Das Adjektiv anamorph (Aussprache: [anaˈmɔrf], sinngemäß „umgestaltet“ von griechisch: ana „herauf“, auf; morphae „Form, Gestalt“) bezeichnet den gegenüber dem Original verzerrten Zustand eines Bildes. Vor allem in der technischen Optik ist auch die Bezeichnung „anamorphotisch“ gebräuchlich, die auch die verzerrende Eigenschaft eines optischen Systems bedeuten kann.
Meist wird ein anamorphes Bild mit einer Zylinderlinse oder einem Zylinderspiegel (Zerrspiegel) erzeugt. Das verzerrte Bild (seltener auch der Vorgang der Ver- oder Entzerrung) wird als Anamorphose bezeichnet. Ein Objektiv (oder Objektivvorsatz), das anamorph abbildet, nennt man Anamorphot.
In der Renaissance war die anamorphotische Malerei ein beliebtes Stilmittel. Bilder wurden so gemalt, dass sie erst nach der Abbildung durch einen Anamorphoten unverzerrt zu erkennen waren. Eher unbemerkt wurde die Anamorphose auch benutzt, um Gemälde auf Deckengewölben für den Betrachter unverzerrt erscheinen zu lassen. Eine ganz ähnliche Anwendung findet man heute bei Verkehrszeichen, die stark längsverzerrt auf der Straßenoberfläche aufgemalt werden, damit sie trotz sehr flachem Betrachtungswinkel dem Autofahrer proportionsrichtig erscheinen.
Mit dem anamorphotischen Verfahren in der Filmtechnik hat das Prinzip des anamorphen Bildes ab den 1950ern erneut große Anwendung gefunden, um Breitbildformate auf normalformatigen Trägern unterzubringen ohne dabei ungenutzte Filmflächen verlorengehen zu lassen.
Etwas irreführend wird der Begriff der Anamorphotik in jüngerer Zeit auch im Zusammenhang mit digitaler Bildspeicherung und -übertragung mit nicht-quadratischen Pixeln verwendet, obwohl man im digitalen Zustand nicht von einer geometrisch-optischen Verzerrung im engeren Sinn sprechen kann.