Der Brüsselator ist ein einfaches Modell zur Beschreibung chemischer Oszillatoren. Der Brüsselator wurde von Ilya Prigogine und René Lefever an der Université Libre de Bruxelles in Belgien entwickelt, daher auch der Name.
Es handelt sich um ein System von vier hypothetischen Reaktionsgleichungen, die ein einfaches Modell bilden, das alle Phänomene von chemischen Oszillatoren (wie der Belousov-Zhabotinsky-Reaktion) widerspiegelt.[1] Ein ähnliches Modellsystem wurde 1985 an der Humboldt-Universität zu Berlin durch Vereinfachung aus einem real existierenden Reaktionssystem abgeleitet.[2]
I | A | → | X | |
II | B + X | → | Y + C | |
III | 2X + Y | → | 3X | (autokatalytisch) |
IV | X | → | D | |
Σ (I-IV je einmal) | A + B | → | C + D |
Die Reaktionsgeschwindigkeiten werden durch die Konstante k1 bis k4 widergespiegelt. Die Konzentrationen von A und B werden immer konstant gehalten und die Produkte C und D werden ständig abgeführt. Die Konzentrationen X und Y reagieren empfindlich auf kleine Störungen und erreichen schnell einen oszillierenden Zustand, wenn die Gesamtreaktion weit vom Gleichgewichtszustand entfernt ist. Man hat also ein thermodynamisch offenes System und kann zwei Ratengleichungen für die Konzentration von X und Y aufstellen:
Diese Differentialgleichungen können numerisch gelöst werden. Nebenstehende Abbildung zeigt einige Lösungen. Je nach Wahl der freien Parameter k1A, k2B, k3 und k4 ergibt sich unterschiedliches Verhalten. Im oberen Fall sieht man stabile Oszillationen, während für eine andere Wahl der Parameter die Konzentrationen X(t) und Y(t) einem Fixpunkt im Phasenraum zustreben.
Wie schon im obigen Bild gezeigt hat der Brüsselator je nach Parametrisierung stabile Oszillationen als Lösung oder strebt im Phasenraum einem Fixpunkt zu. Der Fixpunkt ergibt sich über dX/dt = dY/dt = 0 zu:[3]
Mit Hilfe der linearen Stabilitätsanalyse lässt sich weiter zeigen, dass dieser Fixpunkt instabil wird, wenn gilt:[3]
In diesem Fall streben die Trajektoren (X(t), Y(t)) einem Grenzzyklus im Phasenraum zu und das System führt die gezeigten Oszillationen aus.
Man kann das Modell auch auf ein Reaktions-Diffusions-Modell erweitern und erhält dann bei Wahl der richtigen Parameter Chemische Wellen als Lösung, wie sie in der Animation rechts gezeigt sind.
Die Differentialgleichungen werden um einen Diffusionsanteil $ D_{X}\cdot \nabla ^{2}X({\vec {x}},t) $, bzw. $ D_{Y}\cdot \nabla ^{2}Y({\vec {x}},t) $ erweitert und lauten dann[3]:
Hierin ist $ {\vec {x}} $ ein Punkt im Raum und $ \nabla ^{2} $ bezeichnet den Laplace-Operator, also in kartesischen Koordinaten die Summe der zweiten räumlichen Ableitungen.