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Als '''Kontaktwinkel''' <math>\Theta</math> ([[Theta]]; auch '''Rand-''' oder '''Benetzungswinkel''') wird der Winkel bezeichnet, den ein [[Tropfen|Flüssigkeitstropfen]] auf der [[Grenzfläche|Oberfläche]] eines [[Feststoff]]s zu dieser Oberfläche bildet | Als '''Kontaktwinkel''' <math>\Theta</math> ([[Theta]]; auch '''Dihedrischer, Rand-''' oder '''Benetzungswinkel''') wird der Winkel bezeichnet, den ein [[Tropfen|Flüssigkeitstropfen]] auf der [[Grenzfläche|Oberfläche]] eines [[Feststoff]]s zu dieser Oberfläche bildet. | ||
== Bedeutung == | == Bedeutung == | ||
[[Datei:Kontaktwinkel - Typen.svg|mini|unterschiedliche Oberflächen und zugehörige Kontaktwinkel für Wasser]] | |||
Aus der Messung der Kontaktwinkel, z. B. mit einem Kontaktwinkel-[[Goniometer]], können bestimmte Eigenschaften der Oberfläche eines Feststoffs bestimmt werden, z. B. die [[Oberflächenenergie]]. | |||
Die Größe des Kontaktwinkels zwischen Flüssigkeit und Feststoff hängt ab von der Wechselwirkung zwischen den Stoffen an der Berührungsfläche: je geringer diese Wechselwirkung, desto größer der Kontaktwinkel. | |||
Im Spezialfall der Verwendung von [[Wasser]] als Flüssigkeit bezeichnet man die Oberfläche: | |||
* bei geringen Kontaktwinkeln (ca. 0°, Bild 3a) als [[hydrophil]] ("wasserliebend") | |||
* bei Winkeln um 90° (Bild 3b) als [[hydrophob]] (wasserabweisend) | |||
* bei Winkeln über 90° (Bild 3c) als superhydrophob. Letzteres wird bei sehr hohen Winkeln (ca. 160°) auch als [[Lotoseffekt]] bezeichnet und entspricht einer extrem geringen [[Benetzbarkeit]]. | |||
Durch [[Oberflächentechnik|Oberflächenbehandlung]] kann der Kontaktwinkel verändert werden. In bestimmten Formen der Oberflächenstrukturierung entstehen omniphobe Eigenschaften, die sowohl hydrophob als auch [[Lipophobie|lipophob]] sind.<ref>T. L. Liu, C. J. Kim: ''Repellent surfaces. Turning a surface superrepellent even to completely wetting liquids.'' In: ''Science.'' Band 346, Nummer 6213, November 2014, S. 1096–1100, {{ISSN|1095-9203}}. [[doi:10.1126/science.1254787]]. PMID 25430765.</ref> Das Gegenteil ist die [[Amphiphilie]]. | |||
== Theorie == | == Theorie == | ||
=== Youngsche Gleichung === | |||
[[Datei:Contact angle.svg|mini|Kontaktwinkel θ<sub>C</sub> an der Phasengrenze]] | [[Datei:Contact angle.svg|mini|Kontaktwinkel θ<sub>C</sub> an der Phasengrenze]] | ||
[[Datei:Kontaktwinkel.svg|mini|liegender Tropfen mit Kontaktwinkel und den Größen der [[Oberflächenspannung]]]] | |||
Im Jahr 1805 definierte [[Thomas Young (Physiker)|Thomas Young]] den Kontaktwinkel von gasumgebenen Flüssigkeiten auf einer festen Oberfläche als den Winkel an der [[Phasengrenze]] der gasförmigen, flüssigen und festen Phasen ([[Youngsche Gleichung]]):<ref>{{cite journal |first=T. |last=Young |title=An Essay on the Cohesion of Fluids |journal=[[Philosophical Transactions of the Royal Society|Phil. Trans. R. Soc. Lond.]] |volume=95 |pages=65–87 |year=1805 |doi=10.1098/rstl.1805.0005}} ([[:Datei:Thomas Young-An Essay on the Cohesion of Fluids.pdf|Volltext]])</ref> | |||
