Newtonsches Fluid: Unterschied zwischen den Versionen

Newtonsches Fluid: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Liberatus
(Rechtschreibung)
 
imported>Florean Fortescue
K
 
Zeile 1: Zeile 1:
Ein '''newtonsches Fluid''' (nach [[Isaac Newton]]) ist ein [[Fluid]] (also eine Flüssigkeit oder ein Gas) mit [[Linearität|linear]] viskosem Fließverhalten. Bei diesen Fluiden ist also die [[Schergeschwindigkeit]] proportional zur [[Scherspannung]]. Solche Fluide, wie beispielsweise Wasser und Luft, werden durch eine belastungsunabhängige [[Viskosität]] charakterisiert. Ihre Bewegung gehorcht den [[Gleichungen von Navier-Stokes]].
Ein '''Newtonsches Fluid''' (nach [[Isaac Newton]]) ist ein [[Fluid]] (also eine Flüssigkeit oder ein Gas) mit [[Linearität (Physik)|linear]] [[Viskosität|viskosem]] Fließverhalten. Bei diesen Fluiden ist also die [[Schergeschwindigkeit]] proportional zur [[Scherspannung]]. Solche Fluide, wie beispielsweise Wasser und Luft, werden durch eine belastungsunabhängige [[Viskosität]] charakterisiert. Ihre Bewegung gehorcht den [[Gleichungen von Navier-Stokes]].


Davon abweichendes Verhalten heißt '''nichtnewtonsch''' oder '''anomalviskos''' und ist Gegenstand der [[Rheologie]]. Beispiele für nichtnewtonsche Flüssigkeiten sind [[Blut]], [[Zementleim]]e, [[Treibsand]] und [[Ketchup]]. Das Verformungsverhalten derartiger Stoffe lässt sich nicht mehr einfach durch das Newtonsche Gesetz (siehe unten) beschreiben.
Davon abweichendes Verhalten heißt '''nichtnewtonsch''' und ist Gegenstand der [[Rheologie]]. Beispiele für Nichtnewtonsche Flüssigkeiten sind [[Blut]], [[Zementleim]]e, [[Treibsand]], [[Granulare Materie|Granulate]] und [[Ketchup]]. Das Verformungsverhalten derartiger Stoffe lässt sich nicht mehr einfach durch das [[Newtonsche Gesetze|Newtonsche Gesetz]] (siehe unten) beschreiben.


== Definition ==
== Definition ==
Ein newtonsches Fluid ist eine Flüssigkeit oder ein Gas, dessen [[Scherspannung]] <math>\tau</math>  bei einem [[Laminare Strömung|laminaren]] Fließvorgang proportional zur [[Schergeschwindigkeit]] <math>\dot\gamma</math> ist. Bei [[Isotropie|isotropen]] [[Inkompressibles Fluid|inkompressiblen]] newtonschen Fluiden gilt dabei die einfache Gleichung (die als ''Newtonsches Gesetz'' bezeichnet wird):
Ein Newtonsches Fluid ist eine Flüssigkeit oder ein Gas, dessen [[Scherspannung]] <math>\tau</math>  bei einem [[Laminare Strömung|laminaren]] Fließvorgang proportional zur [[Schergeschwindigkeit]] <math>\dot\gamma</math> ist. Bei [[Isotropie|isotropen]] [[Inkompressibles Fluid|inkompressiblen]] Newtonschen Fluiden gilt dabei die einfache Gleichung (die als ''Newtonsches Gesetz'' bezeichnet wird):


:<math> \tau = \eta \cdot \dot\gamma </math>,
:<math> \tau = \eta \cdot \dot\gamma </math>,


wobei die Proportionalitätskonstante <math>\eta</math> als ''dynamische [[Viskosität]]'' bezeichnet wird. Typische Beispiele newtonscher Fluide sind [[Wasser]], viele [[Öle]] und [[Gas]]e. Die Bewegung der newtonschen Fluide wird durch die [[Gleichungen von Navier-Stokes|Gleichungen von Navier und Stokes]] beschrieben.
wobei die Proportionalitätskonstante <math>\eta</math> als ''dynamische [[Viskosität]]'' bezeichnet wird. Typische Beispiele Newtonscher Fluide sind [[Wasser]], viele [[Öle]] und [[Gas]]e. Die Bewegung der Newtonschen Fluide wird durch die [[Gleichungen von Navier-Stokes|Gleichungen von Navier und Stokes]] beschrieben.


