Helmut Satz (* 13. April 1936 in Berlin) ist ein deutscher theoretischer Physiker, der sich mit der Thermodynamik stark wechselwirkender Materie beschäftigt.
Satz studierte an der Michigan State University und der Universität Hamburg, wo er 1963 promovierte und sich 1967 habilitierte (Über die statistische Beschreibung hochenergetischer Vielteilchenerzeugungsreaktionen). Danach war er unter anderem in Los Angeles, am CERN in Genf und in Helsinki. Satz ist seit 1971 Professor für Theoretische Physik an der Universität Bielefeld, wo er – zuletzt Dekan des Fachbereichs – 2001 emeritierte. 1974 bis 1981 war er im Direktorium des Zentrums für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, 1975/76 und 1979/80 geschäftsführender Direktor. Außerdem war er Gastwissenschaftler am Brookhaven National Laboratory (BNL, 1985 bis 1989) und am CERN, wo er 1989 bis 1995 beurlaubt von der Universität Bielefeld die Schwerionenstoß-Experimente als Theoretiker betreute.
Satz befasste sich insbesondere mit der Physik des Quark-Gluon-Plasmas (QGP), das bei Schwerionenstößen untersucht wird und der Zustand der Materie in der Anfangszeit des Universums war. Der Phasenübergang vom Hadronengas zum Quark-Gluon-Gas findet nach Simulationen mit Gittereichtheorien bei etwa 1012 Kelvin statt. Das Universum befand sich etwa eine Milliardstel Sekunde nach dem Urknall für etwa 10 Mikrosekunden in diesem Zustand, bevor die Hadronen kondensierten. Beim Nachweis des QGP in Schwerionenstößen ist man auf verschiedene Signaturen angewiesen, die zusammen indirekt Hinweise auf das QGP geben, eine davon stammt von Satz und Tetsuo Matsui 1986[1], die Unterdrückung der Bildung von J/$ \Psi $ Teilchen (gebundene Zustände schwerer Quarks, hier aus Charm- und Anticharm-Quarks), da diese im Quark-Gluon-Plasma bildlich gesprochen zu "schmelzen" beginnen. Aufgrund solcher Signaturen wurde 2000 am CERN der Nachweis des Quark-Gluon-Plasmas bekanntgegeben. Satz entwickelte ferner Anwendungen der statistischen Physik (Perkolation) und der Astrophysik (Hawking Strahlung) für Probleme der starken Wechselwirkung.
In Bielefeld simulierte er mit seinen Mitarbeitern (wie Frithjof Karsch, der bei ihm 1982 promovierte) auch Quark-Gluon-Plasmen mit Hochleistungs-Parallelrechnern, die speziell für die Simulation in der QCD entwickelt wurden. 1992 bis 1997 koordinierte die Universität Bielefeld das EU-Netzwerk Computational Particle Physics (und dessen Nachfolger Phase Transitions in Hot Matter) und spielte darin eine führende Rolle. Satz war als Mitglied der Europäischen Rechner-Gremien für Kernphysik NuPECC und Elementarteilchenphysik ECFA an der Planung von Hochleistungsrechner-Zentren beteiligt. Nach seiner Emeritierung war er von 2002 bis 2004 Gulbenkian-Professor an der Technischen Universität Lissabon, Portugal.
1979 bis 1986 war er Herausgeber der Zeitschrift für Physik C. Satz ist seit 1994 Mitglied der Finnischen Akademie der Wissenschaften und seit 2014 Ehrendoktor der Universität Breslau/Wrocław in Polen.
Personendaten | |
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NAME | Satz, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 13. April 1936 |
GEBURTSORT | Berlin |