Bioakustik: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bioakustik''' bezeichnet das Forschungsfeld der Tierstimmenforschung. Es umfasst die Erforschung der Organe der Lauterzeugung und deren Funktionen, der Schallereignisse selbst sowie der [[Hörorgan]]e und deren Leistungen. Die Bioakustik befasst sich sowohl mit Fragen der Lauteigenschaften und ihrer Entstehung als auch mit der Informationsverarbeitung der [[Akustik|akustischen]] Signale sowie deren Bedeutung und Wirkung im Zusammenleben der Tiere. Dabei werden unterschiedliche Methoden der [[Schallaufzeichnung]] und -analyse verwendet. Lautmerkmale können in der [[Evolutionsbiologie]] Hinweis auf Verwandtschaftsgrade geben, in der [[Verhaltensforschung]] auf [[Verhaltensweise]]n.
Die '''Bioakustik''' bezeichnet ursprünglich das Forschungsfeld der Tierstimmenforschung, mittlerweile umfasst es jede Form akustischer Signalerzeugung durch Vögel und andere Tiere. Es umfasst die Erforschung der Organe, der Lauterzeugung und deren Funktionen, der Schallereignisse selbst sowie der [[Hörorgan]]e und deren Leistungen. Die Bioakustik befasst sich sowohl mit Fragen der Lauteigenschaften und ihrer Entstehung als auch mit der Informationsverarbeitung der [[Akustik|akustischen]] Signale sowie deren Bedeutung und Wirkung im Zusammenleben der Tiere. Dabei werden unterschiedliche Methoden der [[Schallaufzeichnung]] und -analyse verwendet. Lautmerkmale können in der [[Evolutionsbiologie]] Hinweis auf Verwandtschaftsgrade geben, in der [[Verhaltensforschung]] auf [[Verhalten (Biologie)|Verhaltensweisen]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der Begriff Bioakustik, 1942 und 1946 durch [[Albrecht Faber]] eingeführt, etablierte sich in den 1950er Jahren. 1956 wurde anlässlich einer internationalen Konferenz an der [[Pennsylvania State University]] das [[International Committee on Biological Acoustics]] gegründet. Es sollte der Koordination dienen und zentrale Archive und Austauschmöglichkeiten schaffen.
Der Begriff Bioakustik, 1942 und 1946 durch [[Albrecht Faber]] eingeführt, etablierte sich in den 1950er Jahren. 1956 wurde anlässlich einer internationalen Konferenz an der [[Pennsylvania State University]] das [[International Committee on Biological Acoustics]] gegründet. Es sollte der Koordination dienen und zentrale Archive und Austauschmöglichkeiten schaffen.


== Lautbildung bei Tieren ==
== Lautbildung bei Tieren ==
Die Lauterzeugung bei Tieren erfolgt mit verschiedenen Körperteilen.  
[[Datei:Infraschall - Wie Elefanten kommunizieren.webm|mini|Video: Elefanten kommunizieren per [[Infraschall]]]]
Die Lauterzeugung bei Tieren erfolgt mit verschiedenen Körperteilen.


''[[Insekt]]en'' erzeugen Laute durch die Frequenz des Flügelschlages beim Fliegen, durch Trommeln mit harten Skelettteilen auf die Unterlage oder mit speziellen [[Tymbalorgan]]en. Zudem können viele Arten hörbare Laute und Ultraschall durch [[Stridulation]], das Aneinanderreiben von Teilen ihres Chitinpanzers, erzeugen.
''[[Insekt]]en'' erzeugen Laute durch die Frequenz des Flügelschlages beim Fliegen, durch Trommeln mit harten Skelettteilen auf die Unterlage oder mit speziellen [[Tymbalorgan]]en. Zudem können viele Arten hörbare Laute und Ultraschall durch [[Stridulation]], das Aneinanderreiben von Teilen ihres Chitinpanzers, erzeugen.


''[[Vögel]]'' singen mit einem als ''Syrinx'' bezeichneten [[Stimmkopf]] in der Luftröhre, erzeugen aber auch anders Laute, wie die [[Spechte]], die mit dem Schnabel trommeln.
''[[Vögel]]'' singen mit einem als ''Syrinx'' bezeichneten [[Stimmkopf]] in der Luftröhre, erzeugen aber auch anders Laute, wie die [[Spechte]], die mit dem Schnabel trommeln, oder Pfaue, die beim Radschlagen – neben den optischen – auch unterschiedliche akustische Signale aussenden.


''[[Fische]]'' trommeln mit der Schwimmblase durch synchrone Kontraktionen der Trommelmuskeln.  
''[[Fische]]'' trommeln mit der Schwimmblase durch synchrone Kontraktionen (=zusammenziehen zweier Laute zu einem Laut) der Trommelmuskeln.


''[[Amphibien]]'', wie Froschlurche können Laute im [[Kehlkopf]] (Tracheolarynx) erzeugen und haben zur Lautverstärkung [[Schallblase]]n.  
''[[Amphibien]]'', wie Froschlurche können Laute im [[Kehlkopf]] (Tracheolarynx) erzeugen und haben zur Lautverstärkung [[Schallblase]]n.


Die meisten ''[[Wirbeltier]]e'' mit Luftatmung nutzen ihr Atmungssystem zur Lautbildung, ähnlich der menschlichen Lautbildung.
Die meisten ''[[Wirbeltier]]e'' mit Luftatmung nutzen ihr Atmungssystem zur Lautbildung, ähnlich der menschlichen Lautbildung.<ref>{{Internetquelle |autor=Hansjörg Groenert |url=http://userpages.uni-koblenz.de/~odsgroe/bioakus.htm |titel=Bioakustik und Kommunikation |hrsg=Hansjörg Groenert auf userpages.uni-koblenz.de |zugriff=2016-06-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Hansjörg Groenert |url=http://userpages.uni-koblenz.de/~odsgroe/lautbild.htm |titel=Lautbildung |hrsg=Hansjörg Groenert auf userpages.uni-koblenz.de |datum=1997-02-20 |zugriff=2016-06-19}}</ref>
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* [http://www.tierstimmen.org/ tierstimmen.org: Tierstimmenarchiv] des [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Museums für Naturkunde]] Leibniz-Institut für [[Evolution]]s- und [[Biodiversität]]sforschung an der [[Humboldt-Universität]] [[Berlin]] mit über 100.000 Tonaufnahmen
* [http://www.tierstimmen.org/ tierstimmen.org: Tierstimmenarchiv] des [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Museums für Naturkunde]] Leibniz-Institut für [[Evolution]]s- und [[Biodiversität]]sforschung an der [[Humboldt-Universität]] [[Berlin]] mit über 100.000 Tonaufnahmen
* [http://macaulaylibrary.org/ ''Macaulay Library'' – Tierstimmenarchiv] der [[Cornell University]] mit über 175.000 Tonaufnahmen
* [http://macaulaylibrary.org/ ''Macaulay Library'' – Tierstimmenarchiv] der [[Cornell University]] mit über 175.000 Tonaufnahmen
* Film/Video: {{ Webarchiv | url=http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/programmtipps/fernsehen/13/09/10_2100_w.php5 | wayback=20131203024202 | text= wdr.de: ''Operation Dolittle - Unterwegs mit Tierstimmenforschern''}}, Wissenschaftsdokumentation, Deutschland 2013, 45 Minuten, Drehbuch: Uli Pförtner
* Film/Video: {{ Webarchiv | url=http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/programmtipps/fernsehen/13/09/10_2100_w.php5 | wayback=20131203024202 | text= wdr.de: ''Operation Dolittle Unterwegs mit Tierstimmenforschern''}}, Wissenschaftsdokumentation, Deutschland 2013, 45 Minuten, Drehbuch: Uli Pförtner
* Hubertus Breuer, [http://www.badische-zeitung.de/bildung-wissen-1/lauschangriff-am-teich--99056801.html badische-zeitung.de: ''Klangkonzert soll den Zustand der Tierwelt aufschlüsseln'']. [[Badische Zeitung]], 17. Januar 2015
* Hubertus Breuer, [http://www.badische-zeitung.de/bildung-wissen-1/lauschangriff-am-teich--99056801.html badische-zeitung.de: ''Klangkonzert soll den Zustand der Tierwelt aufschlüsseln'']. [[Badische Zeitung]], 17. Januar 2015
* Ulrike Prinz: [https://www.spektrum.de/news/bioakustik-das-pochen-singen-bruellen-des-planeten/1880089 ''Bioakustik: Das Pochen, Singen, Brüllen des Planeten''.] [[Spektrum.de]], 4. Juni 2021.


