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'''John Dalton''' (* [[6. September]] [[1766]] in [[Eaglesfield (Cumbria)|Eaglesfield]], [[Cumberland (England)|Cumberland]]; † [[27. Juli]] [[1844]] in [[Manchester]]) war ein englischer [[Naturforscher]] und [[Lehrer]]. Wegen seiner grundlegenden Untersuchungen zur Atomtheorie gilt er als einer der Wegbereiter der [[Chemie]]. Ihm zu Ehren ist im anglo-amerikanischen Raum die [[atomare Masseneinheit]] u (veraltet: amu) mit „Dalton“ benannt worden. | '''John Dalton''' (* [[6. September]] [[1766]] in [[Eaglesfield (Cumbria)|Eaglesfield]], [[Cumberland (England)|Cumberland]]; † [[27. Juli]] [[1844]] in [[Manchester]]) war ein englischer [[Naturforscher]] und [[Lehrer]]. Wegen seiner grundlegenden Untersuchungen zur Atomtheorie gilt er als einer der Wegbereiter der [[Chemie]]. Ihm zu Ehren ist im anglo-amerikanischen Raum die [[atomare Masseneinheit]] u (veraltet: amu) mit „Dalton“ benannt worden. | ||
== Leben und Wirken == | == Leben und Wirken == | ||
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Dalton wuchs als Sohn eines Webers, der [[Quäkertum|Quäker]] war<ref>[[Karl Heinrich Wiederkehr]] in [[Fritz Krafft]] (Hrsg.): ''Große Naturwissenschaftler. Biographisches Lexikon.'' Düsseldorf 2. Auflage. 1986, S. 95f.</ref> | Dalton wuchs als Sohn eines Webers, der [[Quäkertum|Quäker]] war,<ref>[[Karl Heinrich Wiederkehr]] in [[Fritz Krafft]] (Hrsg.): ''Große Naturwissenschaftler. Biographisches Lexikon.'' Düsseldorf 2. Auflage. 1986, S. 95f.</ref> auf und besuchte eine Schule, auf der er selbst als Lehrer tätig wurde. Vermutlich war er dabei erst zwölf Jahre alt.<ref name="Bugge">Wilhelm Ostwald: ''Dalton.'' In: Günther Bugge (Hrsg.): ''Das Buch Der Grossen Chemiker.'' Verlag Chemie, Weinheim 1974, ISBN 3-527-25021-2, S. 378–386</ref> | ||
Ab 1781 leitete er mit seinem Bruder und seinem Cousin eine Schule in Kendal. | Ab 1781 leitete er mit seinem Bruder und seinem Cousin eine Schule in Kendal. | ||
Dalton beschäftigte sich zunächst – wie sein früherer Lehrer Elihu Robinson – vornehmlich mit Meteorologie. Mit 21 Jahren führte er selbst meteorologische Studien durch und stellte wissenschaftliche Geräte wie Barometer und Thermometer her, für sich und andere Abnehmer. Er hielt seit 1787 öffentliche Vorträge über Mechanik, Optik, Astronomie und Geographie. | Dalton beschäftigte sich zunächst – wie sein früherer Lehrer Elihu Robinson – vornehmlich mit [[Meteorologie]]. Mit 21 Jahren führte er selbst meteorologische Studien durch und stellte wissenschaftliche Geräte wie Barometer und Thermometer her, für sich und andere Abnehmer. Er hielt seit 1787 öffentliche Vorträge über Mechanik, Optik, Astronomie und Geographie. | ||
1791 veröffentlichte er das Werk ''Meteorological Observations and Essays''. | 1791 veröffentlichte er das Werk ''Meteorological Observations and Essays''. | ||
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Dalton befasste sich mit Luft, Wasser, Wind und Regen. | Dalton befasste sich mit Luft, Wasser, Wind und Regen. | ||
