Loadstone-GPS

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Loadstone-GPS
Aktuelle Version 0.74
(25. Mai 2010)
Betriebssystem Symbian
Programmiersprache Lua-Fehler in Modul:Wikidata, Zeile 708: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)
Kategorie Navigationssoftware
Lizenz GPL
www.loadstone-gps.com

Loadstone-GPS ist eine freie satellitengestützte Orientierungs-Software, die ohne Grafik arbeitet und von Blinden für Blinde programmiert wird.

Es ist jedoch möglich, Routen, die vorher auf einem Computer erstellt wurden, als Punktefolgen einzuladen und abzugehen.

Zur Benutzung für Blinde bzw. Sehgeschädigte wird vorausgesetzt, dass ein Screenreader und/oder eine Vergrößerungs-Software für Text, oder auch eine Braille-Ausgabe-Hardware vorhanden ist.

Der Name „Lodestone“, von dem Loadstone abgeleitet ist, ist das englische Wort für Magneteisenstein, ein natürliches Magnetgestein, dass schon seit sehr langer Zeit von Menschen für die Herstellung von Kompassen verwendet wird.

Loadstone-GPS Projekthistorie

Das Loadstone-Projekt entwickelt eine Open-Source-Software zur Nutzung von satellitengestützter Navigation für blinde und stark sehbehinderte Menschen. Die Software ist kostenlos und läuft zurzeit auf nahezu allen Geräten von Nokia mit der S60-Benutzeroberfläche unter fast allen Versionen des Symbian-Betriebssystems. Über Bluetooth wird dabei eine GPS-Maus mit dem Handy gekoppelt.

Die Entwickler von Loadstone-GPS sind alle blind und kommen aus Vancouver, Amsterdam und Glasgow. Viele Anwender aus der ganzen Welt beteiligen sich mit Verbesserungsvorschlägen. Das Projekt wurde 2004 von den Privatpersonen Monty Lilburn und Shawn Kirkpatrick initiiert und nach ersten Entwicklungserfolgen im Mai 2006 öffentlich bekannt gemacht. So fanden weitere Freiwillige ihren Weg in das Projekt. Seitdem wurde die Software immer weiter verbessert.

Ab Version 0.70 ist das Programm signiert, wodurch die Installation auf Nokiageräten der dritten Edition wesentlich erleichtert wurde. Ab der Version 0.71 nutzt die Software neben den bereits unterstützten Bluetooth-GPS-Geräten auch in Nokia-Mobiltelefone integrierte GPS-Empfänger.

Eine umfangreiche englischsprachige Anleitung sowie verschiedene Online-Tools wurden entwickelt und die Programm-Oberfläche in mehrere Sprachen übersetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt stellen die technische Komplexität und das Fehlen von mehrsprachigen Anleitungen für viele Interessierte aber noch ein großes Problem dar.

Das Unternehmen Nokia ignoriert das Loadstone-Projekt weitgehend und gewährt den Entwicklern keine Unterstützung.

Das Programm steht unter der GNU General Public License (GPL) und wurde bislang nur durch private Mittel der Entwickler und durch Spenden meist blinder und sehbehinderter Anwender finanziert.

Funktionsweise der Loadstone-GPS-Software

Zum jetzigen Zeitpunkt ist Loadstone für blinde Menschen sehr nützlich, um die Lage bestimmter Punkte ermitteln zu können.

Daher eignet es sich momentan am besten für Wege oder Gebiete, die man bereits kennt oder sich einmalig mit einem sehenden Helfer erarbeitet. Dazu geht man zu den gewünschten Stellen und speichert dann die Punktkoordinaten mit selbst gewählten Namen in eine persönliche Datenbank.

Danach kann das Programm später anhand der aktuellen GPS-Position und Fortbewegungsrichtung mitteilen, welche dieser Punkte sich im Bezug zum aktuellen Standort in welcher Entfernung und in welcher Himmelsrichtung bzw. Richtung bezogen auf die Fortbewegungsrichtung befinden. Das erleichtert die Orientierung sehr, so dass sich die Mobilität beim Einsatz eines weißen Langstockes oder eines Blindenführhunds mit Hilfe der Satellitennavigation sehr verbessern lässt und das Sicherheitsgefühl und der Bewegungsradius der betroffenen Personen steigt.

Sinnvolle Orientierungspunkte sind neben den klassischen Points of interest für Blinde:

  • Straßen- und Wegekreuzungen und -Abzweigungen,
  • mehrere einzelne Stützpunkte für gekrümmte Wege
  • Gesicherte Fußgängerüberwege
  • kleinere Orte von Interesse wie Parkbänke, Briefkästen, Telefonzellen usw.

Bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel können blinde Menschen die richtige Ausstiegsstation mit Loadstone-GPS selbständig ermitteln, da moderne GPS-Empfänger meist auch innerhalb von Verkehrsmitteln noch einige Satellitensignale empfangen und zur Positionsbestimmung auswerten können.

Sehende Benutzer der kompatiblen Mobiltelefone können Loadstone-GPS zusammen mit einem Bluetooth-GPS-Empfänger auch für die Freizeitbeschäftigung Geocaching einsetzen. Da bei diesem Spiel sehr vielfältige Aufgaben zu bewältigen sind, können auch blinde und sehbehinderte Menschen gut im Team integriert werden und ihren Teil zur Lösung beitragen.

