Jean-Henri Hassenfratz (* 20. Dezember 1755 in Paris; † 26. Februar 1827 ebenda) war ein französischer Mineraloge, Physiker, Chemiker und Politiker.
Jean-Henri Hassenfratz war der älteste Sohn von Jean Hassenfratz, genannt le lièvre („der Hase“) und der Marie-Marguerite Dagommer. Seine Eltern waren in der Gastronomie tätig und betrieben ein bekanntes Lokal.[1] Sie waren seit dem 1. Februar 1755 miteinander verheiratet.
Hassenfratz war in frühester Jugend Schiffsjunge auf einem nach Martinique segelnden französischen Kriegsschiff. Bei einem Zimmermann in Paris erhielt er für etwa fünf Jahre eine Ausbildung, bildete sich als Autodidakt theoretisch im Baufach aus, hörte Vorlesungen von Gaspard Monge und wurde 1780 Ingenieurgeograph. 1781 war Hassenfratz Angehöriger des 6e régiment de dragons. Im Jahre 1783 bereiste Hassenfratz im Auftrag der französischen Regierung die Steiermark, Kärnten, Ungarn und einen Teil Deutschlands, um Bergbau und Hüttenwesen näher kennenzulernen. Nach seiner Rückkehr wurde er Direktor des Laboratoriums des Antoine Laurent de Lavoisier (1743–1794), des Begründers der neuzeitlichen Chemie.
Während der Französischen Revolution (1789–1799) war Hassenfratz Mitglied des Jakobinerklubs und des Pariser Gemeinderats und setzte durch, dass die auf den 31. Mai nachts beschlossene Verhaftung der Girondisten auf den nächsten Morgen verschoben wurde, wodurch er vielen die Freiheit und das Leben rettete. Seine Schriften verfolgten damals revolutionäre Tendenzen.
1787 erarbeitete er zusammen mit Pierre-Auguste Adet ein System der chemischen Zeichensprache aus, das unter anderem den Aggregatzustand eines Stoffes verdeutlicht.[2] Dabei verwendeten sie Zeichen wie $ -\!\, $, $ \triangle $, $ \nabla $, $ \bigodot $ oder lateinische Großbuchstaben wie $ \bigodot \!\!\!\!\!\!\!{\hbox{A}} $, $ \bigodot \!\!\!\!\!\!\!\!{\hbox{M}} $. In letzteren Zeichen wurde gewissermaßen der Weg für Jöns Jakob Berzelius und dessen chemischen Zeichensystem gelegt.
Am 10. August 1792 wurde er Mitglied der Pariser Kommune von 1789 bis 1795. Im Jahre 1793 ernannte ihn der Kriegsminister Jean-Nicolas Pache zum Direktor der Verwaltung der Geräte und Kriegsmunition im Kriegsministerium, directeur de l'administration du matériel au ministère de la Guerre. Große Verdienste erwarb sich Hassenfratz um das Bergbauwesen, um die Reorganisation der Militärschule und die Gründung der École polytechnique, an der er 1794 als Professor der Physik angestellt wurde. 1797 wurde er Professor an der Bergwerksschule. 1814 trat er in den Ruhestand.
Er starb am 26. Februar 1827 und wurde auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise in der 51. Division beigesetzt.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888 bis 1890. |
Personendaten | |
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NAME | Hassenfratz, Jean-Henri |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Mineraloge, Physiker, Chemiker und Politiker |
GEBURTSDATUM | 20. Dezember 1755 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 26. Februar 1827 |
STERBEORT | Paris |