Zunächst entwickelte er die Theorie, dass in einer Gasmischung jedes einzelne Gas unabhängig von den anderen Gasen einen eigenen Partialdruck bei jeder Temperatur besitzt ([[Dalton-Gesetz]]).<ref name="Bugge" /> | Zunächst entwickelte er die Theorie, dass in einer Gasmischung jedes einzelne Gas unabhängig von den anderen Gasen einen eigenen [[Partialdruck]] bei jeder Temperatur besitzt ([[Dalton-Gesetz]]).<ref name="Bugge" /> | ||
Ferner stellte Dalton die Hypothese auf, dass die Dampfdrücke gleich groß sind für alle Flüssigkeiten bei gleichen Temperaturabständen vom Siedepunkt. Er fand je Grad Temperaturerhöhung eine konstante Ausdehnung der Gasmenge über der Flüssigkeit – für Wasser und [[Diethylether]]. Bei anderen Flüssigkeiten ist dies jedoch nicht die Regel. | Ferner stellte Dalton die Hypothese auf, dass die Dampfdrücke gleich groß sind für alle Flüssigkeiten bei gleichen Temperaturabständen vom Siedepunkt. Er fand je Grad Temperaturerhöhung eine konstante Ausdehnung der Gasmenge über der Flüssigkeit – für Wasser und [[Diethylether]]. Bei anderen Flüssigkeiten ist dies jedoch nicht die Regel. | ||
In diesem Zusammenhang fand Dalton (unabhängig von [[Joseph Louis Gay-Lussac]]) das Gesetz der proportionalen Gasausdehnung von reinen Gasen (Sauerstoff und Stickstoff) bei Temperaturerhöhung (1801). Hier fand er den Proportionalitätsfaktor 1/266 ≈ 0, | In diesem Zusammenhang fand Dalton (unabhängig von [[Joseph Louis Gay-Lussac]], nach dem das [[Thermische Zustandsgleichung idealer Gase|Gesetz]] meist benannt wird) das Gesetz der proportionalen Gasausdehnung von reinen Gasen (Sauerstoff und Stickstoff) bei Temperaturerhöhung (1801). Hier fand er den Proportionalitätsfaktor 1/266 ≈ 0,00376, genau wie Gay-Lussac (der korrekte Wert liegt bei etwa 0,365).<ref>Bugge, Das Buch der großen Chemiker, Verlag Chemie 1979, Band 1, S. 382</ref> Aufgrund dieser Beziehung verkleinert sich das Gasvolumen von Gasen bei tiefen Temperaturen. Dalton prägte den Begriff „[[Absoluter Nullpunkt]]“ eines Gases, also der Temperatur, bei der ein Gas flüssig oder fest vorliegen sollte.<ref>Günther Bugge: ''Das Buch der Grossen Chemiker''. Verlag Chemie, Weinheim 1974, ISBN 3-527-25021-2, S. 390, Fußnote 14</ref> | ||
Im folgenden Jahr untersuchte Dalton die Zusammensetzung der Luft und kam zu recht genauen Ergebnissen bezüglich des Sauerstoff- (21 %) und Stickstoffgehaltes (79 %).<ref name="Bugge" /> | Im folgenden Jahr untersuchte Dalton die Zusammensetzung der Luft und kam zu recht genauen Ergebnissen bezüglich des Sauerstoff- (21 %) und Stickstoffgehaltes (79 %).<ref name="Bugge" /> | ||
Dalton beschäftigte sich dann auch mit Gasgemischen über einer lösenden Flüssigkeit. Sein Freund [[William Henry (Chemiker)|William Henry]] hatte gezeigt, dass die Löslichkeit eines Einzelgases proportional zum Druck des Einzelgases über der Flüssigkeit ist ([[Henrysches Gesetz]]). Nun nahm Dalton an, dass Gasteilchen mit unterschiedlicher Gewichtsbeschaffenheit auch Änderungen im Löslichkeitsverhalten zeigen. Die leichten Partikel (etwa Wasserstoff) eines Gasgemisches werden in einem Lösungsmittel weniger gut bei gleichem Druck gelöst als die schweren Teilchen (zum Beispiel Kohlendioxidteilchen).