Der Van-der-Pol-Oszillator ist ein schwingungsfähiges System mit nichtlinearer Dämpfung und Selbsterregung. Für kleine Amplituden ist die Dämpfung negativ (die Amplitude wird vergrößert); ab einem bestimmten Schwellwert der Amplitude wird die Dämpfung positiv, das System stabilisiert sich und geht in einen Grenzzyklus über. Benannt wurde das Modell nach dem niederländischen Physiker Balthasar van der Pol, der es 1927 als Ergebnis seiner Forschungen an Oszillatoren mit Vakuumröhren vorstellte.
Das homogene (d. h. ungestörte) Van-der-Pol-System erfüllt die Bedingungen des Poincaré-Bendixson-Theorems, weswegen bei ihm kein Chaos auftreten kann. Dagegen sind die Bedingungen für das Poincaré-Bendixson-Theorem beim inhomogenen (d. h. gestörten) Van-der-Pol-System nicht mehr erfüllt, hier kann deterministisches Chaos auftreten.
Die dimensionslose homogene Differentialgleichung zweiter Ordnung
mit $ \varepsilon \geq 0 $ als Parameter und $ x $ als zeitabhängiger Größe beschreibt das zeitliche Verhalten eines freien Van-der-Pol-Oszillators. Eine geschlossene Lösung existiert nicht. Um das prinzipielle Verhalten zu untersuchen, sind stationäre Punkte hilfreich. Für $ x=\mathrm {const} $ gilt:
Die Linearisierung der Differentialgleichung mit
ergibt
Die charakteristische Gleichung ist
mit den Lösungen
Entsprechend der Größe von $ \varepsilon $ gibt es folgende Fälle:
Die negative Dämpfung ($ \varepsilon >0 $) für kleine Elongation des Oszillators wird für größere Elongationen ($ |x|>1 $) positiv. Die Schwingung wird also gedämpft, um bei kleinen Elongationen wieder selbst angeregt zu werden.
Eigenschaften des Lösungsverhaltens sind:[1]
Der Beweis der Existenz eines eindeutigen, asymptotisch stabilen Grenzzyklus erfolgt mit Hilfe der Poincaré-Abbildung.
Die dimensionslose inhomogene Differentialgleichung zweiter Ordnung
beschreibt den getriebenen Van-der-Pol-Oszillator mit der Amplitude $ F $ und der Kreisfrequenz $ \omega $.
Einige Eigenschaften der Lösung: