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Ein '''Fluxgate-Magnetometer | [[Datei:Magnometer Prospektion Feld hinten.jpg|mini|Fluxgate-Magnetometer bei archäologischen Prospektionsmaßnahmen am [[Erdwerk von Wellie]]]] | ||
Ein '''Fluxgate-Magnetometer''', auch '''Saturationskern-Magnetometer''' oder '''Förster-Sonde''', im Englischen ''Fluxgate'', ist ein [[Magnetometer]] zur vektoriellen Bestimmung des [[Magnetismus|Magnetfeldes]]. Mit Fluxgate-Sonden lassen sich Magnetfelder von 0,1 [[Tesla (Einheit)|nT]] bis 1 mT messen. Die Sonde wurde 1937 von [[Friedrich Förster (Physiker)|Friedrich Förster]] (1908–1999) erfunden. | |||
== | == Aufbau und Funktion == | ||
[[Datei:Floating core fluxgate inclinometer compass autonnic.jpg| | [[Datei:Magnetometro fluxgate.svg|mini|Zur Funktion eines Fluxgate-Magnetometers: Die Quelle P magnetisiert mittels Wechselstrom die Kerne 1 und 2 bis zur Sättigung. Die bei S induzierte Spannung hebt sich nur dann auf, wenn keine externe waagerechte Magnetfeldkomponente die Symmetrie stört.]] | ||
Zwei weichmagnetische Spulenkerne werden periodisch in die Sättigung getrieben. Die Kerne sind von zwei gegensinnigen Empfängerspulen umwickelt, sodass in beiden Spulen in Abwesenheit eines Feldes sich die induzierten Spannungen aufheben. | [[Datei:Floating core fluxgate inclinometer compass autonnic.jpg|mini|Geöffneter Magnetkompass mit Fluxgate-Magnetometer, bestehend aus einem (verdeckten) Ringkern und den vier sichtbaren, darum angeordneten Sensorspulen]] | ||
Zwei weichmagnetische Spulenkerne werden periodisch in die [[Ferromagnetismus#Sättigung|Sättigung]] getrieben. Die Kerne sind von zwei gegensinnigen Empfängerspulen umwickelt, sodass in beiden Spulen in Abwesenheit eines Feldes sich die induzierten Spannungen aufheben. Eine äußere Magnetfeldkomponente wirkt parallel bzw. antiparallel auf die Felder der beiden Spulen. Dadurch wird, wenn das äußere Feld parallel zum Feld einer Spule ist, in der einen Halbperiode in dieser Spule die Sättigung des Kerns eher erreicht. In der anderen Spule ist während dieser Halbperiode das äußere Feld antiparallel, somit setzt dort die Sättigung des Kerns später ein. Diese Asymmetrie verursacht ein resultierendes Signal in den Empfängerspulen, das proportional zum angelegten Feld ist. Die induzierte Spannung besitzt die doppelte Frequenz der Erreger-Wechselspannung<ref name="sensorland"/><ref>http://www.geophysik.uni-jena.de/igwphymedia/Versuchsanleitungen/Geomagnetik_neu_pdf.pdf Geophysikalisches Laborpraktikum (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Geowissenschaften) Seite 8f., abgerufen am 29. Okt. 2018</ref>. | |||
Der Aufbau kann mannigfaltig modifiziert werden, zum Beispiel arbeitet das nebenstehend abgebildete Magnetometer mit einem Ringkern (Toroid), der mittels einer aufgebrachten Spule erregt wird. Die Empfängerspulen umgeben den gesamten Kern und daher wird sich auch hier beim Fehlen eines externen Feldes die induzierte Spannung aufheben. Indem Phase und Betrag der in allen vier Spulen induzierten Spannung bestimmt wird, kann Betrag und Richtungssinn der waagerechten Komponente des externen Feldes bestimmt werden. | |||
Es können auch orthogonal angeordnete Kerne und Messspulen verwendet werden, um den Feldvektor im dreidimensionalen Raum zu bestimmen. | |||
==Werkstoffprüfung== | Um die Linearität zu verbessern und den Messbereich zu vergrößern, kann man um dem gesamten Aufbau befindliche Kompensationsspulen mit einem geregelten Gleichstrom beaufschlagen, sodass die in der Sensorspule induzierte Spannung Null wird<ref name="sensorland">{{Internetquelle|url=http://www.sensorland.com/HowPage071.html|titel=What is a Fluxgate ? (Erklärung des Messprinzips beim Fluxgate-Magnetometer)|sprache=en|zugriff=2018-09-04}}</ref>. Der Strom ist dann proportional zum externen Feld und hebt dieses auf. Der Gleichstrom wird mit einer [[Gegenkopplung]] erzeugt und ist somit zugleich das Ausgangssignal des Sensors. Auf diese Weise werden auch [[Stromsensor]]en gebaut (siehe unten). | ||