<ref>Anmerkung: Die Löslichkeit von Gasen in einer Flüssigkeit hängt auch von anderen Faktoren wie beispielsweise der Dissoziation ab, dies war damals aber nicht bekannt</ref> Aufgrund der Löslichkeit von Gasen bei gleichen Drucken und aufgrund von analytischen Messungen anderer Autoren konnte Dalton eine Tabelle mit relativen [[Atomgewicht]]en von Partikeln aufstellen. Am 21. Oktober 1803 reichte er der ''Literary and Philosophical Society of Manchester'' eine Notiz dazu ein.<ref> | Dalton beschäftigte sich dann auch mit Gasgemischen über einer lösenden Flüssigkeit. Sein Freund [[William Henry (Chemiker)|William Henry]] hatte gezeigt, dass die Löslichkeit eines Einzelgases proportional zum Druck des Einzelgases über der Flüssigkeit ist ([[Henrysches Gesetz]]). Nun nahm Dalton an, dass Gasteilchen mit unterschiedlicher Gewichtsbeschaffenheit auch Änderungen im Löslichkeitsverhalten zeigen. Die leichten Partikel (etwa Wasserstoff) eines Gasgemisches werden in einem Lösungsmittel weniger gut bei gleichem Druck gelöst als die schweren Teilchen (zum Beispiel Kohlendioxidteilchen).<ref>Anmerkung: Die Löslichkeit von Gasen in einer Flüssigkeit hängt auch von anderen Faktoren wie beispielsweise der Dissoziation ab, dies war damals aber nicht bekannt</ref> Aufgrund der Löslichkeit von Gasen bei gleichen Drucken und aufgrund von analytischen Messungen anderer Autoren konnte Dalton eine Tabelle mit relativen [[Atomgewicht]]en von Partikeln aufstellen. Am 21. Oktober 1803 reichte er der ''Literary and Philosophical Society of Manchester'' eine Notiz dazu ein.<ref>{{Literatur |Sammelwerk=[[Science]]|Datum=1903-10-23 |Titel=The Atomic theory |Autor=[[Frank Wigglesworth Clarke|F. W. Clarke]] |Band=18 |Nummer=460 |Seiten=513-529 |Sprache=en |DOI=10.1126/science.18.460.513 |JSTOR=1630501}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=John Dalton |Titel=On the Absorption of Gases by Water and Other Liquids |Sammelwerk=Memoirs of the Literary and Philosophical Society of Manchester, Second Series |Band=1 |Seiten=271-87 |Datum=1805 |Online=http://web.lemoyne.edu/~giunta/dalton52.html |Sprache=en |Abruf=2019-04-24}} (englisch)</ref> | ||
Er setzte das relative Gewicht für Wasserstoff gleich 1. Für Kohlenstoff kam er im Jahr 1803 auf 4,3, für Kohlenmonoxid auf 9,8, für Sauerstoff auf 5,5, für Stickstoff auf 4,2, für Wasser auf 6,5, für Ethylalkohol auf 15,1.<ref name="Bugge" /> | Er setzte das relative Gewicht für Wasserstoff gleich 1. Für Kohlenstoff kam er im Jahr 1803 auf 4,3, für Kohlenmonoxid auf 9,8, für Sauerstoff auf 5,5, für Stickstoff auf 4,2, für Wasser auf 6,5, für Ethylalkohol auf 15,1.<ref name="Bugge" /> Wie er auf diese Werte kam führte er nicht näher aus. Später verbesserte er die Angabe der Atomgewichte; im Jahr 1810 kam er auf 5,4 für Kohlenstoff, 7 für Sauerstoff, 6 für Stickstoff. Wasser, [[Ethanol]], Kohlenmonoxid galten für Dalton noch als kleinste (atomare), unteilbare Teilchen. Dalton konnte noch nicht zwischen Molekül und Atom unterscheiden. Die Werte von Dalton waren noch weit von den korrekten Werten entfernt, und er gab auch teilweise falsche [[Summenformel]]n an (so für Salpetersäure). Ein Grund war nach [[Wilhelm Ostwald]], dass er fremde Arbeiten und speziell nichtenglische Arbeiten ablehnte. Die Atomgewichte wurden ab 1810 von [[Jöns Jakob Berzelius]] viel genauer bestimmt.<ref>Bugge, Die großen Chemiker, Band 1, S. 383</ref> | ||