Viele Materialien verhalten sich nicht ideal-elastisch und können daher mit dem Newtonschen Gesetz nicht korrekt beschrieben werden. Dies gilt beispielsweise für [[Viskoelastizität|viskoelastische]] Stoffe. Diese Stoffe nennt man nichtnewtonsche Fluide. Die Viskosität nichtnewtonscher Fluide ändert sich insbesondere mit der Schergeschwindigkeit und/oder der Belastungsdauer.
Viele Materialien verhalten sich nicht ideal-viskos und können daher mit dem Newtonschen Gesetz nicht korrekt beschrieben werden. Dies gilt beispielsweise für [[Viskoelastizität|viskoelastische]] Stoffe. Diese Stoffe nennt man Nichtnewtonsche Fluide. Die Viskosität Nichtnewtonscher Fluide ändert sich insbesondere mit der Schergeschwindigkeit und/oder der Belastungsdauer.


== Einteilung des nichtlinearen Verhaltens ==
== Einteilung des nichtlinearen Verhaltens ==
Zeile 22: Zeile 22:
Materialien, deren Viskositäten bei steigenden Schergeschwindigkeiten absinken, werden generell als ''[[Strukturviskosität|strukturviskos]]'' oder ''scherverdünnend'' bezeichnet. Beispiele sind [[Polymerschmelze]]n oder [[Dispersion (Chemie)|Dispersionen]]. Umgekehrt gibt es auch den (weitaus selteneren) Fall, dass die Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit ansteigt, was als [[Dilatanz (Fluid)|Dilatanz]] bezeichnet wird. Ein bekanntes Beispiel sind [[Stärke]]&shy;suspensionen.
Materialien, deren Viskositäten bei steigenden Schergeschwindigkeiten absinken, werden generell als ''[[Strukturviskosität|strukturviskos]]'' oder ''scherverdünnend'' bezeichnet. Beispiele sind [[Polymerschmelze]]n oder [[Dispersion (Chemie)|Dispersionen]]. Umgekehrt gibt es auch den (weitaus selteneren) Fall, dass die Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit ansteigt, was als [[Dilatanz (Fluid)|Dilatanz]] bezeichnet wird. Ein bekanntes Beispiel sind [[Stärke]]&shy;suspensionen.


Strukturviskosität kann sich auf viele verschiedene Arten manifestieren. Viele strukturviskose Stoffe weisen eine ''Fließgrenze'' <math>\tau_\mathrm{F}</math> auf, eine Scherspannung, unterhalb derer sie sich elastisch verhalten. Die ''Nullviskosität'', also die Viskosität bei einer Schergeschwindigkeit von Null, ist bei diesen Stoffen unendlich hoch. Die einfachsten Vertreter dieser Kategorie sind [[Bingham-Fluid]]e, bei denen bis <math>\tau_\mathrm{F}</math> elastisches Verhalten und darüber newtonsches Verhalten vorliegt.
Strukturviskosität kann sich auf viele verschiedene Arten manifestieren. Viele strukturviskose Stoffe weisen eine ''Fließgrenze'' <math>\tau_\mathrm{F}</math> auf, eine Scherspannung, unterhalb derer sie sich elastisch verhalten. Die ''Nullviskosität'', also die Viskosität bei einer Schergeschwindigkeit von Null, ist bei diesen Stoffen unendlich hoch. Die einfachsten Vertreter dieser Kategorie sind [[Bingham-Fluid]]e, bei denen bis <math>\tau_\mathrm{F}</math> elastisches Verhalten und darüber Newtonsches Verhalten vorliegt.


=== Zeitabhängigkeit ===
=== Zeitabhängigkeit ===
[[File:Thixotropie und Rheopexie.svg|thumb|Zeitabhängige Viskositätsänderung [[Thixotropie|thixotroper]] und [[Rheopexie|rheopexer]] Stoffe bei konstanter Scherbeanspruchung]]
[[Datei:Thixotropie und Rheopexie.svg|mini|Zeitabhängige Viskositätsänderung [[Thixotropie|thixotroper]] und [[Rheopexie|rheopexer]] Stoffe bei konstanter Scherbeanspruchung]]


