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Das '''Fermi National Accelerator Laboratory''' oder kurz '''Fermilab''' ist ein Forschungszentrum für [[Teilchenphysik]], das vom US-amerikanischen [[Department of Energy]] betrieben wird. Es liegt etwa 50 Kilometer westlich von [[Chicago]] in [[Illinois]], auf dem Gebiet der Gemeinde [[Batavia (Illinois)|Batavia]] und beherbergte von 1983 bis 2011<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fnal.gov/pub/tevatron/ |titel=Fermilab {{!}} Tevatron |abruf=2021-07-10}}</ref> das [[Tevatron]], das am 30. November 2009 vom [[Large Hadron Collider]] als energiereichster [[Teilchenbeschleuniger]] der Welt abgelöst wurde. | |||
Das '''Fermi National Accelerator Laboratory''' oder kurz '''Fermilab''' ist ein Forschungszentrum für [[Teilchenphysik]], das vom US-amerikanischen [[Department of Energy]] betrieben wird. Es liegt etwa 50 Kilometer westlich von [[Chicago]] in [[Illinois]], auf dem Gebiet der Gemeinde [[Batavia (Illinois)|Batavia]] und | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
1968 wurde das ''National Accelerator Laboratory'' gegründet. Gründungsdirektor war [[Robert R. Wilson]], der das Labor bis 1978 leitete. Nach ihm ist auch das 16-stöckige Hauptgebäude des Fermilab benannt (''Wilson Hall'', umgangssprachlich auch als ''High Rise'' bezeichnet), das der gotischen Kathedrale ''[[Kathedrale von Beauvais|Saint-Pierre]]'' in [[Beauvais]], [[Frankreich]] nachempfunden wurde. Den heutigen Namen hat es 1974 zu Ehren von [[Enrico Fermi]] erhalten. | |||
[[Datei:U.S. Department of Energy - Science - 270 026 001 (15720888362).jpg|mini|Wilson Hall]] | |||
Am Fermilab wurden das [[Bottom-Quark]] (1977), das [[Top-Quark]] (1995) und das [[Tau-Neutrino]] (2000) entdeckt. | Am Fermilab wurden das [[Bottom-Quark]] (1977), das [[Top-Quark]] (1995) und das [[Tau-Neutrino]] (2000) entdeckt. | ||
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* [[Leon Max Lederman]] (1978–1989), | * [[Leon Max Lederman]] (1978–1989), | ||
* [[John Peoples]] (1989–1999), | * [[John Peoples]] (1989–1999), | ||
* [[Michael Witherell]] (1999–2005) | * [[Michael Witherell]] (1999–2005), | ||
* [[Piermaria Oddone|Pier J. Oddone]] (seit | * [[Piermaria Oddone|Pier J. Oddone]] (2005–2013) sowie | ||
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== Aufbau == | == Aufbau == | ||
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* Das Tevatron beschleunigt Teilchen bis zu 980 GeV (jeweils Protonen und Antiprotonen mit einer dementsprechenden Schwerpunktsenergie von rund 2 TeV) und hat einen Umfang von 6,5 Kilometern. | * Das Tevatron beschleunigt Teilchen bis zu 980 GeV (jeweils Protonen und Antiprotonen mit einer dementsprechenden Schwerpunktsenergie von rund 2 TeV) und hat einen Umfang von 6,5 Kilometern. | ||
An zwei Wechselwirkungspunkten wurden die Protonen und Antiprotonen zur Kollision gebracht. Dort befinden sich die Detektoren [[D0-Experiment|D0]] und [[Collider Detector at Fermilab|CDF]]. Bei den Kollisionen wurden Zustände erreicht, wie sie kurz nach dem [[Urknall]] geherrscht haben. Die Experimente lieferten einen genaueren Aufschluss über den Aufbau der Materie. Unter anderem versuchte man, das [[Higgs-Boson]] nachzuweisen, welches im [[Standardmodell]] der [[Elementarteilchenphysik]] vorhergesagt wird. Trotz Hinweisen auf dieses Teilchen konnte es nicht eindeutig entdeckt werden. Durch die Existenz des Higgs-Bosons | An zwei Wechselwirkungspunkten wurden die Protonen und Antiprotonen zur Kollision gebracht. Dort befinden sich die Detektoren [[D0-Experiment|D0]] und [[Collider Detector at Fermilab|CDF]]. Bei den Kollisionen wurden Zustände erreicht, wie sie kurz nach dem [[Urknall]] geherrscht haben. Die Experimente lieferten einen genaueren Aufschluss über den Aufbau der Materie. Unter anderem versuchte man, das [[Higgs-Boson]] nachzuweisen, welches im [[Standardmodell]] der [[Elementarteilchenphysik]] vorhergesagt wird. Trotz Hinweisen auf dieses Teilchen konnte es lange Zeit nicht eindeutig entdeckt werden. Durch die Existenz des Higgs-Bosons 2013 am [[CERN]] konnte die Masse der Elementarteilchen erklärt werden. | ||
Das Tevatron wurde Ende 2011 stillgelegt und das Fermilab beteiligt sich an Experimenten am [[Large Hadron Collider|LHC]] des CERN. | Das Tevatron wurde Ende 2011 stillgelegt und das Fermilab beteiligt sich an Experimenten am [[Large Hadron Collider|LHC]] des CERN. | ||
