Johann Georg(e) Palitzsch (* 11. Juni 1723 in Prohlis; † 21. Februar 1788 ebenda) war ein sächsischer Naturwissenschaftler („Bauernastronom“, „Gelehrter Bauer“),[1] der für die Entdeckung[2] des von Halley vorausgesagten Kometen berühmt wurde[3] und heute besonders den Liebhabern der Astronomiegeschichte bekannt ist. (alternative Schreibweisen: Palizsch, Pahlitzsch, Palitsch, Palitch u.ä.)
Vom strengen Stiefvater zum erfolgreichen Landwirt erzogen, eignete sich Palitzsch im Selbststudium Kenntnisse der Astronomie, Physik und Botanik an; animiert durch die Predigten in der Leubnitzer Kirche und die private Lektüre der Bibel. Sehr bedeutend war die Bekanntschaft zu dem Tolkewitzer Zwirnhändler Christian Gärtner, auf dessen Leistungen als Fernrohrbauer und Astronom und dessen Beziehungen zum kurfürstlichen Hof er aufbauen konnte.
Die neuesten wissenschaftlichen Informationen erhielt Palitzsch im Mathematisch-Physikalischen Salon, wo er regelmäßig seine Wetterbeobachtungen ablieferte.
Palitzsch entdeckte am 25. Dezember 1758 die von Edmond Halley vorhergesagte Rückkehr des Halleyschen Kometen. Bis dahin erschienen Kometen unerwartet und es wurden darauf (meist düstere) Prophezeiungen gemacht. Nun gab es hingegen die Prophezeiung eines Kometen, die von der gelehrten Welt mit Spannung erwartet wurde. Um die Gravitationstheorie von Newton für alle sichtbar zu bestätigen, war der später als großer Kometenentdecker bekannte, französische Astronom Charles Messier von Joseph-Nicolas Delisle speziell für diese Aufgabe eingestellt wurden. Doch in Paris fand man den Kometen erst am 21. Januar 1759.[4]
Der Privatgelehrte Christian Gotthold Hoffmann veröffentlichte Palitzschs und seine eigenen Beobachtungen in den „Dreßdnischen Gelehrten Anzeigen“. Diese las der „Liebhaber der Sternwissenschaft“ (nach Lalande vermutlich Johann Heinrich Winckler) in Leipzig, der nun schon Ende Januar 1759 die weitere Bahn des Kometen bis Juni vorausberechnen konnte. Gottfried Heinsius übermittelte diese Nachrichten nach Paris zu Delisle, mit dem er bereits wegen früherer Beobachtungen von Christian Gärtner korrespondierte.[5]
Nach dieser Entdeckung waren Palitzsch, sein vorbildliches Gut, seine Sammlung von Instrumenten und Kuriositäten und sein botanischer Garten eine Attraktion für Dresdner und auswärtige Besucher.[6]
Er entdeckte 1761, neben anderen, die Atmosphäre der Venus während ihres Transits vor der Sonne.
1770 wurde Palitzsch in die „Leipziger Ökonomische Societät“ wegen seiner landwirtschaftlichen Kenntnisse als assoziiertes Mitglied aufgenommen.[7]
1783 wurden seine Beobachtungen der Helligkeitsschwankung des Algol in den Philosophical Transactions veröffentlicht. Diese Beiträge, die seinen Ruhm noch einmal in ganz Europa auffrischten, hatte er Hans Moritz von Brühl zu verdanken.[8] Diese Beziehung ist beispielhaft für Palitzschs gutes Verhältnis zu vielen Gelehrten und Adligen, z. B. auch Mendelssohn und Friedrich August III. Auffällig ist die Bekanntschaft zu vielen Freimaurern, z.B. Friedrich Wilhelm von Ferber und Karl Christian Canzler.
Die Einführung der Kartoffel und des Blitzableiters im Dresdner Elbtal werden ihm zugeschrieben. Seine Kenntnisse auf diesen Gebieten, sein Interesse für fast alle Dinge, die ihm erreichbar waren und seine damals als vorbildlich erachtete Lebensführung sind unbestritten und durch viele Nennungen in der damaligen Presse belegt – europaweit.[9]
Seinen Namen tragen drei Krater (Palitzsch, Palitzsch A und B) und ein Tal (Vallis Palitzsch) auf dem Mond. Der Asteroid (11970) Palitzsch wurde ihm am 28. März 2002 gewidmet.
In seinem früheren Heimatdorf (heute Stadtteil von Dresden) ehren ihn das Palitzsch-Museum[10] und die Palitzsch-Gesellschaft. Dort gibt es das 1877 errichtete Palitzsch-Denkmal, den 1923 gestalteten und 1982 zur 121. Mittelschule „Johann Georg Palitzsch“ versetzten Palitzsch-Brunnen und die Georg-Palitzsch-Straße.
In Freital-Döhlen wurde das Herrenhaus des Kammergutes Döhlen 1949 zum Kulturhaus einer Neubauern-Siedlung und „Bauer-Palitzsch-Haus“ genannt. Auch die anliegende Straße heißt seitdem Johann-Georg-Palitzsch-Hof.[11]
Die Johann-Georg-Palitzsch-Medaille ist nach ihm benannt.
„Johann George Palizsch, Bauer in Prohlis bei Dresden, der fleisigste Bearbeiter der vaterlichen Felder, ein vortreflicher Sternkundiger, Naturforscher, Pflanzenkenner, fast in keiner Wissenschaft fremd, ein Mann der sein eigner Lehrer war, fromm, aufrichtig, ein Weiser in seinem ganzen Leben, gebohren den 11. Junius 1723.“
Auf seinem Grabmal steht:
„Dem forschenden Wanderer ein Muster – als Vater, als Gatte, als Freund den Lohn seiner Tugend erwartend – schläft PA(H)LITZSCH in dieser Behausung – geb. 11. Juni 1723 – gest. 21. Febr. 1788 zu Prohlis“
„Ehrlicher, braver Palisch, wie manche städtische Thorheit hat zu deiner ländlichen Gelahrheit ihre Zuflucht genommen, und von dir Trost begehrt; denn du treulicher gabst, als er geglaubt und genüzt ward. Selbst Geistliche nah und fern unterließen nicht Erkundigung einzuziehn, um vielleicht aus der Nähe des Weltgerichts Stof zu herzbrechenden Bußvermahnungen herzunehmen …“
Personendaten | |
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NAME | Palitzsch, Johann Georg |
ALTERNATIVNAMEN | Palitzsch, Johann George |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Naturwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1723 |
GEBURTSORT | Prohlis |
STERBEDATUM | 21. Februar 1788 |
STERBEORT | Prohlis |