Johann Georg von Soldner (* 16. Juli 1776 Georgenhof bei Feuchtwangen; † 13. Mai 1833 in München-Bogenhausen) war ein deutscher Physiker, Mathematiker, Astronom und Geodät. Für exakte Landesvermessungen entwickelte er das Soldner-Koordinatensystem.
Er wurde am 16. Juli 1776 auf dem Georgenhof bei Feuchtwangen im mittelfränkischen Landkreis Ansbach als Sohn des Bauern Johann Andreas Soldner geboren. Er erhielt zwei Jahre Unterricht an der Feuchtwanger Lateinschule. Es zeigte sich bei ihm früh eine mathematische Begabung: mit selbst gebauten Instrumenten hat er die Äcker seines Vaters vermessen und nächtelang studierte er mathematische Lehrbücher und Landkarten. Da er nie ein Gymnasium besucht hatte, begann er 1796 mit Privatstudien von Sprachen und Mathematik in Ansbach. 1797 kam der damals preußische Staatsbürger nach Berlin, wo er beim Astronomen Johann Elert Bode an der Berliner Sternwarte als Geometer angestellt war, und betrieb dort astronomische und geodätische Studien. 1804–1806 leitete er die Vermessung des Fürstentums Ansbach. 1808 wurde er von Joseph von Utzschneider nach München geholt und als Trigonometer der neu gegründeten Steuervermessungs-Kommission eingestellt. Für seine Verdienste an den theoretischen Grundlagen für die bayerische Landesvermessung wurde ihm später der persönliche Adelstitel verliehen.
1815 wurde er zum Hofastronomen ernannt. Nachdem der Mathematiker Karl Felix von Seyffer (1762–1822) wegen „astronomischer Untätigkeit“ bezüglich der Neueinrichtung der Münchener Sternwarte in Bogenhausen 1813 von seinen Aufgaben dispensiert wurde und der Physiker und Mathematiker Anselm Ellinger (1758–1816) zu seinem Vertreter bestellt wurde, übernahm Soldner im November 1815 nach Seyffers Entlassung die Nachfolge und wurde am 1. April 1816 zum Sternwartedirektor ernannt. 1816–1818 wurde dann unter Mitwirkung von Utzschneider, Georg Friedrich von Reichenbach und Joseph von Fraunhofer die neue Sternwarte auf einer kleinen Anhöhe östlich des Dorfes Bogenhausen errichtet. Ab 1828 konnte Soldner seinen Aufgaben wegen eines Leberleidens nicht mehr voll gerecht werden. Daher führte sein junger Assistent Johann von Lamont unter seiner Aufsicht die Geschäfte der Sternwarte. Soldner wurde auf dem Bogenhausener Friedhof an der Westseite der Kirche St. Georg bestattet (Ehrengrab).[1][2]
Auf Soldner geht unter anderem das Soldner-Koordinatensystem zurück, das in weiten Teilen Deutschlands noch bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurde, im Land Berlin sogar noch im 21. Jahrhundert. Mathematisch hat er sich mit dem Integrallogarithmus beschäftigt und dazu 1809 das Werk Théorie et tables d’une nouvelle fonction transcendante verfasst. Soldner war der erste, der nach Lorenzo Mascheroni (1790) die Eulersche Konstante γ = 0,57721… auf 22 richtige Dezimalen berechnet hat (1809).
1804 (geschrieben 1801) wurde eine Arbeit von ihm veröffentlicht, in der er aufgrund der Newtonschen Korpuskeltheorie des Lichtes folgerte, dass Licht durch Himmelskörper abgelenkt werden würde, wobei er im Rahmen des newtonschen Gravitationsgesetzes unter Benutzung der masseunabhängigen klassischen Bewegungsgleichungen den Wert von 0,84 Bogensekunden erhielt. Soldner schrieb:
„Wenn also ein Lichtstral an einem Weltkörper vorbeigeht, so wird er durch die Attraktion desselben genötigt, anstatt in der geraden Richtung fortzugehen, eine Hyperbel zu beschreiben, deren konkave Seite gegen den anziehenden Körper gerichtet ist. […] Wenn man in der Formel für tang ω die Beschleunigung der Schwere auf der Oberfläche der Sonne substituiert, und den Halbmesser dieses Körpers für die Einheit annimmt, so findet man ω=0,84″. Wenn man Fixsterne sehr nahe an der Sonne beobachten könnte, so würde man wohl darauf Rücksicht nehmen müssen. Da dies aber bekanntlich nicht geschieht, so ist auch die Perturbation durch die Sonne zu vernachlässigen.“[3]
In seinen ersten Arbeiten über die Allgemeine Relativitätstheorie (1908,1911) erhielt Albert Einstein denselben Wert für die Ablenkung. Jedoch erwiesen sich diese Arbeiten mit der Fortentwicklung der Theorie als unzureichend und 1916 gelangte Einstein schließlich zu einer Ablenkung von 1,75", also ca. doppelt so groß wie Soldners Wert. Daraufhin veranlasste 1921 der Einstein- und Relativitätsgegner Philipp Lenard einen Neuabdruck von Soldners Arbeit in den Annalen der Physik, mit der Absicht, die Priorität Einsteins zu untergraben, eine Alternative zur ART zu präsentieren und auf einen möglichen Plagiat Einsteins hinzuweisen.[4] Jedoch wurde dies beispielsweise von Max von Laue und anderen gleich zurückgewiesen, da Soldners Wert einerseits halb so groß war wie Einsteins, und weil die Grundlagen der Theorien völlig verschieden sind, so dass ein Vergleich zwischen ihnen keinen Sinn ergibt.[5][6][7][8] Moderne Messungen bestätigen den einsteinschen Wert.[9]
Seit 1813 war Soldner Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1825 wurde er zum Mitglied der Astronomischen Gesellschaft London ernannt. Ihm wurde das Ritterkreuz des bayerischen Zivilverdienstordens (1825) und das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion (1829) verliehen.
In Feuchtwangen ist die Johann-Georg-von-Soldner-Realschule Feuchtwangen nach ihm benannt. In München erinnert seit 1962 ein Denkmal an Soldner. Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen verleiht für Verdienste um das Vermessungswesen seit 2003 eine Soldner-Medaille.
Personendaten | |
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NAME | Soldner, Johann Georg von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker, Mathematiker und Astronom |
GEBURTSDATUM | 16. Juli 1776 |
GEBURTSORT | Feuchtwangen |
STERBEDATUM | 13. Mai 1833 |
STERBEORT | Bogenhausen |