Molekulardynamik-Simulation: Unterschied zwischen den Versionen

Molekulardynamik-Simulation: Unterschied zwischen den Versionen

imported>JoKalliauer
K (→‎Methodik: Deutsche VErsion)
 
imported>Doc z
(Änderung 215752134 von JoKalliauer rückgängig gemacht; War so richtig, wie es war)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Moleküldynamik''' oder '''Molekulardynamik''' ('''MD''') bezeichnet [[Computersimulation]]en in der [[Molekulare Modellierung|molekularen Modellierung]], bei denen Wechselwirkungen zwischen [[Atom]]en und [[Molekül]]en und deren sich daraus ergebende räumliche Bewegungen iterativ berechnet und dargestellt werden. Bei der Modellierung von [[Komplexes System|komplexen Systemen]] mit einer Vielzahl an beteiligten Atomen werden hauptsächlich Kraftfelder oder semiempirische Methoden verwendet, da der Rechenaufwand zur Anwendung von [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] Verfahren (ab-initio-Methoden) hierbei zu groß wäre. Durch die stetig steigende verfügbare [[Rechenleistung]] werden allerdings zunehmend [[Quantenchemie|quantenchemische]] Methoden (ab initio Molecular Dynamics) auch für mittelgroße Systeme möglich.
'''Moleküldynamik''' oder '''Molekulardynamik (MD)''' bezeichnet [[Computersimulation]]en in der [[Molekulare Modellierung|molekularen Modellierung]], bei denen Wechselwirkungen zwischen [[Atom]]en und [[Molekül]]en und deren sich daraus ergebende räumliche Bewegungen iterativ berechnet und dargestellt werden. Bei der Modellierung von [[Komplexes System|komplexen Systemen]] mit einer Vielzahl an beteiligten Atomen werden hauptsächlich [[Kraftfeld (Computerphysik)|Kraftfelder]] oder semiempirische Methoden verwendet, da der Rechenaufwand zur Anwendung von [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] Verfahren ([[ab initio|Ab-initio]]-Methoden) hierbei zu groß wäre. Durch die Verwendung der [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]] und der stetig steigende verfügbare [[Rechenleistung]] werden allerdings zunehmend Ab-initio [[Molekulardynamik]] Simulationen ([[Car-Parrinello-Methode]]) auch für mittelgroße Systeme möglich.


Der Begriff Moleküldynamik wird manchmal auch als Synonym für die [[Discrete element method]] (DEM) gebraucht, weil die Methoden sehr ähnlich sind. Die Partikel in DEM müssen aber keine Moleküle sein.
Der Begriff Moleküldynamik wird manchmal auch als Synonym für die [[Diskrete-Elemente-Methode]] (DEM) gebraucht, weil die Methoden sehr ähnlich sind. Die Partikel in DEM müssen aber keine Moleküle sein.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die MD-Methode hat ihre Ursprünge in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren und spielt eine große Rolle in der Simulation von Flüssigkeiten, wie z. B. [[Wasser]] oder [[Wässrige Lösung|wässrigen Lösungen]], wo strukturelle und dynamische Eigenschaften in experimentell schwer zugänglichen Bereichen (z. B. von Druck und Temperatur) berechnet werden können. Pioniere waren Ende der 1950er Jahre [[Bernie Alder]] und [[Thomas E. Wainwright]] (Modell harter Kugeln) und in den 1960er Jahren [[Aneesur Rahman]], [[Loup Verlet]] und [[Bruce J. Berne]] (mit seinem Studenten George Harp).
Die MD-Methode hat ihre Ursprünge in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren und spielt eine große Rolle in der Simulation von Flüssigkeiten, wie z. B. [[Wasser]] oder [[Wässrige Lösung|wässrigen Lösungen]], wo strukturelle und dynamische Eigenschaften in experimentell schwer zugänglichen Bereichen (z. B. von Druck und Temperatur) berechnet werden können. Pioniere waren Ende der 1950er Jahre [[Bernie Alder]] und [[Thomas E. Wainwright]] (Modell harter Kugeln) und in den 1960er Jahren [[Aneesur Rahman]], [[Loup Verlet]] und [[Bruce J. Berne]] (mit seinem Studenten George Harp).