Später verbesserte er die Angabe der Atomgewichte; im Jahr 1810 kam er auf 5,4 für Kohlenstoff, 7 für Sauerstoff, 6 für Stickstoff. Wasser, [[Ethanol]], Kohlenmonoxid galten für Dalton noch als kleinste (atomare), unteilbare Teilchen. Dalton konnte noch nicht zwischen Molekül und Atom unterscheiden. | |||
Aus Untersuchungen von [[Alexander von Humboldt]] und Gay-Lussac war bekannt, dass Wasser 12,6 Gewichtsteile Wasserstoff und 87,4 Gewichtsteile Sauerstoff besaß.<ref name="Brock">William H. Brock: ''Viewegs Geschichte der Chemie.'' Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, 1992, ISBN 3-528-06645-8, S. 84 ff.</ref> | Aus Untersuchungen von [[Alexander von Humboldt]] und Gay-Lussac war bekannt, dass Wasser 12,6 Gewichtsteile Wasserstoff und 87,4 Gewichtsteile Sauerstoff besaß.<ref name="Brock">William H. Brock: ''Viewegs Geschichte der Chemie.'' Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, 1992, ISBN 3-528-06645-8, S. 84 ff.</ref> | ||
Dalton nahm nun an, dass sich Stoffe nur in ganz bestimmten Gewichtsverhältnissen paaren können (Synthese). | Dalton nahm nun an, dass sich Stoffe nur in ganz bestimmten Gewichtsverhältnissen paaren können (Synthese). | ||
So kann sich beispielsweise ein Element A mit dem Element B zur Verbindung AB vereinigen. Es | So kann sich beispielsweise ein Element A mit dem Element B zur Verbindung AB vereinigen. Es kann auch möglich sein, dass 2 Teile A mit 1 Teil B die Verbindung A<sub>2</sub>B eingehen, auch drei Teile A könnten mit einem Teil B sich zu A<sub>3</sub>B verbinden. Jedenfalls muss bei der Paarung immer ein ganzzahliges Vielfaches einer Komponente auftreten.<ref name="Brock" /> Diese Hypothese wurde später zum [[Gesetz der multiplen Proportionen]]. Damit war die bisher nur spekulativ postulierte Atom-Hypothese wissenschaftlich bewiesen. | ||
In seinen Arbeiten über die Atomtheorie verarbeitete er die Erkenntnisse von [[Jeremias Benjamin Richter]]. | In seinen Arbeiten über die Atomtheorie verarbeitete er die Erkenntnisse von [[Jeremias Benjamin Richter]]. | ||
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In London hielt Dalton vor der „Royal Institution“ viele Vorträge. 1816 wurde Dalton zum korrespondierenden Mitglied der [[Académie des sciences]] in Paris gewählt. | In London hielt Dalton vor der „Royal Institution“ viele Vorträge. 1816 wurde Dalton zum korrespondierenden Mitglied der [[Académie des sciences]] in Paris gewählt. | ||
1822 wurde ihm die Mitgliedschaft in der [[Royal Society]] angetragen. Von dieser erhielt er 1826 als erster Wissenschaftler die [[Royal Medal]] (damals auch „Goldmedaille“ genannt) für seine Verdienste auf dem Gebiet der Chemie. 1834 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt. Seit 1820 war er auswärtiges Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]<ref>{{BAdW|563|Name=John Dalton |Kommentar= |Datum=22. Januar 2017}}</ref> und seit 1827 korrespondierendes Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]| url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=532&letter=D| titel=Mitglieder der Vorgängerakademien| titelerg=John Dalton| zugriff=2015-03-11}}</ref> | 1822 wurde ihm die Mitgliedschaft in der [[Royal Society]] angetragen. Von dieser erhielt er 1826 als erster Wissenschaftler die [[Royal Medal]] (damals auch „Goldmedaille“ genannt) für seine Verdienste auf dem Gebiet der Chemie. 