Goetz Oertel (* 24. August 1934 in Stuhm, Westpreußen) ist ein deutsch-amerikanischer Physiker und Wissenschaftsmanager in den USA.
Im Januar 1945 floh Oertel mit seinen Eltern, dem Mühlendirektor Egon Oertel und seiner Frau Margarete geb. Wittek, nach Westen, zunächst nach Gransee in Brandenburg, dann nach Triptis in Thüringen, wo nicht die Rote Armee, sondern US-amerikanische Truppen einmarschierten. Als Thüringen infolge des Potsdamer Abkommens den Sowjets übergeben wurde, ging es, wieder mit Pferd und Wagen, zum dritten Mal weiter, nach Öhringen in Württemberg. Der Vater ernährte die Familie mit seinem Steckenpferd, der Genealogie.
Nach dem Abitur am Robert-Mayer-Gymnasium in Heilbronn und einem Industriepraktikum bei der AEG in Stuttgart begann Oertel im Sommersemester 1953 Physik an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel zu studieren. Als Sohn eines Masuren wurde er 1954 im Corps Palaiomarchia-Masovia aktiv. Er focht vier Mensuren und bewährte sich als Senior.[1]
Mit einem Fulbright-Stipendium folgte er im September 1957 seinem Doktorvater in die USA. An der University of Maryland erhielt er eine Assistentenstelle in Physik. 1960 heiratete er Brigitte Beckmann. Er wurde Nachbar und Freund von Karl-Ludwig Stellmacher.
Nach der Promotion (Ph.D.) stellte ihn die NASA im Januar 1963 in ihrem Langley Research Center als Forscher ein, setzte seine Einbürgerung durch und übertrug ihm die Leitung eines laufenden Projekts. Die Ingenieure von NASA und General Electric mussten von ihm überzeugt werden, dass das Projekt nicht durchführbar war und grundlegend umstrukturiert werden musste. Die experimentellen Untersuchungsergebnisse der Dissertation wurden publiziert und mündeten in zwei Patentanmeldungen.
1967 bot ihm das Headquarters der NASA eine Leitende Stelle in Washington, D.C. an und ermöglichte die Fortführung der theoretischen Arbeit. Als er zum Programmleiter des „ATM“ auf Skylab ernannt, mit immer mehr Funktionen betraut und schließlich zum Chief of Solar Physics gemacht worden war, musste die experimentelle Arbeit (mit Erfolg) beendet werden.
Die Regierung Nixon schrieb 1974 erstmals ein bundesweites Federal Executive Development Program aus, das die Isolierung der Bundesministerien durchbrechen sollte, insbesondere unter den höheren Beamten (super-grades). Gefordert war mehr „Management“ als reine Sachkenntnis. Etwa 8.000 „mittlere“ Beamte bewarben sich um 25 Stellen. Oertel wurde angenommen und hatte die „freie Wahl“ unter den Ministerien. Nach dem Einweisungslehrgang in Charlottesville (South Carolina) war er jeweils ein halbes Jahr Wissenschaftsberater des Präsidenten und im Office of Management and Budget – Abteilung Raumfahrt, Wissenschaft und Energie – im Präsidialamt. 1975 wurde er Leiter des Astronomieprogramms im Wissenschaftsministerium, 1976 Stabschef des Assistant Administrator für Kernenergie (ERDA) und von 1977 bis 1984 Direktor für Kernenergieanlagen (einschließlich nuklearer Beiprodukte und Abfall im Bereich Verteidigung) im neuen Energieministerium. Versetzungen an das Savannah River Site in South Carolina und nach Albuquerque brachten die Verantwortung für 32.000 Angestellte und einen Haushalt von 3 Milliarden Dollar.
Als Deputy Assistant Secretary kam er 1985 in das Energieministerium zurück. Mit den Folgen des Challenger-Unglücks und der Katastrophe von Tschernobyl befasst, kam ihm die Berufung zum Präsidenten und Chief Executive der AURA recht. Als non-profit-Gesellschaft betreibt sie u. a. das Hubble-Teleskop, Stern- und Sonnenwarten in Arizona, New Mexico und Chile, neuerdings auch die Gemini-Teleskope in Hawaii und Chile. Nach dreizehn erfolgreichen Jahren lehnte Oertel die angebotene Verlängerung um fünf Jahre ab.[2]
Oertel und seine Frau haben eine Tochter und einen Sohn. Oertel ist Angehöriger der Corps Masovia und Palaiomarchia. Er engagiert sich im Cosmos Club in Washington, D.C.[3][4]
Für die National Academy of Sciences, für Stiftungen und Universitäten, für nord- und südamerikanische Wissenschaftsministerien arbeitet Oertel nach wie vor. The National Academies wählten ihn zum Associate auf Lebenszeit. Die American Society of Mechanical Engineers verlieh ihm den Dixy Lee Ray-Preis. Die Internationale Astronomische Union benannte einen Asteroiden nach ihm: (5074) Goetzoertel.
Personendaten | |
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NAME | Oertel, Goetz |
ALTERNATIVNAMEN | Oertel, Goetz Kuno Heinrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-amerikanischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 24. August 1934 |
GEBURTSORT | Stuhm, Westpreußen |