Pseudorapidität: Unterschied zwischen den Versionen

Pseudorapidität: Unterschied zwischen den Versionen

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(International wird der Polarwinkel mit \theta bezeichnet: http://de.wikipedia.org/wiki/Polarwinkel#.C3.9Cbliche_Konvention ; Rapidität \theta zu \vartheta geändert um Verwechslung zu vermeiden)
 
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[[Bild:Pseudorapidity2.png|thumb|right|Gegenüberstellung von Polarwinkel <math>\theta</math> und Pseudorapidität <math>\eta</math> für einige beispielhafte Werte.</br>Als ''Vorwärtsrichtung'' bezeichnet man den Winkelbereich mit großen Werten von <math>\eta</math>.]]
[[Datei:Pseudorapidity2.png|mini|right|Gegenüberstellung von Polarwinkel <math>\theta</math> und Pseudorapidität <math>\eta</math> für einige beispielhafte Werte.<br />Als ''Vorwärtsrichtung'' bezeichnet man den Winkelbereich mit großen Werten von <math>\eta</math>.]]


Die '''Pseudorapidität''' <math>\eta</math> (eta) ist eine räumliche [[Koordinate]], die in der experimentellen [[Teilchenphysik]] verwendet wird, um den Winkel eines [[Vektor]]s relativ zur [[Strahl (Geometrie)|Strahl]]<nowiki/>achse anzugeben. Sie wird gegenüber der Angabe des Polarwinkels <math>\theta</math> bevorzugt, weil bei [[Hadron]]-Hadron-Kollisionen der [[Fluss (Physik)|Fluss]] der erzeugten Teilchen pro Pseudorapiditäts-Intervall etwa konstant ist.
Die '''Pseudorapidität''' <math>\eta</math> (eta) ist eine räumliche [[Koordinate]], die in der experimentellen [[Teilchenphysik]] verwendet wird, um den Winkel eines [[Vektor]]s relativ zur [[Strahl (Geometrie)|Strahl]]<nowiki/>achse anzugeben. Sie wird gegenüber der Angabe des Polarwinkels <math>\theta</math> bevorzugt, weil bei [[Hadron]]-Hadron-Kollisionen der [[Fluss (Physik)|Fluss]] der erzeugten Teilchen pro Pseudorapiditäts-Intervall etwa konstant ist.
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worin
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* <math>\operatorname{artanh}</math> die [[Areatangens Hyperbolicus|Areatangens-Hyperbolicus]]-Funktion ist und
* <math>\operatorname{artanh}</math> die [[Areatangens hyperbolicus|Areatangens-hyperbolicus]]-Funktion ist und
* der Longitudinalimpuls <math>p_L</math> die Impulskomponente entlang der Strahlachse.
* der Longitudinalimpuls <math>p_L</math> die Impulskomponente entlang der Strahlachse.


In der [[Hochenergienäherung]], d.&nbsp;h. für Teilchen, deren Masse gegenüber ihrem Impuls vernachlässigbar ist:
In der [[Hochenergienäherung]], d.&nbsp;h. für ein Teilchen mit der Energie <math>E</math>, dessen Masse <math>m</math> gegenüber seinem Impuls <math>p</math> vernachlässigbar ist, <math>m \ll p \Rightarrow E \approx p</math>, ist die Pseudorapidität numerisch in etwa gleich der [[Rapidität (Physik)|Rapidität]]
 
::<math>m \ll p \Rightarrow E \approx p</math>
 
mit der Energie <math>E,</math>
 
ist die Pseudorapidität numerisch in etwa gleich der [[Rapidität (Physik)|Rapidität]]:
 
:<math>\eta \approx y,</math>
:<math>\eta \approx y,</math>
die in der experimentellen Teilchenphysik definiert wird als
die in der experimentellen Teilchenphysik definiert wird als
 
:<math>y = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{E + p_L}{E - p_L} \right).</math>
::<math>y = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{E + p_L}{E - p_L} \right).</math>


