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'''Nikolai Wassiljewitsch Below''', ({{RuS|Николай | '''Nikolai Wassiljewitsch Below''', ({{RuS|Николай Васильевич Белов}}; * {{JULGREGDATUM|14|12|1891|FormatJUL=j.|Link=1}} in [[Janów Lubelski]], [[Russisch-Polen]]; † [[6. März]] [[1982]] in [[Moskau]]) war ein russischer [[Geochemiker]], [[Mineraloge]] und [[Kristallograph]]. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Below war der Sohn eines Distriktarztes, wuchs in [[Owrutsch]] auf und ging in [[Warschau]] aufs russische Gymnasium. Nach dem Abitur 1910 (wobei er eine Goldmedaille erhielt) studierte er am Polytechnischen Institut in [[Sankt Petersburg|Petrograd]] [[Metallurgie]] und Naturwissenschaften (unter anderem hörte er dort auch bei dem Physiker [[Abram Fjodorowitsch Joffe]]) | Below war der Sohn eines Distriktarztes, wuchs in [[Owrutsch]] auf und ging in [[Warschau]] aufs russische Gymnasium. Nach dem Abitur 1910 (wobei er eine Goldmedaille erhielt) studierte er am Polytechnischen Institut in [[Sankt Petersburg|Petrograd]] [[Metallurgie]] und Naturwissenschaften (unter anderem hörte er dort auch bei dem Physiker [[Abram Fjodorowitsch Joffe]]) und promovierte 1921 bei [[Wladimir Alexandrowitsch Kistjakowski]] in [[Elektrochemie]]. Er heiratete noch als Student und lebte während der Revolutionswirren 1917 bis 1921 in seiner Heimatstadt Owrutsch, wo er unter anderem Brücken baute. Danach arbeitete er als dessen Leiter im zentralen Chemie-Labor der Leningrader Gerberei- und Lederindustrie, publizierte daneben aber populärwissenschaftliche Aufsätze in der Zeitschrift Priroda, dessen stellvertretender Chefredakteur er unter [[Alexander Jewgenjewitsch Fersman]] war. Fersman war sein alter Lehrer für Mineralogie und [[Petrographie]] in Leningrad, der ihn zu eigenen mineralogischen Veröffentlichungen anregte. | ||
Ab 1929 leitete er das Institut für ''Studien des Nordens'' (Arktis und Antarktis) und 1933 war er am Lomonossow Institut für Geochemie, Mineralogie und Kristallographie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Eines seiner Interessensschwerpunkte waren [[Nephelin]] und [[ | Ab 1929 leitete er das Institut für ''Studien des Nordens'' (Arktis und Antarktis) und 1933 war er am Lomonossow Institut für Geochemie, Mineralogie und Kristallographie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Eines seiner Interessensschwerpunkte waren Lagerstätten von [[Nephelin]] und [[Fluorapatit]] auf der [[Kola]]-Halbinsel und er empfahl die Verwendung von Nephelin in der Gerberei sowie Papier- und Holzindustrie. Dort übersetzte und bearbeitete er das Lehrbuch ''Kristallchemie'' von [[Odd Hassel]] (1936), das damals in Russland zu einem Standardlehrbuch wurde, und andere kristallographische und kristallchemische Aufsätze. 1934 zog er von Leningrad nach Moskau im Rahmen der allgemeinen Verlegung von Instituten der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften und auf Einladung von [[Alexei Wassiljewitsch Schubnikow]]. | ||
1943 habilitierte er sich (russischer Doktortitel). 1946 wurde er Professor für Kristallographie in Gorki, pendelte aber ständig zwischen Moskau und Gorki. 1953 wurde er Professor und Leiter der Abteilung Kristallographie und Kristallchemie an der [[Lomonossow-Universität]]. | 1943 habilitierte er sich (russischer Doktortitel). 1946 wurde er Professor für Kristallographie in [[Nischni Nowgorod|Gorki]], pendelte aber ständig zwischen Moskau und Gorki. 1953 wurde er Professor und Leiter der Abteilung Kristallographie und Kristallchemie an der [[Lomonossow-Universität]]. | ||
== Werk == | == Werk == | ||
In den 1930er Jahren entwickelte er kristallchemische Modelle aufgrund der Annahme [[Dichteste Kugelpackung|dichtester Kugelpackungen]], wobei er zeigte, dass von den 230 Raumgruppen nur acht als Symmetrien für diese in Frage kommen (nachdem [[Linus Pauling]] gezeigt hatte, dass prinzipiell unendlich viele Möglichkeiten in drei Dimensionen für dichteste Kugelpackungen existieren). Seine Ergebnisse publizierte er 1947 in der Monographie ''Die Struktur ionischer Kristalle und metallischer Phasen'', die | In den 1930er Jahren entwickelte er kristallchemische Modelle aufgrund der Annahme [[Dichteste Kugelpackung|dichtester Kugelpackungen]], wobei er zeigte, dass von den 230 Raumgruppen nur acht als Symmetrien für diese in Frage kommen (nachdem [[Linus Pauling]] gezeigt hatte, dass prinzipiell unendlich viele Möglichkeiten in drei Dimensionen für dichteste Kugelpackungen existieren). Seine Ergebnisse publizierte er 1947 in der Monographie ''Die Struktur ionischer Kristalle und metallischer Phasen'', die er als seine [[Habilitationsschrift]] einreichte (in Russland von den Spezialisten seines Fachs ''Blaues Buch'' genannt). 1951 gab er in ''Strukturelle Kristallographie'' eine vereinfachte Ableitung der 230 Raumgruppen nach der von ihm sogenannten ''Klassen-Methode''. | ||
