imported>MBurch (Die 2 letzten Textänderungen von Laniakea Shapley wurden verworfen und die Version 169944673 von Nomen4Omen wiederhergestellt: Bitte WP:WEB beachten) |
imported>Ra-raisch (veraltete Daten) |
||
Zeile 15: | Zeile 15: | ||
</math> | </math> | ||
Substituiert man die kosmologische Zeit als Integrationsvariable durch die beobachtbare Rotverschiebung, so ergibt sich | Substituiert man die kosmologische Zeit als Integrationsvariable durch die beobachtbare Rotverschiebung, so ergibt sich | ||
: <math>{\mathrm{d}} D_{\mathrm{prop}}(z_1,z_2) = -c\,a/(a\,\dot a)\,{\mathrm{d}} a = -c | : <math>{\mathrm{d}} D_{\mathrm{prop}}(z_1,z_2) = -c\,a/(a\,\dot a)\,{\mathrm{d}} a = -c | ||
Zeile 36: | Zeile 36: | ||
: <math> | : <math> | ||
D_{\mathrm{prop}}(z_1,z_2) = \frac{2\,c}{3 H_0 \sqrt{\Omega_\Lambda}}\; | \begin{align} | ||
\left[ \ln \left( a^{3/2}\Omega_\Lambda + \sqrt{\Omega_0\Omega_\Lambda | D_{\mathrm{prop}}(z_1,z_2) & = \frac{2\,c}{3 H_0 \sqrt{\Omega_\Lambda}}\; | ||
&& \left[ \ln \left( a^{3/2}\Omega_\Lambda + \sqrt{\Omega_0\Omega_\Lambda | |||
+ a^3 \Omega_\Lambda^2} \right) \right]_{a(z_2)}^{a(z_1)}\\ | |||
& = \frac{2}{\sqrt{3\Lambda}}\; | |||
&& \left[ \ln \left( a^{3/2}\Omega_\Lambda + \sqrt{\Omega_0\Omega_\Lambda | |||
+ a^3 \Omega_\Lambda^2} \right) \right]_{a(z_2)}^{a(z_1)}\,. | + a^3 \Omega_\Lambda^2} \right) \right]_{a(z_2)}^{a(z_1)}\,. | ||
\end{align} | |||
</math> | </math> | ||
<math>\Omega_0</math> und <math>\Omega_\Lambda</math> stellen hierbei den Materiedichte- und den Vakuumenergiedichteparameter ([[ | <math>\Omega_0</math> und <math>\Omega_\Lambda</math> stellen hierbei den Materiedichte- und den Vakuumenergiedichteparameter ([[kosmologische Konstante]]) dar. Nach Messungen mit [[Planck-Weltraumteleskop|Planck]] betragen diese <math>\Omega_0 = 0{,}315</math> und <math>\Omega_\Lambda = 0{,}685</math>. Die Hubble-Konstante beträgt <math>H_0=67{,}4</math> km s<sup>−1</sup>Mpc<sup>−1</sup>. | ||
=== Mitbewegte Entfernung === | === Mitbewegte Entfernung === | ||
[[Bild: | [[Bild:Expansion of the universe, comoving coordinates (Animation).gif|mini|240px|right|Die Evolution des Universums und seiner Horizonte in mitbewegten Koordinaten]] In Analogie zur Laufzeitentfernung erhält man die mitbewegte Entfernung (engl.: ''comoving distance''). Dies ist die Distanz zwischen der Quelle und dem Beobachter auf einer raumartigen Hyperfläche, definiert durch Ereignisse mit konstanter kosmologischer Zeit <math>t=t_0</math> (heute). Ausgehend vom [[Linienelement]] (siehe auch [[Friedmann-Gleichungen]]) ergibt sich | ||
: <math> | : <math> | ||
Zeile 63: | Zeile 68: | ||
=== Winkeldurchmesserentfernung === | === Winkeldurchmesserentfernung === | ||
[[Bild: | [[Bild:Expansion of the universe, proper distances (Animation).gif|mini|240px|right|Die Evolution des Universums und seiner Horizonte in physikalischen Koordinaten]] Die Winkeldurchmesserdistanz (engl.: ''angular diameter distance'') wird in Analogie zur Euklidischen Raumzeit definiert, als das Verhältnis zwischen der Quellenfläche <math>\delta A</math> und dem Raumwinkel <math>\delta\Omega</math>, unter dem das Objekt dem Beobachter erscheint: | ||
: <math>D_{\mathrm{ang}}(z_1,z_2) = (\delta A/\delta\Omega)^{1/2} = | : <math>D_{\mathrm{ang}}(z_1,z_2) = (\delta A/\delta\Omega)^{1/2} = | ||
Zeile 72: | Zeile 77: | ||
: <math> | : <math> | ||
D_{\mathrm{ang}}(z_1,z_2) = a(z_2)f_K\left | D_{\mathrm{ang}}(z_1,z_2) = a(z_2)f_K\left( D_{\mathrm{com}}(z_1,z_2)\right)\;, | ||
</math> | </math> | ||
mit | mit | ||
: <math> | : <math> | ||
Zeile 90: | Zeile 95: | ||
=== Leuchtkraftentfernung === | === Leuchtkraftentfernung === | ||
