Kristian Birkeland: Unterschied zwischen den Versionen

Kristian Birkeland: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Invisigoth67
 
imported>TaxonKatBot
K (Bot: Kategorie:Namensgeber für einen Mondkrater umbenannt in Kategorie:Person als Namensgeber für einen Mondkrater: laut Diskussion)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Asta Norregaard Kristian Birkeland 1900.jpg|mini|Kristian Birkeland (1900)]]
[[Datei:Kristian Birkeland.jpg|mini|hochkant=1.2|Kristian Birkeland (vor 1900)]]
'''Kristian Olaf Bernhard Birkeland''' (* [[13. Dezember]] [[1867]] in [[Oslo|Kristiania]]; † [[15. Juni]] [[1917]] in [[Tokio]]) war ein norwegischer [[Physiker]], der seit 1898 einen Lehrstuhl an der [[Universität Oslo]] innehatte. Er wurde sieben Mal für den [[Physik-Nobelpreis]] vorgeschlagen, ohne die begehrte Auszeichnung zu erhalten.
'''Kristian Olaf Bernhard Birkeland''' (* [[13. Dezember]] [[1867]] in [[Oslo|Kristiania]]; † [[15. Juni]] [[1917]] in [[Tokio]]) war ein norwegischer [[Physiker]], der ab 1898 einen Lehrstuhl an der damaligen Königlichen Friedrichs-Universität Kristiania (seit 1939 [[Universität Oslo]]) innehatte. Er wurde sieben Mal für den [[Physik-Nobelpreis]] vorgeschlagen, ohne die begehrte Auszeichnung zu erhalten.


Kristian Birkeland war das zweite Kind von Reinert Birkeland (1838–1899) und dessen Ehefrau Ingeborg, geborene Ege (1842–1913).<ref>[http://www.geni.com/people/Kristian-Olaf-Bernard-Birkeland/6000000007770373058 Kristian Olaf Bernard Birkeland] auf www.geni.com, abgerufen am 16. November 2014</ref> Nach der Schulausbildung in seiner Heimatstadt Kristiania (heute [[Oslo]]) begann er an der dortigen Universität ein Studium der [[Chemie]], [[Mathematik]] und Physik. Zwischen 1893 und 1895 hielt er sich zu Studienzwecken in [[Deutschland]], [[Frankreich]] (wo er bei [[Henri Poincaré]] studierte) und der [[Schweiz]] auf. Nach seiner Rückkehr nach Norwegen wurde er 1896 das bis dahin jüngste Mitglied der [[Norwegische Akademie der Wissenschaften|Norwegischen Akademie der Wissenschaften]].
== Leben ==
Kristian Birkeland war das zweite Kind von Reinert Birkeland (1838–1899) und dessen Ehefrau Ingeborg, geborene Ege (1842–1913).<ref>Trygve Holtebekk: ''[https://nbl.snl.no/Kristian_Birkeland Kristian Birkeland]''. In: ''[[Norsk biografisk leksikon]]''</ref> Nach der Schulausbildung in seiner Heimatstadt Kristiania (heute [[Oslo]]) begann er an der dortigen Universität ein Studium der [[Chemie]], [[Mathematik]] und Physik. Zwischen 1893 und 1895 setzte er seine akademische Ausbildung in [[Deutschland]], [[Frankreich]] (wo er bei [[Henri Poincaré]] studierte) und der [[Schweiz]] fort. Nach seiner Rückkehr nach Norwegen wurde er 1896 das bis dahin jüngste Mitglied der [[Norwegische Akademie der Wissenschaften|Norwegischen Akademie der Wissenschaften]].