Import von Koordinatendaten

Selbst erstellte Punkte können zwar prinzipiell auch über eine Online-Datenbank mit anderen Loadstone-Anwendern ausgetauscht werden, aber in der Praxis funktioniert das wegen der momentan zu wenigen und weltweit verstreuten Benutzer noch nicht gut. Die Loadstone-Gemeinschaft hat Lösungen entwickelt, Koordinaten aus den verschiedensten freien Quellen wie dem OpenStreetMap-Projekt zu importieren. Außerdem ist man auf der Suche nach einem Sponsor, der eine Lizenz für kommerzielle Kartendaten erwirbt, und dem Projekt und damit den blinden Loadstone-GPS-Anwendern weltweit zur Verfügung stellt.

GPS-Empfänger

Ein GPS-basiertes Orientierungsprogramm wie Loadstone-GPS benötigt Satellitendaten, um daraus die aktuelle Position zu errechnen und dann Informationen über die Richtung und Entfernung zum nächsten Routenpunkt auszugeben.

Sehenden Menschen genügt dabei meist eine Genauigkeit von 10 bis 20 Metern, da sie ihre Umgebung schnell mit den Augen wahrnehmen können und deshalb die Anweisungen ihres Navigationssystems intuitiv umsetzen. Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Genauigkeit bei der geographischen Positionsbestimmung jedoch ein wesentlich wichtigerer Faktor. Wünschenswert wäre eine exakte Lokalisierung mit einer Genauigkeit von 1 bis 2 Meter (Blindenstock-Länge).

Ein wesentlicher Nachteil von GPS bei der Nutzung durch Fußgänger ist die zunehmend nachlassende Genauigkeit bei langsamen Geschwindigkeiten. Das liegt daran, dass die Empfänger-Software bei schneller Bewegung wie beim Auto fahren leichter kalkulieren kann, wo sich der Nutzer in den nächsten Sekunden wahrscheinlich befinden wird, da die Daten über die aktuelle Geschwindigkeit und bisherige Richtung die Berechnung erleichtern.

Blind bedienbare Mobilgeräte

Blinde Menschen können einen Computer mit Hilfe einer Screenreader-Software zur Erzeugung synthetischer Sprache oder einer portablen Brailledisplay benutzen. Seit einigen Jahren gibt es solche Lösungen auch für mobile Geräte.

  • Im Jahr 2001 brachten die deutschen Programmierer Torsten Brand (verstorben 2010) und Marcus Gröber die Software Talx für die Communicator-Serie von Nokia auf den Markt. Als Sprachsynthesizer wurde dabei die unter blinden PC-Anwendern sehr oft genutzte ETI-Eloquence verwendet. Später verkauften sie ihr Unternehmen an ScanSoft, das 2005 das Unternehmen Nuance Communication und deren Namen übernahm. Nuance Communications vertreibt die Software nun als Talks für S60-Symbian-Telefone.[1] 2009 wurde Talks auch auf die Plattform Windows Mobile portiert.
  • Seit dem Jahr 2004 gibt es den Screenreader Mobile Speak vom spanischen Unternehmen Code Factory, der ebenfalls auf S60-Symbian-Handys läuft. Später entwickelten sie dort noch Mobile Speak Pocket für das Betriebssystem Windows Mobile.[2]
  • Seit 2007 gibt es außerdem die Software Pocket Hal vom Unternehmen Dolphin, die auf Telefonen und PDAs mit Windows Mobile genutzt werden kann.
  • Bei Google arbeitet man an einem Screenreader für das Betriebssystem Android.[3]
  • Nokia will Bedürfnisse behinderter Menschen erforschen, um dann unter anderem auch ein spezielles Mobiltelefon für blinde Menschen auf den Markt zu bringen.[4]
  • Das kanadische Unternehmen Humanware entwickelt in Zusammenarbeit mit dem spanischen Unternehmen Code Factory den Screenreader Oratio für die Blackberry-PDAs von RIM.

Kommerzielle Navigationslösungen für blinde Menschen

Im Juni 2007 brachte das schwedische Unternehmen Wayfinder Systems AB das auf Nokiageräten laufende Programm auf den Markt.[5] Es handelte sich dabei um eine Variante ihrer eher auf Autofahrer ausgerichteten Navi-Software Wayfinder Navigator, die zusätzlich einige für blinde Menschen nützliche Informationen über die Umgebung zugänglich machte, und deren Bedieneroberfläche für Screenreader-Software in einigen Bereichen optimiert wurde. Für die Nutzung war eine Internetverbindung des Gerätes notwendig. Der Dienst wurde offiziell zum 1. April 2011 eingestellt.

Die Sendero Group[6] vertreibt schon seit einigen Jahren eine Navigations-Lösung, die allerdings nur auf speziellen, sehr teuren PDAs für Blinde vom Unternehmen Humanware läuft. Die Nutzer kommen hauptsächlich aus dem englischsprachigen Raum.

Das spanische Unternehmen Code Factory arbeitet an der Anwendung Mobile Geo für das Betriebssystem Windows Mobile.[7] Die Software wird mit dem SDK der Sendero Group entwickelt, befindet sich aber noch im Beta-Stadium. Code Factory ist einer der beiden wichtigen Anbieter von Screenreader-Lösungen für Mobilgeräte.

GW Micro[8] bietet für sein speziell auf Blinde ausgerichtetes Gerät Voice Sense die Software Sense Nav an, die mit dem SDK der Sendero Group entwickelt wurde. Die benötigte Hardware ist im deutschsprachigen Raum anscheinend nicht verbreitet.

Seit einigen Jahren vertreibt das kanadisch-neuseeländische Unternehmen Humanware das System Trekker,[9] das auf einem handelsüblichen, mit einer Spezialtastatur für den Touchscreen ausgerüsteten PDA läuft.

Weblinks

Einzelnachweise

en:GPS for the visually impaired#Loadstone GPS