Viele Stoffe zeigen auch eine zeitliche Viskositätsänderung bei konstanter Scherbeanspruchung. Nimmt die Viskosität mit der Belastungsdauer ab und in Ruhe wieder zu, so spricht man von [[Thixotropie]], im umgekehrten Fall von [[Rheopexie]]. Ist die [[Relaxation (Naturwissenschaft)|Relaxation]] unvollständig, wird also wie etwa bei zuvor stichfestem Joghurt die Ausgangsviskosität nicht wieder erreicht, so spricht man von ''partieller'' oder ''unechter'' [[Thixotropie]] bzw. Rheopexie.
Viele Stoffe zeigen auch eine zeitliche Viskositätsänderung bei konstanter Scherbeanspruchung. Nimmt die Viskosität mit der Belastungsdauer ab und in Ruhe wieder zu, so spricht man von [[Thixotropie]], im umgekehrten Fall von [[Rheopexie]]. Ist die [[Relaxation (Naturwissenschaft)|Relaxation]] unvollständig, wird also wie etwa bei zuvor stichfestem Joghurt die Ausgangsviskosität nicht wieder erreicht, so spricht man von ''partieller'' oder ''unechter'' Thixotropie bzw. Rheopexie.


== Beispiele ==
== Beispiele ==
Ein weit verbreitetes Beispiel für ein nichtnewtonsches Fluid entsteht durch Mischung von Wasser und [[Stärke]]. Dazu wird Maisstärke in kleinen Portionen in eine Tasse Wasser eingerührt. Wenn sich die Suspension der kritischen Konzentration nähert, zeichnet sich die [[Dilatanz (Fluid)|Dilatanz]] ab. Krafteinwirkung, zum Beispiel durch Stochern mit dem Finger oder schnelles Umdrehen der Tasse, führt dazu, dass sich die Mischung eher als Feststoff denn als Flüssigkeit verhält. Langsamere und sanftere Einwirkung, zum Beispiel das ruhige Einführen eines Löffels, belassen den Stoff im flüssigen Zustand.
Ein weit verbreitetes Beispiel für ein Nichtnewtonsches Fluid entsteht durch Mischung von Wasser und [[Stärke]] (auch „Oobleck“ genannt). Dazu wird Maisstärke in kleinen Portionen in eine Tasse Wasser eingerührt. Wenn sich die Suspension der kritischen Konzentration nähert, zeichnet sich die [[Dilatanz (Fluid)|Dilatanz]] ab. Krafteinwirkung, zum Beispiel durch Stochern mit dem Finger oder schnelles Umdrehen der Tasse, führt dazu, dass sich die Mischung eher als Feststoff denn als Flüssigkeit verhält. Langsamere und sanftere Einwirkung, zum Beispiel das ruhige Einführen eines Löffels, belassen den Stoff im flüssigen Zustand.
Es ist sogar möglich, auf dieser Flüssigkeit zu laufen oder zu hüpfen. Faustschläge werden vollständig absorbiert, und es entstehen zu keinem Zeitpunkt Spritzer.
Es ist sogar möglich, auf dieser Flüssigkeit zu laufen oder zu hüpfen. Faustschläge werden vollständig absorbiert, und es entstehen zu keinem Zeitpunkt Spritzer.


[[Blutwunder]] wie beispielsweise das des heiligen [[Januarius#Blutwunder|Januarius]] von [[Neapel]], wo sich festes Blut in flüssiges verwandelt, beruhen laut Experten auf den physikalischen Eigenschaften einer nichtnewtonschen Flüssigkeit.
[[Blutwunder]] wie beispielsweise das des heiligen [[Januarius#Blutwunder|Januarius]] von [[Neapel]], wo sich festes Blut in flüssiges verwandelt, beruhen laut Experten auf den physikalischen Eigenschaften einer Nichtnewtonschen Flüssigkeit.
Eine Rezeptur zur Herstellung einer blutähnlichen Flüssigkeit mit nichtnewtonschen Eigenschaften aus [[Eisen(III)chlorid|Eisen(III)chlorid-Hexahydrat]] und [[Calciumcarbonat]] in [[Wasser]] war schon im [[Geschichte der Naturwissenschaften#Naturwissenschaften im Mittelalter|Mittelalter]] bekannt.
Eine Rezeptur zur Herstellung einer blutähnlichen Flüssigkeit mit Nichtnewtonschen Eigenschaften aus [[Eisen(III)-chlorid]]-Hexahydrat und [[Calciumcarbonat]] in [[Wasser]] war schon im [[Geschichte der Naturwissenschaften#Naturwissenschaften im Mittelalter|Mittelalter]] bekannt.
 
== Siehe auch ==
* [[Boger-Fluid]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Gert Böhme: ''Strömungsmechanik nichtnewtonscher Fluide.'' Teubner, Leipzig 2000, ISBN 3-519-12354-1
* Gert Böhme: ''Strömungsmechanik Nichtnewtonscher Fluide.'' Teubner, Leipzig 2000, ISBN 3-519-12354-1.
* Raj P. Chhabra, J. F. Richardson: ''Non-Newtonian flow in the process industries – fundamentals and engineering applications.'' Butterworth-Heinemann, Oxford 1999, ISBN 0-7506-3770-6
* Raj P. Chhabra, J. F. Richardson: ''Non-Newtonian flow in the process industries – fundamentals and engineering applications.'' Butterworth-Heinemann, Oxford 1999, ISBN 0-7506-3770-6.
* Bernard D. Coleman, et al.: ''Viscometric flows of non-Newtonian fluids – theory and experiment.'' Springer, New York 1966
* Bernard D. Coleman, et al.: ''Viscometric flows of non-Newtonian fluids – theory and experiment.'' Springer, New York 1966.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.spiegel.de/video/video-34319.html Videobericht von Spiegel Online über ein Experiment italienischer Wissenschaftler]
* ''[https://www.pro-physik.de/nachrichten/uebers-wasser-staerke-gemisch-gehen Übers Wasser(-Stärke-Gemisch) gehen …]'' vom 11. Juli 2012 – Experiment widerlegt konventionelle Erklärung des Phänomens und zeigt eine schlagartige Verfestigung der Suspension.
* [https://www.youtube.com/watch?v=f2XQ97XHjVw Beispiel wie man über das Wasser gehen kann]
* ''[https://www.spiegel.de/video/spektakulaeres-experiment-wie-jesus-uebers-wasser-laufen-video-34319.html Wie Jesus übers Wasser laufen.]'' Videobericht von Spiegel Online über ein Experiment italienischer Wissenschaftler
 
* [https://www.youtube.com/watch?v=f2XQ97XHjVw Videobeispiel, wie man über das Wasser gehen kann.]
== Siehe auch ==
* [[Newtonsche Gesetze]]
* [[Viskoelastizität]]
 


[[Kategorie:Rheologie]]
[[Kategorie:Rheologie]]
[[Kategorie:Strömungsmechanik]]
[[Kategorie:Strömungsmechanik]]
[[Kategorie:Isaac Newton als Namensgeber|Fluid]]
[[Kategorie:Isaac Newton als Namensgeber|Fluid]]

Aktuelle Version vom 20. August 2021, 22:51 Uhr

Ein Newtonsches Fluid (nach Isaac Newton) ist ein Fluid (also eine Flüssigkeit oder ein Gas) mit linear viskosem Fließverhalten. Bei diesen Fluiden ist also die Schergeschwindigkeit proportional zur Scherspannung. Solche Fluide, wie beispielsweise Wasser und Luft, werden durch eine belastungsunabhängige Viskosität charakterisiert. Ihre Bewegung gehorcht den Gleichungen von Navier-Stokes.

Davon abweichendes Verhalten heißt nichtnewtonsch und ist Gegenstand der Rheologie. Beispiele für Nichtnewtonsche Flüssigkeiten sind Blut, Zementleime, Treibsand, Granulate und Ketchup. Das Verformungsverhalten derartiger Stoffe lässt sich nicht mehr einfach durch das Newtonsche Gesetz (siehe unten) beschreiben.

Definition

Ein Newtonsches Fluid ist eine Flüssigkeit oder ein Gas, dessen Scherspannung $ \tau $ bei einem laminaren Fließvorgang proportional zur Schergeschwindigkeit $ {\dot {\gamma }} $ ist. Bei isotropen inkompressiblen Newtonschen Fluiden gilt dabei die einfache Gleichung (die als Newtonsches Gesetz bezeichnet wird):

$ \tau =\eta \cdot {\dot {\gamma }} $,

wobei die Proportionalitätskonstante $ \eta $ als dynamische Viskosität bezeichnet wird. Typische Beispiele Newtonscher Fluide sind Wasser, viele Öle und Gase. Die Bewegung der Newtonschen Fluide wird durch die Gleichungen von Navier und Stokes beschrieben.