:<math>\gamma_{SG}\ = \gamma_{SL} + \gamma_{LG} \cdot \cos{\theta}</math> | |||
:<math>\Leftrightarrow \cos{\theta} = \frac{\gamma_{SG} - \gamma_{SL}}{\gamma_{LG}}</math> | |||
mit den [[Grenzflächenspannung]]en | |||
* <math>\gamma_{SG}\ </math> zwischen fest und gasförmig | |||
* <math>\gamma_{SL}\ </math> zwischen fest und flüssig | |||
* <math>\gamma_{LG}\ </math> zwischen flüssig und gasförmig. | |||
=== Bei feinstrukturierten Oberflächen === | |||
[[Datei:Contact angle microstates.svg|mini|Flüssigkeitszustände bei zunehmender Feinstrukturierung]] | [[Datei:Contact angle microstates.svg|mini|Flüssigkeitszustände bei zunehmender Feinstrukturierung]] | ||
Bei feinstrukturierten Oberflächen beobachtete R. Wenzel die Änderung des Kontaktwinkels zu <math>\theta_W*</math>:<ref>{{cite journal |first=RN |last=Wenzel |title=Resistance of Solid Surfaces to Wetting by Water |journal=Ind. Eng. Chem.|volume=28 |pages=988–994 |year=1936 |doi=10.1021/ie50320a024 |issue=8}}</ref> | |||
:<math>\ | :<math>\cos{\theta}_W* = r \cdot \cos{\theta}</math> | ||
mit r als Verhältnis der tatsächlichen zur projizierten Fläche. | |||
:< | Dabei verstärkt die Feinstrukturierung die bereits vorhandenen Eigenschaften der Oberfläche: eine hydrophobe Oberfläche (d. h. mit einem Kontaktwinkel über 90°) wird noch wasserabweisender, z. B. beim Lotoseffekt, während eine hydrophile Oberfläche noch hydrophiler wird.<ref>{{cite book |first=Pierre-Gilles |last=de Gennes |title=Capillarity and Wetting Phenomena |year=2004 |isbn=0-387-00592-7}}</ref> | ||
Cassie und Baxter beobachteten die Änderung des Kontaktwinkels zu <math>\theta_{CB}*</math>, wenn der Tropfen nur noch auf den Erhebungen der feinstrukturierten Oberfläche aufliegt: | |||
:<math>\cos{\theta}_{CB}* = \phi \cdot [\cos({\theta}) + 1] - 1</math> | |||
mit <math>\phi</math> als Kontaktfläche zwischen fest und flüssig.<ref>{{cite journal |first=ABD |last2=Baxter |last=Cassie |first2=S. |title=Wettability of Porous Surfaces |journal=[[Trans. Faraday Soc.]] |volume=40 |pages=546–551 |year=1944 |doi=10.1039/tf9444000546}}</ref> | |||
Dabei muss die folgende Ungleichung erfüllt sein:<ref>{{cite journal |first=D |last=Quere |title=Non-sticking Drops |journal=[[Reports on Progress in Physics]] |volume=68 |pages=2495–2532 |year=2005 |doi=10.1088/0034-4885/68/11/R01|bibcode = 2005RPPh...68.2495Q |issue=11 }}</ref> | |||
:cos | :<math>\cos{\theta} < \frac{\phi-1}{r - \phi}</math> | ||
Alternative Kriterien für den Cassie-Baxter-Zustand sind: Die Kontaktlinienkräfte müssen die Gravitation übersteigen und die Feinstrukturen müssen lang genug sein, um eine Ausbildung von Brücken zur Grundfläche zu verhindern.<ref>{{cite journal |first=C |last=Extrand |title=Criteria for Ultralyophobic Surfaces |volume=20 |pages=5013–5018 |year=2004 |journal=[[Langmuir (Zeitschrift)|Langmuir]]}}</ref> Der Kontaktwinkel besitzt dabei eine [[Hysterese]], die von der Heterogenität der Oberfläche bestimmt wird.