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Harald Lesch, Dezember 2009
Harald Lesch (* 28. Juli 1960 in Gießen) ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Hochschullehrer. Er ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.
Leben
Lesch wuchs als Gastwirtssohn im Ortsteil Nieder-Ohmen der Gemeinde Mücke in Hessen auf.[1] Nach seinem Abitur 1978 an der Theo-Koch-Schule in Grünberg studierte Lesch Physik und als Nebenfach Philosophie zunächst an der Justus-Liebig-Universität Gießen, dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er 1984 sein Diplomstudium mit einer Arbeit zum Thema Solar Wind Interaction with the Interstellar Medium (dt. „Sonnenwind-Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium“) abschloss. Dort wurde er auch 1987 mit einer am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) angefertigten Dissertation über Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen zum Dr. rer. nat. promoviert. Zwischen 1988 und 1991 war Lesch Forschungsassistent an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl. 1991 bis 1995 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIfR in Bonn. 1992 war Lesch Gastprofessor an der University of Toronto. 1994 habilitierte er sich an der Universität Bonn mit einer Schrift zum Thema Galactic Dynamics and Magnetic Fields (dt. „Galaktische Dynamik und Magnetfelder“).
Lesch ist verheiratet und hat einen Sohn. Er lebt in Haar, wo er sich unter anderem in der Bürgerstiftung engagiert.[2] Er ist nach eigener Aussage gläubiger Protestant.[3]
Wirken
Harald Lesch bei einem Vortrag, an der Tafel sein Spitzname
Harry, 2010
Seit 1995 ist Lesch Professor für Astrophysik am Lehrstuhl für Astronomie und Astrophysik – Beobachtende und Experimentelle Astronomie an/bei der Universitätssternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München.[4] Zudem unterrichtet er Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München. Seine Hauptforschungsgebiete sind kosmische Plasmaphysik, Schwarze Löcher und Neutronensterne. Er ist Fachgutachter für Astrophysik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft. Außerdem ist er Sachbuchautor.
Harald Lesch bei einem Vortrag „Wie das Licht in die Welt kommt“ in Jena, September 2015
Bekannt ist Lesch vor allem durch seine Fernsehauftritte, zunächst als Moderator der von 1998 bis 2007 ausgestrahlten Sendereihe alpha-Centauri. Daraus entwickelte sich seine Medienpräsenz im Fernsehen und im Radio. Typisch für seinen Moderationsstil in beiden Medien ist, dass er allein einen Vortrag hält (meist in einem 15-minütigen Rahmen) oder mit einem Gesprächspartner ein Zwiegespräch führt. Auf diese Art versucht er, dem Publikum komplexe wissenschaftliche und philosophische Sachverhalte nahezubringen.
Im Jahr 2005 wurde ihm für seine Fernsehauftritte und Publikationen der Communicator-Preis der DFG und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft verliehen.[5]
2009 wurde ihm für die exzellente Moderation diverser populärwissenschaftlicher Fernsehsendungen und -beiträge vom Verein Mensa in Deutschland der Deutsche IQ-Preis verliehen.
In Anerkennung seiner Verdienste, wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen, verlieh ihm die Naturforschende Gesellschaft zu Emden am 15. März 2011 auf ihrer Jahreshauptversammlung die Ehrenmitgliedschaft.
Seit 2014 engagiert sich Harald Lesch außerdem im Beirat der Heraeus Bildungsstiftung.
Seit Oktober 2015 ist Harald Lesch Mitglied des Bayerischen Klimarats.
Fernsehauftritte
Lesch nahm 1994 zusammen mit Ranga Yogeshwar, Illobrand von Ludwiger und Heinz Rohde an der von Peter Gatter moderierten Live-Talkrunde UFOs: Gibt es sie wirklich? der ARD in Hamburg teil. Auslöser der Diskussion war Heinz Rohdes umstrittener Dokumentarfilm UFOs … und es gibt sie doch!
Den Anfang seiner Medienkarriere machte Lesch beim Sender BR-alpha, zunächst mit alpha-Centauri, worin er Themen aus dem Bereich der Astrophysik behandelte. Später kamen andere Produktionen desselben Senders hinzu: In Lesch & Co. und Denker des Abendlandes unterhält er sich mit dem befreundeten Philosophieprofessor Wilhelm Vossenkuhl über philosophische Themen. Alpha bis Omega behandelt im Gespräch zwischen Lesch und dem katholischen Theologen Thomas Schwartz Themen im Bereich zwischen Religion und Naturwissenschaften.
Daneben hat er viele kürzere Sendereihen im Fernsehen moderiert:
- Anlässlich des Einsteinjahrs 2005 strahlte BR-alpha die achtteilige Reihe Die Physik Albert Einsteins aus, worin in jeder Folge eine einzelne wissenschaftliche Erkenntnis von Albert Einstein von Lesch vorgestellt und in ihrer Bedeutung dargelegt wurde.
- Ab August 2007 wurde von BR-alpha wöchentlich die 16-teilige Sendung Die 4 Elemente. ausgestrahlt, die sich mit der Beschaffenheit der Welt auseinandersetzt und neben dem naturwissenschaftlichen auch den kulturhistorischen Aspekt behandelt.
- BR-alpha startete eine Serie LeschZug, in der Lesch beim Fahren in der Münchener U-Bahn seine Meinung zu jeweils einem aktuellen Thema kundtun sollte. In der einzigen produzierten Folge sprach er über die Herausforderung des Klimawandels.
- Für den Pay-TV-Spartenkanal SciFi differenzierte er in der Vortragsserie Star Trek – Science vs. Fiction wissenschaftlich fundierte und fiktive Bestandteile von Star Trek.
- Von April bis Ende 2007 moderierte Lesch für SciFi wöchentlich die 5-minütige Sendung sci xpert – Leschs Universum die sich mit Zuschauerfragen befasste, die sich um die Realisierbarkeit von Science-Fiction-Konzepten drehten (etwa: Wie realistisch sind die großen Raumschiffe aus Independence Day?), aber auch rein wissenschaftliche Themen betrafen (z. B. Was ist Gravitation?), die in der Tradition von alpha-Centauri behandelt wurden. Insgesamt entstanden 35 Folgen.
Seit September 2008 moderiert er im ZDF die Sendung Leschs Kosmos. Er folgte damit Joachim Bublath, der diese Sendung unter ihrem damaligen Namen Abenteuer Forschung viele Jahre moderiert hatte. Für die Folge Drillen oder Chillen? Der Weg zum Superkind gewann er 2012 den Bayerischen Fernsehpreis.
Zum Start des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 moderierte er im ZDF die zweieinhalbstündige Sondersendung Wie das Licht in die Welt kam: die Lange Nacht mit Harald Lesch, in der er – zwischen eingespielten dokumentarischen Filmen – Gespräche mit dem Kabarettisten Christoph Süß, dem Physiker Günther Hasinger und dem Theologen Thomas Schwartz führte.
Seit 2009 führt Lesch als Nachfolger von Joachim Bublath durch die Terra-X-Reihe Faszination Universum.
Seit 2010 moderiert Lesch zudem auf ZDFneo die viertelstündige Sendung Leschs Kosmos, die 2013 mit Beginn der zweiten Staffel in Frag den Lesch umbenannt wurde. Dieser Reihe entsprang der Video-Kanal „Terra X Lesch & Co“ bei YouTube, einer Produktion des ZDF, in Zusammenarbeit mit objektiv media.[6]
2017 führt Lesch im ZDF durch die dreiteilige Terra-X-Reihe Der große Anfang. 500 Jahre Reformation.
Auf YouTube ist er im Kanal „Urknall, Weltall und das Leben“[7] zusammen mit Josef M. Gaßner und anderen zu sehen.
Preise
- 1988
- 1994
- Bennigsen-Foerder-Preis des Landes Nordrhein-Westfalen (75.000 Euro): „Heizung galaktischer Hochgeschwindigkeitswolken durch magnetische Rekonnexion“
- 2004
- Preis für Wissenschaftspublizistik der Grüter-Stiftung (10.000 Euro)
- 2005
- 2009
- Medaille „Bene Merenti de Astronomia Norimbergensi“ in Gold der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft[8]
- Deutscher IQ-Preis
- Bruno-H.-Bürgel-Preis
- Pfeifenraucher des Jahres
- 2011
- 2012
- Hochschullehrer des Jahres 2012[11][12]
- Bayerischer Fernsehpreis als Moderator der Sendung Abenteuer Forschung: Drillen oder Chillen? Der Weg zum Superkind
- 2016
- Bayerische Verfassungsmedaille in Silber[13]
Schriften
- Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen. Universität Bonn, 1987 (Dissertation).
- Galaktische Dynamik und Magnetfelder. Universität Bonn, 1994 (Habilitationsschrift).
- Harald Lesch, Jörn Müller:
- Kosmologie für Fußgänger. Eine Reise durchs Universum. Goldmann, München 2001, ISBN 3-442-15154-6.
- Big Bang, zweiter Akt. Auf den Spuren des Lebens im All. Bertelsmann, München 2003, ISBN 3-570-00776-6.
- Kosmologie für helle Köpfe. Die dunklen Seiten des Universums. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15382-4.
- Weißt du, wie viel Sterne stehen? Wie das Licht in die Welt kommt. C. Bertelsmann, München 2008, ISBN 978-3-570-01054-9.