1834 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] und 1835 als Ehrenmitglied (''Honorary Fellow'') in die [[Royal Society of Edinburgh]]<ref>{{Internetquelle| url=http://www.rse.org.uk/wp-content/uploads/2016/11/all_fellows.pdf| titel=Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002 | hrsg=Royal Society of Edinburgh| zugriff=2019-10-19}}</ref> gewählt. Seit 1820 war er auswärtiges Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]<ref>{{BAdW|563|Name=John Dalton |Kommentar= |Datum=22. Januar 2017}}</ref> und seit 1827 korrespondierendes Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle| hrsg=[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]| url=http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/alphabetische-sortierung?altmitglied_id=532&letter=D| titel=Mitglieder der Vorgängerakademien| titelerg=John Dalton| zugriff=2015-03-11}}</ref> | ||
Der Mondkrater [[Dalton (Mondkrater)|Dalton]] | Der Mondkrater [[Dalton (Mondkrater)|Dalton]] und der [[Asteroid]] [[(12292) Dalton]] sind nach ihm benannt. | ||
== Zusammenfassung der wichtigen Arbeiten von John Dalton == | == Zusammenfassung der wichtigen Arbeiten von John Dalton == | ||
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# Atome sind unzerstörbar. Sie können durch chemische Reaktionen weder vernichtet noch erzeugt werden. | # Atome sind unzerstörbar. Sie können durch chemische Reaktionen weder vernichtet noch erzeugt werden. | ||
# Bei chemischen Reaktionen werden die Atome der Ausgangsstoffe nur neu angeordnet und in bestimmten Anzahlverhältnissen miteinander verbunden. | # Bei chemischen Reaktionen werden die Atome der Ausgangsstoffe nur neu angeordnet und in bestimmten Anzahlverhältnissen miteinander verbunden. | ||
== Schriften == | |||
* ''A New System of Chemical Philosophy'', Band 1, Teil 1, Manchester, London 1808, [https://archive.org/details/newsystemofchemi01daltuoft Archive], Band 1, Teil 2, 1810, [https://archive.org/details/newsystemofchemi12dalt Archive], Band 2, Teil 1, 1827, [https://archive.org/details/newsystemofchemi21dalt Archive] | |||
*''Meteorological observations and essays'', Manchester, 2. Auflage 1834, [https://archive.org/details/meteorologicalob00dalt Archive] | |||
*Wilhelm Ostwald (Hrsg.): ''Grundlagen der Atomtheorie. Abhandlungen von J. Dalton, W. H. Wollaston'', Leipzig, Ostwalds Klassiker 1889, [https://archive.org/details/diegrundlagender00dalt Archive], darin von Dalton: Über die Absorption der Gasarten durch Wasser und andere Flüssigkeiten (Memoirs Lit. Phil. Soc. Manchester, Band 1, 1805), A new system of chemical philosophy, 1808, Teil 1, Kapitel 2, S. 141–144 | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Wilhelm Ostwald]]: ''Dalton.'' In: Günther Bugge (Hrsg.): ''Das Buch der grossen Chemiker.'' Bd. 1, Verlag Chemie, Weinheim 1974 ISBN 3-527-25021-2, S. 378–385. (Nachdruck von 1929) | * [[Wilhelm Ostwald]]: ''Dalton.'' In: Günther Bugge (Hrsg.): ''Das Buch der grossen Chemiker.'' Bd. 1, Verlag Chemie, Weinheim 1974 ISBN 3-527-25021-2, S. 378–385. (Nachdruck von 1929) | ||
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20091108181749/http://www.bautz.de/bbkl/d/dalton_j.shtml |band=31|autor=Claus Bernet|spalten=309-332}} | * {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20091108181749/http://www.bautz.de/bbkl/d/dalton_j.shtml |band=31|autor=[[Claus Bernet]]|spalten=309-332}} | ||
* William H. Brock: ''Viewegs Geschichte der Chemie.'' Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, 1992, ISBN 3-528-06645-8, S. 84 ff. | * [[William H. Brock]]: ''Viewegs Geschichte der Chemie.'' Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, 1992, ISBN 3-528-06645-8, S. 84 ff. | ||
* Hanns Peugler: ''John Dalton – Schöpfer der Atomwissenschaft''. In: ''Ausbau'', Heft 9/1957, S. 517–525, Paul-Christiani-Verlag, Konstanz 1957 | * Hanns Peugler: ''John Dalton – Schöpfer der Atomwissenschaft''. In: ''Ausbau'', Heft 9/1957, S. 517–525, Paul-Christiani-Verlag, Konstanz 1957 | ||
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John Dalton (* 6. September 1766 in Eaglesfield, Cumberland; † 27. Juli 1844 in Manchester) war ein englischer Naturforscher und Lehrer. Wegen seiner grundlegenden Untersuchungen zur Atomtheorie gilt er als einer der Wegbereiter der Chemie. Ihm zu Ehren ist im anglo-amerikanischen Raum die atomare Masseneinheit u (veraltet: amu) mit „Dalton“ benannt worden.
Dalton wuchs als Sohn eines Webers, der Quäker war,[1] auf und besuchte eine Schule, auf der er selbst als Lehrer tätig wurde. Vermutlich war er dabei erst zwölf Jahre alt.[2] Ab 1781 leitete er mit seinem Bruder und seinem Cousin eine Schule in Kendal.
Dalton beschäftigte sich zunächst – wie sein früherer Lehrer Elihu Robinson – vornehmlich mit Meteorologie. Mit 21 Jahren führte er selbst meteorologische Studien durch und stellte wissenschaftliche Geräte wie Barometer und Thermometer her, für sich und andere Abnehmer. Er hielt seit 1787 öffentliche Vorträge über Mechanik, Optik, Astronomie und Geographie.
1791 veröffentlichte er das Werk Meteorological Observations and Essays. 1793 bekam Dalton eine Anstellung in der „Warrington-Akademie“ in Manchester als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften.[2] Das Gehalt war in dieser höheren Ausbildungsstätte deutlich besser als in der Schule in Kendal. Mit Chemie, speziell mit der Zusammensetzung der Luft, begann sich Dalton erst um 1796 zu beschäftigen.
Um 1800 gab er die Lehrstelle jedoch auf und begnügte sich mit Einnahmen aus dem Privatunterricht. Ab 1800 kam Dalton mit der Literarischen und Philosophischen Gesellschaft von Manchester in Kontakt. Diese Gesellschaft ermöglichte ihm den Abdruck seiner meteorologischen Arbeiten und die Einrichtung eines eigenen Labors.[2]
Dalton befasste sich mit Luft, Wasser, Wind und Regen. Zunächst entwickelte er die Theorie, dass in einer Gasmischung jedes einzelne Gas unabhängig von den anderen Gasen einen eigenen Partialdruck bei jeder Temperatur besitzt (Dalton-Gesetz).[2]
Ferner stellte Dalton die Hypothese auf, dass die Dampfdrücke gleich groß sind für alle Flüssigkeiten bei gleichen Temperaturabständen vom Siedepunkt. Er fand je Grad Temperaturerhöhung eine konstante Ausdehnung der Gasmenge über der Flüssigkeit – für Wasser und Diethylether. Bei anderen Flüssigkeiten ist dies jedoch nicht die Regel.