== Physikalische Prinzipien ==
== Physikalische Prinzipien ==
Aus Sicht der [[Statistische Physik|statistischen Physik]] erzeugt eine MD-Simulation Konfigurationen, die bestimmten thermodynamischen [[Ensemble (Physik)|Ensembles]] entsprechen. Einige dieser Ensembles werden im Folgenden aufgelistet.
Aus Sicht der [[Statistische Physik|statistischen Physik]] erzeugt eine MD-Simulation Konfigurationen, die bestimmten thermodynamischen [[Ensemble (Physik)|Ensembles]] entsprechen. Einige dieser Ensembles werden im Folgenden aufgelistet.
[[Monte-Carlo-Simulation]]en erzeugen vergleichbare Konfigurationen unter Verwendung der [[Zustandssumme]] dieser Ensembles.
[[Monte-Carlo-Simulation]]en erzeugen vergleichbare Konfigurationen unter Verwendung der [[Zustandssumme]] dieser Ensembles.
=== Mikrokanonisches Ensemble (NVE) ===
=== Mikrokanonisches Ensemble (NVE) ===
Das [[mikrokanonisches Ensemble]] beschreibt ein System, das [[isoliertes System|isoliert]] ist und keine Partikel (N), Volumen (V) oder Energie (E) mit der Umgebung austauscht.
Das [[Mikrokanonisches Ensemble|mikrokanonische Ensemble]] beschreibt ein System, das [[Abgeschlossenes System (Thermodynamik)|isoliert]] ist und keine Partikel (N), Volumen (V) oder Energie (E) mit der Umgebung austauscht.


Für ein System mit <math>N</math> Partikeln, zugehörigen Koordinaten <math>X</math> und Geschwindigkeiten <math>V</math> kann man folgendes Paar [[gewöhnliche Differentialgleichung|gewöhnlicher Differentialgleichungen]] aufstellen:
Für ein System mit <math>N</math> Partikeln, zugehörigen Koordinaten <math>X</math> und Geschwindigkeiten <math>V</math> kann man folgendes Paar [[Gewöhnliche Differentialgleichung|gewöhnlicher Differentialgleichungen]] aufstellen:


:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
F(X) = - \nabla U(X) = M \dot{V}(t) &\\
F(X) = -\nabla U(X) &= M \dot{V}(t) \\
                              V(t) & = \dot{X}(t).
                              V(t) &= \dot{X}(t).
\end{align}</math>
\end{align}</math>


Dabei beschreibt
Dabei beschreibt
* <math>F</math> die Kraft
* <math>F</math> die Kraft,
* <math>M</math> die Masse
* <math>M</math> die Masse,
* <math>t</math> die Zeit
* <math>t</math> die Zeit,
* die [[potenzielle Energie]] <math>U(X)</math> die Wechselwirkung der Atome und Moleküle. <math>U(X)</math> wird auch Kraftfeld genannt. Es wird durch zwei Teile definiert:
* die [[potenzielle Energie]] <math>U(X)</math> die Wechselwirkung der Atome und Moleküle. <math>U(X)</math> wird auch Kraftfeld genannt. Es wird durch zwei Teile definiert:
** die mathematische Form (d.&nbsp;h. der funktionale Ansatz für die einzelnen Wechselwirkungsarten, meist der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] entlehnt)
** die mathematische Form (d.&nbsp;h. der funktionale Ansatz für die einzelnen Wechselwirkungsarten, meist der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] entlehnt),
** die atomspezifischen [[Parameter]]. Letztere erhält man aus [[Spektroskopie|spektroskopischen]] Experimenten, [[Beugung (Physik)|Beugung]]s<nowiki/>experimenten ([[Röntgenbeugung]]) und/oder quantenmechanischen Berechnungen (Quantenchemie) sowie in manchen Kraftfeldern auch aus makroskopischen Messwerten (experimentell), die durch die [[Parametrierung]] erfüllt werden sollen. Daher kann es für einen Kraftfeldansatz verschiedene Parametersätze geben.
** die atomspezifischen [[Kennzahl|Parameter]]. Letztere erhält man aus [[Spektroskopie|spektroskopischen]] Experimenten, [[Beugung (Physik)|Beugungs]]&shy;experimenten ([[Röntgenbeugung]]) und/oder quantenmechanischen Berechnungen (Quantenchemie) sowie in manchen Kraftfeldern auch aus makroskopischen Messwerten (experimentell), die durch die [[Parametrierung]] erfüllt werden sollen. Daher kann es für einen Kraftfeldansatz verschiedene Parametersätze geben.


