Kennzahl

Kennzahl

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Eine Kennzahl ist eine Maßzahl, die zur Quantifizierung dient und der eine Vorschrift zur quantitativen reproduzierbaren Messung einer Größe oder eines Zustandes oder Vorgangs zugrunde liegt.

Allgemeines

Kennzahlen verdichten Sachverhalte oder Kausalzusammenhänge mit Hilfe von absoluten Zahlen, Gleichungen, Formeln oder Indexwerten. Der Betrachter (Öffentlichkeit, Medien, Analysten) soll aufgrund von Kennzahlen sich Meinungen bilden, Beurteilungen abgeben, Rangfolgen herstellen oder Entscheidungen treffen können.

Streng genommen ist eine Kennzahl für sich gesehen nicht aussagekräftig; gemeint ist immer eine Kenngröße, also das Produkt aus Zeichen (z. B. Buchstaben, auch in Kombination mit mathematischen Zeichen oder Sonderzeichen bei Ratings [z. B. AA+], oder Zahl bei numerischen Angaben) und einer Maßeinheit (z. B. °C, €, Meter).

Arten

Grob lassen sich Kennzahlen gliedern in:

  • absolute Kennzahlen: z. B. Fahrzeit, Gesamtkosten, Betriebsgröße, Kapazität, Personalkapazität;
  • relative Kennzahlen (Verhältniskennzahlen):
    • dimensionsbehaftete relative Kennzahlen: z. B. Stückkosten, Spesen pro Tag, Umsatz pro Kunde,
    • dimensionslose relative Kennzahlen: z. B. prozentualer Anteil, Preisindex, Aktienindex, Beschäftigungsgrad, Umsatzrendite,
  • Bestandskennzahlen: z. B. Krankenstand, Leerstand, Marktpreis, Marktzins, Temperatur (Gültigkeit zu einem festgelegten Stichtag);
  • Verlaufskennzahlen: z. B. bei Trends und Durchschnittswerten (Gültigkeit für einen festgelegten Zeitraum).

Ein Kennzahlenwert ist der Wert der Kennzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt (zum Beispiel Mitarbeiterzahl am 31. Dezember 2007) oder über einen festgelegten Zeitraum (zum Beispiel Gewinn in einem Geschäftsjahr).

Für viele Kennzahlen gibt es typischerweise Suffixe wie -anteil, -beiwert, -faktor, -grad, -index, -koeffizient, -quote, -verhältnis, -zahl, -rate und Ähnliches, die teilweise nach den messtechnischen Normen speziellen Typen von Kennzahlen vorbehalten sind.

Elektronik

In der Elektronik gibt es Kennlinien unter anderem bei ohmschen Widerständen, Transistoren, Röhren und Dioden.

Materialwissenschaften

Es lassen sich Werkstoffkennwerte für ein Material bestimmen, die z. T. stark von Kennzahlen in der Literatur abweichen können. Durch das Urformen und das Umformen werden die Mikrostruktur und die Nanostruktur verändert, welche die Grundlagen für die Werkstoffkennwerte bilden.[1]

Messtheorie

Eine Kennzahl ist in der Messtheorie eine quantitative, wesentliche Information. Durch Auswahl und Gruppierung werden Daten zu Informationen, wobei Kennzahlen die wesentlichen Sachverhalte bestimmen. Sie werden zur Analyse und Steuerung verwendet. Beispielsweise klassifizieren Leistungskennzahlen die Leistung von Maschinen oder von Sportlern.

Statistik

In der mathematischen Statistik existieren verschiedene Kennzahlen. Mit diesen Kennzahlen gelingt es zum Beispiel in der deskriptiven Statistik, sich mit wenigen quantitativen Daten bereits eine gute Übersicht über Verteilungen, Mittelwerte etc. zu verschaffen. Als Beispiele für statistische Kennzahlen seien genannt:

  • Arithmetisches Mittel
  • Kurtosis
  • Median
  • Modalwert
  • Schiefe einer Verteilung
  • Varianz etc.

Wirtschaftswissenschaften

  • In der Volkswirtschaftslehre werden ökonomische Indikatoren zur Veranschaulichung gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen verwendet, beispielsweise innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung; diese werden auch ökonomische Kennzahlen genannt. Wichtige volkswirtschaftliche Kennzahlen sind hier Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosenquote oder Staatsschuldenquote.
  • In der Betriebswirtschaftslehre werden betriebswirtschaftliche Kennzahlen zur Beurteilung von Unternehmen sowie zur Festlegung von Unternehmenszielen und zur Messung ihrer Erreichung verwendet. Kennzahlen werden unter anderem eingesetzt, um Geschäftsprozesse messbar (und damit steuerbar) zu machen. Sie werden in dieser Funktion auch von Normen (z. B. ISO/TS 16949) explizit gefordert und vorgeschrieben. Beispiele sind Geschäftsvolumen, Eigenkapitalquote oder Anlagenintensität.
  • Bei der Bewertung von Wertpapieren werden Wertpapierkennzahlen wie Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis (bei Aktien) oder Emissions- und Umlaufrendite (Anleihen) eingesetzt.
  • Im Prozessmanagement von Rechenzentren und in der IT-Infrastruktur von Unternehmen durch ITIL wird die Qualität von Prozessen in Key Performance Indicators (d. h. Leistungskennzahlen) erfasst und bewertet. Demgegenüber gibt es noch eine weitere Kategorie – die Analysekennzahlen, die vor allem zur Detailanalyse im Abweichungsfall verwendet werden.
  • In der Betriebswirtschaft gibt es ein Kennzahlensystem.

Qualitätsmanagement

Im Qualitätsmanagement erstrebt man Verbesserungen von Prozessen und Ergebnissen. Dazu setzt man Ziele und misst den Grad der Zielerreichung mit Kennzahlen. Kennzahlen können je nach Ziel beispielsweise in Wikipedia die Anzahl der Artikel oder besser die Zunahme der Anzahl der Artikel oder noch besser die Zunahme der Anzahl der lesenswerten Artikel sein. In der Führung kann beispielsweise die Zufriedenheit der Mitarbeiter oder die Zahl erfolgreich umgesetzter Verbesserungsvorschläge eine Kennzahl sein.

Kritik, Fehlermöglichkeiten und Risiken

Die Fokussierung auf eine Kennzahl – anstelle eines ganzheitlichen Kennzahlensystems – birgt die Gefahr von fehlerhafter Interpretation bis hin zu Fehlverhalten; als typisches Beispiel hierfür gilt der Body Count, der zum Beispiel im Vietnamkrieg verwendet wurde. Die Verknüpfung der Kennzahl getöteter feindlicher Soldaten mit dem Zielerreichungssystem der militärischen Vorgesetzten führte zu Fehlinterpretationen wie der Einbeziehung ziviler Opfer bis hin zu Verstößen gegen das Kriegsrecht.[2]

Letztlich ist eine Kennzahl stets nur ein quantitativer Indikator, der einer qualitativen Überprüfung und Interpretation im Hinblick auf die Erreichung des angestrebten Zieles bedarf.

Weblinks

Wiktionary: Kennzahl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Weißbach, Wolfgang: Werkstoffkunde: Strukturen, Eigenschaften, Prüfung. 16., überarbeitete Auflage. Friedrich Vieweg & Sohn Verlag GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8348-0295-8.
  2. Vietnam – Krieg ohne Fronten, Die Geschichte einer Apokalypse (Memento vom 21. September 2013 im Internet Archive), ZDF 2010.