanley Deser]] und [[Bruno Zumino]]<ref>Deser, Zumino ''A complete action for the spinning string'', Physics Letters B, Band 65, 1976, S. 369</ref> die Stringtheorie als zweidimensionales Analogon zur Allgemeinen Relativitätstheorie (mit Reparametrisierungsinvarianz der Wirkung auf der zweidimensionalen ''Weltfläche'' (World Sheet)).


Er berichtet, dass er sich danach von der Stringtheorie abwandte, die damals als nicht vielversprechend galt (er wandte sich stattdessen Instantonen in der Quantenfeldtheorie und anderem zu) und erst 1981 mit dem Erscheinen der Arbeiten von [[Alexander Markowitsch Poljakow|Alexander Poljakow]] (der die Wirkung von Di Vecchia, [[Emilio Del Giudice]] und Fubini für die Quantisierung von Strings benutzte, weswegen sie auch als Polyakov Wirkung bekannt wurde) dorthin zurückkehrte.
Er berichtet, dass er sich danach von der Stringtheorie abwandte, die damals als nicht vielversprechend galt (er wandte sich stattdessen Instantonen in der Quantenfeldtheorie und anderem zu) und erst 1981 mit dem Erscheinen der Arbeiten von [[Alexander Markowitsch Poljakow|Alexander Poljakow]] (der die Wirkung von Di Vecchia, [[Emilio Del Giudice]] und Fubini für die Quantisierung von Strings benutzte, weswegen sie auch als Polyakov-Wirkung bekannt wurde) dorthin zurückkehrte.


In den 2000er Jahren befasste er sich mit Erweiterung der [[Holografisches Prinzip|AdS/CFT-Korrespondenz]] auf gering supersymmetrische und nicht konforme Eichtheorien,<ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0412234 Di Vecchia, Liccardo, Marotta, Pezzella ''The Gauge/Gravity Correspondence for Non-Supersymmetric Theories'', Fortschritte der Physik, Band 53, 2005, S. 450-455]</ref><ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0403216 Di Vecchia ''N=1 Super YM from D Branes'', Nordita 2004]</ref><ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0212162 ''Non conformal gauge theories from D Branes'', Lectures Ahrenshoop 2002]</ref> der Konstruktion vierdimensionaler effektiver Lagrangedichten für niedrige Energien aus der Kompaktifizierung magnetisierter D-Brane Modelle (die auch chirale Darstellungen liefern, wie sie im Fermionenspektrum des Standardmodells beobachtet werden)<ref>[http://arxiv.org/abs/0811.0179 Di Vecchia ''Discussing string extensions of the Standard Model in D brane world'', QCD 2008, Montpellier]</ref> und Hochenergiestreuung geschlossener Strings im Rahmen der Theorie der D-Branes.
In den 2000er Jahren befasste er sich mit Erweiterung der [[Holografisches Prinzip|AdS/CFT-Korrespondenz]] auf gering supersymmetrische und nicht konforme Eichtheorien,<ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0412234 Di Vecchia, Liccardo, Marotta, Pezzella ''The Gauge/Gravity Correspondence for Non-Supersymmetric Theories'', Fortschritte der Physik, Band 53, 2005, S. 450–455]</ref><ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0403216 Di Vecchia ''N=1 Super YM from D Branes'', Nordita 2004]</ref><ref>[http://arxiv.org/abs/hep-th/0212162 ''Non conformal gauge theories from D Branes'', Lectures Ahrenshoop 2002]</ref> der Konstruktion vierdimensionaler effektiver Lagrangedichten für niedrige Energien aus der Kompaktifizierung magnetisierter D-Brane Modelle (die auch chirale Darstellungen liefern, wie sie im Fermionenspektrum des Standardmodells beobachtet werden)<ref>[http://arxiv.org/abs/0811.0179 Di Vecchia ''Discussing string extensions of the Standard Model in D brane world'', QCD 2008, Montpellier]</ref> und Hochenergiestreuung geschlossener Strings im Rahmen der Theorie der D-Branes.


Seit 1994 organisiert er skandinavische Konferenzen für Stringtheorie bei der Nordita.  
Seit 1994 organisiert er skandinavische Konferenzen für Stringtheorie bei der Nordita.


2003 wurde er Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften.
2003 wurde er Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften.