[[Datei:Birkeland-terrella.jpg|mini|Birkeland beim Terrella-Experiment]]
Birkeland beschäftigte sich ab der Mitte der 1890er Jahre intensiv mit dem [[Polarlicht]]. Er ging davon aus, dass [[Elektron]]en der Sonne das Gasgemisch der oberen Atmosphäre zum Leuchten anregen. Da die Existenz des [[Sonnenwind]]es zu dieser Zeit noch nicht bekannt war, wurde seine Theorie jedoch bezweifelt. Im Februar 1897 fuhr Birkeland erstmals in den hohen Norden [[Norwegen]]s und kam beinahe in einem [[Schneesturm]] ums Leben. Bis 1899 richtete er ein Nordlicht-Observatorium auf dem Berg Haldde bei [[Alta (Norwegen)|Alta]] ein. Im Winter 1902/1903 betrieb er schließlich ein Netz aus vier Stationen. Neben Haldde gab es Observatorien auf [[Island]], [[Nowaja Semlja]] und der zu [[Spitzbergen (Inselgruppe)|Spitzbergen]] gehörenden Insel [[Akseløya]]. Daneben führte er Laborexperimente an einem kugelförmigen Magneten als Modell der Erde, genannt Terrella, durch. Es gelang ihm, dem Polarlicht ähnliche Lichterscheinungen künstlich zu erzeugen.
Birkeland beschäftigte sich ab der Mitte der 1890er Jahre intensiv mit dem [[Polarlicht]]. Er ging davon aus, dass [[Elektron]]en der Sonne das Gasgemisch der oberen Atmosphäre zum Leuchten anregen. Da die Existenz des [[Sonnenwind]]es zu dieser Zeit noch nicht bekannt war, wurde seine Theorie jedoch bezweifelt. Im Februar 1897 fuhr Birkeland erstmals in den Hohen Norden [[Norwegen]]s und kam beinah in einem [[Schneesturm]] ums Leben. Bis 1899 richtete er ein Nordlicht-Observatorium auf dem Berg Haldde bei [[Alta (Norwegen)|Alta]] ein. Im Winter 1902/1903 betrieb er schließlich ein Netz aus vier Stationen. Neben Haldde gab es Observatorien auf [[Island]], [[Nowaja Semlja]] und der zu [[Spitzbergen (Inselgruppe)|Spitzbergen]] gehörenden Insel [[Akseløya]]. Daneben führte er Laborexperimente an einem kugelförmigen Magneten als Modell der Erde, genannt Terrella, durch. Es gelang ihm, dem Polarlicht ähnliche Lichterscheinungen künstlich zu erzeugen.


[[Datei:Birkeland-terrella.jpg|mini|links|Birkeland beim Terrella-Experiment]]
Zusammen mit [[Sam Eyde]] entwickelte er 1903 das [[Birkeland-Eyde-Verfahren]] zur Herstellung von künstlichem [[Nitrate#Salpeter|Salpeter]] und Düngesalz. Dabei wird der Stickstoff aus der Luft mithilfe eines [[Lichtbogen]]s oxidiert. Gemeinsam gründeten sie 1905 das Unternehmen [[Norsk Hydro]], das die für das Verfahren erforderlichen hohen Elektrizitätsmengen aus Wasserkraft erzeugte. Die Beteiligung an der Firma machte Birkeland wohlhabend.
Zusammen mit [[Sam Eyde]] entwickelte er 1903 das [[Birkeland-Eyde-Verfahren]] zur Herstellung von künstlichem [[Nitrate#Salpeter|Salpeter]] und Düngesalz. Dabei wird der Stickstoff aus der Luft mithilfe eines [[Lichtbogen]]s oxidiert. Gemeinsam gründeten sie 1905 das Unternehmen [[Norsk Hydro]], das die für das Verfahren erforderlichen hohen Elektrizitätsmengen aus Wasserkraft erzeugte. Die Beteiligung an der Firma machte Birkeland wohlhabend.


Ab 1910 ließen Birkelands wissenschaftliche Aktivitäten deutlich nach, möglicherweise infolge einer [[Quecksilbervergiftung]], die er sich in Zusammenhang mit den Terrella-Experimenten zugezogen hatte. Forschungsreisen brachten ihn dennoch nach [[Jordanien]], [[Japan]], [[Indien]] und vor allem nach [[Ägypten]], wo er zwischen 1914 und 1917 lebte und ein eigenes [[Observatorium]] betrieb.
Ab 1910 ließen Birkelands wissenschaftliche Aktivitäten deutlich nach, möglicherweise infolge einer [[Quecksilbervergiftung]], die er sich in Zusammenhang mit den Terrella-Experimenten zugezogen hatte. Forschungsreisen brachten ihn dennoch nach [[Jordanien]], [[Japan]], [[Indien]] und vor allem nach [[Ägypten]], wo er zwischen 1914 und 1917 lebte und ein eigenes [[Observatorium]] betrieb.