Ebenso ergibt sich die Leuchtkraftentfernung (engl: ''luminosity distance'') aus der Analogie zur Euklidischen Geometrie. Berücksichtigt man die verspätete Ankunft der Photonen beim | Ebenso ergibt sich die Leuchtkraftentfernung (engl.: ''luminosity distance'') aus der Analogie zur Euklidischen Geometrie. Berücksichtigt man die verspätete Ankunft der Photonen beim | ||
Beobachter durch die dazwischen liegende Ausdehnung des Universums, ihre Rotverschiebung sowie die Photonenzahlerhaltung, so erhält man | Beobachter durch die dazwischen liegende Ausdehnung des Universums, ihre Rotverschiebung sowie die Photonenzahlerhaltung, so erhält man | ||
: <math> | : <math> | ||
D_{\mathrm{lum}}(z_1,z_2) = \frac{a(z_1)^2}{a(z_2)}\, | D_{\mathrm{lum}}(z_1,z_2) = \frac{a(z_1)^2}{a(z_2)}\, | ||
f_K\left | f_K\left( D_{\mathrm{com}}(z_1,z_2)\right)\;. | ||
</math> | </math> | ||
In einem Universum, dessen globale Entwicklung durch die Friedmann-Gleichungen beschrieben wird, existiert kein eindeutiges Entfernungsmaß mehr. Dies widerspricht der menschlichen Alltagserfahrung im statischen Euklidischen Raum, ist in dynamischen und gekrümmten Raumzeiten wie dem Universum aber unvermeidbar. Dort wird die Lichtausbreitung wesentlich beeinflusst durch die zu Grunde liegende raumzeitliche Geometrie und Dynamik.
In flachen und statischen Raumzeiten existieren verschiedene Methoden der Entfernungsmessung, die alle auf exakt das gleiche Ergebnis führen, obwohl die zugrunde liegenden Messmethoden sehr unterschiedlich sind. Beispielsweise kann man bei bekannter Signalgeschwindigkeit aus der Laufzeit eines reflektierten Signals die Entfernung des angepeilten Objekts bestimmen. Dieses Prinzip wird bei Radarvermessungen oder dem sogenannten „Laser ranging“ verwendet. Andere Möglichkeiten bestehen darin, aus der scheinbaren Winkelgröße oder der scheinbaren Helligkeit eines Objekts dessen Entfernung abzuleiten. Hierfür müssen die wahre Größe beziehungsweise die wahre Helligkeit bekannt sein.
Diese drei Prinzipien sind auch in der Astrophysik anzutreffen, meistens allerdings in anderem Zusammenhang. Man benutzt sie, um tatsächliche Helligkeiten oder Größen astronomischer Objekte zu bestimmen, oder aber die Zeit, zu der das beobachtete Objekt das Licht ausgesendet hat. Hierfür bedient man sich in der Astrophysik der Helligkeitsentfernung, der Winkeldurchmesserentfernung und der Laufzeitentfernung. Ferner gibt es auch noch die mitbewegte Entfernung. Als gemeinsamer Nenner fungiert die kosmologische Rotverschiebung, die die Berechnung dieser Entfernungen wie folgt erlaubt.
Die Definition der Laufzeitentfernung (engl.: light travel time distance) basiert auf der Lichtlaufzeit zwischen zwei Ereignissen mit den Rotverschiebungen $ z_{2}>z_{1} $, gegeben durch
Substituiert man die kosmologische Zeit als Integrationsvariable durch die beobachtbare Rotverschiebung, so ergibt sich
Hierbei ist $ a(t) $ der kosmologische Expansionsfaktor, normiert auf den Wert 1 zur heutigen Zeit. Es gilt (siehe die relativistische Herleitung der kosmologischen Rotverschiebung)
Schreibt man dann die Hubble-Funktion $ H $ explizit aus, erhält man den geläufigen Ausdruck für die Laufzeitentfernung
Für ein flaches Universum ($ 1-\Omega _{0}-\Omega _{\Lambda }=0 $) kann dieses Integral analytisch gelöst werden:
$ \Omega _{0} $ und $ \Omega _{\Lambda } $ stellen hierbei den Materiedichte- und den Vakuumenergiedichteparameter (kosmologische Konstante) dar. Nach Messungen mit Planck betragen diese $ \Omega _{0}=0{,}315 $ und $ \Omega _{\Lambda }=0{,}685 $. Die Hubble-Konstante beträgt $ H_{0}=67{,}4 $ km s−1Mpc−1.