Die Parametrisierung eines [[Kraftfeld (Computerphysik)|Kraftfeldes]] mit einem großen Anwendungsbereich ist eine große Herausforderung. Bei der Durchführung von MD-Simulationen ist die Wahl des richtigen Kraftfeldes eine wichtige Entscheidung. Generell sind Kraftfelder immer nur auf solche Systeme anwendbar, für die sie parametrisiert sind (z.&nbsp;B. [[Proteine]] oder [[Silikate]]).
Die Parametrisierung eines [[Kraftfeld (Computerphysik)|Kraftfeldes]] mit einem großen Anwendungsbereich ist eine große Herausforderung. Bei der Durchführung von MD-Simulationen ist die Wahl des richtigen Kraftfeldes eine wichtige Entscheidung. Generell sind Kraftfelder immer nur auf solche Systeme anwendbar, für die sie parametrisiert sind (z.&nbsp;B. [[Proteine]] oder [[Silikate]]).
Zeile 33: Zeile 34:


=== Isotherm-isobares Ensemble (NPT) ===
=== Isotherm-isobares Ensemble (NPT) ===
Um das NPT-Ensemble zu realisieren benötigt man neben einem Thermostat zusätzlich ein [[Barostat (Computerphysik)|Barostat]]. Beispielsweise kann das [[Andersen-Barostat]], das [[Parrinello-Rahman Barostat]] oder das [[Berendsen-Barostat]] verwendet werden. Barostate beruhen auf dem Clausiusschen Virialtheorem.
Um das NPT-Ensemble zu realisieren, benötigt man neben einem Thermostat zusätzlich ein [[Barostat (Computerphysik)|Barostat]]. Beispielsweise kann das [[Andersen-Barostat]], das [[Parrinello-Rahman Barostat]] oder das [[Berendsen-Barostat]] verwendet werden. Barostate beruhen auf dem [[Virialsatz|Clausiusschen Virialtheorem]].


== Methodik ==
== Methodik ==
[[File:Holec2016AtomisticMaterialsModellingP19_de.svg|mini|[[Algorithmus]] einer Molekulardynamiksimulation]]
[[Datei:Holec2016AtomisticMaterialsModellingP19 de.svg|mini|[[Algorithmus]] einer Molekulardynamiksimulation]]
Das simulierte [[Volumenelement]] wird am Anfang mit den zu untersuchenden Teilchen gefüllt. Anschließend folgt die [[Equilibrierung]]: es werden für jedes Teilchen die Kräfte berechnet, die auf es aufgrund seiner Nachbarn wirken, und die Teilchen entsprechend dieser Kräfte in sehr kleinen Zeitschritten bewegt. Nach einigen Schritten (bei einem guten, passenden Kraftmodell) gelangt das Probevolumen in ein [[thermisches Gleichgewicht]], und die Teilchen fangen an, sich "sinnvoll" zu bewegen. Nun können aus den Kräften und Bewegungen der Teilchen Druck und Temperatur berechnet und schrittweise verändert werden. Die Teilchen können dabei vollständige Moleküle aus einzelnen Atomen sein, die auch [[Konformation]]sänderungen durchlaufen können. Größere Moleküle werden oft aus mehrere Atome umfassenden, in sich starren Bauteilen zusammengesetzt ([[Discrete element method]]), was den Rechenaufwand minimiert, allerdings sehr gut angepasste Kraftfelder erfordert.
Das simulierte [[Volumenelement]] wird am Anfang mit den zu untersuchenden Teilchen gefüllt. Anschließend folgt die [[Equilibrierung]]: Es werden für jedes Teilchen die Kräfte berechnet, die auf es aufgrund seiner Nachbarn wirken, und die Teilchen entsprechend dieser Kräfte in sehr kleinen Zeitschritten bewegt. Nach einigen Schritten (bei einem guten, passenden Kraftmodell) gelangt das Probevolumen in ein [[thermisches Gleichgewicht]], und die Teilchen fangen an, sich „sinnvoll“ zu bewegen. Nun können aus den Kräften und Bewegungen der Teilchen Druck und Temperatur berechnet und schrittweise verändert werden. Die Teilchen können dabei vollständige Moleküle aus einzelnen Atomen sein, die auch [[Konformation]]sänderungen durchlaufen können. Größere Moleküle werden oft aus mehrere Atome umfassenden, in sich starren Bauteilen zusammengesetzt ([[Discrete element method]]), was den Rechenaufwand minimiert, allerdings sehr gut angepasste Kraftfelder erfordert.