Eine weitere Anwendung finden | |||
== Anwendung == | |||
=== Messung schwacher Magnetfelder im Raum === | |||
Fluxgate-Magnetometer werden zur Messung von Betrag und Richtung schwacher Magnetfelder verwendet. | |||
Mit einer Fluxgate-Sonde kann ein elektronischer [[Magnetkompass]] gebaut werden. | |||
Es wird neben der genauen Messung schwacher Magnetfelder (Erdmagnetfeld, interplanetarer Raum) auch zum Auffinden und Messen lokaler Anomalien verwendet (z. B. Lokalisieren von geologischen Verwerfungen). | |||
Fluxgate-Sonden dienen z. B. zu Richtungsmessungen des Erdmagnetfelds mit Raumsonden, beispielsweise bei der Mission [[CHAMP]]<ref>[http://op.gfz-potsdam.de/champ/systems/index_SYSTEMS.html CHAMP, Satellite & Systems, Geoforschungszentrum in Potsdam] (aufgerufen am 4. Januar 2014)</ref>. | |||
=== Werkstoffprüfung === | |||
Eine weitere Anwendung finden Fluxgate-Sonden in der [[zerstörungsfreie Werkstoffprüfung|zerstörungsfreien Werkstoffprüfung]]. | |||
Bei der [[Wirbelstromprüfung]] auf Risse und Inhomogenitäten nicht ferromagnetischer Werkstoffe findet eine lediglich ähnliche Anordnung Verwendung, die jedoch mit dem Prinzip des Fluxgate-Magnetometers nichts gemein hat:<br /> | |||
Es wird ein E-Kern aufgesetzt und zwei symmetrische Teilwickel beaufschlagen das darunter liegende Material mit einem gegenphasigen magnetischen Wechselfeld. Ist das Material homogen, löscht sich das Feld im Mittelschenkel aus. Weist das Material jedoch z. B. einen Riss auf, ergibt sich ein Differenzsignal. | |||
Bei einem weiteren Verfahren, der Streufeldanalyse, erzeugen Risse an der Oberfläche ferromagnetischer Werkstoffe ein nach außen dringendes Streufeld. Das Feld kann mit dem [[Magnetpulververfahren]], dem Auflegen eines Magnetbandes oder auch durch Abtastung mit einer Magnetsonde detektiert werden.<ref>https://www.ndt.net/article/ndtnet/2009/foerster.pdf Winfried Morgner: Nachruf für Friedrich Förster, Seite 45, abgerufen am 25. Aug. 2018</ref> | |||
=== Stromsensoren === | |||
Die Strommessung anhand des vom Strom erzeugten Magnetfeldes kann mithilfe einer Fluxgate-Sonde in einem Schlitz des den Stromleiter umgebenden Kernes und Nullkompensation mittels einer Kompensationsspule auf diesem Kern erfolgen. Solche Stromsensoren sind anderen Prinzipien (z. B. Messen mit [[Hallsonde]]) hinsichtlich Offsetfehler überlegen (z. B. Kompensationsstromwandler der Fa. Vacuumschmelze<ref>https://www.vacuumschmelze.de/fileadmin/Medienbiliothek_2010/Downloads/KB/Praezises_verlustfreies_Messen_aller_Stromformen.pdf Klaus Reichert: ''Präzises und quasi verlustfreies Messen aller Stromformen'' in Elektronikpraxis Nr. 22, 21. November 2013, Seite 88f, abgerufen am 25. Aug. 2018</ref>). | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
{{commonscat|Fluxgate magnetometers}} | |||
*[http://www.phy6.org/earthmag/Dmagmetr.htm Von elektronischen Magnetometern und vom Rauchen] | *[http://www.phy6.org/earthmag/Dmagmetr.htm Von elektronischen Magnetometern und vom Rauchen] – Darstellung des Funktionsprinzips von Fluxgate-Magnetometern und deren Anwendung zur Messung der Selbstreinigungskraft der Lunge | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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[[Kategorie:Magnetismus]] | [[Kategorie:Magnetismus]] | ||
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Ein Fluxgate-Magnetometer, auch Saturationskern-Magnetometer oder Förster-Sonde, im Englischen Fluxgate, ist ein Magnetometer zur vektoriellen Bestimmung des Magnetfeldes. Mit Fluxgate-Sonden lassen sich Magnetfelder von 0,1 nT bis 1 mT messen. Die Sonde wurde 1937 von Friedrich Förster (1908–1999) erfunden.