== Weitere Experimente neben dem Tevatron und geplante Experimente == | == Weitere Experimente neben dem Tevatron und geplante Experimente == | ||
Am Fermilab laufen mehrere Experimente zur Neutrinophysik, [[MiniBooNE]] (Mini Booster Neutrino Experiment), [[SciBooNE]] (SciBar Booster Neutrino Experiment) und [[ | Am Fermilab laufen mehrere Experimente zur Neutrinophysik, [[MiniBooNE]] (Mini Booster Neutrino Experiment), [[SciBooNE]] (SciBar Booster Neutrino Experiment), [[MINERvA]] und [[NOνA]]. Das NOνA-Experiment umfasst neben einem im Fermilab positionierten „nahen“ Detektor auch einen etwa 800 km entfernten, in einer Mine in [[Minnesota]] untergebrachten, 14.000 Tonnen schweren „fernen“ Detektor.<ref>{{Internetquelle |url=https://novaexperiment.fnal.gov/how-does-nova-work/ |titel=How does NOvA work? |hrsg=Fermilab |sprache=en |abruf=2021-09-26}}</ref> Beide Detektoren erfassen Neutrinos aus der am Fermilab betriebenen gerichteten Neutrinoquelle NuMI ''(Neutrinos at the Main Injector)''. Vor NOνA wurde der NuMI-Neutrinostrahl bereits 2005 bis 2016 vom Experiment [[MINOS]] ''(Main Injector Neutrino Oscillation Search)'' verwendet, das ebenfalls über einen Nah- und einen Ferndetektor verfügte. Dieser war im 735 km entfernten [[Soudan Underground Laboratory]] installiert. | ||
In Planung sind ein Protonen-Linearbeschleuniger hoher Intensivität ( | In Planung sind unter anderem ein Protonen-Linearbeschleuniger hoher Intensivität (Proton Improvement Plan-II, PIP-II), der {{Zukunft|2023}} Anfang der 2020er Jahre starten soll,<ref>{{Internetquelle |url=http://pip2.fnal.gov/index.html |titel=Proton Improvement Plan-II |hrsg=Fermilab |zugriff=2018-02-05 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180207005001/http://pip2.fnal.gov/index.html |archiv-datum=2018-02-07 |offline=ja |archiv-bot=2019-04-10 16:15:28 InternetArchiveBot }}</ref> das [[Mu2e]] Experiment (das nach Flavor verletzender Umwandlung von [[Myon]]en in Elektronen suchen soll, erste vorläufige Ergebnisse werden für 2020{{Zukunft|2020}} erwartet)<ref>{{Internetquelle |url=https://mu2e.fnal.gov/ |titel=Mu2e: muon-to-electron-conversion experiment |hrsg=Fermilab |zugriff=2018-02-05}}</ref> und die [[LBNF]] (Large Baseline Neutrino Facility),<ref>{{Internetquelle |url=https://lbnf.fnal.gov/ |titel=Facility for the Deep Underground Neutrino Experiment |hrsg=Fermilab |zugriff=2018-02-05}}</ref> die als Teil des ''[[Deep Underground Neutrino Experiment]]'' (DUNE) einen Neutrinostrahl 1300 Kilometer weit zu einem unterirdischen Detektor in der Homestake-Mine in Lead (South Dakota) schicken soll (wo schon das [[Homestake-Experiment]] stattfand). | ||
Seit 2014 ist das Fermilab [[Holometer]] in Betrieb, ein [[Interferometer]]experiment, mit dem Fluktuationen der [[Raumzeit]] untersucht werden. Die ersten Resultate wurden 2016 publiziert.<ref>{{Internetquelle |url=https://holometer.fnal.gov/ |titel=Holometer |hrsg=Fermilab |zugriff=2018-02-05}}</ref> | |||
== Sonstiges == | == Sonstiges == | ||
Weite Teile des | Die Stromkosten im Jahr 2020 betrugen 11 Millionen US-Dollar bei einem Verbrauch von 217 GWh.<ref>{{Internetquelle |url=https://sustainability.fnal.gov/wp-content/uploads/2021/01/Fermilab-FY21-Site-Sustainability-Plan-posted.pdf |titel=Fermilab-FY21-Site-Sustainability-Plan |sprache=en |abruf=2021-07-06}}</ref> Weite Teile des Fermilab-Geländes sind unbebautes Land mit mehreren größeren Seen, die der Kühlwasserversorgung dienen. Auf einer Fläche von rund vier Quadratkilometern wurde die ursprüngliche [[Prärie]]vegetation Illinois’ wiederhergestellt. Auf Weiden innerhalb des Geländes wird eine [[Bison]]-Herde von etwa 50 Tieren gehalten. Das Gelände dient auch der Bevölkerung zur Naherholung. | ||
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* [https://science.energy.gov/fso/ U.S. Department of Energy: Fermi Site Office] | * [https://science.energy.gov/fso/ U.S. Department of Energy: Fermi Site Office] | ||
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Das Fermi National Accelerator Laboratory oder kurz Fermilab ist ein Forschungszentrum für Teilchenphysik, das vom US-amerikanischen Department of Energy betrieben wird. Es liegt etwa 50 Kilometer westlich von Chicago in Illinois, auf dem Gebiet der Gemeinde Batavia und beherbergte von 1983 bis 2011[1] das Tevatron, das am 30. November 2009 vom Large Hadron Collider als energiereichster Teilchenbeschleuniger der Welt abgelöst wurde.