Er befasste sich auch (unabhängig von [[Heinrich Heesch]]) mit schwarz-weiß Symmetriegruppen (von ihm Schubnikow-Gruppen genannt) und farbigen Symmetriegruppen, die auf den Raumgruppen aufbauen. | Er befasste sich auch (unabhängig von [[Heinrich Heesch]]) mit schwarz-weiß Symmetriegruppen (von ihm Schubnikow-Gruppen genannt) und farbigen Symmetriegruppen, die auf den Raumgruppen aufbauen. | ||
Ab 1953 befasste er sich mit seinen Schülern mit der Kristallchemie von Silikaten mit großen Kationen (nachdem [[William Lawrence Bragg]] mit seinen Schülern schon eine erschöpfende Theorie für kleine Kationen entwickelt hatte). Er legte die Ergebnisse in seiner Monographie ''Essays in Struktureller Kristallographie'' 1976 dar. | Ab 1953 befasste er sich mit seinen Schülern mit der Kristallchemie von Silikaten mit großen Kationen (nachdem [[William Lawrence Bragg]] mit seinen Schülern schon eine erschöpfende Theorie für kleine Kationen entwickelt hatte). Er legte die Ergebnisse in seiner Monographie ''Essays in Struktureller Kristallographie'' 1976 dar. | ||
== Ehrungen und Mitgliedschaften == | == Ehrungen und Mitgliedschaften == | ||
1946 wurde er korrespondierendes | 1946 wurde er korrespondierendes und 1953 Vollmitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sowjetischen Akademie der Wissenschaften]]. 1952 erhielt er den Staatspreis erster Klasse und 1947 den ersten Fedorov Preis. 1974 erhielt er den [[Leninpreis]], 1969 war er Held der Sozialistischen Arbeit und 1965 erhielt er die [[Lomonossow-Goldmedaille]]. Er erhielt insgesamt drei Leninorden. 1966 bis 1969 war er Präsident der [[International Union of Crystallographers]]. Er war seit 1971 Ehrenmitglied der [[Mineralogical Society of Great Britain and Ireland]] und außerdem Ehrenmitglied der US-amerikanischen und französischen mineralogischen Gesellschaften und der geologischen Gesellschaft der DDR. Er war auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der [[Universität Breslau]] (Wrocław). | ||
Die Minerale [[Belovit-(Ce)]]<ref>John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: ''Belovite-(Ce)'', in: ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/belovite-%28Ce%29.pdf PDF 63,6 kB])</ref> und [[Belovit-(La)]] sind nach ihm benannt. | Die Minerale [[Belovit-(Ce)]]<ref>John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: ''Belovite-(Ce)'', in: ''Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America'', 2001 ([http://www.handbookofmineralogy.org/pdfs/belovite-%28Ce%29.pdf PDF 63,6 kB])</ref> und [[Belovit-(La)]] sind nach ihm benannt. | ||
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* Shafranovsky im [[Dictionary of Scientific Biography]], [http://www.encyclopedia.com/doc/1G2-2830905015.html Online] | * Shafranovsky im [[Dictionary of Scientific Biography]], [http://www.encyclopedia.com/doc/1G2-2830905015.html Online] | ||
* [http://www.minsocam.org/ammin/am69/am69_989.pdf Nachruf von Paul B. Moore, American Mineralogist 1984, pdf] | * [http://www.minsocam.org/ammin/am69/am69_989.pdf Nachruf von Paul B. Moore, American Mineralogist 1984, pdf] | ||
== Weblinks == | |||
* {{Worldcat id|LCCN=n80136223}} | |||
* [http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-49521.ln-ru Белов, Николай Васильевич] Eintrag bei der Russischen Akademie der Wissenschaften (russisch) | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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[[Kategorie:Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften]] | [[Kategorie:Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften]] | ||
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Nikolai Wassiljewitsch Below, ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value); * 2.jul./ 14. Dezember 1891greg. in Janów Lubelski, Russisch-Polen; † 6. März 1982 in Moskau) war ein russischer Geochemiker, Mineraloge und Kristallograph.
