Carl Edward Sagan (* 9. November 1934 in Brooklyn, New York City; † 20. Dezember 1996 in Seattle, Washington) war ein US-amerikanischer Astronom, Astrophysiker, Exobiologe, Fernsehmoderator, Sachbuchautor und Schriftsteller.
Carl Sagan war Sohn einer jüdischen Familie: sein Vater war aus Podolien im Westen der heutigen Ukraine eingewandert. Sagan besuchte die Rahway High School und studierte an der University of Chicago, promovierte 1960 bei Gerard Peter Kuiper.[1][2]
Carl Sagan heiratete dreimal: 1957 die durch die Endosymbiontentheorie berühmt gewordenen Biologin Lynn Margulis (* 1938, † 2011, Mutter von Dorion Sagan), 1968 die Künstlerin Linda Salzman (* 1940, Mutter von Nicholas Sagan), 1981 Ann Druyan (* 1949), Co-Autorin einiger seiner Bücher, der Fernsehserie Cosmos und des nach einer Vorlage von Sagan entstandenen Kinofilms Contact. Mit ihr blieb er bis zu seinem Tod verheiratet: Nach langer Erkrankung an einer Myelodysplasie verstarb Sagan im Alter von 62 Jahren. Das posthum veröffentlichte Buch Gott und der tropfende Wasserhahn (US-amerikanischer Titel: Billions and Billions) enthält einige seiner letzten Texte, und es endet mit einem Text seiner Ehefrau: Sie schildert den Menschen Sagan und seine letzten Tage auf sehr persönliche Weise.
Carl Sagan bereitete den Weg für die Exobiologie sowie für die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI). Er war Professor und Labordirektor an der Cornell University und hat zu den meisten unbemannten Weltraummissionen beigetragen, die unser Sonnensystem erforscht haben.[3] Seine Idee war, eine friedliche Botschaft der Menschheit an einem Raumschiff anzubringen, die von einer außerirdischen Intelligenz verstanden werden könnte. Diese Botschaft realisierte er mit der goldenen Datenplatte Voyager Golden Record an den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2.
Er schrieb und moderierte die – mit Peabody Award und Emmy ausgezeichnete – dreizehnteilige Fernsehserie Unser Kosmos (Cosmos: A Personal Voyage; Deutsche Erstausstrahlung am 14. Juni 1983), zu der es mehrere Neubearbeitungen mit verbesserten Computeranimationen gab, zuletzt 2005. Aus der Fernsehserie entstand das gleichnamige Buch, welches sich über 70 Wochen lang in der Bestsellerliste der New York Times hielt und damit das meistverkaufte englischsprachige (Wissenschafts-)Buch wurde. Tonausschnitte aus der Serie wurden für das Sampling A Glorious Dawn verwendet, das als Single 2009 im Rahmen des Musikprojektes Symphony of Science von John D. Boswell anlässlich des 75. Geburtstages von Sagan erschien. Im Rahmen einer Feier des Plattenlabels Third Man Records wurde diese Single sieben Jahre später mit einer speziellen Konstruktion namens Icarus Craft in der Stratosphäre abgespielt.[4]
Darüber hinaus schrieb Sagan populärwissenschaftliche Bücher wie Die Drachen von Eden, für das er 1978 mit dem Pulitzer-Preis für Sachbücher ausgezeichnet wurde, und den Roman Contact, der 1997 mit Jodie Foster im Film Contact adaptiert wurde. Der Film endet mit dem eingeblendeten Schriftzug For Carl („Für Carl“). Für die Encyclopædia Britannica schrieb er die beiden Artikel „Leben“ und „Extraterrestrisches Leben“.[5][6]
Sagan war Gründungsmitglied des Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP), Mitglied bei der Skeptics Society, Mitbegründer und erster Präsident der Planetary Society, Vorsitzender der „Division of Planetary Sciences“ der American Astronomical Society, Präsident der Abteilung für Planetologie der American Geophysical Union, Vorsitzender der Abteilung für Astronomie bei der American Association for the Advancement of Science und zwölf Jahre lang Herausgeber der Zeitschrift Icarus, eines Magazins für planetare Forschung. In den 1960ern war Carl Sagan Mitglied in einem Beratungsgremium der United States Air Force, das das Project Blue Book evaluierte.[7][8]
Auf Sagan geht das „Paradoxon der schwachen jungen Sonne“ und eine erste Deutung desselben zurück. Er wies dabei auf wesentliche Fragen des Klimas und Besonderheiten der Entstehung des Lebens auf der Erde hin. Sagan engagierte sich auch politisch, insbesondere zur Zeit des Vietnamkrieges wie später gegen die Strategic Defense Initiative Präsident Ronald Reagans. Sagan hielt mit Hinweis auf die Drake-Gleichung Leben außerhalb der Erde für durchaus möglich und erklärte das Fermi-Paradoxon mit einer Tendenz zur Selbstzerstörung technischer Zivilisationen.
Auf einen Vorschlag Sagans hin wurde die Raumsonde Voyager 1 nach dem Abschluss ihrer primären Missionsziele um 180 Grad gedreht und nahm im Februar 1990 aus einer Entfernung von etwa 6 bis 7 Milliarden Kilometer von der Sonne mit einem Blickwinkel von oben auf unser Sonnensystem eine Serie von Bildern auf: Auf der daraus entstandenen Collage sind von links nach rechts zu erkennen: Jupiter, die Erde, Venus, die Sonne, Saturn, Uranus und Neptun.[9] Auf dem hier mit der bisher größten Entfernung von der Erde gemachten Bild erscheint der Planet als „Pale Blue Dot“ (PBD, englisch für „blassblauer Punkt“), was zur entsprechenden Betitelung der Aufnahme führte.[10]
Der russisch-amerikanische Biochemiker, Sachbuchautor und Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov (1920–1992) sagte, dass er nur zwei Menschen getroffen habe, die er für klüger hielt als sich selbst. Carl Sagan sei einer dieser Menschen gewesen (der andere Marvin Minsky).
Die Landeeinheit der Mars Pathfinder Mission wurde 1997 zu Ehren von Carl Sagan in Carl Sagan Memorial Station umbenannt.[11]
Nach Sagan ist der am 21. März 1982 von Edward L. G. Bowell entdeckte Asteroid (2709) Sagan benannt.
Sagan zu Ehren wird der Carl Sagan Memorial Award vergeben.
Eine Stiftung des Schauspielers Seth MacFarlane ermöglichte der Library of Congress Archivmaterial, Photos, Briefe und Dokumente von Carl Sagan zu digitalisieren und zu veröffentlichen.[12][13]
2015 wurde an der amerikanischen Privatuniversität Cornell University das Carl-Sagan-Institute - Pale Blue Dot and Beyond gegründet, die österreichische Astronomin und Astrophysikerin Lisa Kaltenegger ist seine Leiterin.[14]
Personendaten | |
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NAME | Sagan, Carl |
ALTERNATIVNAMEN | Sagan, Carl Edward |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Astronom |
GEBURTSDATUM | 9. November 1934 |
GEBURTSORT | Brooklyn, New York City |
STERBEDATUM | 20. Dezember 1996 |
STERBEORT | Seattle, Washington |