Birkeland meldete 59 Patente an, darunter auch eine [[Gaußgewehr|elektromagnetische Kanone]], die bei einer öffentlichen Vorführung für potenzielle Kunden allerdings aufgrund eines [[Elektrischer Kurzschluss|Kurzschlusses]] spektakulär versagte (wenn auch das Projektil korrekt auftraf). Er wollte mit den Mitteln aus dem Verkauf seine Polarlicht-Expeditionen und Experimente finanzieren.  
Birkeland meldete 59 Patente an, darunter auch eine [[Gaußgewehr|elektromagnetische Kanone]],<ref>[http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/index.php?id=dfg-viewer&set%5Bimage%5D=3&set%5Bzoom%5D=default&set%5Bdebug%5D=0&set%5Bdouble%5D=0&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27112366-19020507-0-0-0-0.xml Unter ''Kunst, Wissenschaft und Literatur''] wird die ''Kanone'' beschrieben, die in der Lage sein soll, ein zwei Tonnen schweres Geschoss in Abhängigkeit von der Rohrlänge mindestens 150 Meter schießen zu können. In: [[Vossische Zeitung]], 7. Mai 1902.</ref>
Bei einer öffentlichen Vorführung für potenzielle Kunden versagte sie allerdings aufgrund eines [[Elektrischer Kurzschluss|Kurzschlusses]], wenn auch das Projektil korrekt auftraf. Birkeland wollte mit den Verkaufserlösen seine Polarlicht-Expeditionen und Experimente finanzieren.


Seine wissenschaftlichen Abhandlungen schrieb er überwiegend auf Französisch. Die [[Technische Universität Dresden|Technische Hochschule Dresden]] ernannte ihn bereits 1908 zum [[Ehrendoktor]].
Seine wissenschaftlichen Abhandlungen schrieb er überwiegend auf Französisch. Die [[Technische Universität Dresden|Technische Hochschule Dresden]] ernannte ihn bereits 1908 zum [[Ehrendoktor]].
Zeile 17: Zeile 19:
Birkeland starb 1917, vermutlich durch eine Überdosis [[Veronal]] in Kombination mit Alkohol.
Birkeland starb 1917, vermutlich durch eine Überdosis [[Veronal]] in Kombination mit Alkohol.


Seit 1994 ist Birkeland auf den [[Norwegische Krone|200-Kronen-Noten]] der Norwegischen Bank abgebildet. Der [[Asteroid]] [[(16674) Birkeland]] und ein [[Mondkrater|Krater]] auf der [[Mondrückseite]] wurden nach ihm benannt.<ref>[http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=birkeland;orb=1;cov=0;log=0;cad=0#phys_par 16674 Birkeland]@ jpl.nasa.gov, abgerufen am 12. September 2011</ref><ref>[http://the-moon.wikispaces.com/Birkeland Birkeland] the-moon; [[:en:Birkeland_%28lunar_crater%29|Birkeland (lunar crater)]] en.wikipedia</ref>
Er war seit 1905 mit Ida Charlotte Hammer verheiratet, die Ehe wurde aber 1911 geschieden und blieb kinderlos. Der Mathematiker [[Richard Birkeland]] war sein Cousin.


Er war seit 1905 mit Ida Charlotte Hammer verheiratet, die Ehe wurde aber 1911 geschieden und blieb kinderlos. Der Mathematiker [[Richard Birkeland]] war sein Cousin.
== Ehrungen ==
Birkeland ist auf den [[Norwegische Krone|200-Kronen-Noten]] der Norwegischen Bank abgebildet, die von 1994 bis 2017 im Umlauf waren. Der [[Asteroid]] [[(16674) Birkeland]] und ein [[Mondkrater|Krater]] auf der [[Mondrückseite]] wurden nach ihm benannt.<ref>[http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=birkeland;orb=1;cov=0;log=0;cad=0#phys_par 16674 Birkeland]@ jpl.nasa.gov, abgerufen am 12. September 2011</ref><ref>[http://the-moon.wikispaces.com/Birkeland Birkeland] the-moon; [[:en:Birkeland %28lunar crater%29|Birkeland (lunar crater)]] en.wikipedia</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Alv Egeland: ''Birkeland's electromagnetic gun: a historical review'', IEEE Transactions on Plasma Science, Band 17, April 1989, S. 73–82
* Alv Egeland: ''[http://www.dnva.no/binfil/download.php?tid=44836 Kristian Birkeland. The First Space Scientist]'' (PDF; 401;kB). In: ''Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics''. Band 71, 2009, S. 1749–1755 (englisch).
* A. Egeland, E. Leer: ''Professor Kr. Birkeland: His Life and Work'', IEEE Transactions on Plasma Science, Band 14, Dezember 1986, S. 666–677
* Alv Egeland: ''Birkeland's electromagnetic gun: a historical review'', IEEE Transactions on Plasma Science, Band 17, April 1989, S. 73–82 (englisch). {{DOI|10.1109/27.24611 }}
* A. Egeland, E. Leer: ''Professor Kr. Birkeland: His Life and Work'', IEEE Transactions on Plasma Science, Band 14, Dezember 1986, S. 666–677 (englisch). {{DOI|10.1109/TPS.1986.4316617}}
* Alv Egeland, William J. Burke: ''Kristian Birkeland. The First Space Scientist'', Dordrecht: Springer, 2005. ISBN 1402032935
* Alv Egeland, William J. Burke: ''Kristian Birkeland. The First Space Scientist'', Dordrecht: Springer, 2005. ISBN 1402032935
* Lucy Jago: ''The northern lights'', Knopf 2001 (Biographie von Birkeland)
* {{Literatur | Autor = Lucy Jago | Titel = The northern lights | Verlag = Knopf | Datum = 2001 | ISBN = 978-0-375-42028-3 | Sprache = en | Online ={{Google Buch | BuchID = C9iVxsMjSp4C }}}}
* Kristian Birkeland: ''The Norwegian aurora polaris Expedition 1902–1903'', 2 Bände, Aschehoug, Christiania 1908, 1913 ([https://archive.org/stream/norwegianaurorap01chririch#page/n5/mode/2up Band 1])
* Kristian Birkeland: ''The Norwegian aurora polaris Expedition 1902–1903'', 2 Bände, Aschehoug, Christiania 1908, 1913 ([https://archive.org/stream/norwegianaurorap01chririch#page/n5/mode/2up Band 1])