Viele Materialien verhalten sich nicht ideal-viskos und können daher mit dem Newtonschen Gesetz nicht korrekt beschrieben werden. Dies gilt beispielsweise für viskoelastische Stoffe. Diese Stoffe nennt man Nichtnewtonsche Fluide. Die Viskosität Nichtnewtonscher Fluide ändert sich insbesondere mit der Schergeschwindigkeit und/oder der Belastungsdauer.

Einteilung des nichtlinearen Verhaltens

Schergeschwindigkeitsabhängigkeit

Scherspannung Nichtnewtonscher Fluide linear.png

Materialien, deren Viskositäten bei steigenden Schergeschwindigkeiten absinken, werden generell als strukturviskos oder scherverdünnend bezeichnet. Beispiele sind Polymerschmelzen oder Dispersionen. Umgekehrt gibt es auch den (weitaus selteneren) Fall, dass die Viskosität mit steigender Schergeschwindigkeit ansteigt, was als Dilatanz bezeichnet wird. Ein bekanntes Beispiel sind Stärke­suspensionen.

Strukturviskosität kann sich auf viele verschiedene Arten manifestieren. Viele strukturviskose Stoffe weisen eine Fließgrenze $ \tau _{\mathrm {F} } $ auf, eine Scherspannung, unterhalb derer sie sich elastisch verhalten. Die Nullviskosität, also die Viskosität bei einer Schergeschwindigkeit von Null, ist bei diesen Stoffen unendlich hoch. Die einfachsten Vertreter dieser Kategorie sind Bingham-Fluide, bei denen bis $ \tau _{\mathrm {F} } $ elastisches Verhalten und darüber Newtonsches Verhalten vorliegt.

Zeitabhängigkeit

Zeitabhängige Viskositätsänderung thixotroper und rheopexer Stoffe bei konstanter Scherbeanspruchung

Viele Stoffe zeigen auch eine zeitliche Viskositätsänderung bei konstanter Scherbeanspruchung. Nimmt die Viskosität mit der Belastungsdauer ab und in Ruhe wieder zu, so spricht man von Thixotropie, im umgekehrten Fall von Rheopexie. Ist die Relaxation unvollständig, wird also wie etwa bei zuvor stichfestem Joghurt die Ausgangsviskosität nicht wieder erreicht, so spricht man von partieller oder unechter Thixotropie bzw. Rheopexie.

Beispiele

Ein weit verbreitetes Beispiel für ein Nichtnewtonsches Fluid entsteht durch Mischung von Wasser und Stärke (auch „Oobleck“ genannt). Dazu wird Maisstärke in kleinen Portionen in eine Tasse Wasser eingerührt. Wenn sich die Suspension der kritischen Konzentration nähert, zeichnet sich die Dilatanz ab. Krafteinwirkung, zum Beispiel durch Stochern mit dem Finger oder schnelles Umdrehen der Tasse, führt dazu, dass sich die Mischung eher als Feststoff denn als Flüssigkeit verhält. Langsamere und sanftere Einwirkung, zum Beispiel das ruhige Einführen eines Löffels, belassen den Stoff im flüssigen Zustand. Es ist sogar möglich, auf dieser Flüssigkeit zu laufen oder zu hüpfen. Faustschläge werden vollständig absorbiert, und es entstehen zu keinem Zeitpunkt Spritzer.

Blutwunder wie beispielsweise das des heiligen Januarius von Neapel, wo sich festes Blut in flüssiges verwandelt, beruhen laut Experten auf den physikalischen Eigenschaften einer Nichtnewtonschen Flüssigkeit. Eine Rezeptur zur Herstellung einer blutähnlichen Flüssigkeit mit Nichtnewtonschen Eigenschaften aus Eisen(III)-chlorid-Hexahydrat und Calciumcarbonat in Wasser war schon im Mittelalter bekannt.

Siehe auch

Literatur

  • Gert Böhme: Strömungsmechanik Nichtnewtonscher Fluide. Teubner, Leipzig 2000, ISBN 3-519-12354-1.
  • Raj P. Chhabra, J. F. Richardson: Non-Newtonian flow in the process industries – fundamentals and engineering applications. Butterworth-Heinemann, Oxford 1999, ISBN 0-7506-3770-6.
  • Bernard D. Coleman, et al.: Viscometric flows of non-Newtonian fluids – theory and experiment. Springer, New York 1966.

Weblinks