Johanna Weber (* 8. August 1910 in Düsseldorf; † 24. Oktober 2014 in Ewshot, Hampshire)[1] war eine deutsch-britische Mathematikerin, die an der Entwicklung der Aerodynamik des Flugzeugs Concorde mitwirkte.
Johanna Weber kam aus kleinen Verhältnissen. Ihr Vater, ein wallonischer Wanderarbeiter, fiel auf deutscher Seite im ersten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges.[1] Weber besuchte eine Klosterschule, begann ihr Chemie- und Mathematikstudium an der Universität zu Köln und setzte nach einem Jahr das Studium an der Universität Göttingen fort, deren wissenschaftliches Personal durch den Antisemitismus der Nationalsozialisten ab 1933 dezimiert wurde. Nach dem Staatsexamen begann sie ihre Berufstätigkeit in der deutschen Rüstungsindustrie in einem Krupp-Unternehmen als Ballistikerin.
Ab 1939 arbeitete sie als Mathematikerin bei der Aerodynamischen Versuchsanstalt Göttingen (AVA) in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Göttingen. Seitdem arbeitete sie mit dem gleichaltrigen Dietrich Küchemann zusammen, der dort seit 1936 beschäftigt war. Ihre Forschungsarbeiten gingen an die Zentrale für Wissenschaftliches Berichtswesen der Luftfahrtforschung (ZWB). Während Küchemann das Auftreten hatte, die Forschungsergebnisse auch in der Hochschullehre und in der Öffentlichkeit zu vertreten, zog Weber die Arbeit in den Forschungslabors vor.
Nach Kriegsende 1945 erhielt zunächst Küchemann von der britischen Besatzungsmacht eine Beschäftigung beim Royal Aircraft Establishment (RAE) in Farnborough, Weber folgte ihm 1947. 1953 erhielt sie die britische Staatsbürgerschaft.[2] Beide waren zunächst an der Entwicklung des Bombers Handley Page Victor beteiligt und entwarfen seine Pfeilflügel. 1953 erschien ihr gemeinsames Buch Aerodynamics of Propulsion, Weber beeinflusste auch Küchemanns postum erschienenes Hauptwerk The Aerodynamic Design of Aircraft.[1]
Beide gehörten seit 1956 zu dem britisch-französischen Entwicklungsteam für ein Überschallpassagierflugzeug, das als Concorde 1969 seinen Erstflug hatte, für dessen Form und Flugeigenschaften sie die mathematischen Grundlagen beisteuerte.[1]
Weber wohnte seit 1953 als Nachbarin von Küchemann in Wrecclesham.[1] Sie ging 1975 in den Ruhestand. Die letzten Jahre verbrachte sie in einem Altersheim im nahegelegenen Ewshot, wo sie 2014 starb.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Weber, Johanna |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-britische Mathematikerin |
GEBURTSDATUM | 8. August 1910 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 24. Oktober 2014 |
STERBEORT | Ewshot, Hampshire, Vereinigtes Königreich |