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commons|Category:Kristian Birkeland|Kristian Birkeland}}
* {{DNB-Portal|119124521}}
* {{DNB-Portal|119124521}}
* [http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1426254/Jagd-nach-dem-Himmelsfeuer#/beitrag/video/1426254/Jagd-nach-dem-Himmelsfeuer Terra X: Jagd nach dem Himmelsfeuer] ZDF, abgerufen am 11. November 2014
* Trygve Holtebekk: ''[https://nbl.snl.no/Kristian_Birkeland Kristian Birkeland]''. In: ''[[Norsk biografisk leksikon]]''
* [https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/jagd-nach-dem-himmelsfeuer-dem-104.html Terra X: Jagd nach dem Himmelsfeuer] ZDF-Dokumentation, gesendet am 27. Mai 2018, abgerufen am 28. Mai 2018.
* [http://www.plasma-universe.com/Kristian_Birkeland Biographie, englisch]
* [http://www.plasma-universe.com/Kristian_Birkeland Biographie, englisch]


Zeile 43: Zeile 49:
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Oslo)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Oslo)]]
[[Kategorie:Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Namensgeber für einen Asteroiden]]
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Mondkrater]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Technischen Universität Dresden]]
[[Kategorie:Norweger]]
[[Kategorie:Norweger]]
Zeile 49: Zeile 56:
[[Kategorie:Gestorben 1917]]
[[Kategorie:Gestorben 1917]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Personendaten

Aktuelle Version vom 15. Oktober 2021, 05:38 Uhr

Kristian Birkeland (vor 1900)

Kristian Olaf Bernhard Birkeland (* 13. Dezember 1867 in Kristiania; † 15. Juni 1917 in Tokio) war ein norwegischer Physiker, der ab 1898 einen Lehrstuhl an der damaligen Königlichen Friedrichs-Universität Kristiania (seit 1939 Universität Oslo) innehatte. Er wurde sieben Mal für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen, ohne die begehrte Auszeichnung zu erhalten.

Leben

Kristian Birkeland war das zweite Kind von Reinert Birkeland (1838–1899) und dessen Ehefrau Ingeborg, geborene Ege (1842–1913).[1] Nach der Schulausbildung in seiner Heimatstadt Kristiania (heute Oslo) begann er an der dortigen Universität ein Studium der Chemie, Mathematik und Physik. Zwischen 1893 und 1895 setzte er seine akademische Ausbildung in Deutschland, Frankreich (wo er bei Henri Poincaré studierte) und der Schweiz fort. Nach seiner Rückkehr nach Norwegen wurde er 1896 das bis dahin jüngste Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften.