- Sterne. Taschenbuchausgabe von Weißt du, wie viel Sterne stehen? Goldmann, München 2011, ISBN 978-3-442-15643-6.
- Sternstunden des Universums. Von tanzenden Planeten und kosmischen Rekorden. C. Bertelsmann, München 2011, ISBN 978-3-570-10075-2.
- Hörbuch: Kosmologie für Fußgänger. Komplett-Media, München und Grünwald 2001, ISBN 3-8312-6067-2.
- Hörbuch: Sternstunden des Universums. Lagato Verlag e.K., München 2012, ISBN 978-3-942748-22-3.
- Hörbuch: Sterne. Lagato Verlag e.K., Leipzig 2012, ISBN 978-3-942748-33-9.
- Kosmologie für Fußgänger. Eine Reise durchs Universum. Aktualisierte u. erweiterte Neuausgabe. Goldmann, München 2014, ISBN 978-3-442-15817-1.
- Harald Lesch und das Quot-Team:
- Physik für die Westentasche. Piper, München und Zürich 2003, ISBN 3-492-04542-1.
- Quantenmechanik für die Westentasche. Piper, München und Zürich 2007, ISBN 978-3-492-05125-5.
- Harald Lesch, Harald Zaun:
- Die kürzeste Geschichte allen Lebens. Piper, München und Zürich 2008, ISBN 978-3-492-05093-7.
- Harald Lesch (Hörbuch-CD):
- Über Gott, den Urknall und den Anfang des Lebens. GALILA Verlag, 2009, ISBN 978-3-902533-20-3.
- Harald Lesch, Friedemann Schrenk (Hörbuch-CD):
- Über die Evolution des Lebens, der Pflanzen und Tiere. GALILA Verlag, 2010, ISBN 978-3-902533-24-1.
- Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch. Unerhört wissenschaftliche Erklärungen. Knaus Verlag, München 2010, ISBN 978-3-8135-0382-1.
- „Sonne. 20 Gedichte aus fünf Kontinenten. Naturwissenschaftliche Einführung und astronomische Formeln von Harald Lesch“, Handsatz auf Velin d’Arches Bütten 160 g/m² und Gmund Color 100 g/m², 70 nummerierte und signierte Exemplare, GaragenDruck München.
- Harald Lesch, Wilhelm Vossenkuhl: Philosophie im Dialog. Komplett-Media, München und Grünwald 2011, ISBN 978-3-8312-0382-6.
- Gudrun Mebs, Harald Lesch (Autoren), Catharina Westphal (Illustrationen):
- Erzähl mir was vom Himmel und der Erde. cbj, München 2011, ISBN 978-3-570-15290-4.
- Philosophieren ist wie Kitzeln im Kopf. cbj, München 2013, ISBN 978-3-570-15621-6.
- Evolution ist, wenn das Leben endlos spielt. cbj, München 2015, ISBN 978-3-570-17079-3.
- Harald Lesch, Josef M. Gaßner:
- Urknall, Weltall und das Leben. Komplett-Media, München und Grünwald 2012, ISBN 978-3-8312-0389-5.
- Hörbuch: Urknall, Weltall und das Leben. Komplett-Media, München und Grünwald 2014, ISBN 978-3-8312-0409-0.
- Harald Lesch, Thomas Schwartz: Reden über Gott und die Welt: Theologie im Dialog. Komplett-Media, München und Grünwald 2013, ISBN 978-3-8312-0396-3.
- Harald Lesch, Martin Dittgen, Timothy Hall, Matthias Helsen, Florian Schlagintweit, Judith Selig, Florian Zeller, Roman Zitlau:
- Die Entdeckung des Higgs-Teilchens Bertelsmann, München 2013, ISBN 978-3-570-10208-4.
- Harald Lesch, Klaus Kamphausen: Die Menschheit schafft sich ab – Die Erde im Griff des Anthropozän. Komplett-Media, München und Grünwald 2016, ISBN 978-3-8312-0424-3.
Sonstiges
- Lesch ist Tabakspfeifenraucher, Jazzliebhaber und Kinderuni-Professor.
- Der 1997 entdeckte Asteroid (35357) Haraldlesch wurde im Jahr 2010 nach ihm benannt.[14][15]
Literatur
- Usch Kiausch: „Vielleicht treffen wir ja irgendwann auch mal außerirdische Europäer …“ Ein Gespräch mit Professor Harald Lesch. In: Sascha Mamczak, Sebastian Pirling, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 2011. Wilhelm Heyne Verlag, München 2011, ISBN 978-3-453-53379-0, S. 925–954.
Weblinks
Wikiquote: Harald Lesch – Zitate
Einzelnachweise