MD-Simulationen finden meist unter [[periodische Randbedingung|periodischen Randbedingungen]] statt: jedes Teilchen, das das simulierte Volumen auf einer Seite verlässt, taucht auf der gegenüberliegenden wieder auf, alle Wechselwirkungen finden auch über diese Grenzen hinweg direkt statt. Dazu werden identische Kopien des simulierten Volumens nebeneinandergesetzt, so dass der dreidimensionale Raum die Oberfläche eines flachen, vierdimensionalen [[Torus]] bildet. Da dabei zu jedem Teilchen in den benachbarten Zellen (3x3x3-1=)&nbsp;26 Kopien entstehen, werden kurzreichweitige Wechselwirkungen nur zu dem einen, nächstliegenden dieser identischen Bildteilchen berechnet ("Minimum Image Convention").
MD-Simulationen finden meist unter [[Periodische Randbedingung|periodischen Randbedingungen]] statt: Jedes Teilchen, das das simulierte Volumen auf einer Seite verlässt, taucht auf der gegenüberliegenden wieder auf, alle Wechselwirkungen finden auch über diese Grenzen hinweg direkt statt. Dazu werden identische Kopien des simulierten Volumens nebeneinandergesetzt, sodass der dreidimensionale Raum die Oberfläche eines flachen, vierdimensionalen [[Torus]] bildet. Da dabei zu jedem Teilchen in den benachbarten Zellen {{nowrap|1=(3 × 3 × 3 – 1 =) 26}} Kopien entstehen, werden kurzreichweitige Wechselwirkungen nur zu dem einen, nächstliegenden dieser identischen Bildteilchen berechnet („Minimum Image Convention“).


== Nichtgleichgewichts-Molekulardynamik ==
== Nichtgleichgewichts-Molekulardynamik ==
Die Molekulardynamik-Methode kann auch zur Simulation von Systemen verwendet werden, die sich nicht im [[thermodynamisches Gleichgewicht|thermodynamischen Gleichgewicht]] befinden. Beispielsweise kann ein Teilchen mit einer konstanten externen Kraft durch eine Lösung gezogen werden.
Die Molekulardynamik-Methode kann auch zur Simulation von Systemen verwendet werden, die sich nicht im [[Thermodynamisches Gleichgewicht|thermodynamischen Gleichgewicht]] befinden. Beispielsweise kann ein Teilchen mit einer konstanten externen Kraft durch eine Lösung gezogen werden.


