Ein Gleitsichtglas ist ein spezielles Brillenglas mit unterschiedlichen Brechwerten zur Fern- und Nahkorrektur von Fehlsichtigkeiten und in der Regel einer Alterssichtigkeit (Presbyopie). Im Gegensatz zu Bi- und Trifokalgläsern, bei denen zum Fernteil noch ein oder zwei zusätzliche, optisch wirksame Bereiche eingearbeitet werden, die bei ihrer Nutzung zu entsprechenden Bildsprüngen führen und auch nur für zwei bzw. drei statische Entfernungen ausgelegt sind, bietet ein Gleitsichtglas eine stufen- und übergangslose Möglichkeit, in allen Distanzen zwischen dem individuellen Fern- und Nahpunkt scharf zu sehen. Dem gegenüber stehen etwaige optische Nebenwirkungen und eine gewisse Gewöhnungsbedürftigkeit.
Gleitsichtgläser sind in drei ineinander übergehende Sehbereiche aufgeteilt:
Um alle drei Sehbereiche komfortabel nutzen zu können, benötigen Gleitsichtgläser eine Mindesthöhe von der Pupillenmitte bis zum unteren Glasrand. Nach der Länge der Progressionszone unterscheidet man zwischen „normalen“ und den für kleine Fassungen besser geeigneten „Short“-Gleitsichtgläsern. Normale Gleitsichtgläser sollten 21 mm, Short-Gläser um 15 mm Mindesthöhe haben. Bei der Wahl einer kleinen Fassung ist darauf zu achten, dass
Die optische Wirkung zwischen Fern- und Nahteil verändert sich stufenlos. Ein abrupter Übergang, wie bei herkömmlichen Bi- oder Trifokalgläsern, ist hier nicht vorhanden. Ein hoher Grad an Individualisierung und Passgenauigkeit soll für eine möglichst schnelle Eingewöhnung sorgen.
Als sogenannte Nahkomfortgläser[1] oder "Office-Brille" decken Gleitsichtgläser einen erweiterten Nahbereich (ohne Fernbereich) zwischen etwa 40 und 100 cm ab und sind als solche, auch wegen der an diese Distanzen angepassten Sehbereiche, für Bildschirmtätigkeiten (Bildschirmarbeitsplatzbrille) oder ähnliche Einsatzbereiche besonders geeignet. Für Kurzsichtige kann auch eine einfache Brille, die z. B. bis 1 m scharf ist, eine gute Lösung sein. Eine Office-Brille hat Nachteile:
Das erste Gleitsichtglas wurde im Jahr 1959 in Frankreich entwickelt und hatte die Bezeichnung Varilux1. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen Essilor und führt sein Gleitsichtglassortiment noch immer unter dem Namen Varilux. Essilor ist mittlerweile Weltmarktführer im Vertrieb von Brillengläsern und betreibt auch mehrere Standorte in Deutschland.
Die weltweit ersten individuellen Gleitsichtgläser, die persönliche Eigenheiten des Trägers berücksichtigen, sollen im Jahr 2000 annähernd gleichzeitig von den deutschen Glasherstellern Rodenstock und Carl Zeiss auf den Markt gebracht worden sein.
Die Fertigung von Gleitsichtgläsern unterliegt der DIN EN ISO 8980.
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