Zwei weichmagnetische Spulenkerne werden periodisch in die Sättigung getrieben. Die Kerne sind von zwei gegensinnigen Empfängerspulen umwickelt, sodass in beiden Spulen in Abwesenheit eines Feldes sich die induzierten Spannungen aufheben. Eine äußere Magnetfeldkomponente wirkt parallel bzw. antiparallel auf die Felder der beiden Spulen. Dadurch wird, wenn das äußere Feld parallel zum Feld einer Spule ist, in der einen Halbperiode in dieser Spule die Sättigung des Kerns eher erreicht. In der anderen Spule ist während dieser Halbperiode das äußere Feld antiparallel, somit setzt dort die Sättigung des Kerns später ein. Diese Asymmetrie verursacht ein resultierendes Signal in den Empfängerspulen, das proportional zum angelegten Feld ist. Die induzierte Spannung besitzt die doppelte Frequenz der Erreger-Wechselspannung[1][2].
Der Aufbau kann mannigfaltig modifiziert werden, zum Beispiel arbeitet das nebenstehend abgebildete Magnetometer mit einem Ringkern (Toroid), der mittels einer aufgebrachten Spule erregt wird. Die Empfängerspulen umgeben den gesamten Kern und daher wird sich auch hier beim Fehlen eines externen Feldes die induzierte Spannung aufheben. Indem Phase und Betrag der in allen vier Spulen induzierten Spannung bestimmt wird, kann Betrag und Richtungssinn der waagerechten Komponente des externen Feldes bestimmt werden.
Es können auch orthogonal angeordnete Kerne und Messspulen verwendet werden, um den Feldvektor im dreidimensionalen Raum zu bestimmen.
Um die Linearität zu verbessern und den Messbereich zu vergrößern, kann man um dem gesamten Aufbau befindliche Kompensationsspulen mit einem geregelten Gleichstrom beaufschlagen, sodass die in der Sensorspule induzierte Spannung Null wird[1]. Der Strom ist dann proportional zum externen Feld und hebt dieses auf. Der Gleichstrom wird mit einer Gegenkopplung erzeugt und ist somit zugleich das Ausgangssignal des Sensors. Auf diese Weise werden auch Stromsensoren gebaut (siehe unten).
Fluxgate-Magnetometer werden zur Messung von Betrag und Richtung schwacher Magnetfelder verwendet. Mit einer Fluxgate-Sonde kann ein elektronischer Magnetkompass gebaut werden. Es wird neben der genauen Messung schwacher Magnetfelder (Erdmagnetfeld, interplanetarer Raum) auch zum Auffinden und Messen lokaler Anomalien verwendet (z. B. Lokalisieren von geologischen Verwerfungen). Fluxgate-Sonden dienen z. B. zu Richtungsmessungen des Erdmagnetfelds mit Raumsonden, beispielsweise bei der Mission CHAMP[3].
Eine weitere Anwendung finden Fluxgate-Sonden in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung.
Bei der Wirbelstromprüfung auf Risse und Inhomogenitäten nicht ferromagnetischer Werkstoffe findet eine lediglich ähnliche Anordnung Verwendung, die jedoch mit dem Prinzip des Fluxgate-Magnetometers nichts gemein hat:
Es wird ein E-Kern aufgesetzt und zwei symmetrische Teilwickel beaufschlagen das darunter liegende Material mit einem gegenphasigen magnetischen Wechselfeld. Ist das Material homogen, löscht sich das Feld im Mittelschenkel aus. Weist das Material jedoch z. B. einen Riss auf, ergibt sich ein Differenzsignal.
Bei einem weiteren Verfahren, der Streufeldanalyse, erzeugen Risse an der Oberfläche ferromagnetischer Werkstoffe ein nach außen dringendes Streufeld. Das Feld kann mit dem Magnetpulververfahren, dem Auflegen eines Magnetbandes oder auch durch Abtastung mit einer Magnetsonde detektiert werden.[4]
Die Strommessung anhand des vom Strom erzeugten Magnetfeldes kann mithilfe einer Fluxgate-Sonde in einem Schlitz des den Stromleiter umgebenden Kernes und Nullkompensation mittels einer Kompensationsspule auf diesem Kern erfolgen. Solche Stromsensoren sind anderen Prinzipien (z. B. Messen mit Hallsonde) hinsichtlich Offsetfehler überlegen (z. B. Kompensationsstromwandler der Fa. Vacuumschmelze[5]).