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 1. Oktober 2021, 20:57 Uhr

Die Bioakustik bezeichnet ursprünglich das Forschungsfeld der Tierstimmenforschung, mittlerweile umfasst es jede Form akustischer Signalerzeugung durch Vögel und andere Tiere. Es umfasst die Erforschung der Organe, der Lauterzeugung und deren Funktionen, der Schallereignisse selbst sowie der Hörorgane und deren Leistungen. Die Bioakustik befasst sich sowohl mit Fragen der Lauteigenschaften und ihrer Entstehung als auch mit der Informationsverarbeitung der akustischen Signale sowie deren Bedeutung und Wirkung im Zusammenleben der Tiere. Dabei werden unterschiedliche Methoden der Schallaufzeichnung und -analyse verwendet. Lautmerkmale können in der Evolutionsbiologie Hinweis auf Verwandtschaftsgrade geben, in der Verhaltensforschung auf Verhaltensweisen.

Geschichte

Der Begriff Bioakustik, 1942 und 1946 durch Albrecht Faber eingeführt, etablierte sich in den 1950er Jahren. 1956 wurde anlässlich einer internationalen Konferenz an der Pennsylvania State University das International Committee on Biological Acoustics gegründet. Es sollte der Koordination dienen und zentrale Archive und Austauschmöglichkeiten schaffen.

Lautbildung bei Tieren

Video: Elefanten kommunizieren per Infraschall

Die Lauterzeugung bei Tieren erfolgt mit verschiedenen Körperteilen.

Insekten erzeugen Laute durch die Frequenz des Flügelschlages beim Fliegen, durch Trommeln mit harten Skelettteilen auf die Unterlage oder mit speziellen Tymbalorganen. Zudem können viele Arten hörbare Laute und Ultraschall durch Stridulation, das Aneinanderreiben von Teilen ihres Chitinpanzers, erzeugen.

Vögel singen mit einem als Syrinx bezeichneten Stimmkopf in der Luftröhre, erzeugen aber auch anders Laute, wie die Spechte, die mit dem Schnabel trommeln, oder Pfaue, die beim Radschlagen – neben den optischen – auch unterschiedliche akustische Signale aussenden.

Fische trommeln mit der Schwimmblase durch synchrone Kontraktionen (=zusammenziehen zweier Laute zu einem Laut) der Trommelmuskeln.

Amphibien, wie Froschlurche können Laute im Kehlkopf (Tracheolarynx) erzeugen und haben zur Lautverstärkung Schallblasen.

Die meisten Wirbeltiere mit Luftatmung nutzen ihr Atmungssystem zur Lautbildung, ähnlich der menschlichen Lautbildung.[1][2]

Siehe auch

  • Macaulay Library
  • PALAOA
  • Spektrogramm
  • Sound Studies, Soundscape
  • Tierlautbezeichnungen, zu den Onomatopoetika (Schallworten) der Tierlaute
  • Tierstimmenarchiv

Literatur

  • Günter Tembrock: Bioakustik, Musik und Sprache. Akademie-Verlag, Berlin 1978.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hansjörg Groenert: Bioakustik und Kommunikation. Hansjörg Groenert auf userpages.uni-koblenz.de, abgerufen am 19. Juni 2016.
  2. Hansjörg Groenert: Lautbildung. Hansjörg Groenert auf userpages.uni-koblenz.de, 20. Februar 1997, abgerufen am 19. Juni 2016.