== Literatur ==
== Literatur ==
* B. J. Alder, T. E. Wainwright (1959). "Studies in Molecular Dynamics. I. General Method". J. Chem. Phys. 31 (2): 459.
* {{Literatur | Autor = B. J. Alder, T. E. Wainwright | Titel = Studies in Molecular Dynamics. I. General Method | Sammelwerk = The Journal of Chemical Physics | Band = 31 | Datum = 1959-08-01 | Nummer = 2 | Seiten = 459–466 | DOI= 10.1063/1.1730376}}
* M. P. Allen, D. J. Tildesley (1989) Computer simulation of liquids. Oxford University Press. ISBN 0-19-855645-4.
* M. P. Allen, D. J. Tildesley: ''Computer simulation of liquids.'' Oxford University Press, 1989, ISBN 0-19-855645-4.
* D. Frenkel, B. Smit (2002) Understanding Molecular Simulation : from algorithms to applications, Academic Press. ISBN 0-12-267351-4.
* D. Frenkel, B. Smit: ''Understanding Molecular Simulation. From Algorithms to Applications.'' Academic Press, 2002, ISBN 0-12-267351-4.
* D. C. Rapaport (1996) The Art of Molecular Dynamics Simulation. ISBN 0-521-44561-2.
* D. C. Rapaport: ''The Art of Molecular Dynamics Simulation.'' 1996, ISBN 0-521-44561-2.
* M. Griebel, A. Caglar, S. Knapek, A. Caglar (2004) Numerische Simulation in der Moleküldynamik: Numerik, Algorithmen, Parallelisierung, Anwendungen, Springer. ISBN 978-3540418566
* M. Griebel, A. Caglar, S. Knapek, A. Caglar: ''Numerische Simulation in der Moleküldynamik. Numerik, Algorithmen, Parallelisierung, Anwendungen.'' Springer, 2004, ISBN 978-3-540-41856-6.
* J. M. Haile (2001) Molecular Dynamics Simulation: Elementary Methods. ISBN 0-471-18439-X
* J. M. Haile: ''Molecular Dynamics Simulation. Elementary Methods.'' 2001, ISBN 0-471-18439-X.
* R. J. Sadus, ''Molecular Simulation of Fluids: Theory, Algorithms and Object-Orientation'', 2002, ISBN 0-444-51082-6
* R. J. Sadus: ''Molecular Simulation of Fluids. Theory, Algorithms and Object-Orientation.'' 2002, ISBN 0-444-51082-6.
* Tamar Schlick (2002) Molecular Modeling and Simulation. Springer. ISBN 0-387-95404-X.
* Tamar Schlick: ''Molecular Modeling and Simulation.'' Springer, 2002, ISBN 0-387-95404-X.
* Andrew Leach (2001) Molecular Modelling: Principles and Applications. (2nd Edition) Prentice Hall. ISBN 978-0582382107.
* Andrew Leach: ''Molecular Modelling. Principles and Applications.'' 2nd Edition, Prentice Hall, 2001, ISBN 978-0-582-38210-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.fz-juelich.de/nic-series/volume10/sutmann.pdf Introductory Lecture on Classical Molecular Dynamics] (PDF; 540&nbsp;kB) by Dr. Godehard Sutmann, NIC, Forschungszentrum Jülich, Germany
* Godehard Sutmann (NIC): {{Webarchiv |url=http://www.fz-juelich.de/nic-series/volume10/sutmann.pdf |text=''Classical Molecular Dynamics.'' |wayback=20100215172825}}. (PDF; 540&nbsp;kB), bei: ''fz-juelich.de.''
* [http://www.fz-juelich.de/nic-series/volume10/tuckerman2.pdf   Introductory Lecture on Ab Initio Molecular Dynamics and Ab Initio Path Integrals ] (PDF; 477&nbsp;kB) by Mark E. Tuckerman, New York University, USA
* Mark E. Tuckerman (NIC): {{Webarchiv |url=http://www.fz-juelich.de/nic-series/volume10/tuckerman2.pdf |text=''Ab Initio Molecular Dynamics and Ab Initio Path Integrals.'' |wayback=20100120074047}}. (PDF; 477&nbsp;kB), bei: ''fz-juelich.de.''
* [http://www.fz-juelich.de/nic-series/Volume1/marx.pdf Introductory Lecture on Ab initio molecular dynamics: Theory and Implementation] (PDF; 1,5&nbsp;MB) by  Dominik Marx, Ruhr-Universität Bochum and Jürg Hutter, Universität Zürich
* Dominik Marx, Jürg Hutter (NCI): {{Webarchiv |url=http://www.fz-juelich.de/nic-series/Volume1/marx.pdf |text=''Ab initio molecular dynamics: Theory and Implementation.'' |wayback=20090924081746}}. (PDF; 1,5&nbsp;MB), bei: ''fz-juelich.de.''
* [http://nanohub.org/resources/5838 Online course on (MSE 597G) An Introduction to Molecular Dynamics] by Alejandro Strachan
* Alejandro Strachan: ''[https://nanohub.org/resources/5838 MSE 597G. An Introduction to Molecular Dynamics.]'' Bei: ''nanohub.org.''
* [http://nanohub.org/resources/7570 Lecture Notes on ''Short Course on Molecular Dynamics Simulation'' Ashlie Martini (2009)]
* Ashlie Martini: ''[https://nanohub.org/resources/7570 Short Course on Molecular Dynamics Simulation.]'' Bei: ''nanohub.org.''
*[https://insilicosci.com/molecular-dynamics-simulation-concepts/ Hossein Hajiabadi: Molecular Dynamics Simulation; 7 Essential Concepts You Need to Learn]