Zum Vergleich: die originale Rapidität gemäß der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] ist
Zum Vergleich: die originale Rapidität gemäß der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] ist
 
:<math>\vartheta = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{E + p}{E - p} \right) = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{1 + \beta}{1 - \beta} \right),</math>
::<math>\vartheta = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{E + p}{E - p} \right) = \frac{1}{2} \cdot \ln \left( \frac{1 + \beta}{1 - \beta} \right)</math>
worin <math>\beta = v / c</math> das Verhältnis der Teilchengeschwindigkeit <math>v</math> zur [[Lichtgeschwindigkeit]] <math>c</math> ist.
 
mit
* <math>\beta = v / c</math>
** der Teilchengeschwindigkeit <math>v</math>
** der [[Lichtgeschwindigkeit]] <math>c.</math>


Die Form des [[differentieller Wirkungsquerschnitt|differentiellen Wirkungsquerschnitts]] <math>d\sigma/dy</math> ist invariant unter einem [[Lorentz-Boost]]. Das Gleiche gilt in guter Näherung auch für die Pseudorapidität, nur ist diese leichter zu messen: Nicht die Masse des Teilchens muss ermittelt werden, sondern lediglich seine Flugrichtung durch den [[Teilchendetektor|Detektor]].
Die Form des [[differentieller Wirkungsquerschnitt|differentiellen Wirkungsquerschnitts]] <math>d\sigma/dy</math> ist invariant unter einem [[Lorentz-Boost]]. Das Gleiche gilt in guter Näherung auch für die Pseudorapidität, nur ist diese leichter zu messen: Nicht die Masse des Teilchens muss ermittelt werden, sondern lediglich seine Flugrichtung durch den [[Teilchendetektor|Detektor]].

Aktuelle Version vom 29. Juli 2019, 12:21 Uhr

Gegenüberstellung von Polarwinkel θ und Pseudorapidität η für einige beispielhafte Werte.
Als Vorwärtsrichtung bezeichnet man den Winkelbereich mit großen Werten von η.

Die Pseudorapidität η (eta) ist eine räumliche Koordinate, die in der experimentellen Teilchenphysik verwendet wird, um den Winkel eines Vektors relativ zur Strahlachse anzugeben. Sie wird gegenüber der Angabe des Polarwinkels θ bevorzugt, weil bei Hadron-Hadron-Kollisionen der Fluss der erzeugten Teilchen pro Pseudorapiditäts-Intervall etwa konstant ist.

Die Pseudorapidität ist definiert als

η=ln[tan(θ2)].

Für ein Teilchen mit Impuls p (und |p|=p) lässt sich dies umschreiben in:

η=artanh(pL/p)=12ln(p+pLppL),

worin

  • artanh die Areatangens-hyperbolicus-Funktion ist und
  • der Longitudinalimpuls pL die Impulskomponente entlang der Strahlachse.

In der Hochenergienäherung, d. h. für ein Teilchen mit der Energie E, dessen Masse m gegenüber seinem Impuls p vernachlässigbar ist, mpEp, ist die Pseudorapidität numerisch in etwa gleich der Rapidität

ηy,

die in der experimentellen Teilchenphysik definiert wird als

y=12ln(E+pLEpL).

Zum Vergleich: die originale Rapidität gemäß der speziellen Relativitätstheorie ist

ϑ=12ln(E+pEp)=12ln(1+β1β),

worin β=v/c das Verhältnis der Teilchengeschwindigkeit v zur Lichtgeschwindigkeit c ist.

Die Form des differentiellen Wirkungsquerschnitts dσ/dy ist invariant unter einem Lorentz-Boost. Das Gleiche gilt in guter Näherung auch für die Pseudorapidität, nur ist diese leichter zu messen: Nicht die Masse des Teilchens muss ermittelt werden, sondern lediglich seine Flugrichtung durch den Detektor.