<ref>{{cite journal |first=RE |last2=Dettre |last=Johnson |first2=Robert H. |title=Contact Angle Hysteresis |volume=68 |pages=1744–1750 |year=1964 |journal=[[J. Phys. Chem.]] |doi=10.1021/j100789a012 |issue=7}}</ref> | Alternative Kriterien für den Cassie-Baxter-Zustand sind: Die Kontaktlinienkräfte müssen die [[Gravitation]] übersteigen, und die Feinstrukturen müssen lang genug sein, um eine Ausbildung von Brücken zur Grundfläche zu verhindern.<ref>{{cite journal |first=C |last=Extrand |title=Criteria for Ultralyophobic Surfaces |volume=20 |pages=5013–5018 |year=2004 |journal=[[Langmuir (Zeitschrift)|Langmuir]]}}</ref> Der Kontaktwinkel besitzt dabei eine [[Hysterese]], die von der [[Heterogenität]] der Oberfläche bestimmt wird.<ref>{{cite journal |first=RE |last2=Dettre |last=Johnson |first2=Robert H. |title=Contact Angle Hysteresis |volume=68 |pages=1744–1750 |year=1964 |journal=[[J. Phys. Chem.]] |doi=10.1021/j100789a012 |issue=7}}</ref> | ||
Ein Modell zur Vorhersage der Oberflächeneigenschaften verwendet die Kontaktliniendichte Λ,<ref>{{cite journal |doi=10.1021/la025769z |first=C |last=Extrand |title=Model for contact angles and hysteresis on rough and ultraphobic surfaces |volume=18 |pages=7991–7999 |year=2002 |journal=[[Langmuir (Zeitschrift)|Langmuir]] |issue=21}}</ref> bei vier Kontaktpunkten ist Λ = 4x/y<sup>2</sup>. | Ein Modell zur Vorhersage der Oberflächeneigenschaften verwendet die Kontaktliniendichte Λ,<ref>{{cite journal |doi=10.1021/la025769z |first=C |last=Extrand |title=Model for contact angles and hysteresis on rough and ultraphobic surfaces |volume=18 |pages=7991–7999 |year=2002 |journal=[[Langmuir (Zeitschrift)|Langmuir]] |issue=21}}</ref> bei vier Kontaktpunkten ist Λ = 4x/y<sup>2</sup>. | ||
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== Versuch == | == Versuch == | ||
Die Kontaktwinkelmessung | Die Kontaktwinkelmessung erfolgte an einer beschichteten Siliciumkarbid-Pfanne. Der Pfannenboden und der Pfannenrand standen bei der Messung in direktem Kontakt. Die Messungen wurden in der Technischen Hochschule Köln im Campus Gummersbach (Institut für Werkstoffkunde und Angewandte Mathematik) durchgeführt. | ||
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!Versuch mit 1 Tropfen - | !Versuch mit 1 Tropfen - | ||
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* [[Young-Laplace-Gleichung]] | * [[Young-Laplace-Gleichung]] | ||
* [[Kontaktlinse]] | * [[Kontaktlinse]] | ||
* [[OWRK-Verfahren]] | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
{{Commonscat|Surface tension diagrams|Oberflächenspannung}} | {{Commonscat|Surface tension diagrams|Oberflächenspannung}} | ||
* [ | * [https://www.dataphysics-instruments.com/?cat_id=48 Literatur zu Kontaktwinkel und Kontaktwinkelmessung] | ||
* [ | * [https://www.kruss-scientific.com/de/service/schulung-theorie/glossar/kontaktwinkel/ Theoretische Grundlagen der Kontaktwinkelmessung] | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Als Kontaktwinkel $ \Theta $ (Theta; auch Dihedrischer, Rand- oder Benetzungswinkel) wird der Winkel bezeichnet, den ein Flüssigkeitstropfen auf der Oberfläche eines Feststoffs zu dieser Oberfläche bildet.