{{SORTIERUNG:Molekuldynamik}}
{{SORTIERUNG:Molekuldynamik}}

Aktuelle Version vom 20. September 2021, 17:17 Uhr

Moleküldynamik oder Molekulardynamik (MD) bezeichnet Computersimulationen in der molekularen Modellierung, bei denen Wechselwirkungen zwischen Atomen und Molekülen und deren sich daraus ergebende räumliche Bewegungen iterativ berechnet und dargestellt werden. Bei der Modellierung von komplexen Systemen mit einer Vielzahl an beteiligten Atomen werden hauptsächlich Kraftfelder oder semiempirische Methoden verwendet, da der Rechenaufwand zur Anwendung von quantenmechanischen Verfahren (Ab-initio-Methoden) hierbei zu groß wäre. Durch die Verwendung der Dichtefunktionaltheorie und der stetig steigende verfügbare Rechenleistung werden allerdings zunehmend Ab-initio Molekulardynamik Simulationen (Car-Parrinello-Methode) auch für mittelgroße Systeme möglich.

Der Begriff Moleküldynamik wird manchmal auch als Synonym für die Diskrete-Elemente-Methode (DEM) gebraucht, weil die Methoden sehr ähnlich sind. Die Partikel in DEM müssen aber keine Moleküle sein.

Geschichte

Die MD-Methode hat ihre Ursprünge in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren und spielt eine große Rolle in der Simulation von Flüssigkeiten, wie z. B. Wasser oder wässrigen Lösungen, wo strukturelle und dynamische Eigenschaften in experimentell schwer zugänglichen Bereichen (z. B. von Druck und Temperatur) berechnet werden können. Pioniere waren Ende der 1950er Jahre Bernie Alder und Thomas E. Wainwright (Modell harter Kugeln) und in den 1960er Jahren Aneesur Rahman, Loup Verlet und Bruce J. Berne (mit seinem Studenten George Harp).

Physikalische Prinzipien

Aus Sicht der statistischen Physik erzeugt eine MD-Simulation Konfigurationen, die bestimmten thermodynamischen Ensembles entsprechen. Einige dieser Ensembles werden im Folgenden aufgelistet. Monte-Carlo-Simulationen erzeugen vergleichbare Konfigurationen unter Verwendung der Zustandssumme dieser Ensembles.

Mikrokanonisches Ensemble (NVE)

Das mikrokanonische Ensemble beschreibt ein System, das isoliert ist und keine Partikel (N), Volumen (V) oder Energie (E) mit der Umgebung austauscht.

Für ein System mit $ N $ Partikeln, zugehörigen Koordinaten $ X $ und Geschwindigkeiten $ V $ kann man folgendes Paar gewöhnlicher Differentialgleichungen aufstellen:

$ {\begin{aligned}F(X)=-\nabla U(X)&=M{\dot {V}}(t)\\V(t)&={\dot {X}}(t).\end{aligned}} $

Dabei beschreibt

  • $ F $ die Kraft,
  • $ M $ die Masse,
  • $ t $ die Zeit,
  • die potenzielle Energie $ U(X) $ die Wechselwirkung der Atome und Moleküle. $ U(X) $ wird auch Kraftfeld genannt. Es wird durch zwei Teile definiert:
    • die mathematische Form (d. h. der funktionale Ansatz für die einzelnen Wechselwirkungsarten, meist der klassischen Mechanik entlehnt),
    • die atomspezifischen Parameter. Letztere erhält man aus spektroskopischen Experimenten, Beugungs­experimenten (Röntgenbeugung) und/oder quantenmechanischen Berechnungen (Quantenchemie) sowie in manchen Kraftfeldern auch aus makroskopischen Messwerten (experimentell), die durch die Parametrierung erfüllt werden sollen. Daher kann es für einen Kraftfeldansatz verschiedene Parametersätze geben.

Die Parametrisierung eines Kraftfeldes mit einem großen Anwendungsbereich ist eine große Herausforderung. Bei der Durchführung von MD-Simulationen ist die Wahl des richtigen Kraftfeldes eine wichtige Entscheidung. Generell sind Kraftfelder immer nur auf solche Systeme anwendbar, für die sie parametrisiert sind (z. B. Proteine oder Silikate).

Kanonisches Ensemble (NVT)

Das kanonische Ensemble zeichnet sich im Gegensatz zum mikrokanonischen durch konstante Temperatur aus. Um es zu realisieren, wird zusätzlich ein Thermostat benötigt. Beispielsweise kann das Andersen-Thermostat, das Langevin-Thermostat oder das Nose-Hoover-Thermostat verwendet werden. Teilweise (insbesondere zur Äquilibrierung) wird auch noch das Berendsen-Thermostat oder Weak-Coupling-Thermostat verwendet. Dieses erzeugt jedoch kein korrektes NVT-Ensemble. Thermostate beruhen auf dem Äquipartitionstheorem.