1968 wurde das National Accelerator Laboratory gegründet. Gründungsdirektor war Robert R. Wilson, der das Labor bis 1978 leitete. Nach ihm ist auch das 16-stöckige Hauptgebäude des Fermilab benannt (Wilson Hall, umgangssprachlich auch als High Rise bezeichnet), das der gotischen Kathedrale Saint-Pierre in Beauvais, Frankreich nachempfunden wurde. Den heutigen Namen hat es 1974 zu Ehren von Enrico Fermi erhalten.
Am Fermilab wurden das Bottom-Quark (1977), das Top-Quark (1995) und das Tau-Neutrino (2000) entdeckt.
Nach der Amtszeit Robert Wilsons wurde das Institut von folgenden Direktoren geleitet:
Es besteht im Wesentlichen aus zwei Beschleunigerringen:
An zwei Wechselwirkungspunkten wurden die Protonen und Antiprotonen zur Kollision gebracht. Dort befinden sich die Detektoren D0 und CDF. Bei den Kollisionen wurden Zustände erreicht, wie sie kurz nach dem Urknall geherrscht haben. Die Experimente lieferten einen genaueren Aufschluss über den Aufbau der Materie. Unter anderem versuchte man, das Higgs-Boson nachzuweisen, welches im Standardmodell der Elementarteilchenphysik vorhergesagt wird. Trotz Hinweisen auf dieses Teilchen konnte es lange Zeit nicht eindeutig entdeckt werden. Durch die Existenz des Higgs-Bosons 2013 am CERN konnte die Masse der Elementarteilchen erklärt werden.
Das Tevatron wurde Ende 2011 stillgelegt und das Fermilab beteiligt sich an Experimenten am LHC des CERN.
Am Fermilab laufen mehrere Experimente zur Neutrinophysik, MiniBooNE (Mini Booster Neutrino Experiment), SciBooNE (SciBar Booster Neutrino Experiment), MINERvA und NOνA. Das NOνA-Experiment umfasst neben einem im Fermilab positionierten „nahen“ Detektor auch einen etwa 800 km entfernten, in einer Mine in Minnesota untergebrachten, 14.000 Tonnen schweren „fernen“ Detektor.[2] Beide Detektoren erfassen Neutrinos aus der am Fermilab betriebenen gerichteten Neutrinoquelle NuMI (Neutrinos at the Main Injector). Vor NOνA wurde der NuMI-Neutrinostrahl bereits 2005 bis 2016 vom Experiment MINOS (Main Injector Neutrino Oscillation Search) verwendet, das ebenfalls über einen Nah- und einen Ferndetektor verfügte. Dieser war im 735 km entfernten Soudan Underground Laboratory installiert.
In Planung sind unter anderem ein Protonen-Linearbeschleuniger hoher Intensivität (Proton Improvement Plan-II, PIP-II), der [veraltet] Anfang der 2020er Jahre starten soll,[3] das Mu2e Experiment (das nach Flavor verletzender Umwandlung von Myonen in Elektronen suchen soll, erste vorläufige Ergebnisse werden für 2020[veraltet] erwartet)[4] und die LBNF (Large Baseline Neutrino Facility),[5] die als Teil des Deep Underground Neutrino Experiment (DUNE) einen Neutrinostrahl 1300 Kilometer weit zu einem unterirdischen Detektor in der Homestake-Mine in Lead (South Dakota) schicken soll (wo schon das Homestake-Experiment stattfand).
Seit 2014 ist das Fermilab Holometer in Betrieb, ein Interferometerexperiment, mit dem Fluktuationen der Raumzeit untersucht werden. Die ersten Resultate wurden 2016 publiziert.[6]
Die Stromkosten im Jahr 2020 betrugen 11 Millionen US-Dollar bei einem Verbrauch von 217 GWh.[7] Weite Teile des Fermilab-Geländes sind unbebautes Land mit mehreren größeren Seen, die der Kühlwasserversorgung dienen. Auf einer Fläche von rund vier Quadratkilometern wurde die ursprüngliche Prärievegetation Illinois’ wiederhergestellt. Auf Weiden innerhalb des Geländes wird eine Bison-Herde von etwa 50 Tieren gehalten. Das Gelände dient auch der Bevölkerung zur Naherholung.
Koordinaten: 41° 49′ 58″ N, 88° 15′ 8″ W