Below war der Sohn eines Distriktarztes, wuchs in Owrutsch auf und ging in Warschau aufs russische Gymnasium. Nach dem Abitur 1910 (wobei er eine Goldmedaille erhielt) studierte er am Polytechnischen Institut in Petrograd Metallurgie und Naturwissenschaften (unter anderem hörte er dort auch bei dem Physiker Abram Fjodorowitsch Joffe) und promovierte 1921 bei Wladimir Alexandrowitsch Kistjakowski in Elektrochemie. Er heiratete noch als Student und lebte während der Revolutionswirren 1917 bis 1921 in seiner Heimatstadt Owrutsch, wo er unter anderem Brücken baute. Danach arbeitete er als dessen Leiter im zentralen Chemie-Labor der Leningrader Gerberei- und Lederindustrie, publizierte daneben aber populärwissenschaftliche Aufsätze in der Zeitschrift Priroda, dessen stellvertretender Chefredakteur er unter Alexander Jewgenjewitsch Fersman war. Fersman war sein alter Lehrer für Mineralogie und Petrographie in Leningrad, der ihn zu eigenen mineralogischen Veröffentlichungen anregte.
Ab 1929 leitete er das Institut für Studien des Nordens (Arktis und Antarktis) und 1933 war er am Lomonossow Institut für Geochemie, Mineralogie und Kristallographie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Eines seiner Interessensschwerpunkte waren Lagerstätten von Nephelin und Fluorapatit auf der Kola-Halbinsel und er empfahl die Verwendung von Nephelin in der Gerberei sowie Papier- und Holzindustrie. Dort übersetzte und bearbeitete er das Lehrbuch Kristallchemie von Odd Hassel (1936), das damals in Russland zu einem Standardlehrbuch wurde, und andere kristallographische und kristallchemische Aufsätze. 1934 zog er von Leningrad nach Moskau im Rahmen der allgemeinen Verlegung von Instituten der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften und auf Einladung von Alexei Wassiljewitsch Schubnikow.
1943 habilitierte er sich (russischer Doktortitel). 1946 wurde er Professor für Kristallographie in Gorki, pendelte aber ständig zwischen Moskau und Gorki. 1953 wurde er Professor und Leiter der Abteilung Kristallographie und Kristallchemie an der Lomonossow-Universität.
In den 1930er Jahren entwickelte er kristallchemische Modelle aufgrund der Annahme dichtester Kugelpackungen, wobei er zeigte, dass von den 230 Raumgruppen nur acht als Symmetrien für diese in Frage kommen (nachdem Linus Pauling gezeigt hatte, dass prinzipiell unendlich viele Möglichkeiten in drei Dimensionen für dichteste Kugelpackungen existieren). Seine Ergebnisse publizierte er 1947 in der Monographie Die Struktur ionischer Kristalle und metallischer Phasen, die er als seine Habilitationsschrift einreichte (in Russland von den Spezialisten seines Fachs Blaues Buch genannt). 1951 gab er in Strukturelle Kristallographie eine vereinfachte Ableitung der 230 Raumgruppen nach der von ihm sogenannten Klassen-Methode.
Er befasste sich auch (unabhängig von Heinrich Heesch) mit schwarz-weiß Symmetriegruppen (von ihm Schubnikow-Gruppen genannt) und farbigen Symmetriegruppen, die auf den Raumgruppen aufbauen.
Ab 1953 befasste er sich mit seinen Schülern mit der Kristallchemie von Silikaten mit großen Kationen (nachdem William Lawrence Bragg mit seinen Schülern schon eine erschöpfende Theorie für kleine Kationen entwickelt hatte). Er legte die Ergebnisse in seiner Monographie Essays in Struktureller Kristallographie 1976 dar.
1946 wurde er korrespondierendes und 1953 Vollmitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. 1952 erhielt er den Staatspreis erster Klasse und 1947 den ersten Fedorov Preis. 1974 erhielt er den Leninpreis, 1969 war er Held der Sozialistischen Arbeit und 1965 erhielt er die Lomonossow-Goldmedaille. Er erhielt insgesamt drei Leninorden. 1966 bis 1969 war er Präsident der International Union of Crystallographers. Er war seit 1971 Ehrenmitglied der Mineralogical Society of Great Britain and Ireland und außerdem Ehrenmitglied der US-amerikanischen und französischen mineralogischen Gesellschaften und der geologischen Gesellschaft der DDR. Er war auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der Universität Breslau (Wrocław).
Die Minerale Belovit-(Ce)[1] und Belovit-(La) sind nach ihm benannt.
Er publizierte über 500 wissenschaftliche Arbeiten.
Personendaten | |
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NAME | Below, Nikolai Wassiljewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Белов, Николай Васильевич (russische Schreibweise) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Mineraloge, Kristallograph und Geochemiker |
GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1891 |
GEBURTSORT | Janów Lubelski, Russisch-Polen |
STERBEDATUM | 6. März 1982 |
STERBEORT | Moskau |