Birkeland beschäftigte sich ab der Mitte der 1890er Jahre intensiv mit dem Polarlicht. Er ging davon aus, dass Elektronen der Sonne das Gasgemisch der oberen Atmosphäre zum Leuchten anregen. Da die Existenz des Sonnenwindes zu dieser Zeit noch nicht bekannt war, wurde seine Theorie jedoch bezweifelt. Im Februar 1897 fuhr Birkeland erstmals in den hohen Norden Norwegens und kam beinahe in einem Schneesturm ums Leben. Bis 1899 richtete er ein Nordlicht-Observatorium auf dem Berg Haldde bei Alta ein. Im Winter 1902/1903 betrieb er schließlich ein Netz aus vier Stationen. Neben Haldde gab es Observatorien auf Island, Nowaja Semlja und der zu Spitzbergen gehörenden Insel Akseløya. Daneben führte er Laborexperimente an einem kugelförmigen Magneten als Modell der Erde, genannt Terrella, durch. Es gelang ihm, dem Polarlicht ähnliche Lichterscheinungen künstlich zu erzeugen.

Birkeland beim Terrella-Experiment

Zusammen mit Sam Eyde entwickelte er 1903 das Birkeland-Eyde-Verfahren zur Herstellung von künstlichem Salpeter und Düngesalz. Dabei wird der Stickstoff aus der Luft mithilfe eines Lichtbogens oxidiert. Gemeinsam gründeten sie 1905 das Unternehmen Norsk Hydro, das die für das Verfahren erforderlichen hohen Elektrizitätsmengen aus Wasserkraft erzeugte. Die Beteiligung an der Firma machte Birkeland wohlhabend.

Ab 1910 ließen Birkelands wissenschaftliche Aktivitäten deutlich nach, möglicherweise infolge einer Quecksilbervergiftung, die er sich in Zusammenhang mit den Terrella-Experimenten zugezogen hatte. Forschungsreisen brachten ihn dennoch nach Jordanien, Japan, Indien und vor allem nach Ägypten, wo er zwischen 1914 und 1917 lebte und ein eigenes Observatorium betrieb.

Birkeland meldete 59 Patente an, darunter auch eine elektromagnetische Kanone,[2] Bei einer öffentlichen Vorführung für potenzielle Kunden versagte sie allerdings aufgrund eines Kurzschlusses, wenn auch das Projektil korrekt auftraf. Birkeland wollte mit den Verkaufserlösen seine Polarlicht-Expeditionen und Experimente finanzieren.

Seine wissenschaftlichen Abhandlungen schrieb er überwiegend auf Französisch. Die Technische Hochschule Dresden ernannte ihn bereits 1908 zum Ehrendoktor.

Birkeland starb 1917, vermutlich durch eine Überdosis Veronal in Kombination mit Alkohol.

Er war seit 1905 mit Ida Charlotte Hammer verheiratet, die Ehe wurde aber 1911 geschieden und blieb kinderlos. Der Mathematiker Richard Birkeland war sein Cousin.

Ehrungen

Birkeland ist auf den 200-Kronen-Noten der Norwegischen Bank abgebildet, die von 1994 bis 2017 im Umlauf waren. Der Asteroid (16674) Birkeland und ein Krater auf der Mondrückseite wurden nach ihm benannt.[3][4]

Literatur

  • Alv Egeland: Kristian Birkeland. The First Space Scientist (PDF; 401;kB). In: Journal of Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics. Band 71, 2009, S. 1749–1755 (englisch).
  • Alv Egeland: Birkeland's electromagnetic gun: a historical review, IEEE Transactions on Plasma Science, Band 17, April 1989, S. 73–82 (englisch). doi:10.1109/27.24611
  • A. Egeland, E. Leer: Professor Kr. Birkeland: His Life and Work, IEEE Transactions on Plasma Science, Band 14, Dezember 1986, S. 666–677 (englisch). doi:10.1109/TPS.1986.4316617
  • Alv Egeland, William J. Burke: Kristian Birkeland. The First Space Scientist, Dordrecht: Springer, 2005. ISBN 1402032935
  • Kristian Birkeland: The Norwegian aurora polaris Expedition 1902–1903, 2 Bände, Aschehoug, Christiania 1908, 1913 (Band 1)

Weblinks

Commons: Kristian Birkeland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Trygve Holtebekk: Kristian Birkeland. In: Norsk biografisk leksikon
  2. Unter Kunst, Wissenschaft und Literatur wird die Kanone beschrieben, die in der Lage sein soll, ein zwei Tonnen schweres Geschoss in Abhängigkeit von der Rohrlänge mindestens 150 Meter schießen zu können. In: Vossische Zeitung, 7. Mai 1902.
  3. 16674 Birkeland@ jpl.nasa.gov, abgerufen am 12. September 2011
  4. Birkeland the-moon; Birkeland (lunar crater) en.wikipedia