Aus der Messung der Kontaktwinkel, z. B. mit einem Kontaktwinkel-Goniometer, können bestimmte Eigenschaften der Oberfläche eines Feststoffs bestimmt werden, z. B. die Oberflächenenergie.
Die Größe des Kontaktwinkels zwischen Flüssigkeit und Feststoff hängt ab von der Wechselwirkung zwischen den Stoffen an der Berührungsfläche: je geringer diese Wechselwirkung, desto größer der Kontaktwinkel.
Im Spezialfall der Verwendung von Wasser als Flüssigkeit bezeichnet man die Oberfläche:
Durch Oberflächenbehandlung kann der Kontaktwinkel verändert werden. In bestimmten Formen der Oberflächenstrukturierung entstehen omniphobe Eigenschaften, die sowohl hydrophob als auch lipophob sind.[1] Das Gegenteil ist die Amphiphilie.
Im Jahr 1805 definierte Thomas Young den Kontaktwinkel von gasumgebenen Flüssigkeiten auf einer festen Oberfläche als den Winkel an der Phasengrenze der gasförmigen, flüssigen und festen Phasen (Youngsche Gleichung):[2]
mit den Grenzflächenspannungen
Bei feinstrukturierten Oberflächen beobachtete R. Wenzel die Änderung des Kontaktwinkels zu $ \theta _{W}* $:[3]
mit r als Verhältnis der tatsächlichen zur projizierten Fläche.
Dabei verstärkt die Feinstrukturierung die bereits vorhandenen Eigenschaften der Oberfläche: eine hydrophobe Oberfläche (d. h. mit einem Kontaktwinkel über 90°) wird noch wasserabweisender, z. B. beim Lotoseffekt, während eine hydrophile Oberfläche noch hydrophiler wird.[4]
Cassie und Baxter beobachteten die Änderung des Kontaktwinkels zu $ \theta _{CB}* $, wenn der Tropfen nur noch auf den Erhebungen der feinstrukturierten Oberfläche aufliegt:
mit $ \phi $ als Kontaktfläche zwischen fest und flüssig.[5]
Dabei muss die folgende Ungleichung erfüllt sein:[6]
Alternative Kriterien für den Cassie-Baxter-Zustand sind: Die Kontaktlinienkräfte müssen die Gravitation übersteigen, und die Feinstrukturen müssen lang genug sein, um eine Ausbildung von Brücken zur Grundfläche zu verhindern.[7] Der Kontaktwinkel besitzt dabei eine Hysterese, die von der Heterogenität der Oberfläche bestimmt wird.[8]
Ein Modell zur Vorhersage der Oberflächeneigenschaften verwendet die Kontaktliniendichte Λ,[9] bei vier Kontaktpunkten ist Λ = 4x/y2.
Die kritische Kontaktliniendichte Λc wird durch folgende Gleichung beschrieben:
mit
Wenn Λ > Λc ist, befindet sich die Flüssigkeit im Cassie-Baxter-Zustand, sonst im Wenzel-Zustand. Die veränderten letzten Kontaktwinkel vor einer Bewegung werden durch folgende Gleichung beschrieben:
mit dem Wenzel-Zustand:
mit
Die Kontaktwinkelmessung erfolgte an einer beschichteten Siliciumkarbid-Pfanne. Der Pfannenboden und der Pfannenrand standen bei der Messung in direktem Kontakt. Die Messungen wurden in der Technischen Hochschule Köln im Campus Gummersbach (Institut für Werkstoffkunde und Angewandte Mathematik) durchgeführt.
Versuch mit 1 Tropfen -
Pfannenboden |
Versuch mit 1 Tropfen -
Pfannenrand |
Versuch mit 5 Tropfen -
Pfannenboden |
Versuch mit 5 Tropfen -
Pfannenrand |
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