==Schriften==
== Schriften ==
* Locally supersymmetric action for the superstring, in Andrea Cappelli, Elena Castellani, Filippo Colomo, Di Vecchia (Hrsg.) ''The birth of string theory'', Cambridge University Press 2012
* Locally supersymmetric action for the superstring, in Andrea Cappelli, Elena Castellani, Filippo Colomo, Di Vecchia (Hrsg.) ''The birth of string theory'', Cambridge University Press 2012
* [http://arxiv.org/abs/0708.3940 mit Adam Schwimmer ''The beginnings of string theory, a historical sketch'', LN Physics 737, 2008, 119]
* [http://arxiv.org/abs/0708.3940 mit Adam Schwimmer ''The beginnings of string theory, a historical sketch'', LN Physics 737, 2008, 119]
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* mit Brink, Howe ''A locally supersymmetric and reparametrization invariant action for the spinning string'', Physics Letters B Band 65, 1976, S. 471–474
* mit Brink, Howe ''A locally supersymmetric and reparametrization invariant action for the spinning string'', Physics Letters B Band 65, 1976, S. 471–474
* Herausgeber mit J. L. Petersen: Perspectives in String Theory. Proc. Nordita/Niels Bohr Institute Meeting, Kopenhagen Oktober 1987, World Scientific 1988
* Herausgeber mit J. L. Petersen: Perspectives in String Theory. Proc. Nordita/Niels Bohr Institute Meeting, Kopenhagen Oktober 1987, World Scientific 1988
* mit Antonella Liccardo: Gauge theories from D Branes, in Pierre Cartier u.a. ''Frontiers in Number Theory, Physics and Geometry'', Band 2, Springer Verlag 2007, [http://arxiv.org/abs/hep-th/0307104 Arxiv]
* mit Antonella Liccardo: Gauge theories from D Branes, in Pierre Cartier u.&nbsp;a. ''Frontiers in Number Theory, Physics and Geometry'', Band 2, Springer Verlag 2007, [http://arxiv.org/abs/hep-th/0307104 Arxiv]
* [http://arxiv.org/abs/hep-th/9903007 ''An introduction to the AdS/CFT correspondence'', Fortschritte der Physik, Band 48, 2000, 87-92]
* [http://arxiv.org/abs/hep-th/9903007 ''An introduction to the AdS/CFT correspondence'', Fortschritte der Physik, Band 48, 2000, 87-92]
* mit [[Emilio Del Giudice]] und Sergio Fubini ''General properties of the dual resonances model'', Annals of Physics 70, 1972 378-398;
* mit [[Emilio Del Giudice]] und Sergio Fubini ''General properties of the dual resonances model'', Annals of Physics 70, 1972 378-398;


==Weblinks==
== Weblinks ==
* [http://www.nordita.org/people/staff/index.php?u=divecchi Biographie bei der Nordita]
* [http://www.nordita.org/people/staff/index.php?u=divecchi Biographie bei der Nordita]


==Einzelnachweise==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 26. Mai 2020, 15:59 Uhr

Paolo Di Vecchia (* 29. Oktober 1942 in Terracina) ist ein italienischer theoretischer Physiker, der sich mit Elementarteilchenphysik, Quantenfeldtheorie und Stringtheorie befasst.

Di Vecchia erhielt 1966 sein Diplom (Laurea) an der Universität Rom bei Bruno Touschek. Als Post-Doktorand war er im Kernforschungszentrum in Frascati (wo man ihm eine permanente Stelle anbot) und jeweils zwei Jahre am Massachusetts Institute of Technology und am CERN[1]. 1974 wurde er Assistant Professor an der Nordita in Kopenhagen. 1978 war er wieder ein Jahr am CERN[1], war ab 1979 Professor an der FU Berlin und 1980 bis 1986 Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Ab 1986 war er an der Nordita, wo er Professor war und inzwischen Professor Emeritus ist. Seit die Nordita nach Stockholm umzog war er zur Hälfte in Stockholm und zur Hälfte am Niels Bohr Institut in Kopenhagen.

Er war in den 1970er Jahren einer der Pioniere der Stringtheorie. Unter anderem formulierte er mit Lars Brink und anderen eine lokal supersymmetrische Lagrangedichte für fermionische Strings (das heißt solche mit fermionischen Anregungen, mit halbzahligem Spin). Zuvor war die Nambu-Goto-Wirkung (nach Yōichirō Nambu und Tetsuo Gotō) für die bosonische String bekannt gewesen und verschiedene Gruppen versuchten eine fermionische Wirkung zu konstruieren. Unabhängig formulierten auch Stanley Deser und Bruno Zumino[2] die Stringtheorie als zweidimensionales Analogon zur Allgemeinen Relativitätstheorie (mit Reparametrisierungsinvarianz der Wirkung auf der zweidimensionalen Weltfläche (World Sheet)).

Er berichtet, dass er sich danach von der Stringtheorie abwandte, die damals als nicht vielversprechend galt (er wandte sich stattdessen Instantonen in der Quantenfeldtheorie und anderem zu) und erst 1981 mit dem Erscheinen der Arbeiten von Alexander Poljakow (der die Wirkung von Di Vecchia, Emilio Del Giudice und Fubini für die Quantisierung von Strings benutzte, weswegen sie auch als Polyakov-Wirkung bekannt wurde) dorthin zurückkehrte.

In den 2000er Jahren befasste er sich mit Erweiterung der AdS/CFT-Korrespondenz auf gering supersymmetrische und nicht konforme Eichtheorien,[3][4][5] der Konstruktion vierdimensionaler effektiver Lagrangedichten für niedrige Energien aus der Kompaktifizierung magnetisierter D-Brane Modelle (die auch chirale Darstellungen liefern, wie sie im Fermionenspektrum des Standardmodells beobachtet werden)[6] und Hochenergiestreuung geschlossener Strings im Rahmen der Theorie der D-Branes.

Seit 1994 organisiert er skandinavische Konferenzen für Stringtheorie bei der Nordita.

2003 wurde er Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften.

Schriften

Weblinks

Einzelnachweise