In diesem Zusammenhang fand Dalton (unabhängig von Joseph Louis Gay-Lussac, nach dem das Gesetz meist benannt wird) das Gesetz der proportionalen Gasausdehnung von reinen Gasen (Sauerstoff und Stickstoff) bei Temperaturerhöhung (1801). Hier fand er den Proportionalitätsfaktor 1/266 ≈ 0,00376, genau wie Gay-Lussac (der korrekte Wert liegt bei etwa 0,365).[3] Aufgrund dieser Beziehung verkleinert sich das Gasvolumen von Gasen bei tiefen Temperaturen. Dalton prägte den Begriff „Absoluter Nullpunkt“ eines Gases, also der Temperatur, bei der ein Gas flüssig oder fest vorliegen sollte.[4]
Im folgenden Jahr untersuchte Dalton die Zusammensetzung der Luft und kam zu recht genauen Ergebnissen bezüglich des Sauerstoff- (21 %) und Stickstoffgehaltes (79 %).[2]
Dalton beschäftigte sich dann auch mit Gasgemischen über einer lösenden Flüssigkeit. Sein Freund William Henry hatte gezeigt, dass die Löslichkeit eines Einzelgases proportional zum Druck des Einzelgases über der Flüssigkeit ist (Henrysches Gesetz). Nun nahm Dalton an, dass Gasteilchen mit unterschiedlicher Gewichtsbeschaffenheit auch Änderungen im Löslichkeitsverhalten zeigen. Die leichten Partikel (etwa Wasserstoff) eines Gasgemisches werden in einem Lösungsmittel weniger gut bei gleichem Druck gelöst als die schweren Teilchen (zum Beispiel Kohlendioxidteilchen).[5] Aufgrund der Löslichkeit von Gasen bei gleichen Drucken und aufgrund von analytischen Messungen anderer Autoren konnte Dalton eine Tabelle mit relativen Atomgewichten von Partikeln aufstellen. Am 21. Oktober 1803 reichte er der Literary and Philosophical Society of Manchester eine Notiz dazu ein.[6][7]
Er setzte das relative Gewicht für Wasserstoff gleich 1. Für Kohlenstoff kam er im Jahr 1803 auf 4,3, für Kohlenmonoxid auf 9,8, für Sauerstoff auf 5,5, für Stickstoff auf 4,2, für Wasser auf 6,5, für Ethylalkohol auf 15,1.[2] Wie er auf diese Werte kam führte er nicht näher aus. Später verbesserte er die Angabe der Atomgewichte; im Jahr 1810 kam er auf 5,4 für Kohlenstoff, 7 für Sauerstoff, 6 für Stickstoff. Wasser, Ethanol, Kohlenmonoxid galten für Dalton noch als kleinste (atomare), unteilbare Teilchen. Dalton konnte noch nicht zwischen Molekül und Atom unterscheiden. Die Werte von Dalton waren noch weit von den korrekten Werten entfernt, und er gab auch teilweise falsche Summenformeln an (so für Salpetersäure). Ein Grund war nach Wilhelm Ostwald, dass er fremde Arbeiten und speziell nichtenglische Arbeiten ablehnte. Die Atomgewichte wurden ab 1810 von Jöns Jakob Berzelius viel genauer bestimmt.[8]
Aus Untersuchungen von Alexander von Humboldt und Gay-Lussac war bekannt, dass Wasser 12,6 Gewichtsteile Wasserstoff und 87,4 Gewichtsteile Sauerstoff besaß.[9] Dalton nahm nun an, dass sich Stoffe nur in ganz bestimmten Gewichtsverhältnissen paaren können (Synthese). So kann sich beispielsweise ein Element A mit dem Element B zur Verbindung AB vereinigen. Es kann auch möglich sein, dass 2 Teile A mit 1 Teil B die Verbindung A2B eingehen, auch drei Teile A könnten mit einem Teil B sich zu A3B verbinden. Jedenfalls muss bei der Paarung immer ein ganzzahliges Vielfaches einer Komponente auftreten.[9] Diese Hypothese wurde später zum Gesetz der multiplen Proportionen. Damit war die bisher nur spekulativ postulierte Atom-Hypothese wissenschaftlich bewiesen. In seinen Arbeiten über die Atomtheorie verarbeitete er die Erkenntnisse von Jeremias Benjamin Richter.
