Joachim Ullrich (Physiker)

Joachim Ullrich (Physiker)

Version vom 17. Mai 2017, 18:44 Uhr von imported>Drahreg01 (→‎Weiteres Engagement und Auszeichnungen: lf.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Joachim Hermann Ullrich (* 2. Juni 1956 in Edenkoben) ist ein deutscher Physiker und Hochschullehrer. Seit 1. Januar 2012 ist Ullrich Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig.[1]

Leben

Ullrich studierte Geophysik und Physik an der Universität Frankfurt, wo er nach dem Diplom 1983 auch 1987 bei Horst Schmidt-Böcking promovierte und sich 1994 über Rückstoßionen-Impulsspektroskopie (RIMS) habilitierte. Nach Anstellungen bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (1989 bis 1994) ging er 1995 als Visiting Scientist an die Kansas State University in Manhattan und Gastprofessor an die University of Missouri in Rolla. Er nahm 1997 eine ordentliche Professur an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg an. Er wechselte 2001 als Direktor und wissenschaftliches Mitglied an das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und ist seit 2002 auch Honorarprofessor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, seit 2003 ist er auch Consultant Professor an der Fudan-Universität in Shanghai.

Ullrich arbeitet auf dem Gebiet der Atomphysik, Spektroskopie und der Laserphysik sowie der Molekülphysik. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem Gebiet der experimentellen Vielteilchen-Quantendynamik.

Weiteres Engagement und Auszeichnungen

  • Ullrich wurde 1999 mit dem Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
  • 2004 wurde er vom London Institute of Physics mit der David-Bates-Medaille ausgezeichnet.
  • 2006 erhielt er zusammen mit Robert Moshammer den Philip Morris Forschungspreis für die Entwicklung des Reaktionsmikroskops, ein kombiniertes Elektronen/Rückstoßionen-Spektrometer, mit dem Wenig-Teilchenprozesse (zum Beispiel Stöße von Elektronen mit Ionen, chemische Reaktionen oder die Elektronenemissionen nach Laser-Anregung von Atomen) in der Atom- und Molekülphysik genauer in Bezug auf ihre Kinematik beobachtet werden können. Das Gerät ist ein Analogon in der Atomphysik zur Blasenkammer in der Elementarteilchenphysik. Die Endprodukte werden dabei durch elektrische und magnetische Felder auf großflächige Detektoren geleitet.[2][3] Sie bauten dabei auf eine von Ullrichs Doktorvater Horst Schmidt-Böcking eingeleitete Entwicklung auf.[4]
  • 2010 wurde er mit Silbernen Ehrennadel des DESY-Forschungszentrums ausgezeichnet.[5]
  • 2013 wurde Ullrich zum zweiten Stellvertreter im Präsidium des Deutschen Instituts für Normung gewählt sowie zum Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).
  • 2015 wurde er in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften gewählt.
  • 2017 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse[6]

Ullrich ist seit 2007 Mitglied der American Physical Society (Amerikanische Gesellschaft für Physik), 2008 wurde er von der APS zum "Fellow" ernannt. Als Präsident der PTB ist er seit 2012 außerdem Vorsitzender des Stiftungsrats der „Stiftung Werner-von-Siemens-Ring“ und Vorsitzer des Verwaltungsrates, Helmholtz-Fonds e.V.[7] Im Rahmen der Meterkonvention wurde Ullrich darüber hinaus Mitglied im Internationalen Komitee für Maß und Gewicht (CIPM), dessen Consultative Committee for Units (CCU) er seit Beginn des Jahres 2014 als Präsident vorsteht.[8]

Schriften (Auswahl)

  • Vielfachionisation in hochenergetischen Schwerionenstössen. (=Dissertation, Universität Frankfurt 1987). OCLC 46082486.
  • Rückstoßionen-Impulsspektroskopie ein neuer Weg zur Untersuchung der Dynamik atomarer Reaktionen. (=Habilitationsschrift, Frankfurt 1993) Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt 1994, OCLC 180601460.
  • Atoms in extreme virtual photon fields of fast, highly charged ions. Gesellschaft für Schwerionenforschung, Darmstadt 1999, OCLC 76378171.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der PTB: Wechsel an der Spitze der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt auf ptb.de, abgerufen am 27. September 2013.
  2. Reaktionsmikroskop bei der Quasar Gruppe in Heidelberg kip.uni-heidelberg.de
  3. J. Ullrich, R. Moshammer, A. Dorn, R.Dörner, L. Ph. H. Schmidt, Horst Schmidt-Böcking: Recoil-ion and electron momentum spectroscopy: reaction-microscopes. Rep. Prog. Phys., Band 66, 2003, S. 1463–1545; R. Dörner, V. Mergel, O. Jagutzki, L. Spielberger, J. Ullrich, R. Moshammer, H. Schmidt-Böcking: Cold Target Recoil Ion Momentum Spectroscopy: A Momentum Microscope to View Atomic Collision Dynamics. Physics Reports, Band 330, 2000, S. 95–192.
  4. Geschichte des Reaktionsmikroskops auf der Webseite der Ullrich-Gruppe auf mpi-hd.mpg.de, abgerufen am 27. September 2013.
  5. Prof. Dr. Joachim Ullrich auf mpi-hd.mpg.de, abgerufen am 27. September 2013.
  6. Imke Frischmuth: PTB-Präsident Joachim Ullrich erhält das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Pressemitteilung vom 17. Mai 2017 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 17. Mai 2017.
  7. Vorsitzender des Stiftungsrates auf siemens-ring.de, abgerufen am 27. September 2013.
  8. [1] Prof. Dr. Joachim H. Ullrich – Präsident der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt auf ptb.de, abgerufen am 17. Januar 2014.