In Analogie zur Laufzeitentfernung erhält man die mitbewegte Entfernung (engl.: comoving distance). Dies ist die Distanz zwischen der Quelle und dem Beobachter auf einer raumartigen Hyperfläche, definiert durch Ereignisse mit konstanter kosmologischer Zeit $ t=t_{0} $ (heute). Ausgehend vom Linienelement (siehe auch Friedmann-Gleichungen) ergibt sich
woraus man ableitet
Der große Unterschied zwischen Laufzeitentfernung und mitbewegter Entfernung besteht darin, dass erstere eine Entfernung über Raum und Zeit hinweg ist. Laufzeitentfernung ist die Distanz zu dem Objekt so wie der Beobachter es sieht, und dieser sieht es in einem Zustand der Vergangenheit. Die mitbewegte Entfernung ist hingegen die Distanz, die der Beobachter und das Objekt zum gleichen Zeitpunkt zueinander aufweisen, das heißt eine Entfernung auf einer raumartigen Hyperfläche. In diesem Zustand kann der Beobachter das Objekt allerdings nicht sehen, da das Licht gerade eben vom Objekt zu ihm ausgesandt wurde.
Die Winkeldurchmesserdistanz (engl.: angular diameter distance) wird in Analogie zur Euklidischen Raumzeit definiert, als das Verhältnis zwischen der Quellenfläche $ \delta A $ und dem Raumwinkel $ \delta \Omega $, unter dem das Objekt dem Beobachter erscheint:
Unter Verwendung der mitbewegten Entfernung ergibt sich daraus
mit
Die Funktion $ f_{K}(w) $ unterscheidet zwischen dreidimensionalen raumartigen Hyperflächen konstanter Zeit $ t $ mit positiver, verschwindender oder negativer Krümmung $ K $.
Ebenso ergibt sich die Leuchtkraftentfernung (engl.: luminosity distance) aus der Analogie zur Euklidischen Geometrie. Berücksichtigt man die verspätete Ankunft der Photonen beim Beobachter durch die dazwischen liegende Ausdehnung des Universums, ihre Rotverschiebung sowie die Photonenzahlerhaltung, so erhält man
Durch die Vorfaktoren von $ a $ und die Nichtlinearität von $ f_{\mathrm {K} } $, besitzen weder die Winkeldurchmesserentfernung noch die Leuchtkraftentfernung eine additive Eigenschaft. Betrachtet man zwei Objekte 1 und 3, mit einem dazwischen liegenden Objekt 2, dann ist die Entfernung zwischen 1 und 3 nicht gleich der Summe der Entfernungen zwischen Objekt 1 und 2, und Objekt 2 und 3:
Die Laufzeitentfernung und die mitbewegte Entfernung hingegen sind additiv.
Für die folgenden Rotverschiebungen ergeben sich die verschiedenen Distanzen (in Milliarden Lichtjahren) zum Beobachter ($ z=0 $):
$ z $ | 0,1 | 0,5 | 1,0 | 3,0 | 6,0 |
Laufzeitentfernung $ D_{\mathrm {prop} } $ | 1,280 | 4,970 | 7,600 | 11,190 | 12,370 |
Mitbewegte Entfernung $ D_{\mathrm {com} } $ | 1,340 | 6,070 | 10,620 | 20,430 | 26,510 |
Winkeldurchmesserentfernung $ D_{\mathrm {ang} } $ | 1,220 | 4,050 | 5,310 | 5,110 | 3,790 |
Leuchtkraftentfernung $ D_{\mathrm {lum} } $ | 1,480 | 9,110 | 21,240 | 81,710 | 185,540 |
Hierbei fällt auf, dass die Winkeldurchmesserdistanz keine monotone Funktion der Rotverschiebung ist, sondern für $ z=1{,}6 $ ein Maximum aufweist, um danach wieder kleiner zu werden. Dies bedeutet, dass dasselbe Objekt für wachsende Rotverschiebungen immer kleiner erscheint, bei $ z=1{,}6 $ ein Minimum erreicht, und für größere Entfernungen dem Beobachter wieder größer erscheint.
Die Laufzeitentfernung strebt für unendlich große Rotverschiebungen einen konstanten Wert an (der Zahlenwert des Alters des Universums, in Lichtjahren). Die Leuchtkraftentfernung strebt hingegen gegen unendlich, das heißt, die scheinbare Helligkeit eines Objektes nimmt mit zunehmender Rotverschiebung sehr stark ab. In der Tat sinkt die Flächenhelligkeit mit $ \propto (1+z)^{-4} $.
Eine Galaxie habe die Rotverschiebung 0,5. Damit ergibt sich, dass das Licht von ihr zum Beobachter 5,0 Milliarden Jahre unterwegs war, und damit ihre Laufzeitdistanz zu 5,0 Milliarden Lichtjahren. Möchte man aus der scheinbaren Helligkeit der Galaxie (z. B. Magnitude = 22) auf ihre tatsächliche Helligkeit schließen, so darf man nicht die Laufzeitentfernung verwenden, sondern man muss sich der Leuchtkraftentfernung bedienen. Diese beträgt 9,1 Mrd. Lichtjahre. Analog hierzu ist die Größenbestimmung: Erscheint die Galaxie dem Beobachter unter einem Winkel von 5 Bogensekunden, so muss man die Winkeldurchmesserdistanz von 4,1 Mrd. Lichtjahren verwenden, um ihre tatsächliche Größe (99600 Lichtjahre) über die Tangens-Funktion bestimmen zu können.