Diese Hypothese wurde bald von Thomas Thomson und William Hyde Wollaston gestützt. Sie stellten 1808 fest, dass im Karbonat ein Teil Kohlendioxid enthalten ist, im Bicarbonat zwei Teile Kohlendioxid. Ferner konnte Thomson auch anhand der Salze von Oxalsäure das Gesetz der multiplen Proportionen stützen. Das Gesetz der multiplen Proportionen bekam seine Bedeutung jedoch erst durch die atomaren Zusammenhänge bezogen auf Moleküle und Ionen. Nach Dalton wurden später stöchiometrisch aufgebaute Verbindungen als Daltonide bezeichnet.
Der Gedanke an das Atom und die Atomgewichte fiel dabei quasi als Nebenprodukt seiner Liste an. Thomas Thomson nahm die Ideen von Dalton auf und verbreitete sie durch ein Lehrbuch, das auch im Ausland viel Beachtung fand.
Erst Jöns Jakob Berzelius bestimmte 1810 die Relativgewichte von Verbindungen genauer.
Die exakte Unterscheidung zwischen Atom und Molekül erfolgte erst viele Jahre später durch Stanislao Cannizzaro, da die Chemiker damals noch nicht ahnten, dass sich zwei gleiche Atome (zum Beispiel Wasserstoffatome) zu einem Wasserstoffmolekül verbinden können.
In London hielt Dalton vor der „Royal Institution“ viele Vorträge. 1816 wurde Dalton zum korrespondierenden Mitglied der Académie des sciences in Paris gewählt.
1822 wurde ihm die Mitgliedschaft in der Royal Society angetragen. Von dieser erhielt er 1826 als erster Wissenschaftler die Royal Medal (damals auch „Goldmedaille“ genannt) für seine Verdienste auf dem Gebiet der Chemie. 1834 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und 1835 als Ehrenmitglied (Honorary Fellow) in die Royal Society of Edinburgh[10] gewählt. Seit 1820 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften[11] und seit 1827 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.[12]
Der Mondkrater Dalton und der Asteroid (12292) Dalton sind nach ihm benannt.
Seine bedeutendste Veröffentlichung dürfte sein 1808 gedrucktes Buch A New System of Chemical Philosophy sein. Darin legte er seine Atomhypothese dar, die das Atom als kleinste Einheit der Materie definiert. Er stellte darin die Hypothese auf, dass es so viele verschiedene Atome wie Elemente gibt: „Elemente bestehen aus für das jeweilige Element charakteristischen, in sich gleichen und unteilbaren Teilchen, den Atomen“. Dalton stellte fest (und das war der markanteste Unterschied zum demokritschen Atommodell), dass die Atome sich durch ihre Masse unterscheiden. Nach Dalton können Atome miteinander vereinigt (= Synthese) oder vereinigte Atome wieder voneinander getrennt (= Analyse) werden.
Durch seine Überlegungen konnten das Gesetz der konstanten Proportionen (Joseph-Louis Proust, 1794), sein Gesetz der multiplen Proportionen und das Gesetz der äquivalenten Proportionen (Richter, 1791) erklärt werden. Die Atommasseneinheit unit wurde daher früher auch als Dalton bezeichnet. Ein Dalton (Da) entspricht in etwa der Masse eines Wasserstoffatoms (1,66·10−27 kg) und wird auch als atomare Masseneinheit u bezeichnet.
John Dalton stellte das erste wissenschaftlich fundierte Atommodell auf, das sich in vier Kernaussagen zusammenfassen lässt:
Personendaten | |
---|---|
NAME | Dalton, John |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Naturforscher und Lehrer |
GEBURTSDATUM | 6. September 1766 |
GEBURTSORT | Eaglesfield, Cumberland |
STERBEDATUM | 27. Juli 1844 |
STERBEORT | Manchester |