John Charlton Polkinghorne, KBE, (* 16. Oktober 1930 in Weston-super-Mare) ist ein englischer theoretischer Teilchenphysiker und Theologe.
Polkinghorne ging nahe Cambridge zur Schule und studierte an der Universität Cambridge, wo er 1954 Fellow des Trinity College wurde und 1955 promovierte. Im selben Jahr ging er mit einem Stipendium an das Caltech in Pasadena. 1956 war er Dozent für mathematische Physik in Edinburgh, ab 1958 Dozent für Angewandte Mathematik in Cambridge. Seit 1964 Reader und seit 1968 Professor für Mathematische Physik in Cambridge, wurde er 1974 zum Fellow der Royal Society gewählt. Schon 1975 war er Licensed Reader der Diözese von Ely. Nach der Niederlegung seiner Professur 1979 und einer theologischen Ausbildung am Westcott House in Cambridge wurde er 1982 zum Priester der Anglikanischen Kirche ordiniert. Er machte dann eine steile Karriere in der anglikanischen Kirche. Er ist seit 1994 Canon Theologician der Kathedrale von Liverpool und seit 1996 Six Preacher der Kathedrale von Canterbury.
1986 bis 1989 war er Fellow, Dean und Kaplan des Trinity Hall College in Cambridge. 1989 wurde er Mitglied der Dogmenkommission und gleichzeitig 1988/9 Vorsitzender eines Komitees über Forschung mit Embryonen (Polkinghorne Report) und ab 2000 Mitglied der Humangenetik-Kommission der britischen Regierung. Außerdem ist er Mitglied der Ethikkommission der British Medical Association. 1990 bis 2000 war er Mitglied der Generalsynode der anglikanischen Kirche. 1997 wurde er geadelt (KBE). Er ist durch zahlreiche Publikationen zum Dialog von Naturwissenschaften und Theologie bekannt. Für sein Bemühen der Verknüpfung von Theologie und Naturwissenschaft wurde er 2002 mit dem hochdotierten Templeton-Preis ausgezeichnet.
Als Physiker arbeitete Polkinghorne vor allem an theoretischen Modellen für Hochenergie-Streuprozesse, die ab Ende der 1960er Jahre und in den 1970er Jahren zu Bestätigungen des Quarkmodells und der Quantenchromodynamik geführt haben. Er hat darüber zwei Lehrbücher veröffentlicht, wovon eines ein Standardwerk für die in den 1960er Jahren sehr populäre S-Matrix-Theorie ist.
Als Theologe mit physikalischem Hintergrund beeindruckt ihn vor allem die formale mathematische Schönheit der Quantenmechanik und Relativitätstheorie, insbesondere die - in den Worten von Eugene Wigner - unerklärbare Effektivität der Mathematik in den Naturwissenschaften (Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences). Er sieht darin das Wirken einer höheren, ordnenden Macht. Einen weiteren Hinweis darauf sieht er in den speziellen Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit überhaupt intelligentes Leben im Universum entstehen kann (Anthropisches Prinzip).
„Der Gottesglaube, der mit der westlichen religiösen Tradition konform ist, impliziert die Erkenntnisse: Hinter Muster und Strukturen des Universums steht der Plan eines göttlichen Schöpfers. Hinter der sich entfaltenden Geschichte des Universums steht der Wille eines göttlichen Schöpfers. Es gibt Einen, der unserer Anbetung und unseres Gehorsams würdig ist. Es gibt Einen, dem wir als Grund unserer beständigen Hoffnung trauen dürfen.“
„Die Physik hat entdeckt, dass die Welt subtiler, weicher und interessanter ist, als die Physiker des 18. Jahrhunderts meinten. Es ist nicht schwierig zu glauben, dass auch die Biologie in angemessener Zeit eine ähnliche Entdeckung machen wird.“
„Die Welt der Physik hat sich als weniger mechanistisch erwiesen, als viele im Gefolge der deterministischen Entdeckungen der Newtonschen Physik zuerst angenommen hatten. Die Welt ist raffinierter und subtiler, als es der Vergleich des Universums mit einem Uhrwerk nahe legt. Wenn Physik uns irgendetwas lehrt, dann sicherlich dies, dass die Wirklichkeit überraschend ist. Sie nötigt uns, Prozesse zu denken, die wir, hätte die Natur uns nicht auf sie gestoßen, uns niemals hätten vorstellen können.“
„Naturgesetze erwecken Fragen, welche naturwissenschaftlich nicht mehr zu beantworten sind: Warum ist uns die natürliche Welt so verständlich? Warum sind ihre Gesetze so fein aufeinander abgestimmt, dass sich eine fruchtbare Geschichte entfalten kann? Warum ist Naturwissenschaft möglich? Warum hat das Universum so eine besondere Gestalt?“
„Religion ohne Naturwissenschaft ist begrenzt; ihr misslingt es, für die Wirklichkeit völlig offen zu sein. Naturwissenschaft ohne Religion ist unvollständig; es misslingt ihr, das tiefste mögliche Verstehen zu erreichen.“ [1]
Physik:
Physik, populär:
Theologie, SPCK ist die Society for promoting christian knowledge:
Personendaten | |
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NAME | Polkinghorne, John |
ALTERNATIVNAMEN | Polkinghorne, John Charlton; Polkinghorne, John C.; Polkinghorne, John |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Physiker und Theologe |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1930 |
GEBURTSORT | Weston-super-Mare |