Peter A. Henning (* 29. April 1958 in Wiesbaden) ist ein deutscher Informatiker und Physiker. Er ist seit 1998 Professor für Informatik an der Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe und seit 2013 Gastprofessor für Information Business Technologies an der privaten Steinbeis-Hochschule Berlin.
Hennings Familie stammt aus Karnin. Peter Henning, Sohn des technischen Angestellten Hans-Jürgen Henning und seiner Frau Ilse, verbrachte seine Kindheit und Jugendzeit im hessischen Langen. Bereits vor dem Abitur 1977 wurde er in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen. Während des Grundwehrdienstes von 1977 bis 1978 entwarf und baute er einen Mikrocomputer, basierend auf dem Prozessor Intel 8080. Danach studierte er ab 1978 zunächst Physik und Informatik an der Technischen Universität Darmstadt, konzentrierte sich dann aber auf die Physik. 1980 schied er aus der Studienstiftung des Deutschen Volkes aus und erhielt ein Stipendium der Friedrich Naumann-Stiftung.
1983 legte Henning seine Diplomprüfung mit Auszeichnung ab. Ab 1984 erhielt er ein Promotionsstipendium der Friedrich Naumann-Stiftung und arbeitete am Institut für Kernphysik der TU Darmstadt und bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) an seiner Dissertation. 1987 wurde er mit der Arbeit Landau's Theorie der Fermi-Flüssigkeit im Rahmen der Quantenhadrodynamik mit Auszeichnung promoviert. 1993 habilitierte er sich mit der Schrift Thermo Field Dynamics for Quantum Fields with Continuous Mass Spectrum für das Gebiet der Theoretischen Physik.
In der Zeit von 1984 bis 1996 arbeitete Henning in verschiedenen Positionen in der Theoretischen Physik, u. a. in den USA, Kanada, Russland, China. Darunter fallen ein einjähriger Aufenthalt als Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der State University of New York in Stony Brook sowie eine Position als Visiting Professor an der University of Alberta in Edmonton, Kanada. In dieser Zeit entstanden 46 Veröffentlichungen, die sich zumeist mit der Anwendung der relativistischen Quantenfeldtheorie auf Vielteilchensysteme befassen.
1996 wechselte Henning seinen Arbeitsschwerpunkt. Bis 1998 arbeitete er in der Datenverarbeitung für die Deutsche Börse in Frankfurt am Main. Dort hatte er zuerst eine Stelle als Senior-Systemanalytiker (Gruppenleiter) inne, bevor er Mitglied des Competence Center Architecture and Technology wurde.
1998 erhielt er einen Ruf an die Fakultät für Informatik der Hochschule Karlsruhe als Professor für Informatik und Multimedia. Hier entstand unter seiner Leitung einer der ersten deutschen Master-Studiengänge im Bereich der Informatik. 2006 war er Gründungsdirektor des Institute for Computers in Education, in dem er sich vorwiegend mit den Einsatz neuer Medien in der Lehre und E-Learning befasst. Eine der wesentlichen Aktivitäten dieses Institutes war von 2003 bis 2014 der European Award for Technology Supported Learning (eureleA), mit dem die europaweit besten Projekte in diesem Sektor ausgezeichnet werden, seit 2015 abgelöst durch den Open Educational Resources Award.[1]
Im Februar 2010 übernahm Henning gemeinsam mit Sünne Eichler die wissenschaftliche Leitung der Learntec, einer internationalen Kongressmesse für technologiegestütztes Lernen. Sie fand unter dieser Leitung das erste Mal im Februar 2011 statt.
Henning ist verheiratet und hat drei Kinder.
Die Beiträge von Peter Henning zur Theoretischen Physik sind der Quantenfeldtheorie zuzurechnen. Hier wurde seit den 1950er Jahren u.a. durch Walter Thirring und andere festgestellt, dass zu der fundamentalen Operator-Algebra, die ein Quantenfeld definiert, offenbar immer zwei konkrete Darstellungen des Feldes existieren: Eine davon entwickelt sich vorwärts in der Zeit, die andere rückwärts. Im Bereich der Quantenmechanik entwickelte Hiromi Umezawa (University of Alberta, Edmonton) daraus seit den 1970er Jahren die Thermofeld-Dynamik (Thermo Field Dynamics, TFD), die darauf beruht, dass in thermischen Systemen die physikalischen Quantenzustände eine Mischung aus den beiden genannten Darstellungen sind.
In der Quantenfeldtheorie, der Quantentheorie der Wellenfelder, entwickelte sich seit den 1950er Jahren eine Sichtweise, die das Teilchenkonzept zu Gunsten einer allgemeineren Spektralfunktion der Feldquanten aufgab. Ab etwa Mitte der 1980er ergab sich durch das Aufkommen von Experimenten mit hochenergetischen Stößen von Atomkernen die Notwendigkeit, diese Quantenfeldtheorie mit der statistischen Physik "heißer" Systeme zusammenzuführen.
Henning befasste sich seit 1989 mit diesem Gebiet. In seiner Habilitationsschrift zeigte er, dass die so genannten Transportgleichungen der Nichtgleichgewichtsthermodynamik ihren Ursprung in einer Mischungsbedingung der beiden Felddarstellungen haben.
Weitere Beiträge befassen sich ebenfalls mit Spektralfunktionen, sowohl aus grundlegend mathematischer Sicht als auch angewandt auf z. B. die Neutrinophysik.
Henning befasste sich ab 2000 mit der Visualisierung von Siedlungsstrukturen, ausgezeichnet wurde er für das Projekt, mit dem semantisch reiche Stadtmodelle erstellt werden können.[2]
Jüngere Beiträge von Peter Henning zur Informatik sind dem E-Learning zuzurechnen. Dabei werden Lernplattformen eingesetzt, um digitales Lernmaterial zu verwalten und wiederzugeben - etwa, indem der Lernende sich durch einen Kurs mit interaktiven Elementen hindurchklickt. Ab 2007 vertrat Henning zusammen mit anderen die Auffassung, dass dies auch die Anpassung von Inhalten - etwa nach Schwierigkeitsgrad, Lernstand, Lernsituation und pädagogischem Modell - an die aktuellen Bedürfnisse des Lernenden ermöglichen würde. Die konkreten Bedürfnisse des Lernenden müssten dafür in einer strukturierten Wissensbeschreibung (einer Ontologie) niedergelegt sein, die weitgehend unabhängig vom Lernstoff selbst wäre. 2008 stellte er ein internationales Forschungskonsortium zusammen, ein Forschungsantrag bei der EU-Kommission war 2012 erfolgreich. Von 2012 bis 2015 wurde unter Leitung von Henning das Forschungsprojekt Intuitel[3] durchgeführt, mit dem diese Adaptivität von Lernplattformen demonstriert wurde. Im Gegensatz zu vorhergehenden Projekten wurden in Intuitel existierende Lernplattformen, nämlich ILIAS, Moodle und drei kommerzielle Systeme zu Adaptiven Lernsystemen erweitert. Die resultierende Software wurde unter Open-Source-Lizenzen veröffentlicht.
Personendaten | |
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NAME | Henning, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Henning, Peter A. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Informatiker |
GEBURTSDATUM | 29. April 1958 |
GEBURTSORT | Wiesbaden |