Isotherm-isobares Ensemble (NPT)

Um das NPT-Ensemble zu realisieren, benötigt man neben einem Thermostat zusätzlich ein Barostat. Beispielsweise kann das Andersen-Barostat, das Parrinello-Rahman Barostat oder das Berendsen-Barostat verwendet werden. Barostate beruhen auf dem Clausiusschen Virialtheorem.

Methodik

Algorithmus einer Molekulardynamiksimulation

Das simulierte Volumenelement wird am Anfang mit den zu untersuchenden Teilchen gefüllt. Anschließend folgt die Equilibrierung: Es werden für jedes Teilchen die Kräfte berechnet, die auf es aufgrund seiner Nachbarn wirken, und die Teilchen entsprechend dieser Kräfte in sehr kleinen Zeitschritten bewegt. Nach einigen Schritten (bei einem guten, passenden Kraftmodell) gelangt das Probevolumen in ein thermisches Gleichgewicht, und die Teilchen fangen an, sich „sinnvoll“ zu bewegen. Nun können aus den Kräften und Bewegungen der Teilchen Druck und Temperatur berechnet und schrittweise verändert werden. Die Teilchen können dabei vollständige Moleküle aus einzelnen Atomen sein, die auch Konformationsänderungen durchlaufen können. Größere Moleküle werden oft aus mehrere Atome umfassenden, in sich starren Bauteilen zusammengesetzt (Discrete element method), was den Rechenaufwand minimiert, allerdings sehr gut angepasste Kraftfelder erfordert.

MD-Simulationen finden meist unter periodischen Randbedingungen statt: Jedes Teilchen, das das simulierte Volumen auf einer Seite verlässt, taucht auf der gegenüberliegenden wieder auf, alle Wechselwirkungen finden auch über diese Grenzen hinweg direkt statt. Dazu werden identische Kopien des simulierten Volumens nebeneinandergesetzt, sodass der dreidimensionale Raum die Oberfläche eines flachen, vierdimensionalen Torus bildet. Da dabei zu jedem Teilchen in den benachbarten Zellen (3 × 3 × 3 – 1 =) 26 Kopien entstehen, werden kurzreichweitige Wechselwirkungen nur zu dem einen, nächstliegenden dieser identischen Bildteilchen berechnet („Minimum Image Convention“).

Nichtgleichgewichts-Molekulardynamik

Die Molekulardynamik-Methode kann auch zur Simulation von Systemen verwendet werden, die sich nicht im thermodynamischen Gleichgewicht befinden. Beispielsweise kann ein Teilchen mit einer konstanten externen Kraft durch eine Lösung gezogen werden.

Literatur

  • B. J. Alder, T. E. Wainwright: Studies in Molecular Dynamics. I. General Method. In: The Journal of Chemical Physics. Band 31, Nr. 2, 1. August 1959, S. 459–466, doi:10.1063/1.1730376.
  • M. P. Allen, D. J. Tildesley: Computer simulation of liquids. Oxford University Press, 1989, ISBN 0-19-855645-4.
  • D. Frenkel, B. Smit: Understanding Molecular Simulation. From Algorithms to Applications. Academic Press, 2002, ISBN 0-12-267351-4.
  • D. C. Rapaport: The Art of Molecular Dynamics Simulation. 1996, ISBN 0-521-44561-2.
  • M. Griebel, A. Caglar, S. Knapek, A. Caglar: Numerische Simulation in der Moleküldynamik. Numerik, Algorithmen, Parallelisierung, Anwendungen. Springer, 2004, ISBN 978-3-540-41856-6.
  • J. M. Haile: Molecular Dynamics Simulation. Elementary Methods. 2001, ISBN 0-471-18439-X.
  • R. J. Sadus: Molecular Simulation of Fluids. Theory, Algorithms and Object-Orientation. 2002, ISBN 0-444-51082-6.
  • Tamar Schlick: Molecular Modeling and Simulation. Springer, 2002, ISBN 0-387-95404-X.
  • Andrew Leach: Molecular Modelling. Principles and Applications. 2nd Edition, Prentice Hall, 2001, ISBN 978-0-582-38210-7.

Weblinks