Jürgen Kurths

Jürgen Kurths

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Jürgen Kurths am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Jürgen Kurths (* 11. März 1953 in Arendsee, Kreis Osterburg, DDR) ist ein deutscher Physiker und Mathematiker. Er gilt als Experte auf dem Gebiet der Analyse komplexer Systeme und Phasensynchronisation, u. a. mit Methoden der Theorie komplexer Netzwerke. Er ist Autor von etwa 1000 wissenschaftlichen Artikeln (Stand Dezember 2019) und acht Büchern auf den Gebieten Klimatologie, Zeitreihenanalyse, Physiologie und Ingenieurswissenschaften.

Kurths leitet gemeinsam mit Anders Levermann die Forschungsabteilung für Komplexitätsforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).[1] Er ist Professor für theoretische Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem hält er einen „Sixth Century Chair“ am Institut für komplexe Systeme und mathematische Biologie (ICSMB) an der Universität Aberdeen. Er wird von Clarivate Analytics zu den meistzitierten Forschern seines Fachgebietes gezählt.[2][3]

Leben

Nach dem Studium der Mathematik in Rostock mit dem Diplom-Abschluss 1975 wurde Kurths 1983 am Zentralinstitut für solar-terrestrische Physik der Akademie der Wissenschaften der DDR in Ost-Berlin promoviert. Danach war er am Zentralinstitut für Astrophysik in Potsdam. 1990/91 war er dort Projektleiter und 1991 habilitierte er sich in theoretischer Physik an der Universität Rostock. In den folgenden Jahren wandelten sich seine Forschungsinteressen von der Analyse astrophysikalischer Zeitreihen zur Theorie komplexer Systeme und nichtlinearer Dynamik („Chaostheorie“) und schließlich zur Erdsystemanalyse. 1992 bis 1996 leitete er die Arbeitsgruppe Nichtlineare Dynamik der Max-Planck-Gesellschaft und 1994 erhielt er eine volle Professur in Theoretischer Physik und Nichtlinearer Dynamik an der Universität Potsdam. Dort war er außerdem 1996 bis 1999 Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und er war Gründungsdirektor des Leibniz-Kolleg Potsdam. 1994 bis 2008 war er außerdem Gründungsdirektor des Interdisciplinary Center for Dynamics of Complex Systems. Der Senat der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus wählte ihn am 7. Juni 2006 zum neuen Präsidenten der BTU, der die Wahl am 13. Juni 2006 annahm, das Amt allerdings nicht antrat. Er begründete diesen Schritt in einer Pressemitteilung der Universität Potsdam damit, dass das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg seinen Forderungen nach einer besseren finanziellen Ausstattung der BTU Cottbus nicht entgegenkam. 2008 erhielt er eine Professur für Nichtlineare Dynamik an der Humboldt-Universität Berlin und leitet den Bereich transdisziplinäre Konzepte und Methoden im Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK), wo er insbesondere die Anwendung der Theorie komplexer Netzwerke in der Erdsystemanalyse vorantrieb. Seit 2009 lehrt er außerdem an der University of Aberdeen.

Einfluss hatten seine Beiträge zur Erforschung der Synchronisation von komplexen Systemen, sowie zur stochastischen Resonanz verrauschter Systeme. Er war von 2000 bis 2005 Vorsitzender der Nonlinear Processes in Geosciences Division der European Geosciences Union (EGU). Auf sein Wirken hin kam das erste deutsch-brasilianische Graduiertenkolleg zur Analyse dynamischer Prozesse in komplexen Netzwerken zustande, dessen Sprecher er auf deutscher Seite ist.

Kurths ist Mitherausgeber der wissenschaftlichen Fachzeitschriften CHAOS, Philosophical Trans. Royal Soc. A, PLoS ONE, Europ. J. Physics ST, J. Nonlinear Science und Nonlinear Processes in Geophysics.

Preise und Auszeichnungen

Jürgen Kurths ist Fellow der American Physical Society und Mitglied und lange im Kuratorium der Fraunhofer-Gesellschaft. 2005 gewann er den Alexander von Humboldt-Preis des Council of Scientific and Industrial Research (Indien). Seit 2010 ist er außerdem Mitglied der Academia Europaea und seit 2012 der mazedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er erhielt Ehrendoktorwürden der Universitäten von Nischni Nowgorod und Saratow und ist Honorarprofessor der Universität Potsdam und Gastprofessor an der Southeast University in Nanjing. Im Jahr 2013 erhielt er die Lewis-Fry-Richardson-Medaille. 2021 wurde Kurths in die Royal Society of Edinburgh gewählt.

Publikationen (Auswahl)

  • Quantitative Analysis of Heart Rate Variability. Kurths, J.; Voss, A; Saparin, P (1995). CHAOS 5: 88-94.
  • Phase synchronization of chaotic oscillators. Rosenblum, MG; Pikovsky, AS; Kurths, J (1996). Physical Review 76 (11):1804.
  • Coherence resonance in a noise-driven excitable system. Pikovsky, AS; Kurths, J (1997). Physical Review 78 (5):775.
  • Heartbeat synchronized with ventilation. Schäfer, C; Rosenblum, MG; Kurths J; Abel, H (1998). NATURE 392: 239-240.
  • Synchronization: A Universal Concept in Nonlinear Sciences. Pikovsky, A; Rosenblum, M; Kurths, J (Cambridge University Press, 2001).
  • The synchronization of chaotic systems. Boccaletti, S; Kurths, J; Osipov, G; et al. (2002). Physics Reports 366 (1-2):1.
  • Universality in the Synchronization of Weighted Random Networks. Zhou, CS; Motter, AE; Kurths, J (2006). Phys. Rev. Lett 96 (3): 034101.
  • Recurrence plots for the analysis of complex systems. Marwan, N; Romano, MC; Thiel, M; Kurths J. (2007). Physics Reports 438 (5-6):237.
  • The backbone of the climate network. Donges, JF; Zou, Y; Marwan N; Kurths J (2009). Europhysics Letters 87, 48007
  • Influence of paced maternal breathing on fetal-maternal heart rate coordination. van Leeuwen, P; Geue, D; Thiel, M; Cysarz, D; Lange, S; Romano, M; Wessel, N; Kurths, J, Grönemeier, D (2009). PNAS 106, 13661-13666
  • Evidence for a bimodal distribution in human communication. Wu, Y; Zhou, C; Xiao, J; Kurths, J; Schellnhuber, HJ (2010). PNAS 107 (44): 18803-18808
  • How basin stability complements the linear-stability paradigm. Menck, P; Heitzig J; Marwan, N; Kurths J (2013). Nature Physics 9, S. 89–92

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.pik-potsdam.de/forschung/komplexitaetsforschung/
  2. Zehn PIK-Forscher unter den einflussreichsten Wissenschaftlern weltweit . Pressemitteilung des PIK. Abgerufen am 11. Dezember 2018.
  3. Highly Cited Researchers 2019. Clarivate Analytics. Abgerufen am 12. Dezember 2019.