Klaus Gottstein (* 25. Januar 1924 in Stettin) ist ein deutscher Physiker und Friedensforscher.
Gottstein studierte nach dem Abitur in Berlin-Dahlem Physik an der Universität Göttingen mit dem Diplom 1951 am Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen in der experimentellen Abteilung von Karl Wirtz, wo Martin Teucher Kernemulsionsplatten mit Bahnen von Teilchen kosmischer Höhenstrahlung auswertete, damals die Hauptquelle hochenergetischer Teilchen vor dem Aufschwung der Teilchenbeschleuniger. Die Technik lernte er auch in Bristol bei dem Nobelpreisträger Cecil Powell und wurde 1953 in Göttingen promoviert über schwere Kerne in der kosmischen Höhenstrahlung und deren Reaktionen, wobei er Messergebnisse von Ballonexperimenten in Italien unter Powell und Edoardo Amaldi auswertete. Gottstein leitete nach dem Weggang von Teucher die Göttinger Kernemulsionsgruppe, wobei er neben kosmischer Strahlung auch Plattenaufnahmen aus Experimenten am Linearbeschleuniger in Stanford auswertete, an dem Gottstein 1955 war, und aus dem Cosmotron in Brookhaven und Bevatron in Berkeley. 1956/57 lernte er bei Luis Walter Alvarez in Berkeley die Blasenkammertechnik und die Gruppe um Gottstein wertete bald darauf auch Blasenkammeraufnahmen aus, Thema der Habilitation von Gottstein in München (1960), wohin das Max-Planck-Institut für Physik umgezogen war. Seit 1961 war er wissenschaftliches Mitglied des MPI für Physik, an dem er ab 1965 Leiter der experimentellen Abteilung war, wobei ab 1966 auch eine zweite experimentelle Abteilung unter Ulrich Stierlin existierte. Ab 1969 teilte er sich die Leitung mit Norbert Schmitz.
Um 1970 wandte er sich gesellschaftspolitischen Aufgaben der Physik und der Wissenschaftsadministration zu. 1971 bis 1974 war er Wissenschafts-Attachée an der Deutschen Botschaft in Washington D.C. Danach war er im Auftrag von Carl Friedrich von Weizsäcker im Beratenden Ausschuss für Forschung und Technologie (BAFT) der Bundesrepublik und wirkte außerdem bis zu dessen Emeritierung 1980 an Weizsäckers Starnberger Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt.
1976 wurde er Sprecher der deutschen Pugwash-Gruppe. Er befasste sich mit Rüstungskontrolle, Energieversorgung, Ost-West Zusammenarbeit (unter anderem im Rahmen der KSZE) und Technologien für Entwicklungsländer. 1983 bis 1991 war er in der deutschen UNESCO-Kommission und 1981 bis 1983 im Beratungsgremium für Wissenschaft und Technologie der UNESCO. Ab 1983 leitete er bis zu seiner Emeritierung 1992 die Forschungsstelle Gottstein in der Max-Planck-Gesellschaft, die sich mit Fragen im Grenzbereich von Wissenschaft und Politik befasste. Diese Forschungsstelle wurde 1992 geschlossen, sie befand sich in München in einem Bürogebäude am Frankfurter Ring. Themen in den 1980er Jahren waren unter anderem das US-amerikanische SDI-Programm und Fragen der Ost-West-Strategie. Von deutscher Seite war er wesentlich an den Amaldi-Konferenzen zur Rüstungskontrolle beteiligt. 1992 wurde er emeritiert; als emeritiertes Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft erhielt er einen Arbeitsplatz an der Universität der Bundeswehr bei München. 1989 bis 1995 stand er dem Arbeitskreis Kultur und Entwicklung (AKE) vor, der sich mit auswärtiger Kulturpolitik und Entwicklungspolitik befasste.
2011 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Adolf Gottstein war der Bruder seines Großvaters Leo und der Mediziner Ulrich Gottstein ist sein Bruder.[1]
Personendaten | |
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NAME | Gottstein, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Friedensforscher |
GEBURTSDATUM | 25. Januar 1924 |
GEBURTSORT | Stettin |